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Hallo!
Ich bin ganz neu hier und hoffe das jemand meine Angst/Unsicherheit auch hat, auch wenn das für diesen sicher nicht so toll ist.
Naja,also ich gehe seit einem halben Jahr wegen meiner Sozialphobie zu einer Psychologin und habe da denke ich auch schon Fortschritte gemacht. Erstmal zu mir: ich war schon immer schüchtern,unsicher und mochte keine Vorträge. In der 1. Klasse musste meine Lehrerin mein das bin ich-Plakat vorlesen,weil ich mich nicht getraut habe,vor der Klasse zu reden. In der Grundschule und im Kindergarten hatte ich aber einige gute Freunde,die mein Problem verstanden haben. Ganz anders wurde es in der Höheren Schule. Wirklich keiner aus meiner alten Schule war dort,ich kannte niemanden. In der 5. Klasse hatte ich noch eine Freundin,mit der ich auf dem Schulhof immer geredet hab, aber nach einem größerem Missverständnis wollte sie lange nicht mit mir reden. Das war nicht ganz so schlimm für mich,da ich wegen einem klassenübergreifenden Projekt 2 neue Freundinnen aus der 7. kennengelernt habe. Okay,kommen wir zu meiner 7. Klasse. Erstmal ist da mein Onkel gestorben,das war schon schwer für mich. Dann kam auch noch ein Schüler aus einer anderen Klasse zu uns,den ich hier mal nur Idiot nenne,den schon viele gut kannten,nur ich nicht. Dem bin ich wohl aufgefallen,und Schwubbs-
Nach dem ersten Tag hatte ich einen dummen Spitznamen. Einige Jungs schlossen sich dem Idioten auch gleich an. Ich gehörte leider zu den Hauptschülern, die idioten auch,so das ich im Unterricht immer bei denen war. Die Lehrer machten nichts,die anderen Schüler machten nichts,und ich konnte nichts machen.
Das ganze Jahr lang wurde ich übelst gemobbt,mit allem was dazugehört. Na gut, verprügelt hat mich keiner, kleinere schrammen gab es zwar und auch Sachbeschädigung und Diebstahl,aber egal,solange ich nicht sterbe.das dachten wohl die Lehrer zumindest.
In dem Jahr hab ich dann meinen letzten Funken Selbstbewusstsein verloren. Ich musste mehrere Vorträge halten: einen hab ich mit großer Angst geschafft,bei den anderen hab ich kein Wort rausgebracht, bei einem hatte ich einen richtigen Panikanfall,den aber keiner bemerkt hat (ich wurde rausgeschickt um mich abzureagieren). In der 8. konnte ich dann in die Realschul-Klasse wechseln,in Kunst, Geschichte u.a. waren die idioten zwar noch dabei,aber es war nicht mehr so schlimm. Jetzt bin ich Ende 9.klasse. Vorträge Krieg ich mittlerweile hin,ich zittere,schwitze und hyperventiliere zwar,aber es geht und ich kann reden. Schwierig sind aber nun auch andere Situationen. Mit fremden(und nicht fremden) reden, mit Jungs bzw. Männern Reden, an anderen zb. Am Spielplatz vorbeigehen, Menschenmengen, große Plätze wo alle offenbar auf mich sehen, auf dem Schulhof habe ich das Gefühl,das alle mich ansehen und über mich reden. Ich habe letztens bemerkt,das ich zwar mit Jungs die ich nett finde reden KANN,aber nur,wenn niemand anderes dabei zuhört,selbst wenn es nur um Lieblingsfilme oder sowas geht. Ich wollte dieses Jahr abnehmen und deshalb mit joggen anfangen,aber irgendwie höre ich automatisch mit laufen auf,wenn irgendwer mich sehen kann,obwohl ich das nicht will. Auf die Straßenbahn an der Vollen Haltestelle zu warten ist ein graus,dort zb. Zu essen ist unvorstellbar. Ich mag keine Einkaufszentren. Sogar mit meiner Familie kann ich nicht (immer) unverkrampft sprechen. Freundinnen hab ich nur eine richtige.es gibt zwar noch welche,aber die seh ich eher selten.
Ist das alles normal bei einer Sozialphobie? Oder ist meine Sogar schlimmer als eine Normale Sozialphobie? Oder nicht (mehr) so schlimm,weil ich Vorträge ja jetzt halten kann? Danke an die,die diesen Roman ganz gelesen haben!

11.06.2016 23:29 • 12.06.2016 #1


2 Antworten ↓


Hallo Hanna-Leanne,

herzlich willkommen hier im Forum.

Was oder wer ist normal? Vermutlich keiner. Einerseits schön, wenn Du
hier nachfragst. Andererseits gibt es kein Rezept für das Leben, wie
eins zum Kuchen backen.
Deine Unsicherheit ist in Deinem Alter meiner Meinung nach völlig normal.
Leider bist Du innerlich noch nicht stark genug, andere das nicht merken zu lassen.
Viele Menschen suchen unbewusst oder bewusst Schwächere in ihrer Umgebung.
Da Du Dich noch nicht wehren kannst oder wehren willst, fangen die anderen an
mit Dir zu spielen.
Nun stellt sich die Frage, kannst Du diesen Kreis durchbrechen oder nicht.
Wenn nicht, rede bitte mit Deinen Eltern, damit ihr gemeinsam einen
Psychologen als Berater für Dich sucht.
So jemand kann Dir dann zeigen, wie Du Dich allgemein besser wehren
kannst und wie Du auf andere Selbstbewusst aber nicht eingebildet wirkst.

Menschen sprechen mit ihren Körper mindestens genau so viel, wie mit der Sprache.
Und im Moment erzählst Du mit Deiner Körpersprache vermutlich noch.
Ich habe Angst. Ich kann mich noch nicht wehren.
Bitte ändere das. Dann wird vieles besser.

Viele Grüße

Bernhard

Hallo Hanna-Leanne,
Zitat:
Ist das alles normal bei einer Sozialphobie? Oder ist meine Sogar schlimmer als eine Normale Sozialphobie? Oder nicht (mehr) so schlimm,weil ich Vorträge ja jetzt halten kann?

ich würde sagen, es ist ganz typisch für eine Sozialphobie, was nicht heißt, dass es für einen selbst nicht trotzdem sehr schlimm sein kann. Dass Du bereits Hilfe in Anspruch genommen hast, ist auf jeden Fall gut und vor allem, dass Du Vorträge halten kannst, gibt berechtigten Grund zum Hoffen!

Ich hatte früher auch immer wieder mit sozialen Ängste zu tun, manchmal habe ich auch jetzt noch damit Probleme. Ob, und wenn ja, wie stark, ändert sich bei mir oft. Deshalb als kleiner Tipp, mir hat geholfen, es nicht so stark zu bewerten, wenn es mal auftritt.

Grüße

pc





Dr. Reinhard Pichler
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