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Hallo Zusammen.
Bei mir wurde vor ca 2 Jahren eine Zwangsstörung diagnostiziert, daher leide ich unter Zwangsgedanken.
Ich bin Erzieherin und dann vor ca. 2 Jahren kam mir plötzlich dieser schreckliche Gedanke ich könnte ein Kind (welches ich dammals gehütet hatte) sexuell missbraucht haben. Dazumals hatte ich auch ein Alk.. Ich leide schrecklich unter dieser Unsicherheit ob ich das getan habe oder nicht. Ich war auch alleine mit dem Kind. Ich denke dann, ich könnte damals betrunken gewesen sein und habe vielleicht die Kontrolle verloren. Ich denke manchmal ich habe das alles verdrängt und das kommt jetzt wieder hoch. Ich denke oft, da muss doch was gewesen sein. Warum sonst kommt mir so ein Gedanke? Dieser Gedanke versetzt mich in riesengrosse Zweifel und gibt mir das Gefühl der allerschlimmste Mensch der Welt zu sein. Ich bin seit 2 Jahren in Therapie. Aber dieser Gedanke quält mich so!

Kennt Jemand von Euch solche Gedanken? Wie geht Ihr mit sowas um?

herzlichen Dank für Eure Antworten. Ella

21.12.2021 10:35 • 27.08.2022 x 1 #1


18 Antworten ↓


Hallo @Ella13,

herzlich willkommen. So erschreckend die Thematik Deiner Zwangsgedanken auch sein mag, es sich erstmal lediglich Zwangsgedanken. Hinzu kommt der A lkoholsuchtaspekt. Beides sind zwar zwei verschiedene Dinge, wirken aber m. E. zusammen - insbesondere darin, dass sie Deine Unsicherheit verstärken. Zudem dürften Schuld- und Schamgefühle die Sache nicht unbedingt übersichtlicher machen.

Deine therapeutische Beschäftigung mit Zwangsgedanken etc. war vielleicht einfach etwas zu oberflächlich um Dir Beruhigung zu schaffen. Deshalb ein paar (hoffentlich) klärende Anmerkungen hierzu:

1. Gedanken und Denken sind zwei verschiedene Dinge!

Gedanken sind im Geist gespeicherte Sinneseindrücke, die aus bereits stattgefundenen Sinneskontakten (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten) entstanden. Der Unterschied zu den Sinneskontakten ist lediglich, dass sie von innen (aus dem Geist) kommen.

Denken ist aktives geistiges Gestalten und findet in aller Regel unbewusst statt. Unbewusst bedeutet hier, dass Denken nicht bewusst erlebt und schon gar nicht beobachtet werden kann. Nur sehr weit fortgeschrittene Meditierende sind in der Lage, den Beginn und das Ende des geistigen Gestaltens zu erkennen, doch ich schätze, das ist bei keinem hier im Forum der Fall

Daraus folgt, dass das was Du oben beschreibst, lediglich ein Beobachten von Gedanken darstellt.

2. Weshalb die Angst?

Einer der Gründe, weshalb uns wirre Gedanken ängstigen, ist der (vermeintliche!) Kontrollverlust. In Wahrheit ist es aber kein Verlust von Kontrolle, sondern Unwissenheit über Punkt 1 (s.o.).

Da wir glauben, Gedanken seien gleichbedeutend mit Denken beziehen wir die Gedanken auf uns! Es fühlt sich so an, als hätten wir etwas mit unseren Gedanken gemeinsam, währen dafür verantwortlich, ja sogar manchmal schuld daran...

Niemals würden wir so über die anderen Sinneseindrücke (Gesehenes, Gehörtes, Gerochenes etc.) denken! Weshalb ist das so? Weil diese Sinneseindrücke (vermeintlich!) von außen kommen, Gedanken jedoch, wie oben beschrieben, von innen. Der unachtsame Geist meint deshalb, er wäre der Schöpfer derselben.

Ich hoffe, das klärt die Sache etwas für Dich? LG

A


Päd. Zwangsgedanken

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Lieber Moo

Vielen Dank für Deine Antwort...Du hast mir echt weitergeholfen und wenn ich ganz sachlich denken könnte, wären meine Gedanken weniger schlimm. Aber ich kann halt nicht mehr klar denken. Wenn dieser schrekliche Gedanke auftaucht, fühle ich einen starken Schmerz in meiner Seele...irgendwo weiss ich, dass da ganz viel emtionales dahintersteckt aber ich blicke nicht dahinter. und ja Schuldgefühle spielen eine grosse Rolle bei mit auch Scham. So denke ich, ich habe diese starken Schuldgefühle eben weil ich dazumals so etwas schreckliches getan haben könnte....ich danke Dir Moo!

Liebe Grüsse Ella

@moo Guten Abend, ich wollte fragen ob du mir das genauer erklären könntest mit dem Unterschied zwischen denken und gedanken. Ich hab das nicht ganz verstanden weil ich leider manchmal viel zu sehr auf dem Schlauch stehe.
LG.

‍️ Hallo, ich kenne mich leider damit auch sehr gut aus. Eine Zeit lang war es richtig schlimm. Aggressive Gedanken meinem Sohn und anderen gegenüber. Bei Zwangsgedanken hilft nur annehmen und vorübergehen lassen. Desto mehr Du versuchst sie wegzuschieben desto schlimmer wird es. Das schlimmste an den Gedanken ist dass sie sich immer auf das beziehen was du am meisten liebst oder extrem ablehnst. Mit hat ein Therapeut einmal gesagt es hat viel mit unterdrückter Wut zu tun.

@Ankergirl hast du auch mit päd. Zwangsgedanken zu kämpfen? Mir ist das so furchtbar unangenehm. Und das schlimme ist dass sich die Inhalte immer ändern oder sie gleichzeitig auftauchen. Ich finde es so schrecklich dass sich das alles so real anfühlt. Meine Therapeutin meinte auch dass man sich sagen soll wenn einer kommt: Ok du bist jetzt da, aber ich konzentriere mich jetzt auf... Ich hab den Dreh noch nicht raus und daher denke ich jedesmal dass ich weitere Tabletten benötige weil ich es alleine nicht schaffe

@Diana1988 Nein mit Päd nicht aber früher richtig schlimm mit aggressiven Gedanken, wie aus einem Horrorfilm. Hauptdarsteller mein Sohn. Ich habe mir immer gesagt bevor ich meinen Sohn etwas tue spring… ich aus ……Ich dachte ich werde verrückt und habe mich so schlecht gefühlt.

@Ankergirl so geht es mir auch gerade und es macht mich sowas von fertig ich kann nicht mehr klar denken. Ich weiss nicht wie ich damit umgehen soll

Mit zwangsgedanken ,in welcher Form sie auch immer auftreten , verhält sich das so : da ist dieser Gedanke, der gegen jeden Wert von einem selbst verstößt. Er taucht auf ,man nimmt ihn war und kriegt Panik: warum denke ich das ? Bin ich nicht vielleicht doch ein schlechter Mensch? Was ist, wenn ich das wirklich will?
Und genau da hakt sich der zwangsgedanke ein. Es ist ein so furchtbarer Gedanke, der von jeder weiteren Furcht genährt wird . Und dadurch bleibt er omnipräsent. Eben weil er einem Angst macht. Dabei ist das ein Gedanke, wie jeder andere der 5000 die einem durch den Kopf schießen. Der hat ungefähr das selbe Gewicht, bzw sollte es haben , wie der Gedanke an Socken. Oder Bananen.

Zudem denkt man sich: oh nein, den darf ich nicht haben, diesen Gedanken. Und dann beginnt das Spiel : denke nicht an einen rosa Elefanten. Und ,an was denkst du ? An rosa Elefanten.

Gibt da nen Witz:
Eine fee erscheint einem Mann und sagt ihm ,dass in seinem Garten ein Schatz liegt . Er darf beim graben nur nicht an rosa Elefanten denken. Und der Mann gräbt immer noch nach dem Schatz.

@Pübbels leidest du selbst auch an Zwangsgedanken oder hast unter ihnen gelitten?

@Diana1988 ja , daher habe ich mein Wissen und auch meine Strategie, damit umzugehen. Hatte lange Gedanken, mir und anderen was anzu tun .

@Pübbels ich wünschte ich könnte auch schon so gut damit umgehen wie du. Bei mir wechseln die gedanken immer oder sind auf einmal alle da und ich weiss nicht ob alle Zwangsgedanken gleichzusetzen sind.

@Diana1988 das hat ein umdenken bei mir erfordert ,was auch ziemliche Arbeit war . Ist also ned so easy peasy, wie das klingen mag bei mir. Das waren Jahre, an denen ich gearbeitet habe, aber mit Erfolg. Zumindest damit habe ich keine Probleme mehr. Und ein Zwangsgedanke ist ein Zwangsgedanke. Egal ,welchen Inhalt er hat .

@Pübbels ich wünschte ich würde das auch mal hinbekommen. Ich bin jetzt 33 und angefangen hat es bei mir als ich 18 wurde

@Diana1988 dann musst du anfangen ,dein denkmuster zu verändern . Die Arbeit sollte es doch wert sein

Zitat von Diana1988:
@moo Guten Abend, ich wollte fragen ob du mir das genauer erklären könntest mit dem Unterschied zwischen Denken und Gedanken. Ich hab das nicht ganz verstanden weil ich leider manchmal viel zu sehr auf dem Schlauch stehe.

Was genau hast Du nicht verstanden?

@moo ich hab das mit den unterschieden nicht ganz verstanden. Für mich liest sich das schwierig.
Sponsor-Mitgliedschaft

@Pübbels das versuche ich ja schon aber es gelingt mir nicht

Zitat von Diana1988:
ich hab das mit den Unterschieden nicht ganz verstanden.


Zitat von moo:
1. Gedanken und Denken sind zwei verschiedene Dinge!

Gedanken sind im Geist gespeicherte Sinneseindrücke, die aus bereits stattgefundenen Sinneskontakten (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten) entstanden. Der Unterschied zu den Sinneskontakten ist lediglich, dass sie von innen (aus dem Geist) kommen.

Denken ist aktives geistiges Gestalten und findet in aller Regel unbewusst statt. Unbewusst bedeutet hier, dass Denken nicht bewusst erlebt und schon gar nicht beobachtet werden kann. Nur sehr weit fortgeschrittene Meditierende sind in der Lage, den Beginn und das Ende des geistigen Gestaltens zu erkennen, doch ich schätze, das ist bei keinem hier im Forum der Fall

Daraus folgt, dass das was Du oben beschreibst, lediglich ein Beobachten von Gedanken darstellt.


Wir interpretieren Gedanken als aktives Denken, doch das ist eben ein Fehler.

Beispiel: Wenn Du das hier liest, gestaltest Du geistig, indem Du versuchst, a) den Sinn des Geschriebenen zu verstehen und b) daraus etwas für Dich abzuleiten (= lernen).
Dieser Vorgang findet idR unbewusst statt.
Demgegenüber stellen wiederkehrende Gedanken, die man mitkriegt(!) und somit auch als Gedanken oder (im pathologischen Sinn) als Zwangsgedanken definieren können nur Sinnesobjekte dar. Du kannst das durchaus damit vergleichen, wie wenn Du regelmäßig ein Bild anschaust, weil es genau vor Deinem Schreibtisch an der Wand hängt.

A


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Prof. Dr. Borwin Bandelow
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