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Hallo zusammen,

ich bin aktuell einfach komplett ratlos und hoffe hier auf irgendwelche Ratschläge.


Früher kamen mein Bruder und ich echt sehr gut miteinander zurecht. Aber da waren wir halt auch noch einige Jahre jünger und auch noch beide single. Mit der Zeit haben wir uns dann aber immer mehr auseinandergelebt und somit verfremdet. Ich habe das Gefühl,. Nein, moment. Er und seine Frau haben es mir sogar ausdrücklich zu erkennen gegeben bzw in anderen Worten gesagt, dass sie mich, so wie ich bin, nicht wirklich akzeptieren.

Ich bin ein sehr zurückhaltender, ruhiger und auch in einigen Situationen ängstlicher Mensch (was vermutlich auch viel mit meiner nicht so schönen Vergangenheit - Opfer von Mobbing unschöne Erlebnisse mit der Mutter - zu tun haben wird. Die Zeit hat mich nun mal ziemlich geprägt. Und das weiß mein Bruder eigentlich auch. Dennoch kam er vor einigen Wochen oder Monaten mit seiner Frau zusammen an und meinte, er hätte gerne, dass ich mehr mit der Familie kommuniziere. Weil es in der Familie seiner Frau wohl etwas gesprächiger und intimer alles ist.
Aber mein Gott, ich bin ich und so muss man mich halt auch leider akzeptieren. Ich kann es ja selbst nicht an mir leiden, dass ich so still bin und lieber zuhöre. Oh, wie gerne würde ich mal mehr reden. Aber es geht halt nicht. Erst recht nicht, wenn man mich damit dann noch zusätzlich unter Druck setzt. Ich habe da nun mal so eine heftige Hemmung beim Sprechen. Ich war auch schon in der Logopädie vor einigen Jahren, gebracht hat es allerdings nicht mehr viel. Vielleicht war ich einfach schon zu alt oder so, dass es halt umso schwieriger ist, noch etwas zu ändern. Wäre er nicht mein Bruder, wäre es mir inzwischen quasi egal, dass er mich so nicht akzeptiert bzw nicht damit umgehen kann. Aber er ist nun mal meine Familie und deshalb quält es mich auch so extrem. Aber seine Frau ist da noch viel schlimmer. Sie schaut mich schon immer total unfreundlich und abweisend an. Als hätte ich ihr etwas getan.

Ja, es gab auch mal eine kurze Auseinandersetzung (über WhatsApp allerdings, weil das Sprechen halt so schwierig für mich ist), wo es mal recht unschön war und ich auch etwas gemeiner war. Aber nachdem die beiden ernsthaft von mir behauptet haben, ich hätte bloß keine Lust zu arbeiten (was aber psychisch bedingt war) UND ich hätte kein Interesse am Familienleben (was aber eben auch nur nur mit dieser Sprechhemmung zu tun hat und ich halt dafür mehr zuhöre). Bei solchen Aussagen, ist es mir doch auch wohl gestattet, meine Meinung dazu zu äußern und vielleicht auch etwas gemeiner dabei gewesen zu sein oder. Ich mein, ich war halt nun mal sehr verletzt darüber, dass vor allem mein Bruder überhaupt so ein Bild von mir hatte.

Es ist einfach immer total unangenehm, wenn ich mit den beiden irgendwo zusammenstehe. Ich weiß aber auch nicht, was ich tun soll. Ich bemühe mich ja sogar schon, mehr zu reden und auch mehr auf die beiden zuzugehen. Aber mehr als das kann ich dann auch nicht mehr tun. Und wenn dann auch schon direkt unfreundliche Blicke von ihr kommen, dann fühle ich mich erst recht abgewiesen und will garnicht erst mit denen reden. Also halte ich mich automatisch schon irgendwie ferner von denen.

Ich war schon öfters am überlegen, den Kontakt halt abzubrechen, weil es mich nurnoch belastet und es scheinbar keine Lösung dafür gibt. Aber dadurch würde ich die Familie ja auch irgendwie spalten und nur Ärger reinbringen, was ich ja auch nicht möchte. Ich möchte auch niemanden verletzen oder sonst was

Hat irgendjemand einen Rat für mich oder hat vielleicht sogar jemand das selbe Problem, dass ich mich damit nicht ganz so alleine fühle?!

Ich würde mich über ein paar Antworten freuen und wünsche euch alles Liebe

eure

Moonlight

13.10.2023 17:57 • 16.10.2023 x 1 #1


3 Antworten ↓


@Moonlight23
ich kann sehr gut nachvollziehen, wie belastend und herausfordernd deine derzeitige Situation mit deinem Bruder und seiner Frau ist. Es ist wirklich schwer, wenn man das Gefühl hat, von nahestehenden Menschen nicht verstanden und akzeptiert zu werden, besonders, wenn man selbst mit seinen eigenen Ängsten und Hemmungen zu kämpfen hat.

Bezüglich der Kommunikation:
Es ist wichtig, dass du deine Grenzen und Bedürfnisse kennst und kommunizierst. Vielleicht könntest du versuchen, mit deinem Bruder in einem ruhigen Moment und in einer Form zu kommunizieren, die für dich stimmig ist (z.B. schriftlich), und ihm deine Gefühle und auch deine Ängste offen legen.

Familienbeziehungen:
In Beziehungen, insbesondere in familiären, ist es essentiell, dass beide Seiten Respekt und Akzeptanz für die Eigenheiten des anderen aufbringen. Manchmal kann eine externe Hilfe, wie eine Familienberatung, auch ein guter Schritt sein, um unter professioneller Anleitung Gespräche zu führen und Lösungen zu erarbeiten.

Selbstfürsorge:
Gleichzeitig möchte ich dich auch daran erinnern, dass es wichtig ist, auf dich selbst zu achten und deine eigenen Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen. Das Gefühl, sich verstellen zu müssen oder nicht authentisch sein zu dürfen, kann auf Dauer sehr erschöpfend und schädlich sein. Es ist in Ordnung, Grenzen zu setzen und auch mal „Nein“ zu sagen, wenn es um dein Wohlbefinden geht.

Deine Entscheidungen:
Was die Frage des Kontaktabbruchs angeht, ist das eine sehr individuelle Entscheidung und erfordert viel Abwägung. Hier könnte auch ein professioneller Rat hilfreich sein, um zu einer Lösung zu finden, die sowohl deine Bedürfnisse als auch die deiner Familie berücksichtigt.

Ich schicke dir viel Kraft und positive Gedanken. Du bist nicht allein mit deinen Sorgen und Gefühlen. Und denk immer daran, es ist in Ordnung, so zu sein, wie du bist.

Alles Liebe,

A


Problem mit Bruder seiner Frau

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Das hast du wirklich sehr lieb und aufbauend geschrieben. Vielen Dank. Ich habe meinem Bruder schonmal per WhatsApp so in etwa beschrieben, wie es so in mir aussieht. Was für Ängste ich habe usw. Das war kurz nach eine unserer Auseinandersetzungen... Aber er scheint daraus dennoch nicht wirklich schlau geworden zu sein. Ob er da auch wieder denkt, es wären nur Ausreden oder so, um mich irgendwie wichtig tun zu wollen oder sonst was... Ich weiß es nicht. Und wenn ich ihm nun mit einer Familientherapie ankomme, wird er mit Sicherheit auch nicht begeistert sein, vor allem seine Frau nicht. Da wird dann mit voller Sicherheit sowas kommen wie: Was soll das denn jetzt?! Kann man Probleme innerhalb der Familie nicht auch in der Familie belassen und sie darin klären?!

Zitat von Moonlight23:
ich bin aktuell einfach komplett ratlos und hoffe hier auf irgendwelche Ratschläge.

Hallo Moonlight23,

um Dir überhaupt etwas raten zu können, wäre natürlich mehr Information über Dich selbst nötig. Beispielsweise ob Du selbst in einer Therapie bist oder, weil Du wohl nicht arbeitest, falls ich das richtig herausgelesen habe und das anscheinend auch seitens Bruder und Schwägerin thematisiert wird.

Du musst das natürlich nicht offenbaren, aber es wäre eben hilfreich für einen Ratschlag, der dann vielleicht hilfreich sein könnte. Daher rate ich Dir erstmal nichts konkretes, kann aber Mutmaßungen äußern. Eine wäre, Deine Schwägerin mag Dich nicht und weshalb spielt ja erstmal keine Rolle und ließe sich dementsprechend auch nur vermuten. Dein Bruder mag seine Frau, das ist ja schon mal für deren Beziehung vorteilhaft und ein entsprechendes Beistehen zum Partner ist ja auch normal.

Das einstmals starke Bande in einer Familie auch mal an Festigkeit verlieren können, ist ja nichts außergewöhnliches. Nahezu jeder Mensch wird sich seiner direkten Bezugsperson verbundener fühlen, als ehemals den eigenen Verwandten, allerdings meist auf eine andere Art, die aber nur jeder selbst empfinden kann. Sticheleien gibt es in jeder Familie und deswegen eine Familientherapie als nötig oder hilfreich zu erörtern, halte ich für etwas übertrieben, vor allem, wenn alle Beteiligten sich im erwachsenen Alter befinden, aber nicht alle von einer psychischen Erkrankung betroffen sind. Therapie macht aber für einen selbst sicher Sinn, sofern man an sich selbst zu arbeiten vermag, was aber wiederum manchmal erst als solches erarbeitet werden muss. Denn Andere Menschen kann man schwerlich ändern und selbst wenn man meint, das wäre die Lösung, so sollte man sich bewusst sein, dass Versuche dahingehend scheitern könnten.

Wenn Kommunikation letztlich nur noch in Auseinandersetzungen münden, ist es vielleicht von Vorteil, diese mal für eine Zeitlang tatsächlich auf ein nötiges Minimum zu beschränken und sich nicht in Erklärungsversuche zu versteigen, die nur zu weiteren Auseinandersetzen führen würden.

In wie weit eine eingeschränkte Kommunikation verletzend für Andere sein könnte, sollte eigentlich für einen selbst erst mal eine geringere Rolle spielen, wenn man sich selbst nur noch durch eine stattfindende verletzt sieht. Besser wäre es vielleicht, sich selbst andere Menschen zu suchen und da hilfreiche Kommunikation zu finden. Ob das nun ein Therapeut ist, oder eine SHG oder einfach jemand, den man sonst kennenlernen konnte, ist auch erstmal nebensächlich, wenn die Kommunikation einem gut tut und man selbst so gemocht wird, wie man eben ist, aber natürlich auch bereit ist, sich auf sein Gegenüber einzulassen, selbst wenn es mal auch Kritikpunkte zu besprechen gäbe, die das eigene Verhalten betreffen.





Dr. Reinhard Pichler
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