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Guten Abend zusammen.

Ich bin 25 Jahre alt, komme aus dem Ruhrgebiet und habe, wie ich vor einigen Monaten feststellte, Sozialphobie.

Dass ich ruhig, introvertiert und wenig leutselig bin, war schon immer klar. Wie man Freunde findet, habe ich nie gelernt (viele denken sicher: Was gibt es da zu lernen?). Schon meine Eltern waren nicht besonders begabt darin, auf Fremde zuzugehen, und konnten es mir dementsprechend nicht vorleben. Und obwohl sie mich bis heute unterstützen und ich mich in meiner Familie geborgen fühle (vielleicht zu geborgen), ist ein Teil meiner Angst sicher durch das Verhalten meines Vaters zu erklären. Der stichelte oft gegen mich, fühlte sich grundlos angegriffen und war dann höchst beleidigt gegen mich, nur um kurz darauf wieder euphorisch eine heile Welt vorzuspielen, häufig noch mit einem Geschenk für mich. Da ich mich dafür kaum dankbar zeigen konnte, kamen Schuldgefühle auf und die Befürchtung, dass alles was ich tat falsch sein könnte, hatte ich auch.

Etwas davon wiederholte sich bei einem langjährigen Schulfreund, der ständig etwas an mir auszusetzen hatte und Menschen streng nach mehr oder weniger wertvoll einordnete - ich stand je nach Eigenschaft mal oben, mal unten. Die ständigen Aufforderungen, doch mal was zu sagen oder sich wie ein normaler Mensch zu verhalten, führten nicht zur gewünschten Öffnung meinerseits, im Gegenteil. Irgendwie vermisse ich zwar die teilweise tiefsinnigen Gespräche mit ihm und ich könnte ihm heute auch mehr entgegensetzen, trotzdem ist es wahrscheinlich besser, dass ich diesen Menschen inzwischen nicht mehr sehe.

Mein Studium hatte sich immer mehr zur Katastrophe entwickelt und ich hatte zu viel Angst, um mit Dozenten zu reden oder nur ins Seminar kommen, bis ich erkannte, dass es nicht einfach nur Introvertiertheit war, sondern noch mehr dahintersteckte. Ziemlich schnell kam ich auf die Diagnose Sozialphobie und ging bei einer sehr netten und hilfreichen Therapeutin in Behandlung.

So isoliert und sozial unerfahren wie ich bin, ist es schwierig, Kontakt zu Menschen aufzubauen. Manchmal habe ich das Gefühl, meine Interessen sondern mich noch mehr vom Rest der Menschheit ab. Ich lese gern ältere Literatur, zum Beispiel Franz Kafka und Edgar Allan Poe, und schaue nicht nur alle möglichen Filme, sondern ergründe sie und diskutiere gern (bzw. schreibe) über sie. Die Neigung zum Philosophieren ist da nicht weit.

Jemand meinte mal zu mir, da ich Bücher von Kafka und Poe lese und einen Hang zum Grübeln habe, müsse meine Weltanschauung ja düster sein. Das stimmt aber nicht wirklich. Die Welt ist es für mich wert, erkundet, gesehen, gehört, beschrieben und auch mal durchgrübelt zu werden. Ich hoffe, wenigstens den ein oder anderen Gleichgesinnten dafür zu treffen. Ob tatsächlich noch da draußen, hier oder in einem anderen Forum.

Der Nutzername Hopek stammt aus Schlesien und ist schwer zu beschreiben. Es heißt so viel wie kleiner Mann oder (auf freundliche Weise) eigenartiger, eigensinniger Mensch. Meinen echten Namen kann ich in einer Privaten Nachricht preisgeben.

Danke bis hierher fürs Lesen. Dies ist nicht meine erste Vorstellung in so einem Forum, das heißt es hat sich immer mehr angesammelt, das ich für erwähnenswert hielt.

Zusammenfassung: Filmnerd hat Sozialphobie, freut sich auf Leute zum gemeinsamen Sich-Verstehen.

Allen einen schönen Abend noch

25.10.2018 22:24 • 31.10.2018 x 3 #1


16 Antworten ↓


Eine nette Vorstellung. Willkommen hier und viel Spaß.

A


Sozialphobie durch Erziehung der Eltern?

x 3


Danke @Veritas für die Begrüßung.

Hallo und herzlich willkommen!
Ich finde, Du hörst Dich sehr interessant an und bist vielleicht einer der wenigen Menschen, der auch etwas interessantes zu erzählen hat(in Deinem Alter mit den Interessen)!

Vielen Dank, @Catharina .

Hallo Hopek,

dass Du ruhig und introvertiert bist ist nicht schlimm. So lange Du damit klar kommst, ist das ok.
Offensichtlich kommst Du aber mit Deinem Verhalten nicht so gut zurecht.
Das bedeutet, Du solltest darüber nachdenken, wie Du dies langsam verändern kannst.
Zitat:
Jemand meinte mal zu mir, da ich Bücher von Kafka und Poe lese und einen Hang zum Grübeln habe, müsse meine
Weltanschauung ja düster sein. Das stimmt aber nicht wirklich. Die Welt ist es für mich wert, erkundet, gesehen,
gehört, beschrieben und auch mal durchgrübelt zu werden.


Was bringt Dich gedanklich voran, wenn Du diese Literatur liest?
Könntest Du Dich auch für Literatur interessieren, wie Menschen erfolgreich miteinander kommunizieren?
Zitat:
Manchmal habe ich das Gefühl, meine Interessen sondern mich noch mehr vom Rest der Menschheit ab.


Das bedeutet, Du scheinst einen nennenswerten Eigenanteil an Deinen Sorgen zu haben.
Oder siehst Du das anders?
Zitat:
Die Neigung zum Philosophieren ist da nicht weit.


Dein Philosophieren ist doch gut. Es entspannt eventuell zwischendurch. Nur dauerhaft zufrieden macht philosophieren
selten, da es eigentlich nur reine Theorie ist.
Zufrieden kannst Du überwiegend nur durch praktische Anwendung werden, weil Du dabei sehen kannst, was
funktioniert und was nicht funktioniert.

Hallo und danke für deinen Beitrag, @Hotin .

Zitat von Hotin:
dass Du ruhig und introvertiert bist ist nicht schlimm. So lange Du damit klar kommst, ist das ok.
Offensichtlich kommst Du aber mit Deinem Verhalten nicht so gut zurecht. Das bedeutet, Du solltest darüber nachdenken, wie Du dies langsam verändern kannst.


Die Sozialphobie geht ja noch über die Introversion hinaus. Ich gehe zur Therapie, weil ich sehe, wie mein Leben immer eingeschränkt wird und ich daran etwas ändern will.

Zitat:
Was bringt Dich gedanklich voran, wenn Du diese Literatur liest?


Darüber ließen sich lange Texte schreiben

Bücher helfen mir, klarer zu sehen und zu beschreiben, wofür ich sonst keine Sprache hätte oder wovon ich gar nicht wüsste. Manche Gedanken bringen mich auch voran, wiel sie so fremd wirken. Aber das ist schwer zu verallgemeinern und findet oft auf einer emotionalen Ebene statt.

Zitat:
Könntest Du Dich auch für Literatur interessieren, wie Menschen erfolgreich miteinander kommunizieren?


Normalerweise lese ich keine Ratgeber, aber wenn du eine konkrete Empfehlung hast, kann ich ja mal darüber nachdenken.

Zitat:
Das bedeutet, Du scheinst einen nennenswerten Eigenanteil an Deinen Sorgen zu haben.
Oder siehst Du das anders?


Ich weiß nicht, ob ich dich da richtig verstehe, aber natürlich existieren viele meiner Sorgen nur in meiner Vorstellung, sind also selbstgemacht.

@hopek,
Zitat:
Bücher helfen mir, klarer zu sehen und zu beschreiben, wofür ich sonst keine Sprache hätte oder wovon ich gar nicht wüsste.


Nun, wenn es auf Deiner emotionalen Ebene stattfindet, was ist es dann? Fühlst Du Dich dann wissender, also klüger
als andere? Oder wie kann man das beschreiben?
Zitat:
Normalerweise lese ich keine Ratgeber, aber wenn du eine konkrete Empfehlung hast, kann ich ja mal darüber nachdenken.


Ich empfehle keine Bücher. Davon gibt es jedoch zahlreiche, hilfreiche und weniger hilfreiche.
Interessant finde ich Deine Aussage. Wenn es darum geht, eine Lösung für Dein Problem zu finden, bist Du eventuell bereit,
einen Tipp anzunehmen, willst Du eventuell mal drüber nachdenken. Schade, wenn das alles an Energie ist, was Du
aufwenden willst um besser mit Deinen Ängsten klar zu kommen.
Zitat:
Ich weiß nicht, ob ich dich da richtig verstehe, aber natürlich existieren viele meiner Sorgen nur in meiner
Vorstellung, sind also selbstgemacht.


So ganz habe ich das nicht gemeint, denn Deine Probleme existieren ja nicht nur in Deiner Vorstellung. Sie sind schon
sehr real.
Deine persönliche Realität kannst Du aber jederzeit verändern, da unsere eigene Welt sehr wenig objektiv ist.
Wir sehen fast alles nur aus der eigenen Sicht, viel zu selten aus der Sicht, wie das ein anderer Mensch sieht und beurteilt,
was wir denken und machen.

Zitat:
Nun, wenn es auf Deiner emotionalen Ebene stattfindet, was ist es dann? Fühlst Du Dich dann wissender, also klüger als andere? Oder wie kann man das beschreiben?


Es geht nicht darum, klüger gegenüber anderen zu sein, höchstens klüger gegenüber meinem früheren Selbst.

Allerdings habe ich mir als Kind viel auf mich selbst eingebildet und teilweise teilweise heftig Aufmerksamkeit gesucht. Dafür habe ich mich als Jugendlicher geschämt, mich zurückgezogen und meine Fähigkeiten heruntergespielt. Ich lerne erst in letzter Zeit langsam, da wieder die Balance zu finden.

Darf ich dein Was ist es dann? so verstehen, dass du wissen möchtest, was für Gefühle Bücher in mir auslösen?

Zitat:
Interessant finde ich Deine Aussage. Wenn es darum geht, eine Lösung für Dein Problem zu finden, bist Du eventuell bereit, einen Tipp anzunehmen, willst Du eventuell mal drüber nachdenken. Schade, wenn das alles an Energie ist, was Du aufwenden willst um besser mit Deinen Ängsten klar zu kommen.


Meine Antwort bezog sich doch ganz explizit auf diese Frage von dir: Könntest Du Dich auch für Literatur interessieren, wie Menschen erfolgreich miteinander kommunizieren?. Irgendeinen Grund muss es ja geben, dass du das erwähnt hast. Es tut mir leid, aber ich sehe deinen Beitrag als grundlose Unterstellung und weiß nicht, wie du darauf kommst. Warum gehst du sofort vom Schlechten aus?

Zitat:
Das bedeutet, Du scheinst einen nennenswerten Eigenanteil an Deinen Sorgen zu haben.


Ich habe jetzt angefangen einen Thread von dir mit dem Thema zu lesen und verstehe deine Frage besser. Ich werde dort vielleicht noch antworten.

Zitat:
Es geht nicht darum, klüger gegenüber anderen zu sein, höchstens klüger gegenüber meinem früheren Selbst.


Gut, das glaube ich gut verstehen zu können. Allerdings, was machst Du mit Deiner Klugheit,
wenn Du das bisher nicht praktisch anwenden kannst?
Zitat:
Allerdings habe ich mir als Kind viel auf mich selbst eingebildet und teilweise teilweise heftig Aufmerksamkeit gesucht.
Dafür habe ich mich als Jugendlicher geschämt, mich zurückgezogen und meine Fähigkeiten heruntergespielt.


Das ist doch in Ordnung, wenn Du als Kind gern Aufmerksamkeit gesucht hast.
Nur, warum hast Du Dich als Jugendlicher dann zurückgezogen? Weißt Du warum das so gewesen ist?
Zitat:
Darf ich dein Was ist es dann? so verstehen, dass du wissen möchtest, was für Gefühle Bücher in mir auslösen?


So ist es. Mit allem, was wir machen, verfolgen wir einen Sinn. Welchen Sinn scheinst Du
mit dem Lesen zu verfolgen?
Zitat:
Irgendeinen Grund muss es ja geben, dass du das erwähnt hast. Es tut mir leid, aber ich sehe deinen Beitrag als grundlose Unterstellung und weiß nicht, wie du darauf kommst. Warum gehst du sofort vom Schlechten aus?


Das war eine Unterstellung. Ohne Dich zu provozieren, wirst Du, so vermute ich, kaum neue Denkwege versuchen.
Mit Ängsten und wie man sie abschwächen kann, kenne ich mich sehr gut aus.
Zitat:
Ich habe jetzt angefangen einen Thread von dir mit dem Thema zu lesen und verstehe deine Frage besser.
Ich werde dort vielleicht noch antworten.


Darüber freue ich mich.

Zitat:
Das war eine Unterstellung. Ohne Dich zu provozieren, wirst Du, so vermute ich, kaum neue Denkwege versuchen.


Ich halte diese Art für nicht besonders konstruktiv. Wenn du ins Blaue hinein unterstellst, ich würde nichts unternehmen, hätte keine Energie, andeutest, ich wollte mich klüger als andere fühlen... was bringt das? Wir sprechen dann weniger über reale Probleme als vielmehr über Dinge, die du dir ausgedacht hast.

Ich würde es auch anderen, noch verletzlicheren Benutzern nicht wünschen, so behandelt zu werden. Es ist, als ob man jemandem eine Kampfkunst beibringen wollte, indem man ihn mit einer Schrotflinte beschießt.

Dass deine Unterstellungen offenbar als solche angelegt sind und einen Zweck erfüllen, hast du erst auf Nachfrage zugegeben. Das heißt, bis jetzt musste ich davon ausgehen, dass deine Beiträge entweder böswillig sind oder einer von uns etwas völlig missversteht. Auch das ist keine gute Diskussionsgrundlage.

Bei Fragen wie dieser:

Zitat:
Allerdings, was machst Du mit Deiner Klugheit, wenn Du das bisher nicht praktisch anwenden kannst?


frage ich mich, ob du eine konkrete Erwartung hast, die du mir aber nicht mitteilst, um mich sozusagen in eine Falle zu locken. Ich erlaube mir mal, den Spieß umzudrehen und dich zu fragen: was stellst du dir unter praktisch angewandter Klugheit vor?

Hallo hier

Mir geht es in vielen Punkten ähnlich wie dir.
Und auch ich liebe Kafka und Poe.
Vielleicht willst du ja mal eine Nachricht schicken?

VG

Hallo Hopek,
Zitat:
Schade, wenn das alles an Energie ist, was Du aufwenden willst.


Nur diesen einen Satz habe ich etwas provozierend gemeint.

Damit habe ich aber weder gesagt, Du hättest keine Energie, noch habe ich gesagt,
Du würdest nichts unternehmen.
Auch habe ich Dir nicht unterstellt,Du wolltest Dich klüger fühlen als andere.
Mein Satz dazu war eine rein informative Frage, welche eventuell leider negativ bei Dir angekommen ist.
Übrigens nehme ich solche Gespräche hier im Forum äußerst ernst, was viele hier
sicher bestätigen können.

Mit meinen Fragen versuche ich Dich auch nicht in eine Falle zu locken.
Mich würde immer noch interessieren, was Dich antreibt, die Themen zu lesen, die Du bevorzugst.
Was bringt Dir das, Deinen Horizont in dem Bereich zu erweitern?
Zitat:
Ich erlaube mir mal, den Spieß umzudrehen und dich zu fragen: was stellst du dir unter praktisch angeandter Klugheit vor.


Meine Vorstellung gehen in die zuvor beschriebene Richtung. Du wendest sehr viel Zeit auf,
um Dich in bestimmte Themen einzulesen.
Zitat:
Die Welt ist es für mich wert, erkundet, gesehen, gehört, beschrieben und auch mal durchgrübelt zu werden.


Nachdem Du dann alles erkundet und durchgegrübelt hast, wie und wo wirst Du Deine Kenntnisse
nutzen, sodann möglicherweise praktisch anwenden?

Zitat:
Zusammenfassung: Filmnerd hat Sozialphobie, freut sich auf Leute zum gemeinsamen Sich-Verstehen.


Auf welchen Gebiet möchtest Du Dich denn am liebsten unterhalten?
Ich bin vermutlich von falschen Voraussetzungen ausgegangen.
Ich dachte, Du wolltest hauptsächlich Deine Ängste abschwächen.
Suchtest Du nur allgemein Gesprächspartner? Dann hätte ich Dich falsch verstanden.

Bernhard

Hi Hopek,
die Beschäftigung mit Kultur im weitesten Sinne schafft ja oft einen inneren Reichtum, über den man sich gut mit anderen Menschen ausstauschen kann.
Es würde mich sehr wundern, wenn Dich diese Neigung zum Aussenseiter macht. Insofern halte ich Deinen Ansatz über Literatur oder Film mit anderen Menschen ins Gepräch zu kommen, für sehr erfolgversprechend.

Kafka oder Poe sind ja eigentlich eher zeitlose Klassiker und nie altmodsich. Die Geschichte des Arthur Gordon Pym aus Nantucket von Poe war für mich definitiv eine Einstiegsdroge in die Welt der Literatur und hat die Messlatte gleich zu Beginn sehr hoch gelegt.
Die tiefere Analyse gehört ja zur Beschäftigung mit Literatur dazu und erhöht im Idealfall das Lesevergnügen.Ist also keine Schrulligkeit sondern logische Konsequenz.

Ich wünsche Dir hier im Forum den Ausstausch, den Du Dir erhoffst!

@Hotin

Zitat:
Mich würde immer noch interessieren, was Dich antreibt, die Themen zu lesen, die Du bevorzugst.
Was bringt Dir das, Deinen Horizont in dem Bereich zu erweitern?


Die Frage ist bereits so gestellt, dass sie sich grundsätzlich von meiner Auffassung unterscheidet.

Es ist als ob du fragtest, was konkret eine Umarmung oder ein Sonnenuntergang bringen. Oder was für eine praktische Anwendung es für 80 000 Menschen hat, die 90 Minuten lang 22 Männern dabei zusehen, wie sie einem Ball hinterherlaufen.

Darum fragte ich, was du unter praktisch anwenden verstehst. Erwartest du, dass womöglich in einem Buch von Kafka Tipps zu finden sind, wie man Smalltalk macht, wie man Freunde gewinnt, ein Vorstellungsgespräch meistert oder in nur vier Monaten Millionär wird? (entschuldige diese Übertreibung)

Ich könnte dir ja näher darlegen, was Literatur für mich ausmacht, aber ich glaube, darauf willst du nicht hinaus. Falls du den Eindruck hast, ich läse Bücher konkret zu dem Zweck, meine Sozialphobie zu bekämpfen: dem ist nicht so. Dafür gibt es zum Beispiel die Therapie.

Zitat:
Auf welchen Gebiet möchtest Du Dich denn am liebsten unterhalten?
Ich bin vermutlich von falschen Voraussetzungen ausgegangen.
Ich dachte, Du wolltest hauptsächlich Deine Ängste abschwächen.
Suchtest Du nur allgemein Gesprächspartner? Dann hätte ich Dich falsch verstanden.


Meinst du konkret das Forum hier? Da sich dieses Forum um psychische Erkrankungen dreht, sind das natürlich die Hauptthemen. Man muss doch nicht schon im Voraus nur einen einzigen Beweggrund angeben, warum man hier angemeldet ist.

Meine Interessen habe ich angegeben, um meine Vorstellung abzurunden. In anderen Foren haben Leute mich dazu aufgefordert, mehr über meinen Hintergrund (also auch z.B. Bücher, die ich lese) zu schreiben, weil sie sich ein umfangreiches Bild von den Neuen machen wollten. Deshalb habe ich mich in diesem Fall entschieden, einen etwas längeren Text zu verfassen, in dem auch solche Themen vorkommen.

Wie dem auch sei, ich bin dir nicht böse und von anderen Beiträgen, die ich von dir lesen konnte, scheinst du wirklich helfen zu wollen. Wenn wir weiterhin Missverständnisse ausräumen können, dann ist das gut.

@Chingachgook Danke! Es ist auch gar nicht nötig, nur über Literatur und Film mit anderen ins Gespräch zu kommen. Aber mir haben Leute immer wieder gesagt, ich solle überhaupt nicht erwarten, im echten Leben jemanden zu treffen, mit dem sich darüber unterhalten kann, da eigentlich niemand darüber sprechen wolle. Naja, aus diesen Bemerkungen habe ich mir wohl zu viel gemacht.

Hallo Hopek,

Zitat:
es ist als ob Du fragtest, was konkret eine Umarmung oder ein Sonnenuntergang bringen.
Oder was für eine praktische Anwendung es für 80000 Menschen hat, die 90 Minuten lang 22 Männerndabei zusehen,
wie sie einem Ball hinterher laufen.


dies sehe ich nicht so. Schließlich würde mir hier niemand antworten:
Dieses Erlebnis hilft mir klarer zu sehen, wofür ich sonst keine Sprache hätte oder wovon ich gar nicht wüsste.
Sie würden auch nicht antworten,: Es geht uns darum klüger gegenüber unserem früheren Selbst zu werden.

Somit hatte ich nur eine sachliche Verständnisfrage gestellt.
Du musst mir aber keine Antwort darauf geben. Lassen wir es so stehen.

Ich habe eine sehr unangenehme Eigenschaft.
Ich hinterfrage Äußerungen oft so lange, bis ich glaube herausgefunden zu haben, was mir jemand übermitteln wollte.
Wenn ich nicht verstehe, was mir jemand sagen wollte, fehlt mir das Wesentliche, was für mich
einen sinnvollen Gedankenaustausch ausmacht.
Ich rede dann zwar mit einem Menschen, aber ich verstehe ihn nicht, wenn er mir nicht hilft, dass zu erkennen,
was er mir übermitteln wollte.

Somit bleibt am Ende die Frage übrig:
Was genau habe ich Deiner Meinung nach falsch gemacht?

Bernhard

Du machst nichts falsch, nur fließen in deine Fragen glaube ich schon Grundannahmen ein, die ich nicht teile, wodurch klare Antworten meinerseits schwer möglich werden.

Ein Buch ist sicher etwas komplexeres als ein Sonnenuntergang. Es kann, wie der Sonnuntergang, eine schöne und berührende Erfahrung bieten. Dass es mir darüber hinaus hilft, die Welt klarer zu sehen, heißt aber noch nicht, dass sich dadurch unbedingt praktische Konsequenzen ergeben. Bücher prägen meine Persönlichkeit. Wenn ich eine Entscheidung treffe, so sind alle meine vorherigen Erfahrungen, inklusive der gelesenen Bücher, mehr oder weniger stark daran beteiligt, aber es lässt sich selten aufdröseln und auf eine konkrete Ursache zurückführen.

Als Mensch, der sich mit den Gedanken und Geschichten von klugen Leuten aus unterschiedlichen Zeitaltern und Kulturen, Klassen und Geschlechtern beschäftigt hat, kann ich meine eigenen Gedanken und Entscheidungen in einem weiteren Horizont abspielen lassen. Womöglich habe ich durch Bücher weniger Vorurteile, und zwar nicht, weil ich jetzt alles wüsste, im Gegenteil: je weiter mein Horizont ist, desto mehr wird mir klar, wie wenig ich weiß. Daher bleibe ich lieber demütig, statt übereilte Schlüsse zu ziehen.

Auch durch die Beschäftigung mit anspruchsvoller Sprache bin ich weniger anfällig für Manipulationen und durch eine gewisse historische und politische Bildung in der Lage, Dinge zu hinterfragen.

Wenn ich ein Buch von Michel Foucault lese, in dem er subtile Machtsysteme beschreibt, werde ich selbst sensibler dafür, wie diese auf mich wirken. Das heißt nicht, dass ich auf die Straße gehe oder eine Revolution beginne; aber vielleicht beeinflusst dieses Wissen meine nächste Wahlentscheidung oder wie ich mich in meinem Beruf (wenn ich denn mal einen habe) verhalte.

Das ist noch ein recht konkretes Beispiel.

Ich strebe auch einen Beruf an, in dem sich diese geistigen Dinge gebrauchen lassen. Aber es verhält sich ja nicht so, dass ich das alles nur lerne, um einen entsprechenden Beruf zu bekommen; sondern mit meiner geistigen Neigung strebte ich auch einen Beruf an, in dem man sich mit diesen Dingen beschäftigen kann.

Ich erkenne dein Interesse an und versuche es mit einer guten Antwort zu würdigen, nur leider ist mir immer noch nicht klar, worauf du mit der praktischen Anwendung hinauswillst. Sollte ich selbst den Eindruck erweckt haben, dass ich mir von Büchern ganz konkrete und einfach benennbare Ratschläge im Alltag erhoffe, so verneine ich das wiederum.

A


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Dr. Reinhard Pichler
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