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Hallo,

ich möchte mich gerne vorstellen.

Ich bin 39 Jahre alt, liebe Literatur und Sprachen. Um aus meiner Einsamkeit herauszukommen, habe ich mich seit langem wieder mit jemandem auf einen Kaffee getroffen. Dabei musste ich wieder feststellen: es ist für mich furchtbar anstrengend, mich mit Menschen zu treffen. Ich werde dann diffus, kann das Gegenüber nicht mehr gut wahrnehmen, schwitze ... denke auch, dass der Andere mich vielleicht ablehnt, merkt, dass etwas mit mir nicht stimmt.

Da ich ja kaum unter Menschen gehe, kenne ich im Grunde auch niemanden. Diese Einsamkeit ist nun auch wieder ein Grund, warum ich mich schäme - d.h. ich habe bei Kontakten auch Angst, dass mein Gegenüber merkt, dass ich einsam bin.

Letztendlich geht es mir dann nach Kotakten immer schlecht. Es war anstrengend, (aus meiner Sicht) irgendwie beschämend, fühle mich abgelehnt (was noch nicht einmal der Realität entsprechen muss), und oft auch missverstanden, zu wenig anerkannt....

In Gruppen geht es mir auch oft so, dass ich sehr genervt bin. - Vielleicht finde ich irgendwie das Maß zwischen Abgrenzung und Nähe nicht.
Habe sowieso das Gefühl, dass die anderen Menschen irgendwie über mich hinwegschwappen, oder zu sehr in mich hinein kommen. So als könnte ich sie nicht außerhalb von mir lassen...

Gibt es noch Andere, denen es ähnlich geht?

Über Antworten würde ich mich sehr freuen.

Buecherwurm

17.08.2011 16:52 • 18.08.2011 #1


3 Antworten ↓


Hallo Bücherwurm,
herzlich Willkommen hier im Forum. Schaue dich hier um, und du wirst sicherlich einiges zu deinem Thema finden, was du für dich nutzen kannst. Selber kann ich mich in dein Thema nicht einbringen, da meine Probleme anders gelagert sind. Aber ich denke das du bereits bei dem Gedanken an ein Treffen zum Kaffee, schon alle möglichen Varienten durchspielst...
und dadurch nicht mehr ungezwungen in diesen Kontakt treten kannst.
Auch ich habe manche Personen um mich herum, zu denen ich nicht immer ungezwungen Kontakt haben kann, sondern wirklich nur wenn es mir mit meiner Angststörung gut geht, bzw. ich meine innere Ruhe habe. Darum kenne ich das Gefühl jemanden nicht im Gespräch folgen zu können, oder das es mir einfach zu anstrengend wird. Dies sind Menschen, die in der Regel das Wort führen, grundsätzlich zu meinem Thema alles besser, schneller, schlimmer, oder was auch immer berichten können. Erzähle ich z.B.von meiner Reifenpanne, so werde ich abgewürgt und muss mir anhören wie Spektakulär ihr Motorschaden sich damals vor Anno Dazumal abgespielt hat. Auch erlebe ich es als anstrengend und nervend wenn mir diese Personen immer wieder die gleichen Geschichten erzählen und selbst dann nicht beenden wenn ich erwähne das ich sich schon kenne! Egal welchen Versuch ich starte das Thema mal in meine Richtung zu biegen, sie haben immer das Wort und ich sitze eigentlich nur noch stumm da.
Ich habe mir die Lösung gesucht, und begegne diesen Menschen nur wenn ich es wirklich möchte, und ich bereit bin mich darauf einzulassen. Dies hatte zur Folge das mein Freundes/ Bekanntenkreis sich deutlich geschmälert hat, doch damit kann ich wunderbar umgehen.
Was ich dir mit meinen Geschreibsel sagen möchte: Bleibe du selbst, nehme dich und deine Erwartungen wichtig und ernst, und wenn es nötig ist, dann trenne dich von Menschen die dir nicht gut tun, bzw. die dich benutzen um sich selbst ins rechte Licht zu stellen und auf deinen Rücken sich profillieren wollen. Bestimmt gibt es für deine Interessen Menschen mit denen du dich austauschen könntest und das Niveau deinem entspricht. Zum Beispiel gibt es in meinem Wohnort einen Literaturkreis...., wird im Wochenblättchen jede Woche mit Thema angekündigt und man trifft sich zumeist in der Stadtbücherei und kann sich mit gleichgesinnten austauschen. Da auch mich sehr für Literatur interessiere, werde ich mich dort bestimmt auch mal sehen lassen, wenn es mir meine Angststörung zulässt.

A


Unwohlsein unter Menschen - diffus, nebelig, Schwitzen .

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Hallo Bücherwurm und herzlich willkommen! Auch ich liebe Literatur über alles. Ich finde, dass Bücher einem manchmal über die Einsamkeit hinweghelfen. Sie sind ein bisschen wie Freunde für mich. Aber ich kenne auch das Gefühl, dass ich mich oft von anderen abgrenze. Ich denke immer, ich wäre anders als die anderen und habe dann Angst, dass mich keiner mag. Ich kann auch schlecht Small-Talk machen, das ist für mich der Horror. Mein Mann ist für mich mein Ein und Alles. Er versteht mich und ich bin froh, dass ich ihn habe. Aber dann sagen mir immer wieder andere Leute, ich bräuchte mehr Kontakte. Aber das ist ja so schwer. Ich habe auch wie du im Vorfeld viele Symptome, wie schwitzen oder diffuse Gedanken. Ich habe auch immer Angst, andere Menschen zu verletzen. Manchmal geht es mir so schlecht, dass ich mich dafür nicht leiden kann. Also, du bist nicht allein, es geht vielen hier im Forum so.

Hallo,

vielen Dank für die beiden netten Antworten - die zusammen fast eine perfekte Antwort ergeben auf die Fragen, die mich gerade beschäftigen.

Es stimmt - das habe ich dann schon mit etwas Abstand gedacht - wenn man sich in einer Kommunikation nicht wohl fühlt, muss das ja gar nicht damit zusammenhängen, dass man doof oder komisch ist.
Das kann auch tatsächlich einfach mit der Situation zu tun haben.
Z.B. das konkrete Kaffeetrinken, das der Anlass war mich hier anzumelden: ich habe gerade Liebeskummer aber die Person ist da gar nicht drauf eingegangen. Ich hatte den Kummer erwähnt, ohne dabei zu jammern, es wäre also kein Problem gewesen, da kurz drauf einzugehen.
Tatsächlich ist es wohl so, dass viele Menschen nicht gut kommunizieren können, geschweige denn ihrem Gegenüber zuhören, oder es wahrnehmen...
Deswegen habe ich mir auch vorgenommen: dass ich mein Gegenüber (wohlwollend) wahrnehme, um die Situation einschätzen zu können - aber bei Gesprächen sacke ich dann irgendwie in mir zusammen (innerlich) und fühle mich oft unbehaglich...

Die gleiche Person hatte mich gefragt, ob ich denn Leute habe mit denen ich mich treffe. Das hat totalen Stress bei mir ausgelöst und auch Scham (und ist eine Frage vor der ich Angst habe). Ich habe mich dann mehr oder weniger entschuldigt und erklärt... Nachher mit etwas Abstand dachte ich: 1) ich muss mich nicht für mich und mein Leben entschuldigen und ich muss auch nichts erklären 2) wenn mir noch einmal jemand so eine Frage stellt (die einfach auch nicht besonderts sensibel ist), dann gebe ich ein kurze ausweichende Antwort oder auch gar keine Antwort. Punkt aus.

Ich habe Liebeskummer, weil ich gerade Probleme mit meinem Freund habe. Und mir geht es auch so, dass ich mich bei ihm sehr wohl fühle. Die Gefahr ist aber, dass man sich dann nicht mehr mit anderen trifft. Warum sollte ich auch, wenn ich es doch mit ihm angenehm haben kann - und andere Kontkate zu anstrengend sind.
Naja, der Grund ist - und den muss ich ja gerade erleben - da steckt auch eine Gefahr drin. Wenn der Freund wegfällt, dann ist man sozial total isoliert... und man nimmt sich wohl auch die Möglichkeit, die Situation immer und immer wieder zu trainieren und auf Dauer etwas zu verbessern.

Zu den Büchern - ich habe heute morgen noch gedacht: hey, da sind ja meine Kumpels. Ich bin sehr gerne alleine. Und denke dann auch manchmal: warum soll ich mich mit so Knalltüten treffen, wenn ich zuhause Kontakt mit den interessantesten Personen haben kann...

Noch kurz zum Smalltalk. Den mochte ich auch nie. Aber im Moment kann ich ihm auch etwas abgewinnen. Ich meine so die kleinen, ganz harmlosen Gespräche. Das man z.B. im Aufzug kurz etwas sagt... Wenn ich versucht habe Smalltalk zu machen und die Leute irgendwie komisch reagiert haben, habe ich zuerst auch immer gedacht: ich habe was komisches gesagt oder mich komisch benommen, bis mir klar wurde: viele Menschen können gar nicht so schnell reagieren, ihnen fällt nichts ein, oder sie sind einfach nicht kommunikativ... - beim Smalltalk habe ich also schon besser verstanden, dass die ganze Situation nicht nur von mir abhängt.

Nochmal vielen Dank für die beiden netten Antworten!





Dr. Reinhard Pichler
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