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also bei mir machts der Staubsauger

Bitte entschuldigt, wenn ich diesen Thread noch einmal hervor hole, aber in den Posts von Chloe habe ich einiges wiedererkannt, was ich so ähnlich auch von mir kenne und jetzt musste ich einfach mal als Antwort auf den ersten Post sagen: ja, mir geht es in einigen Aspekten auch so wie dir. Tipps habe ich aber keine . Zum einen weil ich selbst vermutlich kein Leben führe das besonders beneidenswert ist und zum Anderen weil mich Tipps von anderen immer ganzschön genervt haben, weil es meistens oberflächliche Allgemeinplätze waren, die rational betrachtet sicher richtig sind, aber mir in meiner Situation trotzdem nicht weiterhelfen können. Es ist einfach schwer eigene Erkenntnisse so weiter zu vermitteln, dass sie auch beim Gegenüber zu einer hilfreichen Erkenntnis führen - deshalb würde ich das vermutlich nicht einmal dann versuchen, wenn ich so eine Erkenntnis hätte .
Mir hilft es aber wenn ich lese, dass Andere ähnliche Probleme haben wie ich.

Gerade das Überfordertsein von sozialen Kontakten kenne ich auch gut. Mit einer Person ist es noch kein Problem, aber sobald sich mehrere Leute unterhalten kann ich meist auch nur schweigend daneben sitzen und verstehe gerade bei angeregten Diskussionen nicht, wie das überhaupt funktionieren kann. In jedem Fall ist es sehr energiezehrend.Es gab Phasen in meinem Leben, in denen ich mir fest vorgenommen habe Kontakte zu knüpfen und zu halten; in denen ich mich gezwungen habe jeden Tag raus zu gehen und regelmäßig etwas mit den Menschen, die mir am sympathischten waren zu unternehmen. Ich habe mich in solchen Situationen aber nie wohl gefühlt und wirkte sicher auch komisch und schweigsam. Anfangs dachte ich, es würde mit der Zeit leichter werden, aber das Gegenteil war der Fall - es hat mir so viel Energie geraubt, dass ich irgendwann zusammengebrochen bin und gar nicht mehr raus gehen konnte - ich glaube erst da hat sich bei mir eine richtige soziale Phobie entwickelt. Ich habe mich in meinem Zimmer eingeschlossen und konnte nicht mehr raus gehen. Immer wenn ich jemanden vor der Tür gehört habe, oder wenn es geklingelt hat habe ich Herzrasen bekommen und konnte nur regungslos im Bett liegen und hoffen dass niemand mich findet.Wenn ich nichts mehr zu Essen hatte, habe ich mich von Leitungswasser ernährt, bis der Hunger mich doch irgendwann wieder raus zum Supermarkt getrieben hat.

Ich hatte seither drei stationäre Klinikaufenthalte und 3 ambulante Therapien und verschiedenste Diagnosen bekommen. Soziale Phobie, ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung, schizoide Personlichkeitsstörung, Lernbehinderung. Ich habe nichts davon als wirklich passend empfunden - damals mit Ausnahme der eindeutigen Symptomatik der sozialen Phobie, die ich aber nur als ein Symptom und nicht als Ursache begriffen habe.
Mit Psychologen habe ich auch ähnliche Erfahrungen gemacht wie du. Sowohl die Stunden die zu einem Großteil aus Schweigen bestehen, als auch das obeflächliche Gerede, das mir nicht weiter hilft und ganz besonders das nicht verstanden und falsch eingeschätzt werden. Ich dachte immer es liegt daran, dass ich irgendetwas falsch mache, aber inzwischen weiß ich, dass die Psychologen mich wirklich nicht verstehen konnten. Ich glaube es gibt Menschen, deren Art zu denken so anders ist, dass die Mehrheit der Menschen sie nicht richtig nachvollziehen kann - das schließt auch die Mehrheit der Psychologen ein. Gerade wenn man seine Gedanken dann nicht gut ausdrücken kann, wird man auch von Psychologen einfach schnell falsch eingeschätzt.

Das nicht natürlich sein können, das du erwähnt hast ist auch etwas, womit ich hadere. Mimik ist nicht gerade meine Stärke - ich erinnere mich da immer an den Horror Passbilder machen lassen zu müssen. Einmal hat die Photografin aufgegeben und ihren Chef gerufen, in der Hoffnung dass er bessere Bilder hinbekommt . Auch im Kindergarten habe ich immer lieber allein mit Bauklötzern oder Brettspielen gespielt (für die ich mir dann immer eigene Regeln ausgedacht habe, um sie allein spielen zu können) - damit konnte ich mich stundenlang beschäftigen. Freunde hatte ich auch damals schon nicht wirklich.
Ein Begriff der bei mir immer mal wieder umhergeistert ist Asperger Syndrom - darauf wurde ich sowohl von Verwandten angesprochen, die selber Leute mit Asperger Syndrom kennen, als auch von einer Psychologin, die mir am Ende einer Therapie sagte, dass sie bei mir etwas ratlos sei (was ich ihr hoch anrechne) und dass sie mir empfehlen würde einen Spezialisten zu suchen der sich mit dem Asperger Syndrom auskennt, um das abklären zu lassen, weil sie selbst auf diesem Gebiet nicht kompetent ist. Leider habe ich hier keinen Therapeuten gefunden der damit Erfahrung hat. Zumindest die sensorische Überlastung, der flache Affekt und Situationen in denen ich komisch angeguckt wurde, weil ich vielleicht etwas unpassendes getan habe, weil ich die Situation nicht richtig lesen konnte, könnten damit erklärt werden. Aber wenn, dann ist es bei mir vermutlich eine sehr milde Ausprägung.
Zur Zeit versuche ich auch ohne das Label einer Diagnose weiter an mir zu arbeiten und zu versuchen mich zu verstehen - leicht ist es nicht :/

Sorry, dass das jetzt so lang geworden ist. Ich hoffe dass das jemand liest der Ähnliches kennt und sich dadurch weniger allein fühlt - ähnlich wie es Chloes Posts bei mir geschafft haben.

A


Soziale Kontakte sind mir zu viel

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Also wenn ich von deinem Text ausgehe, kann ich mir eine Lernbehinderung zumindest gar nicht vorstellen. Du schreibst sehr flüssig, strukturiert, stringent, drückst dich gut aus, Grammatik und Rechtschreibung sind korrekt.
Soziale Phobie und ÄVPS habe ich auch, aber mich stört es nicht.

Ich verstehe das sehr gut, hier ist er allein mit seinem Text, kann nachdenken, ändern, hat kein direktes Gegenüber wie im realen Leben.

Danke für Eure Antworten. Ja, die Diagnose Lernbehinderung ist ziemlich absurd. Ich bin eigentlich Autodidakt und lerne ständig irgendetwas Neues. Zur Zeit lerne ich in meiner Freizeit Japanisch. Ich habe auch ein sehr gutes Abitur gemacht. Wie die Psychologen da auf die diese Diagnose kommen, kann ich nicht nachvollziehen. Das zeigt vielleicht was ich damit meine von Psychologen nicht verstanden und falsch eingeschätzt zu werden. Ich verstehe sie aber oft auch nicht
kritisches_Auge hat auf jeden Fall recht, dass ich mich in Texten oft besser und kohärenter Ausdrücken kann, als in einem Gespräch. Das versuche ich auch in den Therapien zu nutzen, indem ich meine Gedanken aufschreibe und sie dann den Psychologen in der nächsten SItzung gebe.

Irgendwie habe ich aber ein schlechtes Gefühl dabei hier in Chloes Thread noch weiter von mir zu schreiben. Vielleicht mache ich zum Thema Kommunikationsschwierigkeiten mit Psychologen bei Gelegenheit mal einen eigenen Thread auf .

Zitat von Chloe Price:
Wenn wir dich verprügeln, vielleicht machst du dann die Klappe auf.


Das ist ein Beispiel für das, warum wir (die meisten von uns) hier gelandet sind!

Ohne ausgeprägtes Selbstbewusstsein bringen solche oder ähnliche Bemerkungen einen Menschen eine völlig falschen Wahrnehmung des eigenen Ichs.

Bis du einen eigenen Thread aufgemacht hast, frage ich dich einmal hier wie es zu der Diagnose Lernbehinderung kam. Bist du getestet worden?
Solche Tests sind nicht immer so objektiv wie man annehmen könnte, die Umgebung kann z.B. eine große Rolle spielen.





Dr. Reinhard Pichler
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