Hallo Encephallus,
Bei was für einem Therapeuten warst du denn damals? Bei einem Psychologen oder bei einem psycholigischen Psychotherapeuten? Denn mit Ängsten können die Therapeuten meist besser helfen, dazu müssen sie aber eine Zusatzausbildung machen. Die nur studierten Psychologen kennen sich damit meist nicht so gut aus.
Hast du mal überlegt, zusätzlich zur Therapie einen Gesprächskurs mit zu machen? Ich war mal wie du sehr unsicher im Umgang mit Anderen und mit Blickkontakt, und hab dann einfach einen Gesprächskurs mit gemacht. Da haben wir über Wochen gelernt, in unangenehmen Situationen zu bestehen, haben etwa vor der Gruppe ein Gespräch geführt oder mussten einen Flirt nachspielen. Das war gleich doppelt hart für mich: Einmal die Konversation mit einem völlig Fremden, dann auch noch die Bewertung der Gruppe und des Fortbilders. Ich saß in der Mitte und ein Kreis aus Beobachtern um mich herum -am Anfang der pure Horror. Aber das war ein richtig guter Chrash-Kurs in Sachen Selbstbewusstsein, Gesprächstraining, Blickkontakt, Körpersprache, Mediation, etc.
Wir mussten etwa auch Vorträge halten, die länger waren als es zum Vorbereiten möglich war - ergo hab ich gelernt, zu reden, auch ohne Konzept und ohne Anleitung, hab gelernt, Smalltalk zu führen, obwohl ich keinen Plan hatte, und nach und nach auch die Angst vor Bewertungen Anderer abgelegt. Da musste ich zwar in jeder Stunde ins kalte Wasser springen und mich anfangs richtig dazu zwingen, hinzugehen, aber das hat mir sehr gut geholfen. Der Mann, der das anbot, war freier Theologe und hatte auch viele Fortbildungen im Bereich der Mediation besucht. Ich fand's jedenfalls sehr hilfreich.
Aber es kann nicht schaden, wenn du trotzdem mal in der Klinik anrufst, vielleicht können die dir ja sogar eine Adresse sagen, die dir mehr nutzt, oder sie bieten ein Training/eine Therapie an, wie du es dir vorstellst.
Ansonsten wirst du dich im Psychologie-Studium über kurz oder lang auch mit deinen eigenen Unzulänglichkeiten auseinander setzen, die Selbstanalyse gehört zum Studium nämlich teilweise auch dazu
Eine Freundin von mir hat Psychologie bereits studiert und arbeitet jetzt in einer Klinik, und sie meinte, während dem Studium mussten sie oftmals in der Fußgängerpassage total peinliche Sachen machen (z.B. mit sich selber reden oder sich übertrieben über Andere beschweren oder einen Kellner anmeckern), während der Prof und die Anderen daneben standen und die Person bewertet haben. Sie mussten auch Gespräche nachstellen, das wurde dann gefilmt und vor dem Kurs gemeinsam gezeigt und auf Fehler analysiert -also da kommt je nach Prof auch Einiges an Selbststudium auf dich zu. In unserer Stadt gibt's ab und an ne Gruppe Studenten, die in der Fußgängerzone stehen und irgendwas total Dämliches machen. Wenn man ihnen zu nahe kommt, springen sie zum Beispiel heran und erschrecken die Leute. *g* Hab mal einen angesprochen, und der hat mir erzählt, dass sie das für ihr Psychologie-Studium machen. (Aber das könnten auch Theater-Leute gewesen sein, keine Ahnung.)
Wenn dich die Sache so einschränkt, dann rede doch einfach mit deinem/deiner Chef/in. Du musst ja nicht direkt die Katze aus dem Sack lassen, sag doch einfach, dass du bald studieren willst und bis dahin dein Problem mit der Unsicherheit in den Griff bekommen willst. Ob es möglich wäre, dir eine oder zwei Woche frei zu geben. Oder ist dein/e Vorgesetze/r da nicht so verständnisvoll?
(Abgesehen davon: Es steht dir doch sowieso Urlaub zu, oder nicht? Den kannst du doch dann auch für den Aufenthalt benutzen?)
Aber bevor du das machst, frag erst mal in der Klinik nach. Vielleicht ist dein Fall garn icht schlimm genug aus Sicht der Ärzte, um einen Aufenthalt zu rechtfertigen.
Ich würde an deiner Stelle aber auf alle Fälle auch kontinuierlich daran arbeiten, also eben mit Hilfe eines speziellen Kurses, den du einmal die Woche besuchst, vielleicht auch mit Hilfe des Ratgebers aus dem PAL-Verlag oder indem du dir selber Hausaufgaben auf gibst, die du erledigen musst. Denn ich finde, dass man nur mit Konfrontation und Üben über kurz oder lang die Angst abbaut. Aber das muss jeder für sich selber heraus finden.. es ist ja jeder Mensch anders Mir hat damals jedenfalls das wöchentliche Hardcore-Training sehr gut geholfen. Eine Klassenkameradin von mir hat zwei Wochen lang eine Klinik besucht und war danach noch in ambulanter Therapie, die hat's so überwunden.
Jeder muss also seinen eigenen Weg suchen.
Aber je eher du die Sache angreifst, desto besser.
Liebe Grüße,
Bianca
07.02.2010 15:20 •
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