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Hey Leute,
erst einmal vorab: ich selbst bin (zum Glück) nicht betroffen. Ich habe zwar viele Schwierigkeiten mich sozial zu integrieren und auch deswegen Probleme in der Schule, aber ich gehe nicht zur Therapie und wurde auch nicht diagnostiziert. Ich hatte früher immer mal wieder Panikattacken vor der Schule, aber das hat sich mittlerweile gebessert. Ich ziehe mich zwar sehr zurück, aber ich bin im Alltag nicht wirklich eingeschränkt.
Ich schreibe momentan eine Hausarbeit und möchte deswegen nach Erfahrungen von Betroffenen mit sozialer Angststörung fragen.
Was sind eure Probleme im Alltag? Habt ihr diese Ängste schon euer Leben lang oder hat sich das ab einem bestimmten Zeitpunkt entwickelt? Bei jedem verläuft das Ganze ja anders, aber ich würde gerne mal ein paar Geschichten und Perspektiven hören. Abgesehen davon, dass ihr mir sehr bei der Facharbeit helfen würdet, interessiere ich mich selbst auch sehr dafür, da ich mir früher sehr unsicher über mich selbst war. Ich habe auch eine Freundin, die an einer Angststörung und ich stelle mir das Alles sehr schwer vor. Meine letzte Frage wäre, wie man am besten damit umgeht. Habt ihr euren eigenen Wege gefunden, damit umzugehen? Ich denke, das ist ja auch nochmal total individuell.
Liebe Grüße an euch Alle

20.02.2024 16:44 • 23.02.2024 #1


15 Antworten ↓


@sariana Hallo! Ich kann nur von mir reden ich hatte vor Corona keine Angststörung, diese hat sich dann durch den Verlust meines Arbeitsplatzes 2021 und den ganzen Nachrichten aus den Medien erst 2022 entwickelt. Was mir auffällt viele hier in dem Forum haben sich durch Corona nicht beeinträchtigt gefühlt, da sie andere Ängste haben vor anderen Krankheiten die schlimmer als Corona sind. Ich hoffe ich konnte dir helfen

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Verlauf sozialer Angststörung, Gefühle, Zusammenhang Corona?

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@sariana
Hallo Sariana
Ein sehr spannendes Thema, hast du dir ausgesucht. Schön, dass deine Panikattaken sich gebessert haben und du keine Einschränkung empfindest (:

Bei mir hatte Corona einen sehr grossen Einfluss auf die Sozialphobie. Alle Dinge, die ich unangenehm fand, z.B. Hände schütteln, viele Menschen im Zug und auf der Arbeit, alle Anlässe privat und beruflich sind weggefallen. Ich fand diese Zeit unheimlich schön. Als alles in die Normalität zurückkehrte, war die Überforderung umso schlimmer, da ich allen Ängsten auf einmal entgegentreten musste. Dazu kam noch sehr viel Stress auf der Arbeit und mit der Weiterbildung, sodass ich im Januar 2023 alle paar Tage nen Nervenzusammenbruch hatte und mir professionelle Hilfe suchte. In der Therapie habe ich erfahren, dass ich eine Sozialphobie habe und mit Rückblick auf mein Leben (bin jetzt 27) wohl auch schon seit meiner Jugend oder noch früher hatte. Bis zu den Nervenzusammenbrüchen hatte ich angenommen, dass ich wohl einfach schüchtern und introvertiert sei und nicht weiter hinterfragt. Probleme des Alltags sind bei mir z.B. ungewollt Bekannten auf der Strasse zu begegnen, Sitzungen bei der Arbeit, grosse Feiern im Familienkreis, Smalltalk mit Fremden, privat Telefonieren. Zusätzliche Probleme sind schwankende depressive Verstimmungen, sehr viel Empathie, Harmoniebedürftigkeit und absoluter Perfektionissmus. Den optimalen Weg such ich noch. Einerseits werden Traumatas und Erlebnisse aus meiner Kindheit aufgearbeitet in der Therapie und in ganz kleinen Schritten versuche ich mich den Ängsten zu stellen. Das war anfangs nur sowas wie Menschen auf der Strasse in die Augen zu schauen und mittlerweile, krieg ich es bereits hin ins Fitnessstudio zu gehen. Ich hab allerdings noch einen langen Weg vor mir. Schliesslich geht es meiner Meinung nach darum, sich wie bei jeder Angst dieser zu stellen. Zu grosse Schritte können jedoch zu Misserfolgen und weiteren negativen Erfahrungen führen, weshalb ich mich darauf verlasse, dass es in kleinen Schritten besser wird.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Facharbeit.

Liebe Grüsse
Grace

@Grace ich habe die Rückkehr zur Normalität nicht geschafft. Wegen der Angst Störung. Die Pandemie und der Verlust meiner Struktur und des Arbeits Platzes war das schlimmste was mir passieren konnte. Und was ich so mitbekommen habe, sind die Psychiatrien und psychosomatischen Kliniken nachdem die Pandemie zu Ende war quasi aus allen Nähten geplatzt.
Viele Menschen hatten entweder eine Angst Störung entwickelt, ihre Grundlage im Leben verloren vielleicht ihr Unternehmen, kamen in finanzielle Engpässe, oder haben einfach Depressionen entwickelt aufgrund der Isolation. Der Druck von außen sich impfen zu lassen und ausgeschlossen zu werden war hoch. Ich denke das hat die ganze Gesellschaft traumatisiert. Die einen haben es gut weg gesteckt die anderen die vorher schon nicht stabil waren eher weniger. Wie du sehen kannst jeder hat die Pandemie anders wahrgenommen. Das ist ein interessantes Thema an dem du arbeitest.

Zitat von Britta35:
Viele Menschen hatten entweder eine Angst Störung entwickelt, ihre Grundlage im Leben verloren vielleicht ihr Unternehmen, kamen in finanzielle Engpässe, oder haben einfach Depressionen entwickelt aufgrund der Isolation.

Das hat aber mit diesem Thema hier nichts zu tun. Es geht um soziale Ängste. Für Personen mit sozialer Phobie kam Corona und die damit verbunden Kontakteinschränkungen sogar sehr gelegen. Ich habe schon seit Jahrzehnten eine soziale Phobie und sogar eine ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung. Diese wurden aber erst vor ca. 15 Jahren diagnostiziert. Corona hat bei mir gar nichts negativ verändert, im Gegenteil. Ich freue mich über die gesellschaftlichen Veränderungen seit der Zeit (man muss keine Hände mehr schütteln, sich nicht bei Begrüßungen oder Gratulationen irgendwelcher Art umarmen und abküssen lassen und das allerbeste ist das Homeoffice. Ohne Corona wäre es bei uns nie möglich gewesen, 40% der Arbeitszeit auch nach der Pandemie in Homeoffice zu machen. Ich hatte trotz meiner Diagnosen nie ein Problem damit rauszugehen und unter Menschen zu sein, solange ich mich nicht mit ihnen unterhalten oder sonstwie in Kontakt treten musste u.ä. Mein Problem war immer, in der Öffentlichkeit irgendwie aufzutreten, vor Leuten zu reden, den Chef zu spielen und Verantwortung für andere zu übernehmen, in irgendeiner Weise aufzufallen (auch positiv) usw.

@Schlaflose nein in ihrem Beitrag geht es allgemein um Ängste. Und meine Angst Störung wurde durch Corona ausgelöst. Das heißt ich war vorher einigermaßen gesund und konnte arbeiten. Seit Corona nicht mehr weil ich Angst vor Krankheiten entwickelt habe. Soziale Phobien ist nur ein Aspekt, Angst Störungen haben 1000 Symptome. Ja natürlich kam es Menschen mit sozialer Phobie zu gute nur der Weg zurück ins Leben muss ja dann für euch doppelt so schwer gewesen sein.

Zitat von Britta35:
nein in ihrem Beitrag geht es allgemein um Ängste

Tut es nicht:
Zitat von sariana:
Ich schreibe momentan eine Hausarbeit und möchte deswegen nach Erfahrungen von Betroffenen mit sozialer Angststörung fragen.


Es wird ausdrücklich darum gebeten, dass man über seine Erfahrungen mit sozialer Angststörung berichtet. So steht es auch schon im Titel.

@Schlaflose sie kann sich doch das raus suchen was für sie wichtig ist. Ich denke für viele mit sozialer Angst Störung kam die Pandemie genau so blöd daher wie für den Rest der Menschheit auch. Stell dir vor du machst jahrelang Therapie um dich deinen Ängsten gegen soziale Phobie zu stellen, hast dir ein soziales Netz, eine Arbeit und Freundeskreis aufgebaut. Und dann kommt Corona und macht alles zunichte. Und wie du dann geschrieben hast die Rückkehr in den Alltag da musste man wieder von vorne anfangen. Deswegen meine Meinung die ich hier durchaus kommunizieren darf sind jetzt so viele Menschen sehr sehr krank. Ich war in Rücksprache mit meinem Arzt und der hat viele Patienten die Woche und der kann genau das gleiche bestätigen.

Kumpel von mir soziale Phobie 10 Jahre nicht raus gegangen, dann hat er sich alles aufgebaut was ich oben schrieb. Puh und als ich den während der Pandemie gesehen habe war ich richtig erschrocken wie er aussah. Und in welch schlechtem Zustand er war. So aussagen wie die Pandemie war gut für uns kurzfristig vielleicht aber langfristig hat sie allen Menschen geschadet. Meine Meinung. Mal ganz davon abgesehen wie die Menschen ausgegrenzt gedemütigt und diskreditiert wurden.

Und um das ganze mal umzudrehen vermutlich habe ich erst nach der Pandemie auch eine soziale Phobie entwickelt. Ich traue mich nicht mehr ubahn zu fahren weil zu viele Menschen, Angst vor Ansteckung, selbst Oktoberfest sind mir zu viele Menschen. Ich hab mich quasi weiter isoliert bis heute. Wenn Menschen mir zu nahe kommen bekomme ich Angst. Wie du siehst es geht auch in die andere Richtung.

Ich hatte schon immer Angst und Panik Störungen, weil ich als Kind seelisch und körperlich misshandelt wurde. Dann wurde ich noch vom Kindergarten bis in die Ausbildung stark gemobbt. Corona war die schönste und schrecklichste Zeit meines Lebens. Ich hatte schlimme angst an einer Infektion zu sterben, große Angst vor der Impfung. Ich war nach der 4. Impfung extrem stolz. Bei der 1. Hatte ich im Zentrum eine Panikattacke Aber das tolle war, fast alle Termine konnten online stattfinden keine Menschen mehr vor Ort! Viele waren wie ich zuhause! Die meisten haben Abstand gehalten und sind mir nicht so nah gekommen. Ich musste keine ausrede mehr finden, warum ich jemanden nicht umarmen will oder die Hand schütteln will! Es war schlimm als das alles aufgehoben wurde. Aktuell trage ich immer noch in Bus und Bahn und beim Arzt eine Maske, das gibt mir Sicherheit. Aber mein menschenhass ist stärker geworden. Ich hab den Eindruck viele sind respektloser geworden und ich hab noch weniger Interesse mit Menschen irgendwas zu machen! Keine Ahnung wie das noch werden soll. Bald fahre ich in Reha, da drehe ich Wahrscheinlich komplett durch

Ich bin auch stolz auf mich und meiner Widerstandskraft in dieser Zeit. Und zwar dass ich mich habe nicht impfen lassen. Die Angst vor der Infektion war kleiner als die vor der Express entwickelten Impfung an denen so viele Menschen entweder gestorben oder chronisch krank geworden sind. Bin quasi nicht geimpft und nicht genesen

@Britta35 Ich kenne tatsächlich weder jemanden der von der Impfung krank wurde, noch gestorben ist. Ich wüsste nicht wie es mir ohne gegangen wäre und habe mit jedem der sich nicht hat impfen lassen den Kontakt abgebrochen, weil ich solche Verantwortungslosen Menschen nicht in meinem Leben haben möchte und ich habe das nie bereut. Ich werde mich jetzt aber ausklinken, bevor wieder eine Coronadiskussion entsteht, um die es ja eigentlich nicht geht. Gute Nacht.

Das kann ja jeder für sich selbst entscheiden ich habe mit all meinen Freunden Kontakt sowas mache ich nicht von einer Impfung abhängig.

Zitat von Britta35:
Und wie du dann geschrieben hast die Rückkehr in den Alltag da musste man wieder von vorne anfangen.

Das habe ich nicht geschrieben Mir hat die Rückkehr in den Alltag überhaupt keine Probleme bereitet. Und ich ließ mich selbstverständlich auch impfen, aber nicht aus Angst vor Erkrankung, sondern um das begehrte Zertifikat zu bekommen, um ins Freibad, ins Fitnesstudio, in Geschäfte, Lokale usw. gehen zu können, ohne jedesmal vorher zum Testen zu müssen. Soziale Phobie hat nichts mit Krankheitsängsten zu tun. Ich habe keinerlei Krankheitsängste. Eine soziale Phobie ist die Angst vor Menschen bzw. sozialen Situationen an sich, ohne dass ein konkreter plausibler Grund wie die Angst vor Ansteckung besteht.

@Schlaflose
Aber es gibt auch Menschen die eine soziale Angststörung durch Corona entwickelt haben fällt dann auch unter den Begriff „Long Lockdown“
Wenn uns 2-3 Jahre eingetrichtert wird keine Menschen zu treffen, Abstand zu halten, keinem zu nahe kommen ist das quasi die hausgemachte soziale Phobie. Aber es geht ja nicht darum was du denkst, sondern jeder kann hier seine Berichte rein schreiben und wenn was für sie passend ist kann sie es verwenden. Manchmal muss man alle Seiten beleuchten um eine gute Arbeit zu schreiben.

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Dr. Reinhard Pichler
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