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Hallo ihr lieben,

Ich bin ganz neu hier und suche nach einem Rat oder vielleicht auch Menschen, denen es ähnlich geht wie mir.
Ich muss etwas ausholen, um zu erklären wie es dazu kam.
Ich war bis vor etwa zwei Monaten stationär in einer psychosomatischen Klinik bzgl ptbs. Da würdeso einiges hochgeholt und auch an der Oberfläche gekratzt, was ja klar ist bei Trauma. Dazu muss ich sagen, daß die Traumata in meiner Kindheit liegen und ich demzufolge vor vielen vielen Jahren eine generalisierte Angst und Panikstörung entwickelt habe (seit 2013).
Jedenfalls war ich aufgrund der ptbs nun in der Klinik. Es war hart für mich, weil dort so viel getriggert worden ist und ich gemerkt habe, wie stark ich mich aufgrund des Aufenthaltes verändert hatte.
Als ich entlassen wurde, war die PTBS etwas besser aber meine Angststörung dafür umso präsenter. Jedoch wurde ich ohne einen hier ansässige Psychotherapie noch etwaige andere Unterstützung seitens der Klinik, entlassen. Ich war also die ersten Wochen komplett auf mich alleine gestellt.
Ich freute mich auf zuhause, keine Frage aber ich hatte auch Angst, wie es dann weitergeht. Ich wurde demnach arbeitsunfähig entlassen. Man muss dazu sagen, dass ich sonst ein sehr kommunikativer und arbeitstüchtiger Mensch bin, ich würde sogar sagen, ein Workaholic. Ich brauche das Arbeiten, weil es mich irgendwie erfüllt. Jedenfalls kam ich nach Hause und hatte erstmal ncihts, war vollkommen auf mich zurück geworfen. Plötzlich fing ich an, mich zu hinterfragen, was ich zuvor für ein Leben gelebt habe, in welchem Mangel ich funktioniert habe, dass ich nciht immer ehrlich war, oberflächlich, unbewusst und das ich vor allem meiner Frau gegenüber nicht ehrlich war. Ich bekam also zwei Tage nachdem ich entlassen worden war, eine heftige Panikattacke zuhause und habe meiner Frau gestanden, dass ich das letzte Jahr über, ziemlich großen Mist gebaut habe und sie hintergangen habe. Ich hatte solche Schuldgefühle und Ängste auszusehen, weil ich damit gerechnet habe, sie würde mich verlassen -tat sie aber nicht. Ganz im Gegenteil, sie stand zu mir. Und mein Organismus, mein Körper, meine Seele harrendas nicht verstanden. Die esten Tage, packte ich immer wieder meine Tasche, weil ich damit rechnete das ich sie mich verlässt. Ich habe nur drauf gewartet. Aber es passierte nicht. Mein kopf aber, fing plötzlich an, sich zu verselbstständigen. Er suchte sich immer wieder Situationen, selbst wenn diese schon Jahre her waren und wie getrennt waren, heraus um mich schlecht zu machen, das war wie ein drang ihr das alles erzählen zu müssen, sodass sie mich dann evtl verlässt. Diese zwangsgedanken belasteten mich so sehr, dass ich ihr alles davon erzählen musste, aber es wurde dadurch nur noch schlimmer. Ich konnte plötzlich nichts mehr essen, nicht mehr schlafen. Wurde depressiv, hatte kein Interesse mehr an nichts. Fühlte nichts mehr, nur noch leere, hatte keine Emotionen in mir, ausser Angst. Das ging 3 Wochen so. Als sich es etwas entspannte, auch mein vegetatives Nervensystem, kamen zwangsgedanken, dass ich ihr etwas antun könnte, dass ich eine Psychose habe, schizophren bin. Ich hörte meine innere Stimme in ganzen Sätzen reden, mich jedesmal bewerten, kritisieren. Plötzlich fingen dpdr Zustände an, dann dachte ich, okay jetzt bin ich wirklich Geisteskrank und muss in eine Psychiatrie. Es war wirklich die Hölle. Im Moment ist es so, und deswegen auch der Titel, dass ich Angst habe, dass ich nie wieder ein normals Leben führen kann, aufgrund dieser Schuldgefühle. Ich habe keinerlei Vertrauen mehr in mich, seitdem das passiert ist und auch nicht in die Welt. Ich traue mich gar nicht mehr negativ oder abwertend über jemand anderen zu denken, selbst wenn es lustig ist, weil jedesmal der Gedanke kommt, daß ist nicht gut was du da denkst oder machst, du bist ein schlechter Mensch. Sowas tut ein guter Mensch nicht. Ich habe die Zwangsgedanken, dass ich all den Menschen die ich kenne oder nicht, sagen muss, was ich wirklich mal über sie gesagt oder gedacht habe (selbst wenn es etwas banale war oder lustiges). Das ist so schlimm und macht mich fertig. Und das alles nur, aufgrund dieser Situation, die im Februar mit meiner Frau passiert ist. Ihr müsst wissen, ich bin sehr spirituell, sprich ich spüre schon, dass ich mich verändert habe und nicht mehr im außen lebe und unbewusst denke, wie vorher. Und das ich alles, was ich getan habe, im Bezug auf meine Frau, bereue, sehr sogar. Aber es leider nicht rückgängig machen kann (ich habe sie nicht sexuell betrogen, aber dennoch war ich nicht ehrlich ihr gegenüber). Jedenfalls ist seitdem an, seitdem ganzen Geständnissen nichts mehr, wie es war. Kennt das irgendwer evtl? Entschuldigt, dass der text jetzt so lang geworden ist. Das ist einfach die Verzweiflung dahinter . Liebe Grüße

02.04.2022 11:40 • 03.04.2022 x 1 #1


6 Antworten ↓


Du solltest unbedingt mit einem Psychologen sprechen. Bist Du auf einer Warteliste?

Normalerweise wird man immer mit anschließender ambulanter Therapie entlassen.

A


Zwangsgedanken Schuld/Lügen

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Ich bin jetzt seit 4 Wochen in psychologischer Behandlung. Aber die Zwangsgedanken haben nicht abgenommen. Sie haben sich nur verändert. Aber sie machen mir Angst. Ich mache mir Angst. Das weiß auch meine Therapeutin und hat mir spezielles Handwerk an die Hand gegeben.
Ich habe wirklich Angst, dass ich eine Psychose bekomme oder schizophren bin.

Willkommen @spiritsoul,

verstehe ich es richtig, dass Du arbeitsfähig eingecheckt hast und arbeitsunfähig entlassen wurdest?

Zitat von spiritsoul:
Man muss dazu sagen, dass ich sonst ein sehr kommunikativer und arbeitstüchtiger Mensch bin, ich würde sogar sagen, ein Workaholic. Ich brauche das Arbeiten, weil es mich irgendwie erfüllt.

Arbeitssucht kompensiert, überdeckt stets etwas, worauf man nicht schauen kann oder will. In der Therapie jedoch lerntest Du, hinzuschauen - und hast nun eine neue Obsession gefunden:

Zitat von spiritsoul:
Mein Kopf aber fing plötzlich an, sich zu verselbstständigen. Er suchte sich immer wieder Situationen, selbst wenn diese schon Jahre her waren und wie getrennt waren, heraus um mich schlecht zu machen, das war wie ein Drang ihr das alles erzählen zu müssen, sodass sie mich dann evtl. verlässt.

Früher im Job wolltest Du etwas gut machen. Jetzt in der Selbstanalyse willst Du etwas schlecht machen. Streiche die Bewertung und es bleibt: Du willst etwas machen - und zwar vollumfänglich, total, perfekt, ohne das kleinste Detail auszulassen, unbeleuchtet zu lassen.

Auch wenn sich das etwas seltsam anhört, aber überdenke mal, ob es nicht eher um Perfektionismus geht als um Reue?

Zitat von spiritsoul:
Fühlte nichts mehr, nur noch Leere, hatte keine Emotionen in mir, außer Angst. Das ging 3 Wochen so. Als sich es etwas entspannte, auch mein vegetatives Nervensystem, kamen Zwangsgedanken, dass ich ihr etwas antun könnte, dass ich eine Psychose habe, schizophren bin. Ich hörte meine innere Stimme in ganzen Sätzen reden, mich jedes mal bewerten, kritisieren.

Der Therapiemodus aus der Klinik ist bei Dir noch am Laufen und es fehlt die Begleitung. Es wurde ein Fass geöffnet und nicht mehr richtig verschlossen. Ich kenne das recht gut aus intensiven Meditationskursen - es kann zu einer Krise führen. Therapie hat diesbezüglich zwei Aspekte:

1. Einsichten sollten erlangt werden.
2. Erlangte Einsichten sollten verkraftet, verarbeitet werden können.

Beide Punkte sind Prozesse, die begleitet werden müssen. Deshalb würde ich zügig einen Gesprächstermin mit dem behandelnden Therapeut in der Klinik vereinbaren und um Nachsorge bitten. Das kann (und sollte in diesem Fall m. E. auch) ambulant erfolgen, z. B. bei einem Psychotherapeuten in Deiner Nähe oder via Skype o.ä.

Ja, da hast du wahrscheinlich recht. Das Problem ist auch, dass ich mich selbst gar nicht mehr ertragen kann. Da ist eine richtige Selbstabwertung da, seitdem das passiert ist. Aber was meinst du mit Perfektionismus und Reue? Also ich empfinde Reue und vor allem Schuldgefühle, meiner Frau gegenüber. Mir tut das unwahrscheinlich leid, was ich ihr angetan habe und ich kann mit diesen Schuldgefühlen einfach nicht mehr umgehen und die damit verbundenen zwangsgedanken machen es erst richtig schlimm. Ich lebe nur noch in Angst. Nur noch.
In der Klinik werde ich am Montag aufjedenfall anrufen und da um nachsorge bitten, definitiv! Und ambulant bin ich bei einer guten Therapeutin mittlerweile untergekommen.

Zitat von spiritsoul:
Aber was meinst du mit Perfektionismus und Reue?

Perfektionismus bzw. Reinheit sind sehr oft die Zwangsgedanken flankierende Begriffe.

Zitat von spiritsoul:
Also ich empfinde Reue und vor allem Schuldgefühle, meiner Frau gegenüber.

Das ist erstmal natürlich, darf aber nicht so bleiben. Denn Scham und Reue haben eine Läuterungsfunktion. Das bedeutet nicht: je mehr Reue um so geläuterter. Scham und Reue bedeuten wirksames Verstehen. Es braucht dafür nur die klare Einsicht, dass fehlerhaft gehandelt wurde.
Schuldig ist man erst, wenn eine schädigende Absicht dahinter stand. Du hast ja eigentlich Deine Frau nicht aktiv betrogen, sondern bist (wohl) Deiner Verliebtheit gefolgt. Es ging um Dich, nicht um sie. Das ist die Erklärung dafür.
Du brauchst nichts wieder gut zu machen, weil Deine Frau Dir bereits vergeben hat. Du kannst ihr Vergeben gar nicht ablehnen, weil das ihre Sache ist! Du musst lernen, auch mal ein Geschenk anzunehmen. Vergeben ist Geben in Vollendung .
Die Entscheidung, Dich Deiner Frau gegenüber zu öffnen, war Dein Geschenk an sie. Das ist mehr Liebe, als ein (sogenannter) Seitensprung.

Guten Morgen Moo,

Vorab, zu deiner ersten frage , die ich irgendwie überlesen habe. Ja, ich bin arbeitsfähig stationär aufgenommen worden und arbeitsunfähig entlassen. War dann vier Wochen zuhause und bin anschließend wieder arbeiten gegangen, bis heute. Diese vier Wochen ohne Arbeit waren aber die Hölle für mich aber du hast schon ganz gut analysiert, warum die Arbeit für mich so einen enormen Stellenwert hat und deine anderen Aussagen... Ja es stimmt eben und ich muss es einfach akzeptieren und mich auch glücklich schätzen aber diese zwangsgedanken machen mir einfach so sehr zu schaffen, gerade auch weil sie sich abwechseln und immer etwas neues oder anderes hinzu kommt, was mich bis zur erschöpfung treibt. All dem liegt eine große Verlustangst zugrunde, dass weiß ich. Danke aufjedenfall für deine Worte, ich weiß das sehr zu schätzen.





Prof. Dr. Borwin Bandelow
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