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Was sind eure Erfahrungen?

17.05.2022 20:58 • 18.05.2022 #1


1 Antwort ↓

Hallo Max,

ich kopiere Dir mal rein, was ich einem anderen User mal diesbezüglich geschrieben habe (da ging es auch um die Fragen Therapie bei Angst und Medikamente):

Ich denke auch, der Fokus sollte auf der Therapie liegen.
Kleiner Erfahrungsbericht aus der Klinik:
Bei den Angstpatienten war bei uns das Verhältnis ungefähr 70 zu 30, was die Medikamente angeht (also 70% haben welche genommen, 30% nicht), ergo: Es geht auch ohne Medikamente, aber die meisten nehmen welche.

Der viel wesentlichere Punkt war aber die Therapie:
Es wurde sehr intensiv daran gearbeitet, sich den Ängsten entgegenzustellen. Viele Expositionen zu machen. Das war der ausschlaggebende Faktor, nicht so sehr die Medikation.

Alles unter folgender Prämisse: der Angst keinen Raum zu geben, diese breitet sich nämlich aus, wenn man sich ihr nicht entgegenstellt (P.S.: bei mir ging das so weit, dass ich erst nicht das Haus und später nicht einmal mehr das Schlafzimmer verlassen konnte).
Jeden Raum, den Du der Angst gibst, nimmt sie sich auch! Und Deine Räume werden immer kleiner. Und irgendwann wirst Du Deine Couch nicht mehr verlassen können.

Aktuell ist es noch so, dass Du noch ganz viel kannst, es sich nur furchtbar anfühlt.
Für die klassische Angsttherapie heißt das: Du kannst einen Supermarkt noch betreten? - Super, weiter den Supermarkt betreten, auch wenn es sich furchtbar anfühlt. Der Angst keinen Raumgewinn ermöglichen.
Das Gehirn merkt mit der Zeit wieder, dass Dir dort keine Gefahr droht.

Aktuell ist Deine interne Alarmanlage übersteuert, zu fein eingestellt. Das geht vielen Angstpatienten so.
Und durch die Therapie kannst Du es schaffen, diese wieder auf Normal-Niveau einzustellen.

Viele Patienten haben richtig tolle Fortschritte gemacht. Es ist nicht einfach und kostet viel Kraft, vor allem Willenskraft, aber man kommt da wieder heraus.

Medikamente können helfen, sind aber bei vielen Patienten nicht der entscheidende Faktor, der entscheidende Faktor ist die Therapie und die innere Einstellung, sich der Angst entgegenstellen zu wollen.

Bei mir ist es besser geworden. Zwar immer noch schwierig und nur zum Teil erfolgreich, aber das liegt an anderen Erkrankungen von mir und hat nichts mit der Angst-Therapie zu tun.
Viele Patienten haben es mit viel Mut und Willenskraft geschafft, ihren Angst-Drachen wieder zu bändigen und wieder ein freies Leben zu führen.

Ich möchte Dir Mut machen: Es ist möglich! Fokussiere Dich auf die Therapie. Es ist machbar! Und wenn Du Dich dafür entscheidest, ist es auch ohne Medikament möglich, keine Angst davor, die sind nicht der entscheidende Faktor.

Alles Gute!

LG Silver

P.S.: Hier nochmal der Link zu dem vollständigen Thread, vielleicht ist da ja auch zusätzlich noch etwas für Dich dabei, auch wenn es auch um das Thema Arbeitsfähigkeit ging, war auch einiges zum Thema Therapie bei Angst an sich dabei.
zukunftsangst-generalisierte-angststoerung-f57/angst-nicht-mehr-arbeiten-zu-koennen-t113856-20.html#p2526771





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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