Ich bin 25 Jahre alt, komme aus dem Ruhrgebiet und habe, wie ich vor einigen Monaten feststellte, Sozialphobie.
Dass ich ruhig, introvertiert und wenig leutselig bin, war schon immer klar. Wie man Freunde findet, habe ich nie gelernt (viele denken sicher: Was gibt es da zu lernen?). Schon meine Eltern waren nicht besonders begabt darin, auf Fremde zuzugehen, und konnten es mir dementsprechend nicht vorleben. Und obwohl sie mich bis heute unterstützen und ich mich in meiner Familie geborgen fühle (vielleicht zu geborgen), ist ein Teil meiner Angst sicher durch das Verhalten meines Vaters zu erklären. Der stichelte oft gegen mich, fühlte sich grundlos angegriffen und war dann höchst beleidigt gegen mich, nur um kurz darauf wieder euphorisch eine heile Welt vorzuspielen, häufig noch mit einem Geschenk für mich. Da ich mich dafür kaum dankbar zeigen konnte, kamen Schuldgefühle auf und die Befürchtung, dass alles was ich tat falsch sein könnte, hatte ich auch.
Etwas davon wiederholte sich bei einem langjährigen Schulfreund, der ständig etwas an mir auszusetzen hatte und Menschen streng nach mehr oder weniger wertvoll einordnete - ich stand je nach Eigenschaft mal oben, mal unten. Die ständigen Aufforderungen, doch mal was zu sagen oder sich wie ein normaler Mensch zu verhalten, führten nicht zur gewünschten Öffnung meinerseits, im Gegenteil. Irgendwie vermisse ich zwar die teilweise tiefsinnigen Gespräche mit ihm und ich könnte ihm heute auch mehr entgegensetzen, trotzdem ist es wahrscheinlich besser, dass ich diesen Menschen inzwischen nicht mehr sehe.
Mein Studium hatte sich immer mehr zur Katastrophe entwickelt und ich hatte zu viel Angst, um mit Dozenten zu reden oder nur ins Seminar kommen, bis ich erkannte, dass es nicht einfach nur Introvertiertheit war, sondern noch mehr dahintersteckte. Ziemlich schnell kam ich auf die Diagnose Sozialphobie und ging bei einer sehr netten und hilfreichen Therapeutin in Behandlung.
So isoliert und sozial unerfahren wie ich bin, ist es schwierig, Kontakt zu Menschen aufzubauen. Manchmal habe ich das Gefühl, meine Interessen sondern mich noch mehr vom Rest der Menschheit ab. Ich lese gern ältere Literatur, zum Beispiel Franz Kafka und Edgar Allan Poe, und schaue nicht nur alle möglichen Filme, sondern ergründe sie und diskutiere gern (bzw. schreibe) über sie. Die Neigung zum Philosophieren ist da nicht weit.
Jemand meinte mal zu mir, da ich Bücher von Kafka und Poe lese und einen Hang zum Grübeln habe, müsse meine Weltanschauung ja düster sein. Das stimmt aber nicht wirklich. Die Welt ist es für mich wert, erkundet, gesehen, gehört, beschrieben und auch mal durchgrübelt zu werden. Ich hoffe, wenigstens den ein oder anderen Gleichgesinnten dafür zu treffen. Ob tatsächlich noch da draußen, hier oder in einem anderen Forum.
Der Nutzername Hopek stammt aus Schlesien und ist schwer zu beschreiben. Es heißt so viel wie kleiner Mann oder (auf freundliche Weise) eigenartiger, eigensinniger Mensch. Meinen echten Namen kann ich in einer Privaten Nachricht preisgeben.
Danke bis hierher fürs Lesen. Dies ist nicht meine erste Vorstellung in so einem Forum, das heißt es hat sich immer mehr angesammelt, das ich für erwähnenswert hielt.
Zusammenfassung: Filmnerd hat Sozialphobie, freut sich auf Leute zum gemeinsamen Sich-Verstehen.
Allen einen schönen Abend noch
25.10.2018 22:24 • • 31.10.2018 x 3 #1