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ForgottenHope
Hallo zusammen,
ich bin mehr oder weniger durch Zufall auf dieses Forum gestoßen; doch irgendwie bin ich sehr erleichtert über die Tatsache, dass man hier mit Leuten, die das gleiche Schicksal haben, ungestört reden kann.
Da ich mich gerade erst registriert hab, möchte auch ich euch meine Geschichte erzählen.
Zuerst was zu meiner Person. Mein Name ist erstmal unwichtig, bin 19 Jahre alt und mache dieses Jahr meinen Abschluss (Abi 05).
Als kleines Kind war alles in Ordnung. Keine Probleme - die Grundschule war einfach, die ersten Jahre am Gymnasium auch. Dann, gegen Mitte der 10. Klasse nahm mein Leben eine entscheidende Wendung. Plötzlich merkte ich, dass ich vor Klassenarbeiten unglaublich aufgeregt war, was sonst nie der Fall war. Ich hatte schlimmen Durchfall, hatte das Gefühl dass ich andauernd aufs Klo müsste. Erst als ich die Arbeit in der Hand hatte und auch wußte, wie ich sie löse, wurde es wieder besser.
Heute stehe ich am Ende der 13., und irgendwie bin ich am Ende. Oft denke ich mir: So kann es nicht mehr weitergehen; ich will nicht mehr.
Alles fing damals so harmlos an. heute geht so gut wie gar nix mehr. Autofahren, Essen mit Großeltern/Eltern/Geburtstagsgesellschaften etc., das Thema Frauen, Parties, allgemein Urlaub, mal in ne Kneipe gehen - die Hölle auf Erden.
Das Problem ist: Nervosität. Als ich mich schon früher mit meiner Mutter offen darüber unterhalten habe, erfuhr ich dass sie die gleichen Symptome hat. Bei ihr begannen diese Zustände ungefähr zwei Jahre nach meiner Geburt und heute bekommt sie diese nur mit Medikamenten in den Griff. Daher vermute ich, dass ich die Anlange zu diesen Zuständen von ihr geerbt habe.
Vor allem äußert sich diese Angst bei mir in einer unglaublichen Nervosität. Ich weiß dass es schwer ist, sich das vorzustellen.
Denkt euch einfach eine Situation aus, in der abnormal hart aufgeregt wart, z.B. Fahrprüfung, Abi, Mittlere Reife, das erste Mal - irgendw was. Und genau das isses bei mir; in jeder kleinsten Situation. Wenn diese Nervosität auftritt denke ich mir oft, ich kann das nicht aushalten. Ist wie eine Energie, die in mir ihre Runden dreht und mich fast zerreißt. Dazu kommt noch das Schwitzen und der häufige Gang aufs Klo.
Ich selbst mache keinen Sport (gehe nur ab und zu joggen)und hatte noch nie ne Freundin bzw. intimere Erfahrungen. Ich glaub nicht dass mein Problem das Ansprechen ist - wenn ich mal im Gespräch bin, mache ich mir die ganze Zeit Gedanken wie: Was denkt sie von mir? Wie sehe ich aus? Was soll ich als nächstes sagen? Stehe ich doof da?
Bin halt irgendwie verklemmt.
Ich bin ca. einem dreiviertel Jahr in Behandlung, allerdings habe ich keine großen Erfolge zu verzeichnen. Nun werde ich mich über die Möglichkeiten einer Therapie mit Medikamenten informieren, denn mit meinem jetzigen Zustand kann ich einfach nicht mehr weitermachen.
Wenn ich nur daran denke, was alles auf mich zukommt: Bund, Studium oder Ausbildung. Wenn ich hier an meinem Schreibtisch sitze und nur dran denke, oder mir mal was über verschiedene Unis bzw. Studiengänge durchlese, überkommt mich diese Aufregung sofort in solch einer Heftigkeit, dasses nur besser wird wenn ich sofort ablenke und nicht mehr dran denk.
Genau das gleiche bei ganz alltäglichen Sachen. Nachem ich meinen Führerschein hatte, war es ganz schlimm beim Autofahren. Wenn ich z.B. wusste, dass ich heut Abend mit 2 Freunden ins Kino gehe und ich fahren würde, dann war ich schon 4 oder 5 Stunden vorher übertrieben nervös, musste in regelmäßigen Abständen aufs Klo. Als ich dann endlich total fertig und durchgeschwitzt im Auto saß, wurde es etwas leichter. Die krönung des ganzen war/ist jedoch, wenn dann der Vorschlag kam/kommt, noch irgendwo schnell was essen zu gehen (McDonalds, Burger King). Als es dann soweit war, und wir drinnen waren, konnten die anderen ganz normal essen. Nur mir war speiübel, musste Ausreden erfinden warum ich nicht aß und betete dass wir endlich raus aus dem Schuppen konnten. Heute ist es übrigens genauso: ich vermeide schon bei Geburtstagen oder Familienfesten mit in die Gaststätte zu gehen, da ich die Situation dort nicht ertrage. Wenn ich dann mal doch mitgehe, halte ich es kaum aus und kann nicht essen - mir wird schon schlecht wenn ich nur die Gerichte in der Speisekarte lese!
Das gleiche gilt natürlich auch für Grillfeste bei Freunden, Parties etc. Ich bin z.B. vor jeder Party so aufgeregt, dass mein Herz richtig rast und ich nur mit Mühe und würgen was essen kann (auch dann nur sehr , sehr wenig). Erst wenn ich dort unten Leuten bin, und der Alk. mithilft, wird es erträglicher. Diese Nervosität und ihre Begleiterscheinungen machen mir also seit drei Jahren das Leben zur Hölle. Allein schon die Vorstellung, mit essen zu gehen, abends in ne Kneipe zu hocken und mit ner potentiellen Freundin was zu unternehmen (Kino oder sowas) lösen diese Symptome aus.
Ich hab vor allem eine riesige Angst vor meinem weiteren Leben. Die Abifahrt war schon der Horror (ihr werdet es nicht glauben, aber ich bin so froh dass sie endlich vorbei ist).
Als Beispiel: Wir haben in ein paar Wochen unseren Abiball. Schon jetzt mach ich mir Gedanken über die Probleme die Auftreten werden - essen mit Eltern und anderen Leuten, eventuell auf die Bühne zu kommen etc.
Auch schon die Vorstellung zum Bund zu gehen und allein in ne andere Stadt/Land zu gehen und zu studieren bzw. mit wildfremden Leuten in ner WG zu leben - der pure Horror.
Ich beneide andere Leute echt dafür, dass sie ein normales Leben ohne diese Probleme führen können, ja wirklich, ich beneide sie. Vermutlich würde ich wohl alles tun, um auch so sein zu können.
Ich erwarte jetzt natürlich nicht von euch, dass ihr ne Antwort schreibt, aber ich musste mir das einfach mal von der Seele schreiben, da die Leuten in meinem Umkreis wohl eher gelacht und kein Verständnis gezeigt hätten...
Wenn ihr noch Fragen habt oder es euch ähnlich geht, ich freue mich über jegliches Feedback.
Gruß
A.
ich bin mehr oder weniger durch Zufall auf dieses Forum gestoßen; doch irgendwie bin ich sehr erleichtert über die Tatsache, dass man hier mit Leuten, die das gleiche Schicksal haben, ungestört reden kann.
Da ich mich gerade erst registriert hab, möchte auch ich euch meine Geschichte erzählen.
Zuerst was zu meiner Person. Mein Name ist erstmal unwichtig, bin 19 Jahre alt und mache dieses Jahr meinen Abschluss (Abi 05).
Als kleines Kind war alles in Ordnung. Keine Probleme - die Grundschule war einfach, die ersten Jahre am Gymnasium auch. Dann, gegen Mitte der 10. Klasse nahm mein Leben eine entscheidende Wendung. Plötzlich merkte ich, dass ich vor Klassenarbeiten unglaublich aufgeregt war, was sonst nie der Fall war. Ich hatte schlimmen Durchfall, hatte das Gefühl dass ich andauernd aufs Klo müsste. Erst als ich die Arbeit in der Hand hatte und auch wußte, wie ich sie löse, wurde es wieder besser.
Heute stehe ich am Ende der 13., und irgendwie bin ich am Ende. Oft denke ich mir: So kann es nicht mehr weitergehen; ich will nicht mehr.
Alles fing damals so harmlos an. heute geht so gut wie gar nix mehr. Autofahren, Essen mit Großeltern/Eltern/Geburtstagsgesellschaften etc., das Thema Frauen, Parties, allgemein Urlaub, mal in ne Kneipe gehen - die Hölle auf Erden.
Das Problem ist: Nervosität. Als ich mich schon früher mit meiner Mutter offen darüber unterhalten habe, erfuhr ich dass sie die gleichen Symptome hat. Bei ihr begannen diese Zustände ungefähr zwei Jahre nach meiner Geburt und heute bekommt sie diese nur mit Medikamenten in den Griff. Daher vermute ich, dass ich die Anlange zu diesen Zuständen von ihr geerbt habe.
Vor allem äußert sich diese Angst bei mir in einer unglaublichen Nervosität. Ich weiß dass es schwer ist, sich das vorzustellen.
Denkt euch einfach eine Situation aus, in der abnormal hart aufgeregt wart, z.B. Fahrprüfung, Abi, Mittlere Reife, das erste Mal - irgendw was. Und genau das isses bei mir; in jeder kleinsten Situation. Wenn diese Nervosität auftritt denke ich mir oft, ich kann das nicht aushalten. Ist wie eine Energie, die in mir ihre Runden dreht und mich fast zerreißt. Dazu kommt noch das Schwitzen und der häufige Gang aufs Klo.
Ich selbst mache keinen Sport (gehe nur ab und zu joggen)und hatte noch nie ne Freundin bzw. intimere Erfahrungen. Ich glaub nicht dass mein Problem das Ansprechen ist - wenn ich mal im Gespräch bin, mache ich mir die ganze Zeit Gedanken wie: Was denkt sie von mir? Wie sehe ich aus? Was soll ich als nächstes sagen? Stehe ich doof da?
Bin halt irgendwie verklemmt.
Ich bin ca. einem dreiviertel Jahr in Behandlung, allerdings habe ich keine großen Erfolge zu verzeichnen. Nun werde ich mich über die Möglichkeiten einer Therapie mit Medikamenten informieren, denn mit meinem jetzigen Zustand kann ich einfach nicht mehr weitermachen.
Wenn ich nur daran denke, was alles auf mich zukommt: Bund, Studium oder Ausbildung. Wenn ich hier an meinem Schreibtisch sitze und nur dran denke, oder mir mal was über verschiedene Unis bzw. Studiengänge durchlese, überkommt mich diese Aufregung sofort in solch einer Heftigkeit, dasses nur besser wird wenn ich sofort ablenke und nicht mehr dran denk.
Genau das gleiche bei ganz alltäglichen Sachen. Nachem ich meinen Führerschein hatte, war es ganz schlimm beim Autofahren. Wenn ich z.B. wusste, dass ich heut Abend mit 2 Freunden ins Kino gehe und ich fahren würde, dann war ich schon 4 oder 5 Stunden vorher übertrieben nervös, musste in regelmäßigen Abständen aufs Klo. Als ich dann endlich total fertig und durchgeschwitzt im Auto saß, wurde es etwas leichter. Die krönung des ganzen war/ist jedoch, wenn dann der Vorschlag kam/kommt, noch irgendwo schnell was essen zu gehen (McDonalds, Burger King). Als es dann soweit war, und wir drinnen waren, konnten die anderen ganz normal essen. Nur mir war speiübel, musste Ausreden erfinden warum ich nicht aß und betete dass wir endlich raus aus dem Schuppen konnten. Heute ist es übrigens genauso: ich vermeide schon bei Geburtstagen oder Familienfesten mit in die Gaststätte zu gehen, da ich die Situation dort nicht ertrage. Wenn ich dann mal doch mitgehe, halte ich es kaum aus und kann nicht essen - mir wird schon schlecht wenn ich nur die Gerichte in der Speisekarte lese!
Das gleiche gilt natürlich auch für Grillfeste bei Freunden, Parties etc. Ich bin z.B. vor jeder Party so aufgeregt, dass mein Herz richtig rast und ich nur mit Mühe und würgen was essen kann (auch dann nur sehr , sehr wenig). Erst wenn ich dort unten Leuten bin, und der Alk. mithilft, wird es erträglicher. Diese Nervosität und ihre Begleiterscheinungen machen mir also seit drei Jahren das Leben zur Hölle. Allein schon die Vorstellung, mit essen zu gehen, abends in ne Kneipe zu hocken und mit ner potentiellen Freundin was zu unternehmen (Kino oder sowas) lösen diese Symptome aus.
Ich hab vor allem eine riesige Angst vor meinem weiteren Leben. Die Abifahrt war schon der Horror (ihr werdet es nicht glauben, aber ich bin so froh dass sie endlich vorbei ist).
Als Beispiel: Wir haben in ein paar Wochen unseren Abiball. Schon jetzt mach ich mir Gedanken über die Probleme die Auftreten werden - essen mit Eltern und anderen Leuten, eventuell auf die Bühne zu kommen etc.
Auch schon die Vorstellung zum Bund zu gehen und allein in ne andere Stadt/Land zu gehen und zu studieren bzw. mit wildfremden Leuten in ner WG zu leben - der pure Horror.
Ich beneide andere Leute echt dafür, dass sie ein normales Leben ohne diese Probleme führen können, ja wirklich, ich beneide sie. Vermutlich würde ich wohl alles tun, um auch so sein zu können.
Ich erwarte jetzt natürlich nicht von euch, dass ihr ne Antwort schreibt, aber ich musste mir das einfach mal von der Seele schreiben, da die Leuten in meinem Umkreis wohl eher gelacht und kein Verständnis gezeigt hätten...
Wenn ihr noch Fragen habt oder es euch ähnlich geht, ich freue mich über jegliches Feedback.
Gruß
A.
10.06.2005 13:08 • • 24.06.2005 #1
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