Ich glaube, dass es hier um zwei Themen geht, wobei das eine sehr viel tiefgreifender ist als das andere:
Das eine Thema ist das Klingeln für sich genommen,
das andere (und meiner Meinung nach in Deinem Fall sehr viel wesentlichere) Thema ist die Akzeptanz der Grenzen einer therapeutischen Beziehung.
Ich glaube, Dein Problem ist vielmehr, dass das Klingeln nicht das eigentliche Problem ist, sondern die Ursache viel tiefer geht.
Es ist nur etwas, was Dich mit Deinem eigentlichen Problem konfrontiert, Dich in die Realität zurückholt, die Du, so, wie Du es beschreibst, so gerne verdrängen möchtest, und dieses andere Thema ist meiner Meinung nach:
die Grenzen der therapeutischen Beziehung.Zitat von liya1997: Vor allem hat es sehr starke Emotionen ausgelöst, weil sie auch für andere Klientinnen da ist und ich sie mit anderen teilen muss.
Ich hatte schonmal sehr eifersüchtig auf eine andere Klientin reagiert. Meiner Therapeutin ist das Thema schon bekannt.
Zitat von liya1997: Gerade in dem Moment hatte ich ein sehr schwieriges Thema angesprochen. Und in dem Moment hat es geklingelt..Ich hatte ihr erzählt, dass ich gerade Traurigkeit spüre, weil die Sitzung gleich endet.
Zitat von liya1997: Das hat bei mir sehr starke Emotionen ausgelöst.
Für mich klingt das so, als hättest Du eine verschobene Wahrnehmung auf die therapeutische Beziehung. Du hast eine Wunsch-Phantasie im Kopf, was Deine Therapeutin für Dich ist, die sich mit der Realität nicht in Einklang bringen lässt.
Sie ist Deine Kunst-Therapeutin, nicht mehr nicht weniger. Sie arbeite mit Dir, weil Sie dafür bezahlt wird. Sie hat außer Dir noch sehr viele andere Patienten, aber das möchtest Du verdrängen, Du möchtest sie nicht teilen, Du bist eifersüchtig auf andere Patienten, was in so einer Dienstleistungs-Beziehung (und das sind therapeutische Beziehungen nun einmal), in der der Therapeut der Dienstleister ist und der Klient dafür bezahlt, unpassend ist, solche Gefühle passen zu privaten Beziehungen, aber nicht zu geschäftlichen.
Sie arbeitet mit Dir, und nach Dir und vor Dir arbeitet sie mit anderen Klienten, so ist das nunmal in einer Therapie.
Die starken Gefühle, die Du für sie entwickelst, sind einseitig und sollten nochmal besprochen werden (denn es gab ja offenbar schon Gespräche mit ihr über Deine Eifersucht, sagtest Du).
All das spricht für mich dafür, dass hier dringend erneut thematisiert werden müsste, was eine therapeutische Beziehung ist und was nicht.
Natürlich gehört es zum Job des Therapeuten, empathisch und zugewandt zuzuhören und sich mit dem Klienten während seiner Therapie zu beschäftigen, aber da endet dann auch sein Job. Mehr ist es nicht, auch wenn viele Patienten sich das anders wünschen. Es ist und bleibt eine geschäftliche Beziehung. Und nach der Therapie kommt der nächste Patient, mit dem der Therapeut dann genau dasselbe macht, sich zuwenden, einfühlen, zuhören...Das macht er mehrmals am Tag, mit all seinen Patienten.
Ich kann da Grace nur zustimmen:
Zitat von Grace_99: Ich würde mich dann eher fragen was mit mir ist, wenn ich diesbezüglich so stark reagiere und das zum Thema machen und nicht das einmal klingeln.
Dein eigentliches Problem scheint für mich ein ganz anderes zu sein, nämlich die verschobene Sicht auf die therapeutische Beziehung, und das Klingeln regt Dich vermutlich deswegen so stark auf, weil es Deine Phantasie-Welt zerstört.
In einer Therapie können mal solche tiefen Gefühle aufkommen, das ist an sich nicht schlimm, aber es muss besprochen werden.
Gerade auch, wenn Du schreibst, dass Deine Therapeutin bereits von Deinen Eifersuchtsproblemen weiß.
In einer Therapie können auch mal Übertragungs-Pänomene und Projektionen auftreten, das kommt vor und ist an sich auch weder schlecht noch selten, weil man dann daran arbeiten kann, aber es gehört thematisiert.
Und wie tiefgreifend Deine verzehrte Wahrnehmung und Dein Wunsch/ Deine Phantasie, es sei eine tiefgreifende Beziehung seien möge, ist, zeigt für mich Folgendes:
Zitat von liya1997: Gerade in dem Moment hatte ich ein sehr schwieriges Thema angesprochen. Und in dem Moment hat es geklingelt..Ich hatte ihr erzählt, dass ich gerade Traurigkeit spüre, weil die Sitzung gleich endet.
Zitat von liya1997: Das hat bei mir sehr starke Emotionen ausgelöst.
Dein tiefgreifendes, schwieriges Problem in dem Moment war, dass die Stunde bald endet und dass Du deswegen traurig bist, sehe ich das richtig? Das war das schwere Thema, über das Du reden wolltest, richtig?
Das zeigt für mich leider nur exemplarisch, wo das eigentliche Problem liegt. Und ich glaube, dass es wichtig ist, dass das Thema in der Therapie besprochen wird: die Grenzen der therapeutischen Beziehung.
Ich denke also, dass hier zwei Themen relevant sind, die Du vielleicht voneinander getrennt betrachten solltest.
Das Klingeln während der Stunde und die Reaktion der Therapeutin darauf ist das eine Thema, das andere Thema (welches ich persönlich als das eigentliche Problem ansehe) ist die Frage, warum das Deine Emotionen so sehr stark aktiviert, was meiner Meinung nach sehr mit Deinem Problem, Deine Therapeutin für Dich haben zu wollen und die therapeutische Beziehung als etwas sehen zu wollen, was sie nicht ist, zusammenhängt. Also das Thema: die Grenzen der therapeutischen Beziehung scheint für mich eines zu sein, welches dringend nochmal mit der Therapeutin thematisiert werden sollte.
Zitat von liya1997: Warum soll ich wegen anderen Patienten anders mit meiner Therapie umgehen. Sie müssen darauf Rücksicht nehmen...
Das klingt so formuliert für mich etwas....schwierig. Ich denke, es könnte hilfreich für Dich sein, auch die Bedürfnisse der anderen Patienten mit zu berücksichtigen und Dich auch mal in deren Position hineinzuversetzen. Vielleicht hilft Dir das auch dabei, Deine Position und Deine therapeutische Beziehung zu Deiner Therapeutin realistischerer einzuordnen, zu begreifen, dass Du nicht mehr und nicht weniger bist als alle anderen ihrer Patienten auch: halt eine unter vielen, nicht mehr,
aber auch nicht weniger.Auf Dauer wird Dir das helfen, Dich vor Verletzungen dieser Art zu schützen. Solange Du weiter in der Phantasie lebst, dass Du eine besondere Beziehung zu ihr hast und Deine Phantasie aufrecht erhältst, Deine Therapeutin nicht teilen zu müssen, solange werden Dich weiter alle möglichen Vorkommnisse verletzen, die Dich daran erinnern und Dir die Realität vor Augen führen.
Versuche, Deine Einstellung zu Deiner therapeutische Beziehung auf realistischere Füße zu stellen, das wird Dir auf Dauer helfen und Dich schützen.
LG Silver