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Hallo,

ich bin neu hier in diesem Forum. Ich möchte auch gleich meine Sorgen loswerden ...

Ich muß sagen, daß ich die Anzeichen der Sozialphobie erst jetzt richtig erkenne, früher war es anders. Oder hatte ich früher noch keine Phobie, hat sie sich erst im Laufe der Zeit entwickelt? Ich hatte in meiner Kindheit immer Freunde und war nie ein Einzelgänger oder Außenseiter. Ich war beliebt, aber immer etwas schüchtern oder zurückhaltend. Bei mir steht nicht die Angst, jemanden anzusprechen, im Vordergrund. Sondern vielmehr, daß man mich einfach nur scheixxe und dumm findet. Ich habe Angst zu versagen ... Wurde mir doch im Laufe meines Leben immer mal wieder vorgehalten wie blöd ich bin.

Richtig angefangen - mit Panikattacken usw. - hat es, nachdem meine Freundin neben mir in einer Kneipe zusammengebrochen ist. Ich war total hilflos und wußte nicht was ich machen sollte, die Leute guckten und meine Freundin wurde rausgetragen. Seitdem habe ich Panikattacken, sobald ich in einen Raum voller Leute gehe - spätestens nach ein paar Minuten. Irgendwann gings mir sogar beim einkaufen schlecht ... Herzklopfen, Angst, Schwindel. Der Schwindel ist am schlimmsten, weil man wirklich denkt man bricht jeden Moment zusammen und liegt da, alle Leute schauen einen an. Zum einkaufen gehe ich natürlich noch, aber ausgehen tu ich nicht mehr. Ich habe einfach Angst, daß es mir schlecht geht. Niemandem kann ich etwas sagen, keiner würde es verstehen. Dazustehen und nervös zu werden ... Luftholen und versuchen, die Anzeichen zu verdrängen oder vorbeiziehen zu lassen. Was soll ich tun? Dableiben oder weglaufen? Wo ist der Ausgang? Was ist, wenn ich zusammenbreche und alle gucken. Alle denken, ich sei betrunken ... Womöglich versucht man dann noch, mich an die frische Luft zu bringen? Wieviele Männer braucht man, um MICH wegzukriegen?? Sie werden alle lästern und lachen ... Nein, das geb ich mir nicht. Ich fing an zu googeln und kam auf viele Seiten, die die Panik erklären. Dabei waren oftmals auch Auflistungen der Phobien, die es gibt. Ich stieß auf die Sozialphobie und erkannte mich darin gut wieder. Aber so wie ich lebe, so lebe ich ganz gut. Ich vermeide halt brenzliche Situationen und gehe Problemen aus dem Weg. Ich bin ein ganz friedliebender Mensch. Dabei rutsche ich immer mehr in die Opferrolle. Ich habe es noch nie so wahrgenommen wie jetzt, seit einigen Monaten. Z.B. kann man bei mir an der Kasse vordrängeln und würde nie etwas sagen. Innerlich könnt ich schimpfen wie ne Zicke, aber sagen würd ich nichts. Ich wurde mit 16 mal im Zug von 2Jungs wg. meiner Jeansklamotten dumm angemacht und habe nichts gesagt, geschweige denn das ich aufgestanden und gegangen bin. Ich blieb wie versteinert sitzen ... Als ich noch als Servicechefin arbeitete, mußte ich mal einen Gast verwarnen und ich zitterte am ganzen Leib - das Herz klopfte mir so wahnsinnig, die Luft blieb mir fast weg. Und am WE ließ ein Besoffener seinen Unmjut über mich aus und ich sagte nichts. Es war ein langjähriger Bekannter meiner Schwiegerfamilie, ich habe diesen Mann noch nie gesehen. Ich bin sehr zurückhaltend und ruhig und kann nur aus meiner Haut, wenn ich jemanden wirklich besser kenne. Also habe ich mich nicht mit ihm unterhalten, warum auch? Ich hatte ihm ja auch nix zu sagen. Später saßen wir alle beisammen und zwischen ihm und mir saß meine Schwägerin. Ich war recht ruhig und folgte den Gesprächen und immer wenn ich mal was sagte, machte er dumme Bemerkungen zu meiner Schwägerin, von wg.: Sie hat geredet. wow. Das gibts ja nicht. Irgendwann fragte er mich, ob ich nicht sprechen kann oder ob ich nicht will. Ich sagte: Ich will heute nicht mehr sprechen. (was ne blöde Antwort.) ... Es kamen immer und immer wieder irgendwelche Äußerungen und ich fing auch an zu zicken, in dem Moment wurds mir wieder schlecht. Es hat auch niemand etwas davon mitbekommen, außer meiner Schwägerin. Aber sie sagte nichts zu ihm, kicherte nur vor sich hin. Er meinte dann noch was von dämlich und Ausstrahlung und Kommunikation 0 oder so ähnlich. ich muß dazu sagen, daß er mächtig was getrunken hatte .... Am liebsten hätte ich ihm aber meine Meinung gesagt, was das soll und was er eigentlich will. Aber ich saß nur da und ließ es mir quasi gefallen. Und nun frage ich mich: WIESO bin ich so? WIESO kann ich meinen Mund nicht aufmachen und mich wehren? WIESO kriege ich Panik wenn MIR jemand Unrecht tut? Ich habe mich bei meinem Freund aufgeheult und er meinte nur, daß der Typ eben besoffen war. Pell Dir ein Ei drauf ... Aber das kann ich nicht. Ich muß immer wieder daran denken und ich frage mich, ob ich wirklich so schei. bin?! Warum bin ich so schüchtern und habe Angst zu reden ... Wieso habe ich Angst vor der Beurteilung fremder Menschen. Wieso habe ich Angst, daß man mich nicht mag oder mich total blöd findet? Hat das schon was mit Phobie zu tun oder bin ich nur ein Feigling? Ein Angsthase?

LG

08.02.2008 09:54 • 15.02.2008 #1


1 Antwort ↓

Hallo kleine meise

Ich kann dich sehr gut verstehen und deine Gefühle. Mit fünf Jahren, das weis ich heute noch, kam ich in einem Kinderhort (in Spanien) bis dahin war ich ein unbesäwertes und fröhliches Kind, doch an dem Tag, an den die Betreuerin mich in einer dunklen Besenkammer einschloss, verlor ich das Vertrauen zu den Menschen und zu mir selbst. Selbst in der Schule damals wo die Lehrer sich den Restspeck mit dem Schlagstock verschafften, bekam ich es zu spüren, die Schläge haben mein Selbstwert und das Vertrauen in mir selbst, stück für stück abgebaut, ich habe mich geschämt mit meiner Mutter darüber zu sprächen, stattdessen habe ich einen Mauer um mich herum gebaut, so das keiner meine Gefühle verletzen konnte. Heut bin ich 45 Jahre, und bin dabei diese Mauer stück für stück abzubauen. Mit jeden Stein den ich abbaue wird für mich das Leben lebenswerter, es fühlt sich gut an ich selbst sein zudürfen und meine Gefühle rauslassen zu können.


LG
Mohn





Dr. Reinhard Pichler
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