Hallo Flowergirl,
ich wünsche Dir viel Erfolg für den Aufenthalt! Super Sache, dass Du jetzt so schnell aufgenommen werden kannst!
Was das Packen angeht: Mach' Dir keinen allzu großen Stress, die meisten Kliniken haben Läden in der Nähe, wo man vergessene Sachen und Nachschub einkaufen kann. Auch kann man sich Sachen schicken lassen, Pakete werden an der Rezeption der Klinik abgegeben, auch über Amazon kann man sich so versorgen. Bei meinem letzten Aufenthalt wurde Onlineshopping sogar unterstützt, da man so unnötige Außenkontakte in Supermärkten vermeiden konnte. Die Organisation der Rezeption wurde darauf eingestellt.
Die Aufenthaltsdauer variiert von Klinik zu Klinik und Station zu Station, aber im Durchschnitt kann man wohl von 6-12 Wochen ausgehen.
Medikamente sind so eine Sache, das handhaben die Kliniken unterschiedlich. Ich musste z.B. alle Medikamente abgeben, die ich dabei hatte, und durfte nur die Medikamente einnehmen und auf dem Zimmer haben, die mir vom Pflegepersonal ausgehändigt wurden (das galt sogar für Nasenspray). Auch von anderen Kliniken habe ich das so gehört. Medikamente (auch freiverkäufliche) werden zumeist alle von der Klinik verschrieben und ausgeteilt, ich würde mich da vorher schlau machen. Wenn Du speziellere Medikamente einnimmst, würde ich mir davon einen kleinen Vorrat in einen Beutel packen (für 3-5 Tage) und diesen dann bei Aufnahme abgeben, dann bist Du auf der sicheren Seite. Aber ich würde das vorher direkt bei der Klinik erfragen.
Und ja, die haben alles an Medikamenten da, von schweren Medikamenten bis hin zu Pfefferminzöl, in der klinikeigenen Apotheke gibt es alles (oder wird bestellt), es muss nur von Deinem Arzt dort verordnet werden (auch der harmlose Kleinkram wie Nasenspray). So kenne ich es, wie gesagt, natürlich kann es auch sein, dass Deine Klinik das anders handhabt. Ich würde auf jeden Fall anrufen und nachfragen.
Wir durften das Gelände jederzeit verlassen, mussten nur zur Einschlusszeit wieder da sein. Außerhäusige Übernachtungen waren absolut verboten (auch wg Corona). Apropos Corona: Falls Du noch nicht vollständig geimpft oder genesen bist oder keinen tagesaktuellen negativen Test hast, kann es Dir passieren, dass Du erstmal in Quarantäne musst (auf Deinem Zimmer, bis das Testergebnis da ist).
Mit dem Auto zu kommen ist eine gute Idee, man wohnt dort ja für einige Zeit, ich habe auch immer viele Deko-Sachen mitgenommen, auch mein eigenes Bettzeug, viele Sachen zum Zeitvertreib, das hat mir immer viel geholfen. Im Zweifel habe ich beim Packen den Sachen den Vorzug gegeben, die man vor Ort nicht so leicht nachkaufen kann (also eher die Kuscheldecke als die 6. Flasche Shampoo , gerade dieser Bad-Kram kann viel Platz einnehmen und ist schwer, Sachen wie Duschgel, Shampoo etc. kann man vor Ort nachkaufen, also nur die normale Menge einpacken). Apropos schwer: Nachfragen würde ich auch, was Sachen wie Handtücher und Bademäntel angeht, die werden oftmals von der Klinik gestellt und nehmen echt viel Platz weg.
Therapie ist anstrengend, gerade die stationäre Therapie. Man muss/soll in dieser Zeit gut für sich sorgen, alles, was tröstet, ist gut. Vielleicht eine Packung vom Lieblingstee mit einpacken, für den ersten Abend, und eine schöne Tasse.
In würde im Vorfeld in Erfahrung bringen, wie das mit der Quarantäne gehandhabt wir, und mir für den Fall, dass das passieren kann, eine Tasche packen, in der Du die wichtigsten Sachen für die erste Nacht drin hast, ich habe Leute erlebt, die echte Probleme bekommen haben, weil sie nicht nochmal zum Auto durften und die Quarantäne abwarten mussten, nachdem sie eingecheckt hatten.
Was die Therapien angeht:
Ich hatte ein gewisses Mitspracherecht. Bestimmte Gruppen waren von der Station aus vorgegeben, bei anderen war eine gewisse Flexibilität vorhanden. Es wurde am ersten/zweiten Tag mit dem Bezugstherapeuten besprochen, der hat mich dann für die ausgewählten Therapien angemeldet. Einige Gruppen gingen sofort los, bei anderen Gruppen (wie z.B. Kunst oder bestimmte Sporttherapien) gab es eine Warteliste. Es kann hilfreich sein, sich darüber intensiv mit den Mitpatienten auszutauschen und nachzufragen, machmal denken die Bezugstherapeuten nicht an alles, was es so gibt. Du wirst wahrscheinlich eine Patin/ einen Paten (MitpatientIn) bekommen, die/der Dir alles erklären und zeigen wird.
Ansonsten: Freu' Dich auf die Zeit! Man kann dort tolle Erfahrungen machen.
Noch eine Anmerkung zum Thema Mitpatienten:
Es ist toll und auch erwünscht, dass man sich mit den anderen Patienten austauscht, unterhält, Zeit verbringt, auch außerhalb der Therapien. Aber das ist ein zweischneidiges Schwert: Achte gut auf Deine Grenzen. Du bist für Dich und Deine Therapie dort, nicht für andere. Du wirst später verstehen, was ich meine. Es gibt viele nette Patienten, mit denen man sich toll unterhalten kann, es gibt aber auch schwierige Leute dort, die das Talent haben, mit ihrem Drama eine ganze Station in Atem zu halten und sich ständig in den Mittelpunkt zu spielen. Oder die Patienten, die gleich sofort versuchen, die Neuen auf ihre Seite zu ziehen, aber eigentlich ihr eigene Agenda verfolgen, fast wie in der Schule. Also Vorsicht vor den Leuten, die gleich am ersten Tag auf Dich zugestürmt kommen, Dich gleich vereinnahmen wollen und schon nach 10 min anfangen darüber zu sprechen, welche Mitpatienten nicht so toll sind. Du darfst dort jederzeit aus vollem Herzen nein sagen, wenn Du an einer Aktivität (außerhalb von Therapie) nicht teilnehmen möchtest. Ich habe es häufig erlebt, dass Leute es nicht geschafft haben, sich abzugrenzen, und dann nach 3 Wochen völlig erschöpft waren von den ganzen Therapien und dem zusätzlichen Sozialstress, der entstehen kann. Und die sich so mit in irgendwelche Streitereien haben hineinziehen lassen, dass ihre eigene Therapie darunter gelitten hat.
Man kann dort tolle Freunde finden, aber was die schwierigen Menschen angeht: Mach' Dir keinen Stress wegen denen, die wirst Du in Deinem Leben vermutlich eh nie wiedersehen.
Der Fokus sollte immer auf Dir und Deiner Therapie liegen. Manchmal verliert man diesen Fokus. Erinnere Dich immer daran, wofür Du in der Klinik bist.
Und: Deine Einstellung wird viel zum Erfolg der Therapie beitragen. Es wird bestimmt ein paar Probleme geben, aber es wird auch viele Dinge geben, die gut laufen. Konzentriere Dich auf die Punkte, die gut laufen. (Es gibt leider auch immer Patienten, die alles ständig schlechtreden, von denen sollte man sich fernhalten und sich nicht von deren Strudel aus Negativität mit herunterziehen lassen.) Wen in der Therapie etwas nicht so läuft, wie Du es möchtest, versuche, das frühzeitig bei Deinen Therapeuten/Ärzten anzusprechen, man kann viele Veränderungen herbeiführen, wenn etwas nicht klappt. Aber dafür musst Du eine offene Kommunikation mit Deinem Bezugstherapeuten pflegen. Auch die Perspektive ist wichtig (bzw. diese nicht zu verlieren). Wenn mal etwas schlecht läuft, versuche, es immer im größeren Zusammenhang zu sehen. Zum Beispiel: Welche Auswirkungen hat es auf mein weiteres gesamtes Leben, dass jetzt diese Woche die Kunsttherapie ausgefallen ist? Dann erscheinen die Dinge, die einem in der Klinik gerne mal die Laune brutal verderben, gleich in einem viel helleren Licht und verlieren ihre Bedeutung (bzw. lassen sich wieder relativieren).
Oh je, sorry, dass das jetzt so lang geworden ist, das wollte ich gar nicht. Ich wollte Dich auf keinen Fall verwirren oder überfordern.
Die Kurzform: Freu' Dich auf den Aufenthalt, achte auf Deine Grenzen, steh' für Dich ein, verlier' das Positive nicht aus den Augen.
Alles Gute für Deinen Aufenthalt,
LG Silver
29.07.2021 00:16 •
x 9 #8