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Ich hab nach ein jähriger Sucherei endlich eine Therapeutin gefunden.
Sie war mir eigentlich sehr sympathisch, ich hab mich sehr wohl gefühlt. Beim ersten Gespräch ging’s mir danach relativ gut, war wie erholt in einer Weise.
Das letzte mal bei ihr hat mich aber hart getriggert, ich weiß nicht. Sie hat mich direkt mit Sachen konfrontiert, ich konnte manchmal nicht mal was sagen, weil ich in dem Moment so überfordert war.
Eine Therapeutin hatte im Januar die Verdachtsdiagnose Zwangsstörung gestellt. So hab ich stark mit aggressiven Zwangsgedanken gegenüber Menschen die ich liebe, gekämpft. Letztes Jahr war es die reinste Hölle. Irgendwann haben sich diese Gedanken gelegt, sie waren gar nicht mehr präsent, ich dachte ich bin wieder normal, mir ging’s sehr gut. Nun aber gerade nach der einen Therapie Stunde, sind sie wieder präsent, stark auch, Panik und Angst die Kontrolle zu verlieren ist wieder da. Ist das normal, dass man sich so fühlt ?

30.08.2023 22:20 • 06.09.2023 #1


2 Antworten ↓


Hallo erstmal,

es ist schön zu hören, dass du einen Therapeuten gefunden hast, mit dem du dich gut verstehst. Ich kann hier nur über meine eigenen Erfahrungen sprechen, ich bin kein Therapeut oder sonstige Person von Fach. Nimm also nicht alles was ich sage, als wissenschaftlichen Fakt an.

Ich selber bin seit vielen Jahren in Therapie und kenne beide deiner Erfahrungen sehr gut. Manchmal kommt man aus der Therapie belebt und zufrieden, manchmal erschöpft und mit Ängsten. Dass du manchmal nichts sagen konntest, ist ebenfalls normal, da dein Therapeut scheinbar einen wunden Punkt erwischt hat und dein Gehirn einfach dicht gemacht an. Meine Vermutung ist, dass du in dem Jahr, als alles gut war, deine Probleme und die Ursachen dieser einfach verdrängt und in deinem Unterbewusstsein vergraben hast. Ich weiß nicht, in wie weit du mit deinem letzten Therapeuten an die Ursachen deiner Zwänge gekommen bist, aber ich vermute, dass diese Ursachen noch nicht geklärt sind. Jetzt wo dein jetziger Therapeut dich mit etwas konfrontiert hat, dass mit deinen Zwängen in Zusammenhang steht, sind all deine Sorgen und Ängste wieder herausgebrochen.

Um das ganze zu verbildlichen: Mein Therapeut hat Zwänge usw. so beschrieben, dass diese nicht gekommen sind, um uns zu schaden, sondern um uns zu schützen. Vor was diese uns vermeintlich schützen sollen ist ganz Individuell. Das kann z.B. ein Trauma sein oder aber auch ein Ritual, dass beruhigen soll. Dieser Schutzwall gerät nur außer Kontrolle und behindert uns jetzt. Dein Therapeut hat diesen Schutzwall jetzt angegriffen, wodurch du dich jetzt schlecht fühlst. Dieser Schutzwall will natürlich nicht einfach gehen, denn er will dich schließlich vermeintlich schützen. Daher sind leider bestimmte Konfrontationen nötig, um diesen Schutzwall in etwas hilfreiches umzuwandeln, auch wenn das sehr anstrengend und beängstigend sein kann. Ohne deine Zwänge, bzw deren Ursprung, zu konfrontieren, werden diese vermutlich nicht weggehen.

Von daher ja, dass was du erlebst ist nach meiner Erfahrung normal, gerade am Anfang. Ich würde dir raten, dir deine Gedanken und Ängste aufzuschreiben und mit in die nächste Sitzung zu bringen. Vielleicht kann dir dein Therapeut dazu etwas sagen. Sollte es dir trotzdem immer weiter schlechter gehen, solltest du das deinem Therapeuten auf jeden Fall sagen. Eventuell könnt ihr es dann langsamer angehen lassen.

Ich hoffe ich konnte dir was helfen und das meine Beschreibungen nicht zu kindisch gewirkt haben.

LG

@lessis12 Hallo!

Wie geht es dir denn in der Zwischenzeit?

Ich bringe recht viel Therapieerfahrung mit, v.a. von den letzten zwei Jahren. Manchmal fühle ich mich mega gut nach der Therapie, manchmal echt getriggert auch mit Nebenwirkungen wie halt Albträumen, Ängsten und sowas.

Wenn man so richtig in die Materie reingeht, ist es schon normal, dass das sehr, sehr anstrengend sein kann. Man stellt sich etwas, das halt furchtbar unangenehm ist. Du kannst es ja ein wenig beobachten wie es weiter geht - wenn es dich dann jedes Mal wirklich heftig stresst und du das Gefühl hast, dass es zu viel ist, dann ist es das evt. auch. Du kannst deiner Therapeutin ja auch offen sagen, wie du dich fühlst und mal nachfragen, ob das Tempo angepasst werden kann.

Was wirklich wichtig ist, ist dass deine Therapeutin dir auch hilft, dich wieder zu regulieren und dich zu beruhigen. Dafür sollte sie dir auch entsprechende Tools in Form von z.B. Skills zeigen. Bei mir war's in der Therapie eher so, dass wir am Anfang an meiner Stabilität gearbeitet haben. Somit auch eine mögliche Herangehensweise.

Ich wünsche dir ganz viel Glück.





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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