Ich habe auch diverse Erfahrungen mit Kunst-/Gestalt-Therapie gemacht, in meinen diversen stationären Aufenthalten, und kann sagen: meine Haltung dazu hat sich im Laufe der Zeit verändert.
Zuerst stand ich dem Ganzen völlig ablehnend gegenüber, wollte zuerst auch gar nicht teilnehmen, musste ich dann aber, saß die ersten Wochen nur da, ganz konkret gebockt wie ein kleines Kind und wollte, dass man mich dort wieder herausnimmt. Aber ich musste bleiben, und nach ein paar Wochen habe ich dann doch angefangen, etwas zu tun, und irgendwann wurde es besser, ich konnte mich Stück für Stück auf den Prozess einlassen, fand es gut, dass ich einfach machen konnte, wonach mir war, und eben nicht wie früher im Kunstunterricht etwas Künstlerisches dabei herauskommen musste (wir durften die Sachen auch nach der Stunde entsorgen, wenn wir wollten, es ging wirklich nur um den gestalterischen Prozess). Zu einigen Materialien habe ich nach wie vor überhaupt gar keinen Zugang, aber hier und da habe ich doch das eine oder andere Material entdeckt, mit dem ich arbeiten mochte und fand es z.T. faszinierend, dass sich hier und da ein erleichternder Effekt eingestellt hat (mir fällt gerade kein bessere Wort ein), den ich mir bis heute nicht vollständig erklären kann.
Ich fand es gut, dass die (guten) Therapeuten einen zu nichts gedrängt haben, dass sie einen in Ruhe gelassen haben, wenn man das wollte, dass sie unterstützt haben, wenn man das gerne wollte, dass die anderen Mitpatienten nicht kommentieren durften, was man gemacht hat (besprochen wurden die Sachen nur mit den Therapeuten), das waren gute Stunden. Anstrengend fand ich die Therapeuten, die einen ständig bedrängt haben, einem Sachen aufzwingen wollten und tatsächlich krampfhaft in wirklich alles etwas hineininterpretieren mussten, egal, ob man das wollte oder nicht (solche habe ich auch kennengelernt).
Insofern kenne ich beide Seiten und habe auch für beide Seiten vollstes Verständnis. Hätte ich an dem kritischen Punkt in meiner Kunsttherapie den falschen Therapeuten gehabt, hätte ich vermutlich nie den Zugang dazu gefunden. Und ich habe auch Mitpatienten kennengelernt, die auch nach 10 Wochen noch immer nichts mit der Kunsttherapie anfangen konnten, da fand ich es grenzwertig, diese weiterhin dahinzuzwingen (hartes Wort vielleicht, trifft aber den Kern der Sache), auch wenn das natürlich therapeutisch begründet wurde... Sicher ist es nicht verkehrt, Patienten auch mal aus ihrer Komfort-Zone herauszubringen, zu fordern und auch mal gegen innere Widerstände anzugehen, aber bitte immer mit Verstand und Augenmaß.
Quintessenz: Ich habe Kunsttherapie lieben gelernt, verstehe aber auch jeden, der damit nichts anfangen kann.
LG Silver