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Hallo alle,

also es ist schon erleichternd zu lesen, daß man nicht allein auf der Welt mit diesem Problem ist ! Ich kämpfe schon Jahre lang mit diesem Problem und habe noch keine richtige Lösung gefunden (bin inzwischen über 50....). Beruflich stehe ich mich sehr gut und habe paradoxerweise öfter mit Reden und Vorträgen zu tun - aber meistens ist es in einem gewissen Masse eine Qual.

Bei mir äussert sich alles sehr unterschiedlich. Es gibt Tage wo ich sehr gut 'drauf' bin - dann klappt es gut und ich kann die Redeangst gut kontollieren - ja es macht dann sogar Spass ! An anderen Tagen (kommt häufiger vor) ist es genau umgekehrt: Herzklopfen, Schweissausbrüche, Stottern, Stimmeversagen usw.
Ich bin inzwischen soweit, daß das Stimmenversagen immer seltener vorkommt, bzw. nach wenigen Sätzen mehr oder weniger unter Kontolle ist, allerdings kann es dann vorkommen, daß die Schweissausbrüche umso schlimmer werden...

Im Allgemeinen ist das Schlimmste die Zeit vor der Rede - nach wenigen Minuten bin ich dann meistens 'drin' und fühle mich gut und sicher. Aber vorher und während der ersten Minuten könnte ich manchmal vor Aufregung im Boden versinken...

Am schlimmsten ist die Situation, wenn vor größerem (und dazu wichtigem) Publikum eine Rede gehalten werden soll, und ich weiss es schon Wochen im Voraus.... mit jedem Tag steigt dann die Spannung, und schon der Gedanke daran verursacht Herzklopfen, schlaflose Nächte, Alpträume usw.

Ich sage mir jedes Mal daß keine Ursache besteht, aufgeregt zu sein, und ich versuche mir die schon erlebten positiven Erlebnisse vor Augen zu führen, aber es nutzt im Allgemeinen nichts. Außerdem habe ich schon gemerkt daß ganz viele Leute etwas Lampenfieber haben (Rauchen einer Zig., nervöses Auf- und Abgehen usw.) - aber die meisten schaffen es, es unter Kontrolle zu halten und nach 5 Sekunden 'topfit' zu sein.

Ich frage mich auch manchmal ob das Publikum meine Aufgeregtheit gar nicht mitbekommt, ob ich mir das nur einbilde. Besonders wenn ich immer öfter von meinen Vorgesetzten gefragt werde, eine Rede oder Vortrag zu halten, kann es soooo schlimm nicht sein...

Ich meine auch, daß bei mir mehr die Angst vor der Angst als die eigentliche Redeangst an sich das Problem ist....

Ich habe versucht eine Analyse der jeweiligen Situationen zu machen und zu versucht herauszufinden, was Abhilfe schaffen kann. Hier einige Tips:

Positiver Einfluss (+) und negativer Einfluss (-):

(+) Rede halten im Sitzen (-) Rede halten im Stehen
(+) Rede halten am Rednerpult (man kann sich festhalten) (-) Rede freistehend
(+) unterlegenes / inkompetentes Publikum (-) überlegenes / kompetentes Publikum
(+) Publikum ist mir egal (-) möchte gut ankommen beim Publikum
(+) Vortrag zusammen mit Kollegen z.B. bei einer fremden Firma (-) Vortrag allein vor Fremden
(++) Rede vorher üben mit Leuten denen man vertraut (-) nicht vorher üben
(+) freies Reden (- -) einstudierten Text vortragen
(+) Vortrag mit Folien / Computerpräsentation (-) Rede ohne visuelle Hilfsmittel
(+) Vorredner ist noch aufgeregter als man selbst (-) kein Vorredner
(+) Vortrag zu zweit (-) Vortrag allein
(++) 10 km Jogging unmittelbar vorher (-) keine sportliche Aktivität
(+) keinen Kaffe vorher trinken (-) Kaffee trinken vorher
(+) Rhetorik (klare Aussprache) Übungen vorher (-) keine Übungen
(+) kurzfristige Rede (-) Wochen im Voraus planen
(+) Rede in Fremdsprache (-) Rede auf Deutsch

Leider sind nicht immer alle (+) Effekte möglich, bzw. alle (-) Effekte vermeidbar !

Als beste Lösung habe ich bisher gefunden, die Rede nicht Wort für Wort einzustudieren, sondern frei vorzutragen, und unmittelbar vorher an dem Vortragsort mit vertrauten Personen einmal durchgehen zu können: das bringt Ruhe und Zuversicht, also weniger Aufregung. Das ist zum Beispiel auch der Fall wenn man eine Rede mehrer Male hintereinander vor verschiedenen Gruppen halten muss - beim zweiten Mal läuft's von selbst und macht sogar Spass. Einen ähnlichen Effekt hat das 10 km Jogging (dazu muss ich sagen daß ich regelmässige laufe und 10 km eine 'normale' Trainingseinheit sind) - der Körper ist zwar müde, aber zufrieden und ruhig, man fühlt sich gut, der Kopf ist klar und mit Sauerstoff gefüllt. Leider ist das aber nicht immer vorher möglich...

Am besten man sieht das ganze ganz gelassen und versucht nicht allzu perfekt sein zu wollen (und sagt sich an sich ist mir das Auftreten egal)... aber leichter gesagt als getan.

Als ultimative Lösung sehe ich allerdings nur eine deutliche Verbesserung des Selbstwertgefühls und der allgemeinen Selbstsicherheit, wobei es mir deutlich zu fehlen scheint. Wenn es damit gut steht, dürfte die Redeangst von selber verschwinden. Aber hier habe ich noch nicht die richtige Lösung gefunden.

Ich spiele seit einiger Zeit Musik (allein in meinem Kämmerlein)... habe allerdings vor einigen Monaten im einem Musik-Kurs angefangen mit anderen Leuten zusammen zu üben. Dabei wird jeweils vor den anderen Kursteilnehmern gesspielt (wobei ich anfangs ähnliche Gefühle hatte), und sogar ein kleines öffentliches Konzert ist dabei schon rausgesprungen. Ich habe den Eindruck daß das mir auch sehr geholfen hat !

Würde mich sehr über Eure Kommentare freuen !

Hallo runner! Gute Tipps!
Na, das Positive ist ja, dass Du es trotz Lampenfieber und Panik offenbar ziemlich gut machst (wichtige Reden vor riesengrossem Publikum?!), das Enttäuschende aber, dass sich die Angst offenbar auch mit so viel Übung und Erfahrung noch nicht in Luft auflöst...
Ich würde mal sagen, dass eine gesunde Panik VOR dem Vortrag hilfreicher ist als aufkeimende Panik WÄHREND des Vortrags. Lässt sich leider nicht nach Wunsch an- oder ausschalten.
Musikmachen vor Leuten ist durchaus vergleichbar allerdings kann es da genauso schiefgehen wie beim freien Reden... der einzige Unterschied ist, dass man ja immer noch die Noten und ein Instrument zum dran-festhalten hat, selbst wenn das Hirn versagt... (spreche leider aus Erfahrung)!
Viele Grüsse!

Hallo Ihr Lieben!

Habe eurer Diskussion gefolgt.
Tja, die Angst ist wirklich schlimm.
Ich hatte auch immer das Gefühl, nur mir geht es so, weil immer alle in meinem Umfeld damit kein Problem hatten.
Aber wie ich sehe ist es nicht so.

Ich habe auch Redeangst. Und zwar in dem Sinne, dass ich ich anfange zu zittern.
Die Vorstellung, vor dem Publikum zu stehen und man zittern am ganzen Körper ist furchtbar.
Das traurige darin ist, dass ich weiß dass ich nur zittere , weil ich so eine Angst davor habe dass es wieder passiert und dann passiert es natürlich auch , weil ich meinem Körper signalisiere Gefahr.

Ich weiß es nicht, ob ich es schaffen kann, ich weiß auch noch nicht genau wie... ich weiß nur , ich will es schaffen! Drum stelle ich mich der Angst und versuche mir klar zu machen: Hey, es ist nur weil ich es mir einrede, sonst würde nichts passieren.

Die Hoffnung stirbt zuletzt! Ich drücke Euch die Daumen.





Dr. Reinhard Pichler
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