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Zitat von MamaAngsthase:
Wir hatten heute die Situation dass meine ältere Nachbarin kein Geschenk annehmen wollte dafür dass sie 10 Tage unsere Katze Verpflegung hat, also morgens und abends Essen hinstellen und mal ins Haus lassen bei Bedarf. Ich habe ihr aus dem Urlaub etwas mitgebracht und zusätzlich ein Einkaufsgutschein. Sie sagte ...

Sie möchte, dass Du es als Herzensgeschenk verstehst und fühlt sich verletzt, dass Du ihr das bezahlen willst.
Ein Geschenk ist ein Geschenk und kein Geschäft. Du entweihst damit ihre Gabe.

Zitat von hereingeschneit:
Es macht aber schon einen Unterschied, ob man sagt: Danke, das ist nett, aber ich trinke keinen Sekt (so weiß man, dass man mit dem Geschenk daneben lag) oder ob man Geschenke generell ablehnt.

Das kann man so sehen. Ich sehe aber keinen Unterschied darin, dass jemand etwas individuell oder generell nicht möchte. Es obliegt auch nur mir alleine, ob ich eine Rechtfertigung oder Begründung brauche, wenn mir jemand sagt, das er etwas nicht möchte. Denn es liegt ja nur an meiner Erwartungshaltung die entweder befriedigt wird, oder eben enttäuscht. Allerdings wird eine Enttäuschung natürlich negativ empfunden, weil ja niemand enttäuscht werden will, womit wir wieder beim Ego ankommen. Und das Ego bezieht sich eben nicht auf das Ego des anderen, denn sonst wärs ja nicht das Ego.

Das Hauptproblem ist aber, wie sich ein anderer fühlen könnte, kann man eben nur erahnen oder vermuten. Dazu nutzt man üblicherweise die eigene Erfahrung oder eine erlernte Etikette. Dennoch kann man dabei nur glauben, zu wissen, wie der andere sich fühlen könnte. Ohne aber dessen Gedanken tatsächlich lesen zu können, besteht halt auch die Gefahr, dass man völlig daneben liegt. Es wäre aber auch zu einfach, vorher zu fragen „darf ich Dir ein Geschenk machen“ und dann je nach Antwort entsprechend zu agieren und wenn die Antwort ein nein ist, das zu akzeptieren. Dann könnte es dem Ego sogar schmecken, dass man nicht jemandem was aufgedrängt hat, dass er nicht möchte und sich selbst dabei trotzdem gut fühlen.

Fakt ist aber, der Mensch ist im Denken oft von Erwartungen gesteuert und meint, dass gemäß der eigenen Erwartungen auch immer zu handeln ist. Erwartungen können aber eben daneben liegen und dass wird gerne ausgeblendet.

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Geschenk wird nicht angenommen - was tun?

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Ich versuche es immer im Zusammenhang zu sehen.

Bsp.: Ein Freund und Nachbar hatte mir eine Elektroplatine repariert. Er wollte dafür nichts haben. Ich habe ihm einen Gutschein gekauft über 30 EUR. Dafür kann er sich Werkzeug kaufen oder sonstwas, das braucht er eh immer.
Ich weiß aber auch, dass er daran auch eine Zeit gesessen hat und die Reparatur nicht in zwei Minuten erledigt war.
Und hätte er es nicht gemacht, hätte ich die Platine neu kaufen müssen und das hätte 130 EUR gekostet.

So hat er eine Anerkennung seiner Mühe und ich habe trotzdem noch 100 EUR gespart und zeige, dass ich das auch zu würdigen weiß, dass er sich darum gekümmert hat und es nicht als selbstverständlich betrachte.

Nächste Woche bin ich im Urlaub. Derselbe Nachbar wird meine Mülltonne rein und rausbringen. Das ist kein Auswand für ihn, kann er machen, wenn er eh mit seinem Hund geht. Trotzdem nicht selbstverständlich.

Ich weiß, dass er gerne mal unbekannte Biersorten regionaler Brauerein probiert. Daher werde ich ausm Urlaub 3 oder 4 Flaschen verschiedener Biere mitbringen für ihn.
Das würde ich aber auch ohne Mülltonne machen, weil ich weiß, dass es ihn freut und er ein guter Freund von mir ist.

Was ich damit sagen will: Ein Geschenk von angemessenem Wert ist eher eine Geste. Ist das Geschenk teurer, gleicht es schnell eienr Bezahlung, die der Beschenkte ja eben nicht will.

Die Kernfrage, die man sich stellen könnte ist doch recht simpel.

Möchte ich persönlich etwas, dass ich nicht möchte?

Dann kann ich mir überlegen, ob dass andere für sich auch so empfinden. Komme ich zu der Überzeugung, ja, andere möchten durchaus auch etwas nicht, dass sie nicht möchten, ist es doch das einfachste, dies zu akzeptieren, oder nicht?

Dabei spielt es doch im Grunde garkeine Rolle ob es um ein Geschenk geht, oder was auch immer für eine Handlung erfolgen soll. Es ist die persönliche Freiheit, die ich dem anderen zugestehen kann, oder eben auch nicht. Und ob ich es verkraften kann, etwas nicht zu diktieren. Selbst wenn ich etwas persönlich daraus schließe, dass jetzt diese gutgemeinte Geste nicht so ankam, wie ich es gerne gehabt hätte, macht es mich und den Anderen nicht automatisch zu einem schlechten Menschen. Auch dann nicht, wenn Traditionen oder Moralvorstellungen es anders vermitteln wollen. Aber es ist natürlich eventuell anstrengend, sich darüber Gedanken zu machen, was freier Wille ist und ob ich den respektieren und akzeptieren kann, wenn mir daraus kein wirklicher persönlicher Schaden entsteht, der über eine kurze persönliche Kränkung hinaus geht und es ein persönliches Nachtragen gegenüber dem Anderen erfordern muss.

Wenn im Hirn dann die Spielchen passieren und dazu führen, Fragen oder Antworten zu generieren, kommen dann womöglich folgende Gedanken auf.

„Der will mein Geschenk nicht, ich bin schei..“
„Der will mein Geschenk nicht, das Geschenk ist schei..“
„Der will mein Geschenk nicht, der ist schei..“

Dann kann man diese Gedanken natürlich verfolgen und weitere Schüsse daraus ziehen, oder man nimmt die Gedanken wahr und lässt sie auch wieder ziehen, weil sie sich vielleicht als nicht so lebensbestimmend erweisen, wie sie einem in dem Moment vorkamen.

Da fällt mir noch eine Frage ein, die man sich stellen könnte.

Wenn ich etwas schenke, will ich mich dadurch gut fühlen oder will ich, dass der andere sich gut fühlt?
Falls letzteres der Fall wäre, dann wäre es ja toll, wenn der Andere sich damit gut fühlt, ein Geschenk nicht anzunehmen, oder? Und wenn derjenige sich gut fühlt, könnte mich das freuen?

Ist vor allem ein typisches Beispiel dafür, wie in unserer Gesellschaft alles verkompliziert wird.

Seit Ewigkeiten sind kleine Gesten als Würdigung und Anerkennung üblich. Kann man ja einfahc so fortführen ohne eine Wissenschaft draus zu machen.

Solange das Geschenk nicht im krassen Missverhältnis zur erbrachten Leistung steht, ist das doch unproblematisch.

Beim nächsten Mal weist man eben vorher ausdrücklich darauf hin, dass man gern den Gefallen tut, aber dafür nichts, auch keine Kleinigkeit haben will.

Ich finde den verkompliziert - Spruch leider auch problematisch. Der wird allzu gern benutzt, wenn jemand sich abgrenzen will.
Mach es doch nicht so- /Sei doch nicht so kompliziert!

Ein Geschenk kommt immer von Gott.
Wenn damit eine Absicht verfolgt wird.
dann kommt es vom Teufel.

Ist auch so. Da bei einer Sache, die über jahrhunderte gut funktioniert hat, plötzlich eine Wissenschaft daraus gemacht und die psychischen Auswirkungen von Schenker und Beschenktem bei verschiedneen Szenarien durchgespielt.

Ich halte es für unhöflich, ein Geschenk nicht anzunehmen. Ausnahme ist, wenn das Geschenk deutlich aus dem Rahmen fällt oder wenn vorher ganz ausdrücklich gesagt wurde, nix schenken.
Ansonsten bricht man sich keinen Zacken aus der Krone und muss auch nicht in psychiatrische Behandlung, wenn man dem Schenker die Freude macht und das Geschenk annimmt.

Ich lasse jedem seine Meinung. Ist quasi mein Geschenk an die Menschheit.

Mir wurde wohl nur zusätzlich das Geschenk gemacht, zu respektieren dass jeder seine eigene Meinung auch haben darf. Ungeachtet ob ich sie teile oder nicht und ob sie meiner eigenen entspricht oder nicht. Das Geschenk des freien Willens, besonders bezüglich dessen was ich möchte und was nicht, ist aber auch etwas dass ich gerne so angenommen habe.

Und da ich jetzt dieses Thema nicht weiter verfolgen möchte, tue ich das auch nicht mehr.

Zitat von Disturbed:
Aber es ist natürlich eventuell anstrengend, sich darüber Gedanken zu machen, was freier Wille ist und ob ich den respektieren und akzeptieren kann, wenn mir daraus kein wirklicher persönlicher Schaden entsteht, der über eine kurze persönliche Kränkung hinaus geht und es ein persönliches Nachtragen gegenüber dem Anderen erfordern muss.

Nehmen wir an, du hättest mir einen Gefallen getan und ich sehe das nicht selbstverständlich an, weil es, gerade in der heutigen Zeit, immer weniger selbstverständlich ist.

Ich bin dir somit dankbar und möchte diese Dankbarkeit auch deutlich zum Ausdruck bringen und deswegen würde ich dir eine Kleinigkeit schenken. Es ist eine Geste, dem Wort Danke zusätzlich Ausdruck zu verleihen.
Das wäre sozusagen mein freier Wille, kein Zwang, kein Pflichtgefühl, kein erlerntes Verhalten.

Indem du das Geschenk annimmst, würdest du das (meinen freien Willen) respektieren und akzeptieren und es würde dir daraus kein persönlicher Schaden entstehen.

Du willst es aber nicht annehmen. Bist du dann enttäuscht, wenn ich enttäuscht wäre (was ich aber eigentlich nicht wäre)?
Welcher freie Wille

Ich will dir ein Geschenk machen
oder
Ich will kein Geschenk annehmen

sollte denn jetzt respektiert und akzeptiert werden? Wer legt das fest? Meiner Meinung nach das Ego.

Und derjenige der bei irgendeiner Variante enttäuscht ist, der hat ein Ego, das der Meinung ist, dass der andere es doch respektieren und akzeptieren müsste.

Warum sollte man ein Nein auch beachten oder gar respektieren. Ich bin hier auch weg.

Weil es eben auch gewissen Regeln und Gepflogenheiten im Umgang miteinander gibt und niemand bricht sich einen Zacken aus der Krone, nur weil er ein als nette Geste gemeintes Geschenk annimmt.

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Dr. Reinhard Pichler
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