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Hallo,

zurzeit mache ich ein 20-wöchiges Praktikum und bei mir ist es so, dass ich Probleme bei der Arbeit habe, verursacht durch meine soziale Phobie.
Selbständiges Arbeiten ist für mich in einem normalen Verständnis nur bedingt möglich. Wenn ich mit einer Aufgabe fertig bin, kann ich mich danach einfach
nicht überwinden, jemanden zu fragen, was ich jetzt machen soll. Deshalb brauche ich für manche Aufgaben ziemlich lange und andere denken viell. ich würde mich vor der Arbeit drücken bzw. wäre faul und uninteressiert. Und wenn im Moment nichts
für mich zu tun ist, sitzte ich halt einfach dumm rum. Irgendwie muss mir immer jemand sagen, was genau ich zu tun habe und was ich danach machen soll.
Von alleine schaffe ich das nicht und bin in allem was ich mache, total verunsichert.
Für mich ist selbstständiges Arbeiten mit meiner SP unvorstellbar.

Es belastet mich ziemlich, da ich am Ende des Praktikums auch vom Betrieb bewertet werde und meine letzte Bewertung sehr sehr schlecht ausgefallen ist.
(Mit der Begründung: du bist sehr nett und hast viele Talente, aber zu still und zurückhaltend).
Momentan ist es für mich jeden Morgen eine Qual zur Arbeit zu gehen und jeden Morgen, wenn ich am Bahnhof stehe, würde ich mich am liebsten vor den Zug werfen, anstatt darin einzusteigen
Hat jemand viell. die gleiche oder auch eine ganz andere Erfahrung?

09.03.2015 18:45 • 10.03.2015 #1


3 Antworten ↓


Hallo Evelyn1,

Zitat:
Wenn ich mit einer Aufgabe fertig bin, kann ich mich danach einfach
nicht überwinden, jemanden zu fragen, was ich jetzt machen soll.


Du machst dir das aber wirklich sehr schwer. Viele wissen nicht, wo ihre
Schwierigkeiten liegen. Du weißt es ganz klar und wagst es nicht mal
etwas kleines neues zu probieren. Was kann den dabei passieren,
es kann doch nur besser werden.
Erfolg wird niemandem geschenkt. Erfolg stellt sich ein, wenn du etwas tust, vor dem Du immer
Angst hattest und stark fühlst Du dich dann, wenn Du
kleine selbst gestellte Grenzen (also Deine Ängste) überschreitest.

Dafür wünsche ich dir etwas Mut. Du wirst feststellen. Es ist gar nicht schwer.
Andere finden das toll. Und Du fühlst Dich viel besser und bekommst bessere Bewertungen.

Viele Grüße

Hotin

A


SP und die Arbeit eine schwierige Beziehung?!

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Hi Evelyn
Dass muss nicht mal unbedingt was mit einer sozialen Phobie zu tun haben. Es gibt Menschen, die arbeiten gerne allein, gerne im Team, gerne selbstständig, gerne nach Anweisung, gerne nach Anleitung, gerne mit oder ohne Regeln.
So. Du kannst Dich im Grunde genommen in diese Dinge einordnen und für Dich eine Arbeit finden, die halt zu Dir passt. Wenn Dir ein selbstständiger Weg nicht zusagt, dann suche Dir eine Arbeit, wo es strikte Regeln und Prozesse gibt (und diese Jobs gibt es ohne Ende) und wo Du halt eine konkrete Arbeitsaufgabe hast.
btw. Da stehst Du nicht alleine auf weiter Flur, ich kenne genügend Menschen, die halt nicht selbstständig arbeiten können - völlig losgelöst, ob sie eine Phobie haben oder nicht. Das Wesen des Menschen ist da halt auch mitentscheidend und wie Du halt erzogen worden bist.

Ich für mich arbeite gerne selbstständig und kann mir meine Arbeit super selber einteilen...

Der andere Weg ist freilig der, den Hotin beschrieben hat. Das musst Du aber selber für Dich entscheiden und wissen, wo Deine Grenzen sind bzw. inwieweit Du bereit bist, halt auch nach vorne einen Schritt zu wagen.

Hallo Evelyn,

mir gings früher in der Ausbildung genauso. Nach Arbeit zu fragen, hat mich auch immer große Überwindung gekostet. Habe auch immer das Gefühl, dass ich jemanden brauche, der mir genau sagt, was ich machen soll. Das fand ich früher an der Schule immer so schön; da war immer alles genau geregelt und man hat halt das gemacht, was die Lehrer gesagt haben.

So wie du es beschreibst, klingt das für mich schon so, als rührten deine Probleme auf der Arbeit von deiner sozialen Phobie her. Leuten, die selbstbewusster sind, und keine Angst vor anderen Menschen und deren Bewertung haben, fällt das Arbeiten schon erheblich leichter.

Ich kann dir da nur raten, einfach so zu sein, wie du bist, und zu versuchen, es so gut zu machen, wie du kannst, und dich vor allem nicht mit anderen zu vergleichen; auch wenn das natürlich sehr schwierig ist. Ich selbst hätte auch nie geglaubt, dass ich jemals in der Arbeitswelt eine Chance habe, aber irgendwie - mit viel, viel Glück - hat sich dann doch noch was ergeben.





Dr. Reinhard Pichler
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