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Ich bin absolut neu hier und versuche mal auf diesem Weg , Ohren, die mir zuhören , zu finden.
Ich bin 58 Jahre alt und habe vor 4 Monaten die dritte große Herz-OP am offenen Herzen gehabt. Ich war bis dahin immer berufstätig. Fast 25 Jahre Gastronomie, davon 15 Jahre selbständig, später im Management einer Fast-Food-Kette. Bis April habe ich noch in einer Physiotherapie-Praxis im Büro gearbeitet.
Nach den ersten OP's habe ich Angststörungen entwickelt, die Schwindelattacken und ähnliches hervorrufen. Daher gehe ich kaum mehr weg und habe mir mein Leben allein für mich so eingerichtet, dass alles funktioniert und ich allen Pflichten, die ich noch habe, nachkomme. Ich habe eine erwachsene Tochter, die nicht hier vor Ort lebt. Der Kontakt ist vorhanden, aber ich möchte sie nicht mit mir belasten.
Mittlerweile gehe ich den Menschen mehr oder weniger auch aus dem Weg, was bestimmt seltsam wirkt. Aber ich habe eben Angst vor diesen Schwindelattacken, wenn ich z.B. bei einem Menschen stehen bleibe, um mit ihm zu plaudern.
Ich habe mich schon um Psychotherapie-Plätze gekümmert, aber es ist sehr schwer hier in der kleinen Großstadt einen Platz zu bekommen.
Aufgrund meiner Krankheit sind fast alle Medikamente aufgrund Risiken tabu, die antidepressiv wirken. Für den Notfall, wenn ich Sachen erledigen muss, steht mir Lorazepam zur Verfügung, welches ich aber eben nur im Notfall aufgrund des Abhängigkeitsrisikos nehmen möchte.

Bei Einnahme von Lorazepam ist es mir möglich, meine Aufgaben angstfrei zu lösen.

Ich erhoffe mir hier im Forum Gesprächspartner, denen es vielleicht so ähnlich geht und noch andere Tipps haben.

09.08.2019 12:14 • 10.08.2019 x 1 #1


14 Antworten ↓


Zitat von Claus908:
Ich bin absolut neu hier und versuche mal auf diesem Weg , Ohren, die mir zuhören , zu finden.Ich bin 58 Jahre alt und habe vor 4 Monaten die dritte große Herz-OP am offenen Herzen gehabt. Ich war bis dahin immer berufstätig. Fast 25 Jahre Gastronomie, davon 15 Jahre selbständig, später im Management einer Fast-Food-Kette. Bis April habe ich noch in einer Physiotherapie-Praxis im Büro gearbeitet.Nach den ersten OP's habe ich Angststörungen entwickelt, die Schwindelattacken und ähnliches hervorrufen. Daher gehe ich kaum mehr weg und habe mir mein Leben allein für mich so eingerichtet, dass ...



Hallo,

erstmal tut mir total leid was du durchmachen musstest und immer noch musst. Das ist bestimmt total heftig. Darf ich fragen weswegen du die Herz Ops hattest?
Ich kann dir natürlich nicht wirklich Tipps oder so diesbezüglich geben wie man besser damit klar kommt weil ich sowas nicht hatte aber vielleicht hilft es dir ja trotzdem jemanden zu haben der dir zuhört..=)

LG

A


Soziophobie nach schwerer Krankheit

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Vielen Dank für die Antwort. Ja es ist schon wichtig, sich mitteilen zu können.
Ich habe 2011 auf minimalinvasivem (mit Kamera) Weg eine neue Herzklappe bekommen. Diese OP war nicht erfolgreich und musste mit Brust-OP wiederholt werden. 2014 entstand (vllt als Folgeschaden der OP 2011) ein Aneurysma an der Aorta, daß dann durch eine erneute Brust-OP durch eine Aorta-Prothese ersetzt wurde. 2016 und 2017 erfolgten Ablationen aufgrund von Herz-Rhythmus-Störungen. Dieses Jahr im April (genau am gleichen Tag wie die OP 2014) wurde eine Naht-Insuffizienz der Prothese festgestellt und alles wurde nochmal neu gemacht. Ich lag nach dieser OP 5 Tage im Koma, weil ich nicht selbständig geatmet habe. Dann kam ich aber wieder zu mir, erholte mich, habe eine Reha gemacht und bin jetzt wieder zu Hause. Soweit geht es mir gut, habe aber Angst vor einem Rückfall.
Beim Schreiben dieses Textes wird mir erst wirklich bewußt, welchen Weg ich gehen mußte. Ich möchte auch gerne wieder am Leben teilnehmen, aber die Angst ist momentan stärker. Und jeden Tag Benzos nehmen, ist mir zu gefährlich.

Zitat von Claus908:
Vielen Dank für die Antwort. Ja es ist schon wichtig, sich mitteilen zu können.Ich habe 2011 auf minimalinvasivem (mit Kamera) Weg eine neue Herzklappe bekommen. Diese OP war nicht erfolgreich und musste mit Brust-OP wiederholt werden. 2014 entstand (vllt als Folgeschaden der OP 2011) ein Aneurysma an der Aorta, daß dann durch eine erneute Brust-OP durch eine Aorta-Prothese ersetzt wurde. 2016 und 2017 erfolgten Ablationen aufgrund von Herz-Rhythmus-Störungen. Dieses Jahr im April (genau am gleichen Tag wie die OP 2014) wurde eine Naht-Insuffizienz der Prothese festgestellt und alles wurde nochmal neu gemacht. Ich lag nach dieser OP 5 Tage im Koma, weil ich nicht selbständig geatmet habe. Dann kam ich aber wieder zu mir, erholte mich, habe eine Reha gemacht und bin jetzt wieder zu Hause. Soweit geht es mir gut, habe aber Angst vor einem Rückfall. Beim Schreiben dieses Textes wird mir erst wirklich bewußt, welchen Weg ich gehen mußte. Ich möchte auch gerne wieder am Leben teilnehmen, aber die Angst ist momentan stärker. Und jeden Tag Benzos nehmen, ist mir zu gefährlich.



Oh man das hört sich echt schrecklich an.
Das tut mir wirklich so leid.
Man kann sich gar nicht vorstellen was man da durchmachen muss, auch an Ängsten.
Das du dich deswegen hierüber austauschen willst finde ich total Klasse. Man muss ja mal mit jemanden darüber reden können wie es in einem aussieht. Du nimmst durch die Ops sicher auch ne Reihe an Medikamenten oder? Klar will man nicht noch dazu eine Abhängigkeit von Tavor haben. Ich selber nehme ja auch Tavor..leider täglich weil es anders nicht geht. Auch wenn es nur wenig ist, ist es trotzdem nicht gut. Es hilft zwar bei starker Unruhe und bei Panik aber das solls ja auch nicht sein das man dann immer das nimmt.
Wie sieht denn jetzt so bisher nach dem ganzen dein Alltag aus? Du bist ja alleine oder? Wie sieht es aus durch das ganze das du irgendwo her Unterstützung bekommst oder sowas?

LG

Durch meine Berufstätigkeit in der Gastronomie habe ich nicht unbedingt einen Freundeskreis. So habe ich wenig Kontakt. Allerdings komme ich auch gut alleine zurecht und bin eigentlich ganz gerne allein. Mein Tag hat eine absolute Struktur, finanziell bekomme ich ALG II; da ich aber recht bescheiden bin, habe ich damit kein Problem. Ich würde gerne wieder arbeiten, am liebsten von zu Hause aus.
In welcher Größenordnung nimmst Du Tavor denn ein? Wird es Dir trotz der Abhängigkeitsgefahr problemlos immer wieder verschrieben? Wie gesagt, nehme ich dieses im Notfall ein, wenn Aufgaben zu erledigen sind. Wenn ich aber keine Aufgaben habe und zu Hause bin, benötige ich dieses Mittel aber nicht und lasse es natürlich weg. Ich habe vor den ganzen OP's mal gerne am Alk. genippt und weiß, was es bedeutet, immer mehr von dem Mittel zu benötigen, um die gewünschte Wirkung zu bekommen. Und das möchte ich nicht, zumal es ja auch verschrieben werden muß und mich immer vor meinem Arzt rechtfertigen zu müssen, liegt mir fern.Ich leide auch an einer allgemeinen Lustlosigkeit gegenüber allem und denke mir mal, dass das mit Depressionen einher geht.
Mir wurde vor Jahren mal Citalopram verschrieben, die mir gut geholfen haben; aber aufgrund der Nebenwirkungen darf ich es nicht mehr nehmen.

Zitat von Claus908:
Durch meine Berufstätigkeit in der Gastronomie habe ich nicht unbedingt einen Freundeskreis. So habe ich wenig Kontakt. Allerdings komme ich auch gut alleine zurecht und bin eigentlich ganz gerne allein. Mein Tag hat eine absolute Struktur, finanziell bekomme ich ALG II; da ich aber recht bescheiden bin, habe ich damit kein Problem. Ich würde gerne wieder arbeiten, am liebsten von zu Hause aus. In welcher Größenordnung nimmst Du Tavor denn ein? Wird es Dir trotz der Abhängigkeitsgefahr problemlos immer wieder verschrieben? Wie gesagt, nehme ich dieses im Notfall ein, wenn Aufgaben zu erledigen sind. Wenn ...



Ich nehme 0,5 bis 1 mg.
Ja wurde mir halt verschrieben weil die dachten das würde dadurch besser werden was aber nicht der Fall war. Jetzt muss gucken mit was und wie das ausgeschlichen werden kann.

Darf ich Dich fragen, welche Beschwerden Du hast und gegen oder für was Dir Tavor von wem verschrieben worden ist? Von einem Allgemein-Mediziner oder einem Psycho-Therapeuten?

Zitat von Claus908:
Darf ich Dich fragen, welche Beschwerden Du hast und gegen oder für was Dir Tavor von wem verschrieben worden ist? Von einem Allgemein-Mediziner oder einem Psycho-Therapeuten?



Habe halt ständig hohen puls, und mal mehr mal weniger überfallsartige müdigkeit wo gar nichts mehr geht und dann jede Bewegung so extrem anstrengend ist. Total außer Atem dann und erschöpft. Und ja Tavor wurde mir verschrieben weil die meint wären Panikattacken dabei ist das ja durchgehend so. War ein allgemein Mediziner der das verschrieben hat.

Wie hoch ist denn Dein Puls? Hast Du dabei Panik oder erzeugt der hohe Puls Panik bei Dir, weil Du Angst hast, dass das krankheitsbedingt ist. Schon mal bei einem Kardiologen gewesen? Was passiert, wenn Du keine Tavor nimmst? Fragen über Fragen, aber mich interessiert das. Ich habe da so meine Erfahrungen mit zu hohem Puls..

Hallo Claus,

da hast du einiges durchgemacht.
Verständlich, daß daraus eine Angststörung entstanden ist.

Ich habe zwar schon einige Op's hinter mir, aber mein Herz macht bisher keine Probleme.
Ich habe immer schon riesige Angst davor gehabt, daß mit meinem Herzen mal was sein
könnte. Sonst habe ich keine Angst vor Krankheiten. Nur das Herz ist irgendwie ein
Angstthema bei mir.

Vor einem Jahr verschrieb meine Hausärztin
mir Tavor Expidet, weil ich Panik hatte und
nicht zur Ruhe kam.
Ich nahm es ab und zu und es hat auch gut
geholfen.
Ich wollte aber nicht abhängig davon werden.
Seit 4 Monaten habe ich keine tavor mehr
genommen. Die liegen hier noch rum, aber ich hoffe, ich komme weiterhin ohne aus.

Alles Gute, Claus.

Zitat von Claus908:
Wie hoch ist denn Dein Puls? Hast Du dabei Panik oder erzeugt der hohe Puls Panik bei Dir, weil Du Angst hast, dass das krankheitsbedingt ist. Schon mal bei einem Kardiologen gewesen? Was passiert, wenn Du keine Tavor nimmst? Fragen über Fragen, aber mich interessiert das. Ich habe da so meine Erfahrungen mit zu hohem Puls..



Ich habe das aus dem nichts bekommen wo dann jede Bewegung total anstrengend ist. Irgendwann habe ich dagegen Beta Blocker bekommen. Seitdem geht es mit meinen Puls in Ruhe aber in Bewegung geht der trotzdem noch hoch. Ja habe irgendwann weil es nicht mehr weg ging mal Panik bekommen aber wenn der puls so hoch ist dauerhaft ist das ja auch verständlich. Ich war öfters im Krankenhaus. Da wurden halt Langzeit EKGs gemacht und Herzultraschall aber bisher nichts gesehen außer das der Puls zu schnell ist. Bloß was mich verunsichert ist das bei den normalen ekgs immer was steht wie zum Beispiel abnormales ekg und lateraler infarkt möglich und sowas und trotzdem sagen die da ist alles gut. Bei dem Langzeit EKG stand dann was mit 12 Supraventrikuläre extrasystolen und eine venteikuläre extrasystole und dann noch was das man aber schwer erkennen würde, keine Ahnung was damit gemeint ist. Alles halt komisch finde ich. Vom Ultraschall her sagen die das es von der Struktur her gut aussieht.

Manches ist ja auch eine psychische Reaktion und ein Kreislauf. Hoher Puls = Angst und Aufregung = hoher Puls. Wenn die Fachleute aber sagen das ist ok so, sollte man denen auch glauben, sonst würden sie andere Maßnahmen einleiten. Was verstehst Du denn unter hohem Puls? Über 90 Schläge/Minute?

Zitat von Claus908:
Manches ist ja auch eine psychische Reaktion und ein Kreislauf. Hoher Puls = Angst und Aufregung = hoher Puls. Wenn die Fachleute aber sagen das ist ok so, sollte man denen auch glauben, sonst würden sie andere Maßnahmen einleiten. Was verstehst Du denn unter hohem Puls? Über 90 Schläge/Minute?



Guten Morgen,

der Ruhe Puls lag bevor ich den Beta Blocker dann bekommen habe bei über 120.
Das ist halt alles andere als normal.

Und wie hat er sich mit Einnahme des Beta-Blockers entwickelt? Aber Deine Aufregung und Ängste kann ich absolut nach vollziehen. Mir ginge es nicht anders. Die Frage stellt sich, wenn organisch nichts ist, wie man das dann aus dem Kopf bekommt und an was es liegt.

Zitat von Claus908:
Und wie hat er sich mit Einnahme des Beta-Blockers entwickelt? Aber Deine Aufregung und Ängste kann ich absolut nach vollziehen. Mir ginge es nicht anders. Die Frage stellt sich, wenn organisch nichts ist, wie man das dann aus dem Kopf bekommt und an was es liegt.



Genau das ist es. Man fragt sich woher kommt das. Einfach nur fürchterlich.

A


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Dr. Reinhard Pichler
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