Also ich wäre an deiner Stelle auch mehr als unzufrieden mit der Situation und würde über einen Wechsel nachdenken, auch wenn du schon 12 Einheiten bei ihr hattest. Du hast auch (mindestens) noch 20 Sitzungen vor dir, und die würde ich unter diesen Umständen nicht bei dieser Therapeutin nehmen wollen.
Mir geht es dabei gar nicht so sehr darum, dass du dich nach Sitzungen manchmal schlecht fühlst, das muss nicht unbedingt etwas heißen, therapeutisches Arbeiten ist oft sehr hart und kann auch mal unangenehm für den Patienten sein (mit den dementsprechenden Nachwirkungen), wie hier ja auch schon geschrieben wurde.
Aber so, wie du sie beschreibst, scheint sie ja nicht wirklich engagiert mitzudenken und stattdessen lieber mit ein paar Allgemeingültigkeiten zu antworten oder zu deflektieren, also abzulenken, anstatt sich wirklich mit dem auseinanderzusetzen, was du konkret gesagt hast.
Ich habe solche Therapeuten auch schon kennengelernt, die nicht wirklich zuhören und stattdessen mit so ein paar Standardfloskeln oder Standard-Repliken antworten. Ich glaube, dass jeder Therapeut so ca. 10 - 20 Fragen bzw. Gegenfragen hat, die irgendwie immer passen und die kaschieren können, dass derjenige nicht wirklich zuhört oder mitdenkt, sondern mit den Gedanken eigentlich ganz woanders ist. Dazu passt auch ihre wirklich üble „Mutti“-Aussage:
Am schwierigsten finde ich Ihre Aussage: „Bei MindDoc arbeiten halt viele Muttis“, das ist meiner Meinung nach mehr als grenzwertig.
Einerseits sagt das viel über ihre Einstellung zu ihrem Job aus (inklusive der Überzeugung, dass sie sich wohl für ziemlich unkündbar hält aufgrund der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt und dem Mangel an Therapeuten),
andererseits ist es menschlich hochgradig problematisch, sinngemäß zu jemandem zu sagen „Geh‘ doch ruhig woanders hin, du kannst es ja versuchen, aber andere Therapeuten werden dich auch nicht besser behandeln als ich“.
Und das von einer Psychologin! Ich möchte jetzt mal lieber nicht näher darauf eingehen, was für ein problematisches Verhalten das ist.
Ich kann dir aus meiner Erfahrung nur sagen:
Nein, so ein Verhalten ist nicht normal. Jeder Therapeut sagt mal ab, ganz klar, aber so häufig, so spontan und in einer so kurzen Zeitspanne mit gleichzeitig so wenig Problem-Bewusstsein für das eigene Verhalten: Das ist nicht normal.
Sie glaubt halt wohl, dass sie sich das herausnehmen kann, so scheint es zumindest.
Ihre Priorität ist aktuell wohl ihr Muttersein, das zeigt ihr Verhalten recht deutlich, finde ich. Und der angespannte Markt für Therapieplätze sorgt dafür, dass sie sich so ein Verhalten scheinbar leisten kann, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.
Ich kann mir übrigens auch nicht vorstellen, dass du die erste Patientin bist, die mit MindDoc Probleme hat. Ich persönlich war noch nicht da, habe aber über die Jahre viele Patienten kennengelernt, die dort waren und überhaupt nicht zufrieden waren.
Das Verhältnis zwischen Patient und Therapeut ist ja immer sehr individuell, und es gibt überall gute (oder passende) und schlechte (oder unpassende) Therapeuten, aber was ich so mitbekommen habe, scheint die Firma MindDoc nicht den besten Ruf zu haben, was die Qualität ihrer Therapeuten angeht.
Es liegt also ganz bestimmt nicht an dir, und ich finde es schwierig, dass deine Therapeutin offensichtlich versucht, dir einzureden, dass du das Problem seist (und nicht sie selber) und sie andeutet, dass du mit zu hoher Erwartungshaltung an die Therapie herangehst. Es ist nicht zu viel verlangt, dass der Therapeut bitte nicht ständig spontan absagt, und es ist auch nicht normal, auch wenn sie offenbar versucht, dir das Gegenteil einzureden.
Ich würde mich auf jeden Fall auch schriftlich bei der Krankenkasse über MindDoc beschweren und um eine Alternative bitten. Und ich würde bei der Krankenkasse sagen, was MindDoc Dir geantwortet hat, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die so völlig ungebremst ihre eigenen Regeln aufstellen können, wenn die über die Krankenkasse abrechnen. Es gibt ja auch Patienten-Rechte, wenn die Therapie über die Krankenkasse abgerechnet wird, an die sich dann auch MindDoc (zumindest teilweise) halten muss.
Man kann auch in fortgeschrittenem Stadium der Therapie jederzeit den Therapeuten wechseln, und das muss eigentlich auch für MindDoc gelten, die ja, soweit ich weiß, auch nach der normalen Gebührenordnung für Psychotherapeuten abrechnen.
Dann müssten da doch auch die gleichen Patienten-Rechte gelten.
Klar wäre es besser, wenn man innerhalb der probatorischen Sitzungen ( meistens die ersten 5 Sitzungen) merkt, dass es nicht passt, aber man kann auch später wechseln.
Leider lässt sich zumeist nicht vermeiden, dass die bereits abgeleisteten Stunden angerechnet werden, aber manchmal ist die Krankenkasse dann kulant bei der weiteren Verlängerung der Therapiestunden.
Und ob du überhaupt bei MindDoc bleiben möchtest, kannst du dir ja noch überlegen.
Dass MindDoc sagt, dass sie nicht garantieren können, dass man dort nochmal wieder einen Therapeuten bekommt oder wie lange die Wartezeit ist, ist meiner Meinung nach auch differenziert zu betrachten.
Klar können sie das nicht garantieren, aber im Endeffekt wollen sie Geld verdienen. Für mich klingt das aber auch ein bisschen nach Einschüchterungs-Taktik.
Natürlich kann es realistisch sein, dass du etwas warten musst, bis du dort einen neuen Therapeuten bekommst, aber ich glaube nicht, dass sie dich als Kundin rauswerfen, daran haben sie ja kein Interesse.
Ja, bei Therapeuten sind die Wartelisten oft lang, aber MindDoc ist ja etwas anders organisiert als die klassischen ambulanten Therapeuten und will einfach nur möglichst viel Geld verdienen.
Abschließend kann ich nur sagen: Es liegt nicht an dir oder daran, dass du eine zu hohe Erwartungshaltung hast. Deine Therapeutin versucht da, Dir etwas einzureden.
Auch wenn es mit Aufwand verbunden ist, würde ich auf jeden Fall darüber nachdenken, die Therapeutin zu wechseln. So, wie du sie beschreibst, wird sie sich vermutlich nicht ändern, und die Therapie auf diese Art und Weise fortzusetzen klingt für mich nicht wirklich zielführend. Ich würde mir die Stunden lieber aufsparen für einen Therapeuten, bei dem es besser passt mit der Art der Gesprächsführung und der Zuverlässigkeit.
Wenn dein Zustand aktuell nicht so heftig instabil ist, dass du ohne deine Therapeutin gar nicht klarkommst, würde ich mir gut überlegen, ob ich mir das noch lange bieten lassen wollen würde.
Meine Erfahrung hat gezeigt: Es fällt oft sehr schwer, den Therapeuten zu wechseln, aber langfristig kann es einem auch ganz erheblich schaden, zu lange in einer unpassenden therapeutischen Beziehung zu bleiben. Die Stunden, die einem die Krankenkasse gewährt, sind zu wertvoll, um sie an eine unpassende Therapeutin zu geben.
Frag‘ dich ganz ehrlich: Glaubst du daran, dass du mit ihr noch irgendetwas erreichen kannst, oder überwiegt vielleicht einfach die Angst, keinen neuen Therapeuten zu finden?
Wenn die Antwort die zweite Alternative ist, würde ich ganz stark darüber nachdenken, zu wechseln, auch wenn das vielleicht etwas Wartezeit bedeutet.
Es hängt natürlich von deinem aktuellen Zustand ab, aber nachdem du ja schon das Gespräch mit ihr gesucht hast und sie sehr unangenehm darauf reagiert hat, würde ich mir wirklich gut überlegen, ob du bei ihr tatsächlich noch einen Profit von der Therapie erwarten kannst.
Alles Gute!
Vor 10 Minuten •
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