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Hallo ihr Lieben,

ich muss einfach mal hier schreiben, weil keiner in meinem Umfeld mich so recht versteht. Ich weiß nicht, vllt erhoffe ich mir etwas Zuspruch oder Erfahrung von anderen oder einfach nur ein liebes Wort.
Um Folgendes geht es:
Ich bin momentan in der Bewerbungsphase nach dem Studium und war auch schon bei Vorstellungsgesprächen. Leicht fällt es mir nicht, ich habe immer ganz viele nervöse und ängstliche Gefühle aber bisher hat sich, wie das ja meist so ist, keine meiner Befürchtungen erfüllt und ich bin aus jedem Gespräch lebend wieder rausgekommen und hab es teils sogar recht gut gemeistert.
Nun hatte ich am Anfang dieser Woche wieder ein Gespräch und da wurde mir mitgeteilt, dass man mich in einer anderen Position sieht, mit mehr Verantwortung. Dafür habe ich jetzt nächste Woche die Einladung zum Schnuppertag.

Mir geht es gar nicht gut, aber ich kann es gefühlt auch nicht ablehnen. Ich komme gerade von der Uni, aber wegen der Promotion soll es direkt ins Senior Management gehen. Da müsste ich natürlich bald ein Team leiten und auch regelmäßig vor Kunden präsentieren und pitchen. Jeder in meinem Umfeld sage ich soll mich freuen, ich soll ausrasten, ich soll die Chance nutzen und beim Probetag alles geben. Keiner versteht, dass es mir nun so gar nicht gut geht. Ich hab wahnsinnig viele ängstliche Gefühle und sorgenvolle Gedanken, stelle mir vor wie ich versage oder wie ich mich wegen meinen Angstsymptomen furchtbar blamiere. Ich will vermeiden, ganz klar. Gleichzeitig kämpft auch eine Stimme in mir die sagt, ich soll mir durch die Angst eine Chance nicht verbauen lassen. Dass ich es erst mal einfach probieren soll. Ich habe halt noch nie gearbeitet (außer an der Uni). Es macht mir also alles ziemlich zu schaffen und ich weiß gerade keinen Rat....

Hat vllt schon mal jemand so eine Erfahrung gemacht und vllt sogar etwas Erbauendes zu berichten? Man soll ja konfrontieren.... das wäre aber eine heftige Konfrontation....ich weiß auch nicht

25.11.2017 02:41 • 14.12.2017 #1


17 Antworten ↓


Was wäre so schlimm daran, wenn du es vermasseln würdest?

A


Überfordert durch soziale Phobie und Berufsperspektive

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Das ist ne gute Frage....ich weiß auch nicht. Meine Eltern wären sicher enttäuscht und ich wäre enttäuscht von mir selbst wieder.
Ich denke am meisten befürchte ich, dass ich dann wahnsinnig darunter leiden und mich fertig machen werde :/

Es klingt vllt komisch, aber irgendwie denke ich, dass mein Leben zu Ende wäre wenn ich es nicht schaffe. Dass es dann keine Möglichkeiten mehr für mich gibt oder so. Auch wenn das unrealistisch ist...

Zitat von spiegelkind:
Das ist ne gute Frage....ich weiß auch nicht. Meine Eltern wären sicher enttäuscht und ich wäre enttäuscht von mir selbst wieder.
Ich denke am meisten befürchte ich, dass ich dann wahnsinnig darunter leiden und mich fertig machen werde :/
Bist du sicher das deine Eltern von dir enttäuscht sein werden

Ich bin nicht 100 % sicher, dass sie enttäuscht im klassischen Sinne sind. Aber ich denke sie fänden es sehr schade, weil sie sich viel für mich erhofft haben und auch viel in mich investiert haben.

Deine Eltern wären mit Sicherheit nicht enttäuscht von Dir!

Du kannst doch eigentlich jetzt schon total stolz auf Dich sein.
So weit muss man erstmal kommen.

Ich wäre als Mutter jetzt schon total stolz auf Dich!

Ängste zu versagen sind eigentlich nicht nötig.
Es ist ein Start in dein Berufsleben und es hat auch nichts mit Versagen zu tun wenn es nicht gleich auf Anhieb klappt.
Es kann auch sein, dass es nicht deine Richtung ist und das hat nichts mit Versagen zu tun.
Es muss halt passen! Von beiden Seiten aus!

Bzw. ich weiiß auch nicht. Ich denke ich überfordere sie gerade auch sehr, weil ich darüber rede und darüber wie schlimm das alles ist. Ihre erste Reaktion war sich für mich zu freuen. Eigentlich habe ich liebe Eltern. Bin eher sehr behütet aufgewachsen und hab viel Hilfe bekommen. Vllt zweifel ich deshalb so sehr an mir. Sie würde auf jeden Fall zu mir stehen und mich auch nie gerade heraus deswegen angehen. Vermutlich wären sie eher traurig und würden sich fragen was sie falsch gemacht haben. Aber das baut bei mir erst recht nen Druck auf es zu schaffen. Ich möchte einfach, dass sie zufrieden sind. Dass sie sich zurück lehnen und stolz auf mich sein können.

Ich bin gerade auch so wütend auf mich selbst. Ich hatte seit dem Sommer solche Fortschritte gemacht und nun stecke ich wieder in dieser Spirale. Diese ganze Wut bringt mich net weiter, vor allem der Selbsthass. Ich wünschte gerade einfach nur, ich könnte das Leben so locker und gelassen leben, wie jemand der keine Phobie hat. Das ist aber der reinste Teufelskreis. Je mehr ich mich selber fertig mache und nicht akzeptiere, desto stärker werden die ängstlichen Gedanken und Gefühle.
Ständig male ich mir aus, wie ich auf der Arbeit ohnmächtig werde, nix essen kann vor zittern, oder mir übel wird und wie dann alle schauen. Oder dass ich der Aufgabe nicht gewachsen bin. Ich weiß das ist total kontraproduktiv

Zitat von guteFee:
Deine Eltern wären mit Sicherheit nicht enttäuscht von Dir!

Du kannst doch eigentlich jetzt schon total stolz auf Dich sein.
So weit muss man erstmal kommen.

Ich wäre als Mutter jetzt schon total stolz auf Dich!

Ängste zu versagen sind eigentlich nicht nötig.
Es ist ein Start in dein Berufsleben und es hat auch nichts mit Versagen zu tun wenn es nicht gleich auf Anhieb klappt.
Es kann auch sein, dass es nicht deine Richtung ist und das hat nichts mit Versagen zu tun.
Es muss halt passen! Von beiden Seiten aus!


Danke für die lieben Worte. Ich versuche ja auch so zu denken, also dass es okay ist, wenn ich mich nun mal ausprobiere. Und ich nicht nur dem Arbeitgeber gefallen muss, sondern auch er mir.
Ich muss mich ja auch nicht auf meine Phobie reduzieren, unabhängig davon hab ich auch was zu bieten. Gerade fachlich.
Aber dieser ständige Kampf gegen den eigenen Kopf ist so anstrengend.

Ich will auch auf jeden Falll wieder ne Thera machen. Aber ka wie das mit frischem Job geht. Plus ich hab das Gefühl die letzte Verhaltentherapie hat dann dauerhaft doch nichts gebracht.
Hat jemand Erfahrungen mit nem Analytiker? Wie machen das hier Berufstätige mit Thera? Bietet der dann Termine Samstags an?

Zitat:
Um Folgendes geht es:
Ich bin momentan in der Bewerbungsphase nach dem Studium und war auch schon bei Vorstellungsgesprächen. Leicht fällt es mir nicht, ich habe immer ganz viele nervöse und ängstliche Gefühle aber bisher hat sich, wie das ja meist so ist, keine meiner Befürchtungen erfüllt und ich bin aus jedem Gespräch lebend wieder rausgekommen und hab es teils sogar recht gut gemeistert.
Nun hatte ich am Anfang dieser Woche wieder ein Gespräch und da wurde mir mitgeteilt, dass man mich in einer anderen Position sieht, mit mehr Verantwortung. Dafür habe ich jetzt nächste Woche die Einladung zum Schnuppertag.


Schnuppertag!
Es ist ein Schnuppertag mehr nicht.
Du sollst dir den Betrieb einfach anschauen und kennen lernen, sie haben Interesse an dir und glauben das du der Stelle gewachsen bist, das ist doch toll.
Es wird wohl kaum jemand verlangen das du dann schon alles weist und kannst.
Mach es einfach nur für dich und entscheide dann. Am besten viel Fragen stellen.
Das du dich total unwohl fühlst und dir viele Gedanken machst kann ich wohl verstehen, es ist deine erste Arbeitsstelle.
Würde mir genau so gehen. Hingehen ist besser als fern bleiben, nur damit wirst du mit der Zeit mehr Sicherheit gewinnen.

Du stellst es dir vor, dass du versagst oder dich blamierst. Das stellst du dir halt nur in deinen Gedanken vor. Ob es wirklich so sein wird, wirst du erst heraus finden wenn du wirklich hin gehst.
Und welch eine Freude ist es erst wenn es gar nicht so schlimm war.

Und was ist so schlimm daran wenn dir Fehler unterlaufen? Jeder macht Fehler und ist nicht perfekt.
Aus Fehlern lernt man und mach es beim nächsten mal besser.

Du hast schon so viel geschafft und deine Vorstellungsgespräche meisterst du auch immer wieder.
Das man da meistens aufgeregt ist, ist klar.
Den Schnuppertag schaffst du.

Solltest du die Stelle bekommen dann kannst du doch mal schaun ob es evt. Kurse bei der Vhs wie man ein Team leitet oder sich auf Präsentationen einstellen kann gibt, die bieten so etwas auch manchmal an.
Oder wenn du genug verdienst einen Coacht nehmen.
Ich mag auch keine Präsentationen, zum Glück muss ich so etwas auch nicht machen
Hast du schon mal an Therapie gedacht, damit du besser mit deinen Ängsten klar kommst.

Ich wünsch dir viel Erfolg für den Schnuppertag, du schaffst das
Wäre schön wenn du von dem Tag berichtest wie es gelaufen ist.

LG. kl. Schnecke

Zitat von spiegelkind:
Ständig male ich mir aus, wie ich auf der Arbeit ohnmächtig werde, nix essen kann vor zittern, oder mir übel wird und wie dann alle schauen. Oder dass ich der Aufgabe nicht gewachsen bin


Ist absolut typisch und hat damit zu tun, dass hier viel alles Recht machen zu wollen mit im Spiel ist. Geht aber nicht. Therapeutisch bedeutet das, zu den Schwächen und Ängsten stehen zu lernen. Bewusstsein entwickeln, wer du wirklich bist und dich in deiner Gesamtheit akzeptieren zu lernen.

Ohnmächtig zu werden bedeutet ohne Macht zu sein. HILFLOS. Hier kannst du beginnen, dir zu überlegen, warum du meinst, dass Macht so furchtbar wichtig für dich ist. Je mehr du loslassen kannst, desto leichter wird alles.

Zitat von spiegelkind:
Ständig male ich mir aus, wie ich auf der Arbeit ohnmächtig werde, nix essen kann vor zittern, oder mir übel wird und wie dann alle schauen. Oder dass ich der Aufgabe nicht gewachsen bin. Ich weiß das ist total kontraproduktiv

Das malst nicht du dir aus, das macht dein Untermieter , gib ihm nicht so viel macht

Zitat von spiegelkind:
Ich bin gerade auch so wütend auf mich selbst. Ich hatte seit dem Sommer solche Fortschritte gemacht und nun stecke ich wieder in dieser Spirale. Diese ganze Wut bringt mich net weiter, vor allem der Selbsthass. Ich wünschte gerade einfach nur, ich könnte das Leben so locker und gelassen leben, wie jemand der keine Phobie hat. Das ist aber der reinste Teufelskreis. Je mehr ich mich selber fertig mache und nicht akzeptiere, desto stärker werden die ängstlichen Gedanken und Gefühle.
Ständig male ich mir aus, wie ich auf der Arbeit ohnmächtig werde, nix essen kann vor zittern, oder mir übel wird und wie dann alle schauen. Oder dass ich der Aufgabe nicht gewachsen bin. Ich weiß das ist total kontraproduktiv



Wenn deine Eltern in Ordnung sind, dann werden sie es selber wissen, dass das Leben keine gerade Linie ist, die man irgendwo anfängt zu ziehen und sie immer gerade weiter zieht bis zum Tod - Irrungen, Fehler, Rückschläge, oft sogar mittlere oder auch ganz schlimme Katastrophen gehören zum Leben dazu.

Wenn deine Eltern in Ordnung sind, dann werden sie wissen, dass es im Leben darum geht, immer wieder aufstehen zu können. Und das gerade dieses Aufstehen nach dem Fall einen Menschen stärker und resistenter macht gegen die Launen des Lebens.
Was kann man im Leben verlieren? So manches, nicht wahr?
Ist das, wovor du jetzt so Angst hast, auch eines dieser Dinge?
Deine Ängste sind nachvollziehbar. Man lernt halt im Leben. Guck mal dich um: Viele berühmte und bewunderte Menschen erzählen, was für Rückschläge sie bewältigen mussten, wie schlecht sie angefangen hatten, wie viele Noberpreisträger der Literatur konnten jahrelang keinen einzigen Verlag finden, der ihre Bücher annehmen wollte!

Wenn deine Eltern also in Ordnung sind, dann brauchst du dir keine Sorgen zu machen.

@kl Schnecke:

Danke, du hast natürlich vollkommen recht. Bisher ist es nur ein Schnuppertag. Hingehen sollte ich, wenn nur als Konfrontation für mich. Ich habe beim Gespräch schon recht viel gefragt und weiß so ungefähr was ich machen müsste bzw. das es auf jeden Fall anspruchsvoll ist und ich erst mal nicht unter ner 50h Woche wegkomme. Ich vermute ich muss daran arbeiten, immer nur einen Schritt weiter zu denken und mich nun erst mal voll auf den Probetag konzentrieren und nicht noch weiter denken. Wer weiß, vllt klappt es auch nicht und dann hab ich viel Energie mit Sorgen darum verschwendet, wie Arbeiten dort funktionieren würde.

Ja, eine Therapie habe ich auch schon mal über ein Jahr gemacht. Ich galt damals als erfolgreich austherapiert. Ich hatte die gemacht, weil ich schon mal mit sozialen Ängsten zu tun hatte, die waren aber damals ganz spezifisch auf Präsentationen gerichtet. Inzwischen hat sich das leider ein wenig ausgeweitet und viele andere Sachen machen mir negative Gefühle. Daher ist Therapie für mich auf jeden Fall ein wichtiger Punkt, ich muss nur schauen, wie ich das im Arbeitsleben manage. Was ich aber bald bekommen müsste, ist mein Zugang für die Online-Therapie (Der Link zu dieser Studie ist auch hier im Forum). Vllt hilft das erst mal zum Überbrücken.

Werde auf jeden Fall berichten wie es war

@icefalki:
Du sprichst hier zwei Dinge an, mit denen ich mich auf jeden Fall auseinandersetzen muss. Dass ich zu mir stehen lernen muss, das weiß ich schon etwas länger. Immer wenn ich mehr Akzeptanz mir gegenüber zeige, geht es mir automatisch besser.
Das zweite war mir so nicht bewusst, aber das Ansatz ist gerade sehr interessant. Warum will ich Macht und Kontrolle über alles haben? Ich denke es liegt vllt daran, dass meine Eltern mich immer zu geschützt haben vor der bösen Welt. Vllt habe ich Angst, dass alles schief geht, wenn ich die Kontrolle verliere. Über den Ansatz Kontrolle sollte ich aber definitiv noch reflektieren.

@abirel:
Meine Eltern sind definitiv in Ordnung und ich denke daher hast du recht. Vllt sollte ich mir das immer wieder sagen. Mir wird immer klar, dass es eher um meine überzogenen Erwartungen an mich selbst geht und dass ich diese eventuell auf andere proijeziere

Spiegelkind, noch ein Gedanke. Wer überbehütet aufgewachsen ist, der könnte auch zum Schluss kommen, dass man ihm nichts zutraut.

Ein Mensch zu sein, der alleine zu schwach ist. Ist ja kein Wunder, irgendeinen Grund muss es ja geben, vor der bösen Welt beschützt werden zu müssen.
Versuch mit solchen Gedankengänge dir Klarheit zu verschaffen. Brauchst auch keine Schuld bei jemanden zu suchen.

Ich selbst liebe es über Ursache und Wirkung nachzudenken. Schafft Klarheit und die Möglichkeit zur Änderung der falsch erlernten Muster.

Phew so langsam kommen immer mehr aufgeregte Gefühle, zu einem gewissen Teil ist das aber sicher normal. In ca. 24 h habe ich es aber rum. Ich hoffe wirklich, dass alles relativ reibungslos abläuft.
Falls nicht, wird es mich aber wohl auch nicht umbringen

lief leider nicht besonders gut. es waren aber nicht die ängstlichen gefühle, die mir zu schaffen gemacht habe. hatte vor allem probleme die testaufgaben zu lösen und hab selber erkannt, dass die position vermitlich zu viel für mich wäre. ich kann es mir einfach nicht vorstellen direkt von der uni ins senior management zu springen. mit meiner ganzen problematik erscheint mir das doch zu viel druck für mich.
naja................

wie erwartet wurde das nichts. hatte jetzt noch ein weiteres bewerbungsgespräch. war sehr anstrengend, ging fast 2 stunden. das wäre dann die erste runde, wenn ich in die nächste komme dann müsste ich ein projekt vorbereiten und es vor der gesamten belegschaft präsentieren....
ich verstehe echt nicht warum bewerber heutzutage so dermaßen auseinandergenommen werden....
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Zitat von Icefalki:
Spiegelkind, noch ein Gedanke. Wer überbehütet aufgewachsen ist, der könnte auch zum Schluss kommen, dass man ihm nichts zutraut.

Diesen Ansatz finde ich goldrichtig. Und man ist damit auch bei der Frage, WARUM die Eltern so handelten und hat einen sehr guten Einstieg in die eigene Therapie, abseits der VT o.ä. Versuchen...

A


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Dr. Reinhard Pichler
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