Zitat von Reptile:Ich bin in den letzten Jahren immer mehr und mehr zum Menschenhasser geworden und ich kann mich mit einem Großteil der Menschen, nicht alle aber zu gut 90% nicht mehr Identifizieren. Ich kenne leider die Ursachen nicht aber etwas in meinem Inneren sagt mir genaugenommen, ist es ein Gefühl welches ich in mir trage das du nicht dazugehörst.
Mit dem Kontext was du noch so schreibst;
du fühlst dich der Menschheit nicht zugehörig? Vielleicht weil du das was die Menschheit 'anrichtet' nicht gutheißen kannst und dich nicht damit identifizieren möchtest?
Hast du dir die 90% wirklich überlegt, oder ist das jetzt eine pauschale, gefühlte Aussage?
Vielleicht macht es Sinn sich diese Zahl, 90%, mal genauer zu überlegen/in Frage zu stellen?
Du scheinst dich sehr auf die negativen Auswirkungen der Menschheit und Gesellschaft zu fokussieren.
Wenn man mal eine Überzeugung hat ist es natürlich einfach diese durch ersuchte oder wahrgenommene Eindrücke immer weiter zu bestätigen.
Egal was das für eine Überzeugung ist. Da sind wir zu veranlagt.
Zitat von Reptile: Ich spüre einen Tiefen Hass gegen Menschen, Wut. Es ist total paradox denn wenn mich jemand um Hilfe bittet helfe ich sofort keine Frage.
Du bist also durchaus ein sozialer und positiver Mensch.
Aber die negativen Dinge die du erfährst und mit denen du überhaupt nicht einverstanden bist bringen dich zu der Überzeugung dass die Menschheit und/oder Gesellschaft als anonymes größeres verabscheuenswert ist.
Mobbing und keine Unterstützung erfahren zu haben ist da natürlich ein guter Grund für. Auch das Mobbing ist eine soziale Gruppendynamik.
Zitat von Reptile:Wenn ich allerdings mal irgendwo glückliche Menschen sehe bin ich meistens angewidert, wenn ich nicht ausnahmsweise mal sehr gute Laune habe.
Ich dachte erst vielleicht auch Eifersucht?
Aber mit dem Rest was du schreibst als Kontext vielleicht eher eine Übertragung der Gesellschaftlichen/Anonym-Menschheit Bewertung auf diese Personen.
Wie können die es wagen so ignorant und unbedarft zu sein bei dem Leid und Schaden was sie anrichten?
Ohne diese Menschen wirklich zu kennen ist das natürlich reine Spekulation und nicht angebracht. Vielleicht sind es Friedens- oder Umweltaktivisten, Ärzte ohne Grenzen, oder ganz normale Menschen die für sich persönlich ihr bestes tun und geben. Diese Menschen gibt es ja auch zu Hauf.
Zitat von Reptile:Aber ich bin der Letzte der irgendjemandem etwas antun würde Ich weiß nicht wieso das so ist und was noch viel Schlimmer ist woher dieser Hass kommt und vielleicht könnt ihr mir ja helfen rauszukriegen woran das liegt.
Du hast noch nichts anderes erzählt, aber das Mobbing als Gruppengesellschaftliche negative Erfahrung ist natürlich eine einschneidende Erfahrung.
Deine Gruppe (Schulklasse) hat dich nicht gewürdigt, vernachlässigt, nicht unterstützt, und sogar gepeinigt und geschädigt - und das ohne guten Grund.
Das lässt sich natürlich wunderbar auf die größeren Gesellschaften erweitern, insbesondere wenn man sich diese Überzeugung immer wieder selbst bestätigt.
Krieg hier, Vernachlässigung dort, Kapitalismus hier, Verbrechen dort. Wenn man sich da nicht selbst aktiv einen Gegenpol gibt festigt sich dieses Gedankenmodell und diese Grundüberzeugung.
Trotzdem hast du mit einzelnen Personen, und auch Personen die du zuvor nicht kanntest, positive Erfahrungen gemacht?
Daher bist du wenn du mit den Personen in Kontakt kommst durchaus positiv gestimmt. Denn die einzelnen Personen sind ja gut und positiv.
Und nicht zuletzt sind wir auch soziale Tiere und wünschen uns Anerkennung von anderen und positive Interaktionen mit anderen.
Zitat von Reptile:Und dann wollte ich noch wissen ist das eine Krankheit ? Normal ist es ja nicht.
Ich selbst weiß jetzt nichts über eine derartige Krankheit.
Aber so unnormal oder krankhaft hört sich das für mich jetzt nicht an.
Du schadest keinem anderen oder dir selbst. Schränkt es dich denn ein in dem was du gerne tun würdest?
Es ist einfach eine erlernte negative Menschheitsanschauung. Aber auch das lässt sich ändern.
Zitat von Reptile:Das Mobbing hat mich komplett von einem eher extrovierten Menschen zu einem introvertieren Menschen verwandelt. Ich denke sehr viel mehr nach über das Universum auch generell bevor ich etwas mache oder Sage.
Unsere positive Weltanschauung die wir als Kinder haben kann durch Mobbing natürlich sehr negativ beeinflusst werden.
Als soziale Tiere will unser Organismus sicherstellen dass wir in unserer Gruppe (früher waren wir in kleineren Gruppen) gut dastehen und integriert sind.
Wenn wir, auch ungerechterweise, an den Rand gedrängt werden versuchen wir uns zu sichern was zu sichern ist.
Wenn die Gruppe uns für Natürlichkeit tadelt versuchen wir mehr zu kontrollieren wie wir uns geben.
Zitat von Reptile:Wobei ich sogar sagen muss ein klein bisschen froh zu sein wie alles gelaufen ist
Das ist natürlich super, dass du dem auch etwas positives abgewinnen kannst!
Zitat von Reptile:Auf diesem Planeten läuft meiner Meinung nach einiges schief, ich hasse Menschen die immer nur auf ihren eigenen Vorteil aus sind. Der Mensch denkt er ist die Krone der Schöpfung ja von wegen, durch ihren Egoismus, ihre Kurzsichtigkeit, ihren Konsumwahn zerstören sie den ganzen Planeten.
Es ist natürlich richtig das einiges 'schief läuft'. Etwa der Kapitalismus als Weltsystem trägt seinen Teil dazu bei.
Trotzdem haben wir in den letzten Jahrzehnten insgesamt überaus viele und große positive Fortschritte gemacht.
Es ist einfach nur das schlechte zu sehen. Daran ist sicherlich auch der Sensationsjournalismus schuld der hauptsächlich negatives verbreitet - selbst wenn die Sensation entgegen dem tatsächlichen empirischen Trend geht.
Hier muss man vielleicht auch lernen selbst zu haushalten mit dem was man konsumiert, und wie man es aufnimmt - bestätigend oder kritisch, und sich vielleicht auch aktiv positive Dinge und Eindrücke sucht.
Zitat von Reptile:Wenn ich mir bei LL ein Video ansehe wo ein Mutter in Brasilien eiskalt erschossen wird und die Menschen einfach nur vorbei gehen und nicht helfen das macht mich wütend.
Nun, das hat ja alles auch gute Gründe.
Angst, vielleicht auch der nächste zu sein, eigene Probleme, selbst am Existenzminimum oder in Gefahr zu leben... was auch immer.
In jedem Fall können einzelne ausgesuchte Videos keine statistisch relevante Grundlage sein um zu empirischen Überzeugungen zu gelangen.
Dass es diese Fälle gibt heißt noch nicht dass sie 'häufig' oder die meisten sind.
Und andersherum kann man natürlich auch dankbar dafür sein dass wir in einer so viel besseren Situation leben.
Bei uns gibt es gesetzlich geforderte Hilfeleistung - wir als Gesellschaft haben uns darauf geeinigt dass Hilfeleistung nicht nur gewollt, sondern unbedingt gefordert ist, und eine unterlassene Hilfeleistung strafbar ist.
Zitat von Reptile:Klar gibt es auch wenige Menschen wo die gute Seite überwiegt aber das wird immer rarer und rarer.
Wenige? Dann muss ich dich mal fragen: Wie kann das gesamte Gesellschaftssystem, lokal und global, funktionieren wenn es so viele negative Personen gibt?
Das würde doch garnicht funktionieren.
Unsere gesamte Gesellschaft funktioniert nur weil jeder sein Bestes gibt, und weil es so viele ehrenamtliche gibt, so viele die im kleinen oder großen Positives bewirken.
Zitat von Reptile:Ich sage keinesfalls das ich besser bin aber ich denke voher über meine Taten und deren Konsequenzen nach. Was wohl ein großer teil der Welt nicht tut.
Ignoranz ist ein Segen. (Gibt es das Sprichwort auch im Deutschen?)
Der Mensch ist eine komplexe Maschine. In vielen Situationen reagieren viele sehr ähnlich. Viel unseres Denkens und Verhaltens hängt von unserer Situation und unserem Umfeld ab. Die Systeme die wir für uns schaffen steuern wo wir uns hin bewegen. Ein unbegrenzter Kapitalismus wird zwangsläufig zu Ausbeutung und Egoismus führen. Soziale und Gesellschaftliche Gegenkonstrukte können dies positiv beeinflussen.
Es gibt viel zu denken und sich zu beschäftigen. Die Systeme haben eine Eigendynamik. Nicht jeder wird Systeme in Frage stellen, oder hat die Kraft gegen sie anzukämpfen. Daher werden sie auch zu Selbstläufern. Das heißt aber nicht dass jeder damit einverstanden ist.
Und es kann nur unstreitig sein dass wir auch viele Gegenbewegungen haben. Bewegungen, Gruppierungen und Personen die für Gutes arbeiten - sei es für die Umwelt oder die Gesellschaft, die Armen oder die Tiere.
Ich hoffe ich konnte dir ein paar Denkanstöße geben.
Liebe Grüße
Jan