Zitat von Hopeless5381:und wie bitte macht man das? mindset umkrempeln leben umkrämpeln? ich weiss nämlich auch das klinik alleine es nicht bringt das ist immer für ...
Es müssen nicht immer große Änderungen wie neuer Job, Partner verlassen, Bruch mit Familie etc sein. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die uns ein Bein stellen, weil sie immer und immer und immer wieder reingrätschen.
Bei mir war es so, dass es bei vielen Dingen ausgereicht hat, dass ich mir bewusst wurde, was für Muster bei mir wirken. Dass ich jetzt weiß - okay. In Situation XY flippe ich aus, weil da Glaubenssätze aus meiner Kindheit wirken. Ich bin nicht zu doof, weil ich das nicht ändern kann, sondern da wirken Dinge, die zB mein Vater mir reingedrückt hat. Das nimmt unglaublich den Druck raus, wenn man das versteht.
Und eine Änderung vom Mindset erreicht man, indem man in die Selbstwirksamkeit kommt. Indem man aufhört, allen anderen die Schuld für sein Leben zu geben, wie es gerade ist. Indem man komplett die Verantwortung für sich übernimmt und sich Dingen stellt. Indem man sich selbst nicht mehr fertig macht für Dinge, für die man nichts kann. Dann kann Selbstliebe und Selbstvertrauen wachsen. Und man fühlt sich den Stürmen des Lebens nicht mehr ausgeliefert, sondern steht selbst am Steuer.
Ich habe immer gedacht, ich bin schwach. Hab viele Dinge weggedrückt, weil ich dachte, das Leben ist halt so und anderen geht es schlechter (was ja bestimmt auch so ist). Aber mein Therapeut hat mir klar gemacht, wie stark ich eigentlich bin und dass ich in vielen Situationen die Druckmuster meiner Familie mittrage. Auch das kann man loslassen und der anderen Person signalisieren: das ist dein Druckmuster und dein Problem - sieh zu, dass du da selber rauskommt.
Ich kann es nicht besser formulieren, vielleicht dazu mal ein Beispiel:
Ein Druckmuster von meinem Mann ist, dass er unglaublich Angst hat, Fehler zu machen und will deshalb keine Entscheidung treffen (im Privaten, beruflich ist er Führungskraft mit fast 100 Angestellten). Er kann nicht zugeben, dass er etwas nicht weiß. Deshalb ist er auch ein unglaublicher Kontrollfreak.
Wenn wir jetzt zB privat irgendwo hinfahren, muss ich alles entscheiden: Wann fahren wir los? Was soll ich anziehen? Ist es draußen kalt oder warm? Fahren wir links oder rechts rum? Unsere Kommunikation besteht nur aus einem Frage- und Antwortspiel. Wenn ich jetzt zB sage - fahr doch rechts, und wir kommen in einen Stau, sagt er: Also ich wäre ja links gefahren, da wären wir pünktlich gewesen, aber DU wolltest ja rechts rum fahren. Da ich aber aufgrund meiner Muster nur schwer in die Konfrontation gehen kann, setzt mich dieses ganze Tänzchen, was wir da aufführen, komplett unter Stress. Dieser Druck geht bei mir ungefiltert nach innen, weil ich ja nichts sagen darf.
Und wenn diese Situationen immer und immer wieder kommen, zu Hunderten, legen sie Steinchen um Steinchen in die Mauer der psychischen Erkrankung. Ich lerne jetzt, diese Muster zu erkennen und sie ohne in die Konfrontation zu gehen, zu lösen. Du bist der Fahrer, entscheide Du. Liest sich leicht, ist aber echt schwer für mich. Und wenn ich das 50x, 100x gemacht habe, wächst in mir das Selbstvertrauen, dass ich einen Einfluss nehmen kann. Und die Angst kann wieder ein Stück gehen.
Hoffe, das ist irgendwie verständlich.