puh - ich dachte schon, ich sei nun endgültig unten durch, weil ich - wieder einmal - geblockt, gemauert und den Rückzug angetreten hatte. Weiß nicht, wieso, aber diese Touren fahre ich seit meiner Kindheit und ich muss gestehen, dass ich es genau damit meiner Mutter oft schwer gemacht haben muss. Ich hatte ein paar sehr gute Freundinnen. Wir machten alles zusammen, ob beim Nachbarn die Himbeeren klauen oder die erste Zig. heimlich rauchen... Na ja, aber wenn eine da war (ich hatte, wie mein Bruder, mein eigenes Zimmer), dann wurde es mir nach einer Zeit zu blöd, ich hatte keinen Bock mehr aber auch nicht den Mumm, das zu sagen. Also bin ich nach unten zu Mammikätzchen (so nannte ich sie, als ich klein war) und bat sie, die jeweilige Freundin unter dem Vorwand, wir müssten kaufen gehen oder zum Arzt, nach Hause zu schicken. Jedes Mal hat sie gemeckert, es aber dennoch getan. Mich befreit... Hehe, da fällt mir ein - ich war, was körperlichen Schmerz belangt, nie groß verjammert oder weinerlich, konnte und kann einiges wegstecken, wo andere schon den Todesschrei ausstoßen würden. Eines Tages, es war an meinem zwölften Geburtstag, da hatte ich auch meine beste Freundin eingeladen. Mir war aber den ganzen Tag schon übel, ich hatte Bauchschmerzen und das steigerte sich von Stunde zu Stunde. Ein paarmal ging ich nach unten zu meiner Erzeugerin, bat sie, Iris, meine Freundin, nach Hause zu schicken, mir sei schlecht und ich hätte Bauchschmerzen. Klaro - nix da ich werde das Mädel jetzt an deinem Geburtstag nicht wieder verscheuchen, geh nach oben und macht's euch schön. Toll. Sie meinte, es sei eine Ausrede. So zogen sich die Stunden dahin. Gegen Abend dann, mein Vater war schon von der Arbeit zu Hause, kam ich wieder an, mir ist schlecht und ich habe schlimme Bauchschmerzen... Mama zu Papa: Ich hab' das langsam satt, immer muss ich die Freundinnen nach Hause schicken und die tun mir dann so leid, aber heute habe ich das nicht gemacht. Während dessen war ich auf der Gästetoilette und begann, mich zu übergeben. Oh oh... Mama: Ups, da muss ja doch was sein... Fieber gemessen, mich mal richtig angeschaut und ich sah alles andere als gut aus. Ihre Worte: Iris nach Hause bringen, waschen, umziehen, Krankenhaus. Na klasse. Es war ein Freitagabend. Ich war, bis auf damals, als ich ganz klein war, noch nie von meinen Eltern getrennt. Also gut, die ganze Karawane, Mama, Papa und meine Wenigkeit auf zum Krankenhaus. Der Kinderarzt untersuchte mich und sagte, dass ich da bleiben muss. Er müsse eine Not-OP machen und das Bereitschaftsteam zusammen trommeln, weil die alle schon im Wochenende waren. Blinddarmdurchbruch. Meine Güte, ich wurde hellhörig und plötzlich tat mir nix mehr weh. Ich wollte alles, aber eines keinesfalls: dort bleiben. Also sagte ich zum Doc:Nein, nein, das geht nicht, dass Sie mich hier behalten, denn wenn ich am Montag nicht zur Schule komme, dann verhaut mich meine Klassenlehrerin ganz übelst... Daraufhin nahm der Arzt meine Mutter zur Seite und fragte sie, was das um Gottes Willen für eine Schule sei, wo die Kinder geschlagen würden und zumal bei Krankheit? Da müsse man doch sofort intervenieren, anzeigen etc. Aber Mütterlein blieb cool, weil sie ihr zweibeiniges Produkt kannte wie kein anderer und antwortete dem Doc: Ach Quatsch. Glauben Sie das nur ja nicht. Die hat eine sehr liebe Klassenlehrerin und an der ganzen Schule (Realschule) gibt es keine Prügel. Meine Tochter hat das nur gesagt, damit Sie als Arzt einen triftigen Grund haben, sie gehen zu lassen... Na, der hat vielleicht gestaunt und sagte kopfschüttelnd: Na, wir hatten ja hier schon sehr viele Kinder und auch sehr viele Ausreden, aber die ist genial, so was ist mir auch bei jahrelanger Berufserfahrung und im Umgang mit Kindern noch nicht untergekommen, ich habe das voll geglaubt. Na gut. Das war mein zwölfter Geburtstag. Der Blinddarm war am Durchbrechen und hatte zudem noch einen Darmverschluss verursacht. Weiß auch nicht, wie ich jetzt auf diese Story komme.
Aber jetzt mal zum Thera: einen Wechsel hatte ich eigentlich nie in Betracht gezogen, denn mit neuer Umgebung, anderen Leuten, erneut Vertrauen aufbauen, was bei mir fast ans unmöglliche grenzt, noch einmal von vorne beginnen, dann hätte ich lieber jegliche Therapie sausen lassen. Gestern war ich wieder bei ihm. Er hat mir auch ein supertolles Attest geschrieben, welches ich der Arge vorlegen kann. Und zudem kann ich dann dort auch was vorweisen, ich habe nämlich rotzfrech aufs Geradewohl bei ebay ein Angebot zur Texterstellung eingestellt und prompt, nach ein paar Stunden, schon einen Auftraggeber gefunden. Und wenn er zufrieden ist, wird es was regelmäßiges. Das und die paar anderen Dinge habe ich aus absoluter Eigeninitiative heraus geschafft. Das kann ich dann auch vorlegen und nochmals untermauern, dass ich nicht zu faul bin zum Arbeiten, und ja das, was ich dadurch verdiene, was nicht viel ist, aber dennoch ordentlich melde. Mein Thera schreibt auf dem Attest, bei mir liege ein ausgeprägtes psychiatrisches Krankheitsbild vor und dass ich durchaus arbeitsmotiviert bin, jedoch eine Einschränkung besteht, was besonders mit massiven sozialen Berührungsängsten zusammen spielt. Und er hat auch geschrieben, aus dem, was ich ihm erzählt habe, dass ich auch in Eigeninitiative Arbeiten von zu Hause aus angestrengt habe und mittlerweile auch kleine Erfolge bzw. positive Rückmeldungen verbuchen kann. Ich glaube, besser und treffender hätte er es nicht formulieren können, zumal es ja auch wirklich so ist.
@ Morticia
Nein, ein Therapeutenwechsel käme für mich nie in Frage. Es hat zwar verdammt lange gedauert, aber inzwischen konnten wir sogar gegenseitig eine Art Vertrauensverhältnis aufbauen. Er verschreibt mir Tabletten, vertraut mir inzwischen, obwohl ich mich damals genau damit umbringen wollte, und das auch verdammt ernst gemeint habe. Und ich habe mich ihm ein Stück weit geöffnet, v.a. das mit meinem Bruder herausgelassen. Nicht alles, aber so viel, dass der Thera wusste, was passiert war. Im Verlauf des betreffenden Gesprächs geriet ich, zumal noch der Tod meiner Mutter und die völlig irrationalen Reaktionen meines sog. Umfeldes zusammen kamen, dermaßen unter psychischen Stress, dass ich erneut in der Sprache blockiert war. Das passiert mir seit dem Tod meiner Mutter, alles das, was damit zusammenhing und zusammenhängt, immer wieder: gerate ich unter psychischen Stress oder Angst, regt mich jemand auf, dann kommt diese Sprachblockade und ich hatte wirklich niemals Probleme, mich vernünftig zu artikulieren. Damals war der Thera selbst erschrocken über meine Reaktion, die durch sein Weiterbohren hervor gerufen wurde. Aber ich laste ihm das nicht an, ich denke, dadurch konnte und kann er einiges besser einordnen und verstehen.
@isis-z
Bitte, fasse das nun nicht als fishin for compliments oder ähnliches auf, aber ich kann an meinem Schreibstil einfach nichts besonderes herauslesen. Du wirst es nicht glauben: damals, als ich zur Realschule ging und ich den ersten Aufsatz meines Lebens als Hausaufgabe bekam, bin ich nach Hause gekommen und habe geweint, habe zu meiner Mutter gesagt: Das kann ich nieeeee. Und sie: DOCH, Du kannst das! Wenn ich mit dir übe, glaube mir, kannst du hinterher nichts so gut wie das. Ok, sie als Lehrerin war zudem auch eine sehr gute Pädagogin, und das ist nicht jedem Lehrer gegeben. Sie übte mit mir und von da an konnte ich das. Mir fällt dazu gerade noch etwas ein: Mit 16 Jahren ging ich zur privaten Handelsschule, absolvierte das BGJ und anschließend die zweijährige Handelsschule. Zwar hätte ich, nach Vorschlag der Betreiber der Privatschule, die erste Stufe überspringen können, aber das wollte ich von mir aus nicht. In Deutsch hatten wir einen Prof. Dr. Dr. M., er war sehr streng, sehr konservativ, aber brachte uns sehr vieles bei. Dinge, die ich auf der Realschule niemals gelernt hätte. Also zog ich spielend und mit wirklicher Freude die zwei Jahre durch. Dann kamen die Abschlussprüfungen. Im Schriftlichen war meine Prüfungsaufgabe im Fach Deutsch, eben unter dem gestrengen Herrn Prof. Dr. Dr. M., die Inhalte der Brücke am Tay und des Zauberlehrlings auf die aktuellen Problematiken zu beziehen, zu übertragen. Ich schrieb wie eine wild gewordene Wilds**, so viel ist mir dazu eingefallen und letztendlich musste ich einen Teil des Konzepts mit abgeben, weil mir die Zeit fehlte, die letzten Seiten noch in Reinschrift zu übertragen. Die Wochen gingen ins Land, eine Prüfung nach der anderen. Vor nichts hatte ich solche Panik wie vor Chemie, denn Naturkundefächer waren mein oberster Feind. Eines Tages rief der Deutschlehrer zuhause bei meiner Mutter an. Ich war damals rund 18 Jahre alt. Er fragte meine Mutter, wie es sein könne, dass ein junger Mensch in diesem Alter schon solch tiefgründige Gedankengänge hat und etwas Derartiges schreiben kann, zumal wir vorher das Thema nicht genannt bekamen. Dann meinte er zu meinem Mütterlein: Wissen Sie, Frau R., ich gebe alle zehn Jahre für eine Prüfungsarbeit die Note 'eins', und dieses Mal hat sie Ihre Tochter bekommen. Muttern war natürlich mächtig stolz darauf, zumal er wirklich sehr streng beurteilte. Mich hat das selbstverständlich auch gefreut, vor allem, weil es noch eine Prüfungsarbeit war.
Na ja, Gedanken über alles und jeden habe ich mir schon immer gemacht, und meiner Mutter Löcher in den Bauch gefragt. Auch heute noch sind mir meine Gedanken meine besten Freunde, die streiten nämlich nicht mit einem...
Oh ja, Tiere liebe ich über alles. Das war nie anderes, und wird nie anders sein. Vor ein paar Jahrenn hätte ich mir wegen meiner Tierliebe sogar fast eine Anzeige wegen Beamtenbeleidigung eingefangen, war mir aber egal, Hauptsache, Fische werden nicht mehr dort geangelt, wo es sich um einen reinen Zierweiher handelt... Yep, oft, wenn ich gegen Abend durch den Park spazieren gehe, kann man die Tiere vom Zoo hören. Ich fnde das total romantisch, Du wohnst am Stadtrand, aber wenn Du die Augen schließt, das Plätschern vom Weiher hörst und dich auf dir Geräusche aus dem Zoo konzentrierst, dann kannst du dich mitten nach Afrika in einen wunderschönen, blutroten Sonnenuntergang und im hohen Gras schlafender Löwen hineindenken. Mann, ärgerlich ist dann nur, wenn plötzlich jemand auftaucht und Guten Abend sagt
Weiß du, vor etwas über 16 Jahren starb mein Vater. Vor ca. zwei Jahren bin ich hin, habe die letzten von ihm gemachten Fotos genommen, bin mitten in der Nacht samt Hunden, Fotos und Teelichtern in den Park, der sich auf drei Ebenen aufteilt, gegangen. Ich verbrannte diese Fotos, ließ ihre Asche in jeden Weiher rieseln und brannte die Teelichter an. Nun ist es mir immer so, wenn ich dort lang laufe, als wäre dort mein Papa, oder ein Teil von ihm, und dann bin ich ihm sehr, sehr nahe. Ja, ich glaube auch an ein Weiterleben nach dem Tod. Und ich hatte diesbezüglich, auch unsere Tiere betreffend, schon einige Erlebnisse. Aber man kann nicht alles jedem erzählen, viele, die nicht daran glauben und noch keine ähnlichen Erfahrungen gemacht haben, würden einen höchstens als bekloppt abstempeln. Ich werde demnächst auch Bilder von meiner Mutter nehmen und genau dasselbe tun. Dann sind sie dort auch auch zusammen, und dann habe ich eben das Gefühl, als seien sie beide dort. Vielleicht halten mich manche, die das hier lesen, für komplett gaga oder kindisch, aber mir hilft es. Ich brauche Nähe. Irgendwie. Und ich habe ihre Nähe, es ist nur eine Dimension, eine Sphäre dazwischen, die uns trennt, aber sie wird eines Tages ihre Pforten öffnen und mir den Weg weisen. Gibt nichts und keinen Tag, worauf ich mich mehr freue...
Deine Entchen werden das schon schaffen. Ich glaube, die sind, wie hier auch, schon an die Hunde gewöhnt und umgekehrt. Mit der Zeit lernen auch Tiere sich untereinander kennen, und entweder mögen sie sich und können friedlich miteinander oder aneinander vorbei oder nicht. Lisa, die Parkkatze, ging anfangs immer sehr auf Distanz, wenn ich mit meinen Hunden kam. Mit der Zeit fasste sie Vertrauen, kapierte, dass meine Hunde und ich ihr nichts tun und inzwischen ist sie sogar so weit, dass sie sich im Sonnenlicht auf einer Treppenstufe räkelt und wir gehen zu dritt in absoluter Ruhe an ihr vorbei, und Lisa schert es nicht mal mehr...
Ich verstehe das, dass du als Stadtmensch schlecht Tiere halten kannst. Aber hast du nicht mal daran gedacht, dir vielleicht ein Pärchen Vögelchen anzuschaffen? Dann hättest du in deiner Wohnung auch was Lebendiges. Am besten wäre ein Pärchen Wellen- oder Nymphensittiche. Aber auch Agaporniden, die sogenanntea Liebesvögel, sind sehr schön. Sind wie Minipapageien, die es in verschiedenen Farbvarianten gibt. Man nennt sie Liebesvögel, weil sie, wenn sie einmal ein Paar sind, ihr ganzes Leben zusammen bleiben. Ich hatte auch mal welche, es waren Pfirsichköpfchen und Rußköpfchen. Total süß.
Mit dem Dorf, da könntest du recht haben. Meine Eltern haben mir viel von Dörfern erzählt und der Schwierigkeiten für Zugezogene, sich in die Gemeinschaft zu integrieren. Dass es der Frau zu schaffen gemacht haben muss, nicht einmal gegrüßt zu werden, kann ich bestens nachvollziehen. Ich bin jedoch aufgrund meiner Erfahrungen, vor allem jener, die ich im Verlauf des letzten Jahres machen musste, so weit geschliffen, dass es mir sonstwo vorbeigeht, auch das Gerede der Leute. Die Ärzte haben da einen Song heraus gebracht, der es auf den Punkt bringt. Ich war schon in Versuchung, den Text auszudrucken, wetterfest mittels Laminierung zu machen und diese Teile an den beliebtesten Ratsch- und Tratschbäumen festzutackern
Auch das sind Gründe, dass ich verstärkt auf Distanz ging, nicht zu allen, aber vor allem zu denen, die scheinbar keinen Besen zu Hause haben, um ihren eigenen angehäuften Dreck zu kehren...
Da hatte das Reh aber riesiges Glück, dass es ausgerechnet dir über den Weg lief. Ganz sicher lebt es jetzt noch irgendwo, und vielleicht hat es seinen Freunden ja von der Begegnung mit dir erzählt? ^^
Ich bin hier auch schon ein paarmal, wenn ich spät abends mit meinen Hunden rausgegangen bin, einem wunderschönen Fuchs begegnet. Er saß in der Wiese und schaute uns an, ein bildschönes Tier, wie aus einem Tierjournal. Wir trafen ihn immer an derselben Stelle. Aber ich habe dichtgehalten und niemandem was davon erzählt. Weißt ja, die würden gleich mit Luftgewehren oder Tollwutködern hysterisch herumfuchteln... Nur einer weiß noch von dem Fuchs: der ehemalige Hausmeister der Grundschule. Der hat's auch noch niemandem gepfiffen, und wir freuen uns immer, wenn er mal wieder kommt. Und Kaninchen laufen hier haufenweise rum. Morgens mal, da lag ein junges Kaninchen auf dem Rücken, die Mutter leckte seinen Bauch und vor lauter Wonne hat der kleine Kerl - oder die Kerlin - mit allen Vieren gefuchtelt und gestrampelt. Ich fand das Schauspiel so früh am Morgen so was von schön...
Ach ja, uns unsere Nachbarn hatten jedes Jahr unter dem Podest des Vorhäuschens ein Igelnest. Oft haben sich die Kleinen verlaufen, suchten bei uns den Eingang, und ich trug sie dann einzeln nach Hause. Weißt du, die waren da so ungefähr 6 cm lang, nicht größer, und die haben schon alle Stacheln. Wenn man sie vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger unterm Bauch aufnimmt, dann rollen die sich automatisch, wie die Großen. Das ist so was von niedlich...
Bei mir tragen Tiere auf jeden Fall dazu bei, dass es mir besser geht. Drewermann kenne ich, und ich glaube auch, dass auch Tiere eine Seele haben. Wie weiter oben geschrieben, ich hatte da schon bestimmte Erlebnisse, die mich in diesem Glauben noch bestärken...
Übrigens war ich ursprünglich protestanisch getauft, meine Eltern führten eine sogenannte Mischehe, Mama war katholisch. Als mein Bruder und ich noch Kinder waren, traten meine Eltern mit uns gemeinsam aus der Kirche aus. Mich zog es jedoch immer wieder in die Nähe der Kirche. Und letztes Jahr, als meine Mutter im Krankenhaus lag, fasste ich endgültig den Entschluss und dachte erst, es würde Diskussionen geben. Ich trat wieder in die Kirche ein und konvervierte gleichzeitig zum Katholizismus. Am 4. Juli hatte ich Firmung, und dieser Tag, was ich da ganz tief in meinem Inneren erleben und spüren durfte, war der schönste meines Lebens. Meine Mutter diskutierte nicht, im Gegenteil. Sie sagte: Wenn du das möchtest, dann tu es. Und wenn ich wieder nach Hause komme, werde ich diesen Weg mit dir gemeinsam gehen. Dem Pfarrer gegenüber betonte sie im KH mehrmals ihren festen Wunsch, der Kirche wieder beizutreten und allein dieses reichte aus, dass sie ein christliches Begräbnis bekam. Darüber war ich so unendlich froh. Der Pfarrer, der mich firmte, hielt die Beisetzung ab und er war auch sehr lieb und verständnisvoll. Mir hat das sehr viel bedeutet.
Es scheint wohl irgendwie ein fester Bestandteil unserer komplexen Persönlichkeiten zu sein, dass es mal auf und mal ab geht. Ich weiß nicht, warum und wie es möglich ist, aber bei mir kann es den Hebel umlegen und ich habe von einer auf die andere Sekunde eine ganz andere Stimmung. Ich habe auch schon manchmal gedacht, ob wir vielleicht extra so ge- und beschaffen sind und gerade mit diesen Problemen irgendwelche Prüfungen absolvieren sollen. So ähnlich wie Hiob. Dem blieb auch nix erspart, kein körperliches und kein seelisches Leid, aber sein Glaube an Gott und seine Demut waren unerschütterlich.
Ich beginne auch langsam, mich mit der Einsamkeit zu arrangieren und momentan mache ich eine Phase durch, in der ich sogar sehr gerne alleine bin. Dann mache ich was mit Kerzen, und da sind die Ideen und Möglichkeiten schier unbegrenzt. Oder ich schreibe, auch in meinem Tagebuch. Bei allem, was ich tue, brauche ich keinen anderen Menschen, und das ist gut so. Sich in menschliche Abhängigkeit begeben, ist das Schlimmste, was man tun kann.
Ja, ich mag sogar sehr gerne Musik, je nach Stimmung. Ich höre zum Beispiel sehr gerne Schiller, wenn's was ruhiges sein soll. Wenn ich wütend bin, dann kommt schon mal Metal oder Hardrock auf den Player. Ich hörte immer sehr gerne e nomine, bevorzugt Exitus, ich weiß nicht, ob du den Song kennst, aber mit diesem Text identifiziere ich mich damals wie heute, mich brachte es in einen regelrechten Todesrausch, wenn der Chor begann zu singen exitus, so befreiend, so leicht werdend. Meine Mutter konnte und wollte es nicht mehr hören, weil ich es damals besonders oft und laut spielte. Nun kann ich sie ja auch verstehen. Und weißt du was? Vor einigen Wochen hatte ich die Schnauze gestrichen voll, schaute auf alle meine Tablettenpackungen und dachte für mich friss das Zeug, verrecke und dann hast du endlich deine Ruhe und musst nichts mehr aushalten. Dazu wollte ich Exitus hören. Legte ich die CD ein, stürzte der PC ab. Wollte ich die Musikdatei von der Festplatte laden, stürzte der PC auch ab. In meiner Not wollte ich das Lied von einer kostenpflichtigen Seite downloaden, aber auch da - mein Compi gab den Geist auf. Dann flog auch noch eine Kugelkerze vom Schreibtisch, obwohl kein Durchzug war, niemand hätte dranstoßen können, und da wurde mir einiges klar... Ich sagte dann nur: ist gut, es gibt heute kein exitus, aber letztlich hast DU MIR in den Hintern getreten, da kannst du noch so vieles durch's Zimmer werfen... Ok, ich habe seitdem kein e nomine mehr gehört, und bei all der anderen Mucke schmiert mein PC merkwürdigerweise nicht ab... Ich bin von klein auf ein wahrer Musikfreak, hatte mit sieben oder acht schon die größte Anlage, die es damals zu kaufen gab. Bei mir lief immer Mucke. Aber nach dem Tod meines Vaters habe ich exakt sieben Jahre lang keine Musik mehr gehört. Erst 1999, als ich den ersten Internetanschluss bekam und zufällig, beim Einrichten eines Emailkontos, auf den Link eines Internetradios klickte. Von da an hörte ich wieder Musik, anfangs zögerlich, aber nun, seit das mit meiner Mutter geschah, höre ich trotzdem weiter, spiele ihr oft die Lieder, die sie mir in meiner Kindheit täglich rauf- und runtersingen musste. Klar, es zieht mich stets runter und ich heule drauf los wie ein kleines Kind, aber ich tue es trotzdem, in dem Gedanken, dass ich es nun genau umgekehrt mache, dass ich ihr etwas zurückgeben kann...
Ach na ja, wer sind schon die Normalos? Muss ich auch nicht sein. Habe mal ein Gedicht geschrieben gegen jede Norm. Zurechtfrickeln und fernsteuern lasse ich mich jedenfalls nicht (mehr), auch auf die Gefahr hin, dass andere mich als bekloppt bezeichnen, denn die Narben an den Armen, auch die bereits verblichenen, sind ja offensichtlich.
Ich werde dir hier gleich noch eine Geschichte rein kopieren, denke, die passt heute allgemeirn am besten. Nö, ich habe mich diesbezüglich rechtlich nicht abgesichert und keine Ahnung, wie das geht. Ich knalle einfach mein copyright drunter und basta.
Und mein Name supergau bleibt auch bestehen. Da lasse ich nicht mit mir diskutieren Also warte kurz, dann kommt die Story.
Meine Güte, ist das wieder ein langer Text. Sorry.