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So, hab mich ja noch gar nicht wieder gemeldet hier.

Ich versuchs mal kurz zu fassen ...
War ja vom 13.10 - 3.11 zur stationären Therapie.

Ankunft und Aufnahme in der Havelhöhe war sehr angenehm.
Gleich einen sehr netten Paten bekommen der mir alles gezeigt hat und zudem auch mein Zimmernachbar war für die ersten 2 Wochen.
Am ersten Tag Medizincheck und Erstgepräch bei meinem persönlichen Therepeuten.
Man sagte mir ich könne mich erstmal 3-4 Tage einleben, die Leute und die Umgebung kennenlernen.
Danach fing es dann mit den ersten Gruppen und Akitvitäten an.
In der Havelhöhe basiert alles auf Selbstmanagement.
Das heisst es gibt einen Plan auf dem alle Kurse, Gruppen etc. aufgelistet sind. Ein paar davon hat mir mein Therapeut empfohlen, weitere konnte man dann halt jederzeit auf freiwilliger Basis mitmachen ... Z.B. Plastizieren, Bewegungsbad, Musiktherapie, Psychoedukative Gruppe usw usw...
War für mich sehr angenehm weil man nicht unter dem Druck stand irgendwas machen zu MÜSSEN.
Wenn man sich mal nicht wohl fühlte, ist man einfach auf dem Zimmer geblieben, ist spazieren gegangen oder sonstwas.

Die ersten 2 Wochen waren für mich wirklich sehr angenehm. Allein der Tapetenwechsel und das Austauschen mit ca. 20-25 Gleichgesinnten hat sehr gut getan. Durch die Gruppen und Kurse (wo man nur zuhören musste^^) kann ich heute sagen dass ich, wenn auch wirklich nur ein bischen, besser mit meinen gesundheitlichen Ängsten, also Panik, umgehen kann.
Ansonsten wurde mir aber auch nach 2 Wochen klar wie depressiv ich wirklich bin, und vor Allem wie extrem meine Redeangst bzw. das im Mittelpunkt stehen ist.
So gab es z.B. jeden 2ten Abend einen Tagesrückblick. Meisst mit ca. 8 Leuten + Pfleger/in.
War anfangs noch ok, aber bei einem Tagesrückblick fühlte ich mich sowas von unwohl dass ich plötzlich aufstehen und rausgehen musste.
Jeder muss ja von seinem Tag ,und vor Allem von sich selbst erzählen/sich total öffnen. Da saßen wir nun in der Runde und einer nach dem anderen hat erzählt. Und je näher der Zeitpunkt kam wo ich hätte erzählen müssen, desto mehr geriet ich in Panik weil ich ja leich im Mittelpunkt stehe, mich alle angucken und ich garantiert wieder rot werde ... also bin ich raus unter dem Vorwand dass mir schlecht sei ...
Und ab dem Tag ging gar nichts mehr!!
Therapeuten, Pfleger und auch Mitpatienten haben mir (so hab ich es empfunden) immer mehr Druck gemacht weil diese Gruppen ja nunmal Basis dieses Aufenthalts/dieser Therapie sind.
Ging aber nicht! Von vornherein immer ein ungutes Gefühl gehabt.
Nachdem ich mit Pflegern und Therapeuten darüber gesprochen hatte, haben sie probiert mir den Druck zu nehmen ...
Nach ca. 5 Tagen in den ich überhaupt nichts mitgemacht hatte, hab ich nach weiteren Gesprächen nochmal an einer Gruppe teilgenommen, die insofern auch ok war da ich nichts sagen musste. Eine Stunde später wäre die nächste Gruppe gewesen an der man aber aktiv teilnehmen muss. Motiviert von der Gruppe zuvor bin ich dann runteri n den Keller zur nächsten Gruppe, hab aber auf halbem Weg wieder kehrt gemacht ...

Danach stand für mich eigentlich schon fest dass ich nach 3 Wochen (statt4) abbrechen werde. Erstens hätte es die letzte Woche eh nicht mehr gebracht und zweitens fühlte ich mich inzwischen ein wenig eingesperrt. Hab meine paar Leute, mein zu Hause usw vermisst ...

Natürlich hatten alle Verständniss. Wobei die Chefärztin meinte ich solle eher noch 2 Wochen verlängern (bis zu 6 Wochen insgesamt sind möglich), aber da hatte ich mit der Sache schon abgeschlossen und mich erstmal auf die Freiheit gefreut.
Also lies ich mich nach exakt 21 Tagen entlassen.
Ich solle es erstmal in meinem Tempo, auf meine Weise draussen probieren und kann jederzeit für einen erneuten Aufenthalt wiederkommen wenn ich soweit bin, sagte man mir ...

Und den 2ten Aufenthalt werd ich sicher auch wahrnehmen ... Es sei denn es geschieht vorher noch ein psychologisches Wunder


So, nun zum Lob/Kritik an der Havelhöhe:

Pro:
-Selbstmanagement
-herrliche Umgebung (Wannsee, ländlich usw.)
-angenehme Zimmer (keine sterilen weissen Zimmer)
-Essen gut (vegetarisch, leichte Kost Hausmannkost wählbar)
-Therapeuten und Ärzte alle sehr kompetent und Verständnissvoll
-Verlassen des Geländes jederzeit möglich nach Abmeldung (war z.B. mal 8 Stunden unterwegs am Wochenende und täglich im nächsten Ort oder am Wannsee spazieren), also alles wirklich sehr locker
-Viel Programm, viele Aktivitäten möglich
-Anthroposophische Medizin (hab Johanniskraut und Ferrum Siderum (Eisen) bekommen. Ihr werdet hier also nicht mit Chemie vollgepumpt!
-für die Männer: hübsche Ärztinnen und Therapeutinnen
-Öldispersionsbad (herrlich entpsannend)

Contra:
-Manche Pfleger/innen unfreundlich. Verwalten eher statt zu pflegen
-Nur Montags Visite der Chefärzte und Therapeuten. Zwischendurch kommt niemand mal aufs Zimmer und erkundigt sich nach Zustand. Jedoch kann man jederzeit zum Tresen wenn man was hat
-Drogenentzug auf der selben Station. Kantine aber getrennt. Für mich kein Problem, für manche aber schon.
-Kein TV, kein Internet (wen es stört). Mich hats erstaunlicherweise nicht gestört. Habs nicht vermisst)
-Essensportionen,selbst wenn man grosse Portion angekreuzt hatte, oft viel zu klein (Essen selbst war lecker)

Tjoa, mehr negatives fällt mir im Moment nicht wirklich ein.

Alles in allem kann ich die Havelhöhe nur empfehlen.
Wenn: man dieses lockere Selbstmanagement für gut hält. Es gab Patienten denen wäre Pflichtprogramm lieber gewesen. Ich fands gut so)
und wenn man die Natur liebt
Aber vor Allem wenn man bereit ist sich total zu öffnen und auf spiritueller Ebene an sich selbst zu arbeiten (gelang mir nicht wirklich)


Wie ging es mir nach dem Aufenthalt?
Die ersten 2 Wochen wieder zu Hause waren richtig gut für mich. Für meine Verhältnisse dann auch erstmal viel unterwegs gewesen, mit Kumpels, Familie etc... aber nach eben diesen 2 Wochen ging es nochmal schwer abwärts. Mich hatte alles wieder eingeholt. Meine kleine Bude, die bekannte Umgebung hier, das mit meiner Ex usw usw.
Schwer depressiv auf jeden Fall !
Bis heute noch keinen abulanten Therapeuten gefunden (ok, auch nicht wirklich intensiv drum gekümmert)...
Also der Dezember war richtig übel ! Auch weil ich wieder viel B. getrunken hatte ....
Aber seit der Jahreswende gehts mir wieder etwas besser. Fühle mich, ohne dass es irgendwie ein besonderes Erlebniss gab, ausgeglichener und entspannter.
Mir fehlt zwar noch der Antrieb wieder durchzustarten und einfach mal was zu machen ohne gross drüber nachzudenken, aber insgesamt fühl ich mich momentan besser.

Sollte jemand noch Fragen haben zur Havelhöhe so beantworte ich sie gerne

Hier noch der Link zur Havelhöhe
http://www.krankenhaus-havelhoehe.de/

25.01.2010 12:09 • 18.09.2011 #1


2 Antworten ↓


Hallo Hypnotist,


für Deinen langen und auch sehr ausführlichen Bericht möchte ich Dir danken.
Du hast ja eine richtige Meisterleistung geschrieben.
Du könnetst ja zum regelrechten Klinikgutachter avancieren.
Du hast eine sehr sympahtische Art und Weise, das alles hier, gut da zu stellen.
Mache bitte weiter so.


LG Gahan

Hallo Hypnotist,
ich möchte dir ganz herzlich danken für deine Offenheit und dein Vertrauen.
Vieles, was du beschrieben hast, kommt mir aus meinem Leben sehr bekannt vor.
Ich beabsichtige ebenfalls in diese Klinik zu gehen.
Durch deinen Beitrag konnte ich mir einen ersten Eindruck verschaffen. Nochmal danke und alles liebe für dich!
Liebe Grüße
das Regenbogensternchen





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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