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Hey Community, ich möchte eigentlich eine Therapie machen wegen meiner Generalisierten Angststörung. Da wir aber auf einem Dorf wohnen und es nur sehr wenige Therapeut:innen in der Nähe gibt, mache ich mir etwas Sorgen um die persönlichen Informationen, die mensch von sich preisgibt. Natürlich gibt es die Schweigepflicht, das ist klar. Aber mir geht es um die einseitige Macht, denn ich schätze dass mir ens Therapeut:in niemals das Alter verraten würde, oder persönliche Ansichten, oder Hobbies, etc. Ich hingegen sollte über Ängste reden, vielleicht sogar schlimme Gedanken. Im Gespräch ist das sicher okay, aber ich befürchte mich nicht so sehr unterordnen zu können. Oder dass ich ens private Fragen stelle zur Weltansicht, die mir ens dann nicht beantworten möchte. Was ist wenn ich ens abends auf dem Volksfest treffe, und ens dann Infos über mich hat, ich aber nicht über ens? Ich fühle mich unterlegen, wenn ens Therapeut:in dann Dinge über mich weiß und ich käme mir komisch vor. Bei Mensch:innen die ich kenne ist das was anderes, wir geben uns gegenseitig heikle Infos übereinander. Habe wirklich Befürchtungen, dass ich mich nicht gehen lassen kann und natürlich spielt die soziale Bewertung auch eine Rolle. Wie seht ihr das, wie fühlt ihr euch mit deren Macht?

15.04.2024 08:09 • 16.04.2024 #1


13 Antworten ↓


Hallo,

ein seriöser Therapeut wird Dir niemals private Dinge erzählen. Darf (!) er nicht und soll er nicht.

Du hingegen musst dich öffnen, so läuft Therapie nun einfach.

Auch wenn du den Therapeuten auf dem Dorffest triffst, wird er (falls seriös) sich gar nicht mit dir dort unterhalten.

LG Nicky

A


Einseitiges Machtverhältnis in der Therapie

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Hallo boytoy,

Deine Bedenken die eine Therapie betreffen, sind meiner Ansicht nach nicht begründet.

Ein Therapeut ist ein Mensch. Und mit Menschen sollte man möglichst auf Augenhöhe sprechen.
Ein Therapeut steht nicht über Dir und tut auch nichts, was sich so anfühlt, als wenn er Macht ausübt.

In Deinem Beitrag klingt vermutlich an, dass Du unter anderem auch Dein Selbstbewusstsein gerne
stärken möchtest.
Starte einfach mal eine Therapie. Bestimmt bekommst Du dann einen ganz anderen Eindruck davon,
wie Therapiegespräche ablaufen.

Viele Grüße
Bernhard

Zitat von Nicky78:
Auch wenn du den Therapeuten auf dem Dorffest triffst, wird er (falls seriös) sich gar nicht mit dir dort unterhalten.

Das wäre auch so eine Frage die ich mir stelle, wie mensch dann reagieren würde bei zufälligen Begegnungen. Da wüsste ich nicht ob ich ignorieren soll, oder wie die Mensch:innen geschult sind wenn es private Kontakte auch zufällig zu Patient:innen gäbe.

@boytoy Ich glaube Du hast eine falsche Vorstellung von einer Therapie. Da geht es doch nicht um Macht oder Unterordnen. Im Endeffekt musst Du garnichts in einer Therapie, außer an Dir selbst arbeiten und dazu werden Dir lediglich Möglichkeiten eröffnet. Ob Du die dann anwenden kannst, oder ob sie geeignet sind, Deine Problematik zu verbessern, wird sich zeigen.

Das es natürlich dazu kommt, über die eigenen Aktivitäten oder Dinge aus dem privaten oder beruflichen Umfeld preiszugeben, dient ja nicht dem befriedigen der Neugier des Therapeuten oder der Therapeutin, sondern bestenfalls dem erkennen der Relevanz für die zu therapierende Erkrankung. Also wenn das Thema Hobbys interessant wäre, dann nur in Verbindung damit, ob Diese einem etwas bedeuten oder weshalb man kein Interesse mehr daran hat oder was einem damit Probleme macht. Was das genau für ein Hobby wäre, ist eher weniger von Interesse für den Therapeuten oder die Therapeutin. Umgekehrt ist mir persönlich wohl auch eher egal, welche Hobbys meine Therapeutin hat, wie Alt Sie genau ist, oder ob Sie irgendwas anderes aus Ihrem Privatleben preisgeben mag. Denn was außer einer eventuell vorhandenen Neugier würde das befriedigen?

Die Angst, bei einer Begegnung außerhalb der Therapie, der Therapeut oder die Therapeutin würde meine Geheimnisse ja kennen und hätte somit Macht über mich, wäre allerdings etwas, das es in einer Therapie aufzuarbeiten gelte, weil sie vielleicht eines der Probleme ist, die die Erkrankung mit sich bringt. Womit man aber rechnen sollte, wenn man seine Therapeutin auf der Straße trifft, wäre, dass Sie einen grüßen würde, sofern man nicht in der Therapie vereinbaren würde, dass Sie dies bitte nicht machen soll.

Zitat von boytoy:
Viele Rechtsgesinnte denken leider so wie du

Bevor Du auch gleich bei mir die rechte Schublade aufmachst. Gendern ist okay, auch wenn ich es nicht unbedingt mache. Aber „Mensch:innen“ ist leider falsch gegendert. „Der“ Mensch ist eine Gattung und die Bezeichnung Mensch beinhaltet schon die Geschlechter insgesamt. Daher fällt ein Gendern weg. Soviel nur dazu.

Zitat von kritisches_Auge:
Deinen Beitrag habe ich gemeldet. Zumindestens in Bayern ist Gendern im Bereich Schule und Universität verboten.

Ich frage mal so. Welchen Beitrag? Meinen?
In Bayern ist es zwar von Herrn Söder so nochmals propagiert worden, wäre aber nicht nötig gewesen, weil es nur die Institutionen betrifft und auch nur das Geschriebene und generell schon gesetzlich geregelt ist, dass da nicht gegendert wird. Privat kann jeder Gendern wie er oder sie oder es will.

@kritisches_auge das mit dem Andeuten einer möglichen Gesinnung durch den TE ist natürlich unangebracht und darauf zu reagieren völlig verständlich. Sein teilweise falsches Gendern anzusprechen, wäre aber auch nicht unbedingt nötig gewesen. Mir fiel ja der Fehler beim Gendern auch schon vorher auf und trotzdem bin ich nur mal auf das eigentliche Thema eingegangen. Das Sprache heutzutage manchmal in ihrem Gebrauch nervt, (mich gelegentlich auch) kann zwar auch öffentlich angesprochen werden, muss es aber ja nicht unbedingt, wenn es das eigentliche Thema garnicht betrifft.
Wenn ich so höre wie manche Menschen Sprache verstümmeln, denke ich mir halt meinen Teil. Wenn natürlich kein Kontext mehr erkennbar ist, ist das eben bedauerlich, aber wohl auch nicht mehr zu ändern, weil es diese Menschen eben so handhaben und eventuell nicht besser wissen oder können.

Okay, sehe gerade, der TE wurde wohl zum Gast. Dann wars das ohnehin mit dem Thema.

Zitat von Nicky78:
ein seriöser Therapeut wird Dir niemals private Dinge erzählen. Darf (!) er nicht und soll er nicht.


Sehe ich nichts so.
Ich finde es nicht schlimm wenn man mit dem Therapeuten per Du geht und auch mal locker über private Dinge sprechen kann. Mir hat das enorm viel vertrauen gegeben und ich wusste wen ich da vor mir habe.

@ThE-Joker Mag sein, hat meine alte Therapeutin auch gemacht aber es ist nicht sehr seriös. Sie hat sogar betont, dass sie es eigentlich nicht darf und auch auf der Straße nicht mit mir sprechen würde.
Sie hat sich dann oft in ihre privaten Erzählungen verstrickt und das ging alles von meiner Zeit. Ich war 15 Jahre bei ihr (mit Unterbrechungen) und bin kein Stück weiter.

Jetzt habe ich eine bei der Therapie richtig Arbeit ist, mit Hausaufgaben, Rollenspielen etc und langsam bewegt sich was. Sie ist aber auch voll auf mich fokussiert und wir sprechen nicht über sie.

Zitat von Nicky78:
Mag sein, hat meine alte Therapeutin auch gemacht aber es ist nicht sehr seriös.

Ich finde nicht das deswegen die Seriösität abhanden geht.

Zitat von Nicky78:
Sie hat sogar betont, dass sie es eigentlich nicht darf und auch auf der Straße nicht mit mir sprechen würde.

Warum bist du Mensch zweiter Klasse für sie?
Sie ist auch nur ein Mensch und sich auf der Straße mal nett grüßen oder kurz mal unterhalten was soll daran verkehrt sein?

Zitat von Nicky78:
Sie hat sich dann oft in ihre privaten Erzählungen verstrickt und das ging alles von meiner Zeit.

Wenn es dich persönlich gestört hat ok, das kann man ja kommunizieren.
Mich hat es gar nicht gestört, wir haben sogar über Politik und andere Themen geredet.

Ich finde wenn der Patient mehr über den Therapeuten wissen möchte sollte er einfach Fragen stellen.

Zitat von Ex-Mitglied:
denn ich schätze dass mir ens Therapeut:in niemals das Alter verraten würde, oder persönliche Ansichten, oder Hobbies, etc.

Mein letzter sehr guter Therapeut hat sehr wohl auch persönliche Dinge über sich erzählt. Z.B. dass er im Alter von 50 Jahren auch eine Lebenskrise aufgrund seines Berufs hatte und daraufhin seine Zulassung als Arzt abgegeben, die Ausbildung zum Psychtherapeuten gemacht und Psychotherapeutische Praxis eröffnet hat. Das hat mir sehr viel Mut gemacht, auch mit 50 meinen verhassten Beruf als Lehrerin aufzugeben und einen Neuanfang zu wagen.

Um Psychotherapien ranken sich so viel Vorurteile, denn niemand weis vorher wie das ist, er weiß nur, er soll etwas von sich mitteilen und das kann Angst machen. Deshalb verdrängen die meisten Menschen lieber und bringen die seelischen Empfindungen nicht direkt zum Ausdruck. So eine Therapie ist eine spezielle zwischenmenschliche Begegnung, denn es ist eine therapeutische Beziehung und das heißt, es gibt ein Gefälle zwischen Therapeut und Klient. Muss es auch, denn der Therapeut muss mit dem umgehen können, was er vom Klienten hört, ohne dass es ihn beeinträchtigt. Oft sind die Erzählungen der Klienten von starkem Schmerz und Leid begleitet, sonst würden sie nicht zum Therapeuten gehen. Er kann sich das alles mehr oder weniger gelassen anhören und so darauf reagieren, dass es für den Klienten produktiv ist. Deshalb können die Gespräche in der Therapie zu Linderung führen und es geht dabei nur um das seelische Problem des Klienten. Es ist richtig, eine private Begegnung gibt es nicht, wenn es eine Begegnung im privaten Umfeld gibt wird höflich gegrüßt und das war es. Die therapeutische Beziehung findet ausschließlich in den Räumen der Therapie statt. Jede private Andeutung aus dem Wissen der Therapie ist unseriös, auch in einem Dorf, wo jeder jeden kennt, auch bei einem Fest oder anderen Veranstaltungen zur Begegnung. Der Klient sollte bei einer therapeutischen Beziehung keine privaten Fantasien entwickeln.

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Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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