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Hallo Leute,
seit 2 Jahren leide ich unter meiner Sozialen Phobie. Haupt Auswirkungen sind Schlafstörungen. In meiner Psychotherapie haben wir keine Ursachen gefunden, was das auslöst.

Angefangen hat alles entweder mit meinem Studienabschluss, einer Trennung nach dem Studienabschluss oder der Jobeinstieg. Die 3 Dinge lagen alle in einem Jahr. Auch sind in diesem Jahr alle meine Freunde weggezogen. Davor war 10 Jahre lang alles ganz okay, ohne große Schlafstörung.

Seit dem habe ich Schlafstörungen. Manchmal ist sogar alles für 1-2 Wochen ganz normal, wie weg, dann wieder 3-4 Wochen jede Nacht Probleme.

Ich würde euch gerne nach Ideen fragen, woran es liegen kann, um es besser zu beobachten (Kann man mit einem Fitnessband messen) und dann behandeln zu können.

Lange dachte ich es liegt am Job. Im job hatte ich Angst was falsch zu machen, zu langsam zu sein, komisches Verhalten an den Tag zu legen, oder eine Meinung zu haben und dafür verspottet zu werden. Hatte jedoch einen Jobwechsel, mit 2 Monaten frei, keine finanziellen sorgen und hatte durchgehend Schlafstörungen.

Bisher konnte ich paar mal beobachten, wenn ich locker bei einer Gruppe war, als zugeladene Randperson, dann ging es mir nach so einem Ereignis meist 2-3 Tage sehr gut, konnte super schlafen. Wurde ich als Hauptperson eingeladen dann waren die Nächte super schlimm.

Aber am Tag merke ich selbst nichts, also keine heftigen Reaktion. Höchstens Gedanken. Aber nur alleine sein, bessert auch nicht mein Zustand. Finde das alles sehr komisch. Wo liegt der Zusammenhang?

31.08.2022 07:47 • 31.08.2022 x 1 #1


3 Antworten ↓


Hallo und willkommen,

Zitat von fleischundpomme:
Angefangen hat alles entweder mit meinem Studienabschluss, einer Trennung nach dem Studienabschluss oder der Jobeinstieg. Die 3 Dinge lagen alle in einem Jahr. Auch sind in diesem Jahr alle meine Freunde weggezogen.

Das entweder würde ich streichen. Oft ist es die Summe von Erlebnissen, die uns überlasten. Die Gewichtung ist m. E. weniger relevant. Eines der o. g. Erlebnisse alleine hättest Du vielleicht gut verkraftet, aber alles zusammen war einfach zu viel.

Du kannst jedoch mal darüber nachdenken, welchen Aspekt diese vier (!) Dinge gemeinsam haben. Gehe dabei von der Sozialphobie aus: welche Gemeinsamkeit könnten diese vier Erlebnisse hinsichtlich Deiner Angst vor Menschen generell haben?

Denke dabei vielleicht an Themen wie: Wendepunkt, Abschied aus der Unbekümmertheit (Jugend), Ernst des Lebens, Freiheit Verantwortung etc.

Zitat von fleischundpomme:
Lange dachte ich es liegt am Job. Im job hatte ich Angst was falsch zu machen, zu langsam zu sein, komisches Verhalten an den Tag zu legen, oder eine Meinung zu haben und dafür verspottet zu werden. Hatte jedoch einen Jobwechsel, mit 2 Monaten frei, keine finanziellen sorgen und hatte durchgehend Schlafstörungen.

Das lässt darauf schließen, dass es eher chronische als akute Probleme sind (siehe oben).

Zitat von fleischundpomme:
Bisher konnte ich paar mal beobachten, wenn ich locker bei einer Gruppe war, als zugeladene Randperson, dann ging es mir nach so einem Ereignis meist 2-3 Tage sehr gut, konnte super schlafen. Wurde ich als Hauptperson eingeladen dann waren die Nächte super schlimm.

Achtung: Die Interpretation Hauptperson bzw. Randperson ist Deine Angelegenheit. Es gibt letztlich keine objektive Identifiaktion Deiner Rolle.

Zitat von fleischundpomme:
Aber am Tag merke ich selbst nichts, also keine heftige Reaktion. Höchstens Gedanken. Aber nur alleine sein, bessert auch nicht mein Zustand. Finde das alles sehr komisch. Wo liegt der Zusammenhang?

Das ist ganz natürlich. Der Tag bietet uns die Möglichkeit uns abzulenken. Zudem stützt der Tagesablauf ein Sich-verlieren im Außen (in den jeweiligen Tätigkeiten, Gedanken, Plänen etc.). Die Nacht ist das naturgegebene Gegenteil (hier auch: Gegenstück), welches nicht unterschätzt werden darf. Erstens werden im Schlaf die Erlebnisse des Tages verarbeitet und zweitens macht uns der Schlaf ein Stück weit erwachsener. Wenn dieser Schlaf durch Grübelei oder Ängste gestört ist, bedeutet das, dass etwas nicht passt. Was das genau ist, ist jedoch nicht so einfach herauszufinden. Je länger Dein Grübeln andauert, umso dringlicher ist das Thema, aber auch umso schwieriger ist es, es zu ergründen.

In Deinem Fall gehe ich davon aus, dass die Beschäftigung mit den o. g. Fragen Dich ein gutes Stück zur Quelle vordringen lassen könnte.

A


Schlafstörung bei Soziale Phobie ohne Grund

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Zitat:
Du kannst jedoch mal darüber nachdenken, welchen Aspekt diese vier (!) Dinge gemeinsam haben. Gehe dabei von der Sozialphobie aus: welche Gemeinsamkeit könnten diese vier Erlebnisse hinsichtlich Deiner Angst vor Menschen generell haben?


Interessante Idee

Zitat:
Denke dabei vielleicht an Themen wie: Wendepunkt, Abschied aus der Unbekümmertheit (Jugend), Ernst des Lebens, Freiheit Verantwortung etc.


Sehr schwer. Aber mein Bauchgefühl war damals bei einer Panikattacke, dass ich das Gefühl habe die Gesellschaft erwartet von mir den gesellschaftlichen Norm Weg möglichst gut zu erfüllen. Wenn ich da nicht mitspiele dann lande ich arbeitslos unter der Brücke.

Mit ein Hauch von Verantwortung und Pflichten. Und kein Spaß mehr haben zu dürfen, schuften zu müssen bis ans Lebensende. Kein lockeres abhängen mehr. Freizeit nun plötzlich knappes gut ist und möglichst effizient genutzt werden muss. Und irgendwann gar keine Zeit mehr zu haben. Kinder bekommen zu müssen, noch weniger Zeit zu haben. Noch mehr Verpflichtungen. Dass das die anderen so von mir erwarten.

Ich weiß es aber mittlerweile nicht mehr. Ist echt schwierig geworden zu ergründen. Auch weil ich lange dachte es läge am Job.

Zitat von fleischundpomme:
Sehr schwer. Aber mein Bauchgefühl war damals bei einer Panikattacke, dass ich das Gefühl habe die Gesellschaft erwartet von mir den gesellschaftlichen Norm Weg möglichst gut zu erfüllen. Wenn ich da nicht mitspiele dann lande ich arbeitslos unter der Brücke.

Gut beobachtet. Könnte das bedeuten, dass Du bis dahin insgesamt eher unbewusst einem Lebensentwurf gefolgt bist, der nicht vollumfänglich von Dir selber stammt?

Zitat von fleischundpomme:
Mit ein Hauch von Verantwortung und Pflichten. Und kein Spaß mehr haben zu dürfen, schuften zu müssen bis ans Lebensende. Kein lockeres abhängen mehr. Freizeit nun plötzlich knappes gut ist und möglichst effizient genutzt werden muss. Und irgendwann gar keine Zeit mehr zu haben. Kinder bekommen zu müssen, noch weniger Zeit zu haben. Noch mehr Verpflichtungen. Dass das die anderen so von mir erwarten.

Na, das nenne ich aber nicht nur einen Hauch sondern eher einen Starkwind ...

Zur (Eigen-)Verantwortung: stammkneipe-zum-lichtblick-f119/alternatives-glossar-t112848.html#p2454230

Zum Spaß: Wem sein Beruf wirklich Freude macht, braucht Krankheit und Tod nicht zu fürchten...

Zur Lockerheit: ein eigenverantwortliches Leben steht nur vermeintlich im Gegensatz zu Lockerheit und Unbekümmertheit. Der Ernst des Lebens kann auch bedeuten, weiser zu werden statt klüger.

Zur knappen Freizeit: keine Zeit ist frei - wir sind stets getrieben von Wollen und Nicht-Wollen. Das zu verstehen ist ein Schritt in Richtung echter Freiheit.

Zu den Kindern: muss man nicht kriegen - ich ging rechtzeitig soweit, das mittels eines kleinen Schnittes zu verhindern...

Ich kenne sämtliche Deiner Einwände von mir selbst und Du wirst lebenslang davor Angst haben, wenn Du nicht darüber nachdenkst, was Du willst statt darüber, was Du nicht willst. Obschon beide Anliegen letztendlich nicht die endgültige Freiheit bringen, lebt es sich mit der ersten Variante deutlich besser.

Zitat von fleischundpomme:
Ich weiß es aber mittlerweile nicht mehr. Ist echt schwierig geworden zu ergründen.

Schwierig heißt nicht unmöglich. Kümmere Dich darum - heute und sofort. Du wirst sehen, die Suche danach ist Deine Heilung.





Dr. Reinhard Pichler
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