Ich habe mich heute hier angemeldet um meine Erfahrungen mit anderen Betroffenen auszutauschen. Vllt. hat ja jemand hier schon einmal Ähnliches durchgemacht:
Erst mal kurz zu mir:
Ich bin 26 Jahre alt und fange gerade an zu promovieren. Ich habe einen mittelgroßen, mal mehr mal weniger engen Freundeskreis, jedoch noch nie eine Beziehung. Ich kann aber durchaus alleine glücklich sein und brauche nicht zwingend einen Partner, es sei denn mir gefällt jemand. Wenn es mich dann aber richtig erwischt scheint es umso heftiger zu sein.
Seit ca. Ende Januar mache ich eine Verhaltenstherapie (Diagnose: Soziale Phobie), die mir auch sehr viel abverlangt.
Rückblickend kann ich mich nicht an eine Zeit erinnern ohne die soziale Phobie. Sie schränkte mich in meinem Leben mal mehr mal weniger ein. Ich habe sehr lange gebraucht um mir einzugestehen, dass sie mich letztlich doch zu sehr hemmt im zwischenmenschlichen Bereich. Womöglich im Hinblick auf mein unten stehendes Problem zu spät.
Folgender Teil meiner sozialen Phobie beschäftigt mich momentan ganz besonders:
Seit ca. einem halben Jahr bin ich unsterblich in eine gute Freundin einer flüchtigen Bekannten von mir verliebt. Es war für mich Liebe auf den ersten Blick und ich habe so intensive Gefühle (insbesondere die Glücksgefühle) noch bei keinem anderen Menschen gespürt. Sie ist für mich der schönste Mensch auf der Welt. Zwar war ich - wie gesagt - vorher schon einmal sehr stark und auch ein paar mal ein bisschen verliebt, ohne dass daraus je eine Beziehung entstanden wäre (wohl auch aufgrund meiner sozialen Phobie). Es hat sich aber nie annähernd so gut und richtig angefühlt wie bei ihr. Wieso das so ist kann ich nicht sagen. Letztlich war sie aber auch ein Grund dafür, die Therapie zu beginnen.
Nun ja, aufgrund zahlreicher Ängste, insbesondere betreffend meiner Ausstrahlung / meines Aussehens und meiner bisherigen Erfahrungen, habe ich nie den Mut gefunden sie anzusprechen, obwohl es womöglich die ein oder andere Gelegenheit gab. Mein Kopf liefert mir in der Situation dann leider immer nur irgendwelche Horrorszenarien (Bsp.: Sie wird mich nicht attraktiv finden, wenn ich rot werde oder mir keine Worte einfallen). Immer wenn ich in ihrer Nähe bin, bin ich dementsprechend hypernervös, meine Hände fangen an zu schwitzen, mein Herz rast und ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Im Nachgang kommen dann immer selbstzerstörerische Gedanken auf und ich fühle mich wie ein Feigling. Letztlich war diese Sache mit ihr wohl auch ein Grund dafür, die Therapie anzufangen. Dieselben Schwierigkeiten hatte ich nämlich auch, als es mich das erste Mal so richtig erwischt hat, nur dass ich damals einen richtig fiesen Korb bekommen hab, vor dem ich jetzt wohl zu große Angst hatte.
Gestern habe ich dann über die gemeinsame Bekannte erfahren, dass sie seit ein paar Wochen einen festen Freund hat und zudem über ihr bisheriges Studium (wir sind im gleichen Fachbereich) nie einen festen Freund hatte und darüber sehr unglücklich war. Letzteres wäre mir im Traum nicht eingefallen, da sie auf mich immer sehr selbstbewusst gewirkt hat und in meinen Augen eigentlich jeden haben könnte. Mir ist vollkommen bewusst, dass aus einer Kontaktaufnahme nicht zwingend eine Beziehung folgt. Ich hätte es eben nur gerne zumindest versucht...
Jedenfalls hat mir das endgültig den Boden unter den Füßen weggezogen und ich weiß absolut nicht wie es weitergehen soll. Die Hoffnung, durch die Therapie irgendwann endlich den Mut zu fassen sie anzusprechen war eines der wenigen Dinge, die mir in der letzten Zeit Kraft gegeben haben. Das hat sich jetzt wohl fürs erste erledigt. Aber wenn es nicht läuft kommt es ja bekannterweise erst recht knüppeldick...
Nun also meine Frage: Ist es hier sonst schon mal jemandem passiert, dass ihn / sie die soziale Phobie derart einschränkt, dass er / sie es nicht einmal schafft den Kontakt zu einem Menschen aufzubauen mit dem er / sie sich eine Beziehung vorstellen könnte? Und haltet ihr es für realistisch, dass ich mein Verhalten / Denken gegenüber Frauen die mich wirklich interessieren irgendwann mithilfe der Therapie ablegen kann?
Ich glaube nämlich nicht, dass ich es ein Leben lang durchhalten könnte, letztendlich aufgrund meines eigenen Verhaltens / Denkens immer nur enttäuscht zu werden.
Über eure Erfahrungen und Ratschläge zu lesen würde ich mich sehr freuen. Ich hoffe es ist nicht zu lang geworden.
17.05.2017 16:43 • • 23.05.2017 #1