Natürlicherweise sollte meine erste Amtshandlung jene sein, dass ich mich hier verewige.
Mein Name ist Anne, ich bin 22 Jahre alt und ich leide bereits seit Kindertagen an einer sozialen Phobie. Die Schwierigkeiten traten erstmals nach der Scheidung meiner Eltern auf(da war ich fünf), was mich sehr geprägt und in meiner kindlichen Welt verunsichert hat. Zu starken Schuldgefühlen gesellten sich Traurigkeitsgefühle und Ängste. Vorher ein glückliches Kind, war ich von nun an schweigsam und in mich gekehrt.
In der Schule brachte ich von Anfang an kein Wort heraus und hatte und habe Schwierigkeiten mir helfen zu lassen. Das gibt mir das Gefühl Hilfebedürftigkeit und peinlich abhängig zu sein. Die soziale Integration funktionierte bei mir jedoch in den ersten vier Schuljahren ganz gut.
Ab dem fünften ging es abwärts: Starkes Mobbing, das sich leider bis zur zehnten Klasse durch mein Schulleben zog. Ich wurde immer ruhiger, immer aufgewühlter, immer ängstlicher und schweigsamer. Die Nachmittage verbrachte ich allein in meinem Zuhause,mit der Familie, lieber aber noch allein mit meinen Büchern und Geschichten, denn ich bin sehr phantasiebegabt.
Leider habe ich das Gefühl soziale Kommunikation nie so richtig gelernt zu haben. Mich beängstigen die Regeln eines sozialen Miteinanders. Ich habe das Gefühl nie dazu gehören zu können, interessiere mich nicht für die gleichen Dingen wie meine Altersgenossen und fühle mich unter 'reiferen' Menschen, meistens wohler, weil ich hoffe, dass jene vorurteilsfreier sein könnten. (Illusion?)
Meine Angst vor Fehlern, vor Blamagen, vor Peinlichkeiten, ist so erschreckend groß, dass sie mich praktisch 24 Stunden am Tage beherrscht. Leider schaffe ich sie niemals abzustellen und je mehr mir ein Mensch bekannt wird, desto mehr verstärken sich diese Gefühle. Ich will einfach nicht 'dumm da stehen' vor Menschen, die ich liebe!
Derzeit befinde ich mich in einer Ausbildung, wo leider auch nicht alles so glatt läuft, wie ich es gerne hätte. Die ständige Beobachtungssitation macht mich einfach fertig und raubt mir oft alle Kräfte. Ich habe das Gefühl nicht gut genug sein und nicht genügend zu leisten. Das bringt mich dazu mich total zu verspannen. In diesem Zustand zittere ich, fange an zu stottern, die Worte fliegen sinnlos in meinem Kopf umher und wollen nicht auf meine Lippen kommen. Ohnmachtsgefühle halten mich gefangen.
Abends bin ich dann so kaputt und fertig, dass ich nur noch die Decke über den Kopf ziehen möchte und weinen... was ich aber nicht tue, weil ich das weinen fast vollständig verlernt habe...
Ich möchte so gerne endlich ein normales Leben führen können, ohne diese Ängste! Einen Klinikaufenthalt habe ich bereits hinter mir, mehr oder weniger (eher weniger) erfolgreich. Diverse Therapien und Medikamente haben mir leider auch nicht weiter geholfen. Leider muss ich feststellen, dass meine sozialen Ängste sogar noch eher schlimmer anstatt besser geworden sind.
Eines ist mir klar geworden: Das ich da ich wenig wirkliche Freunde habe- mit niemandem wirklich reden kann. Ich hoffe hier Gleichgesinnte zu finden, die mich einmal nicht 'übertrieben sensibel' und seltsam finden. Aber ich kann es denen, die das denken, nicht einmal verübeln. Ich finde mich ja sogar selbst seltsam...
Tagträumerin.
13.11.2008 15:54 • • 17.11.2008 #1