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Hello Leute,

bin froh dieses Forum gefunden zu haben und ich hoffe ihr könnt mir etwas helfen.

Ich leide leider an einer Sozial Phobie die mich in letzter Zeit fertig macht und ich stehe mir einfach selber im weg.
Ich bin zurzeit Single und merke das mir das nicht gut tut und bin offen für eine Beziehung aber wie zur Hölle will man mit einer Sozial Phobie jemanden kennenlernen?

Ja ich habe schon Dates gehabt mit Frauen (ich bin männlich) die ich über Apps kennengelernt habe aber ich verkacke es jedesmal. Kurz vor dem ersten treffen ist es immer so schlimm das meine Herzschlag irgendwo Richtung Orbit unterwegs ist und meine Ohren ganz Rot werden, meine Wangen auch. In meinem Kopf herrscht komischerweise absolute Stille aber gleichzeitig doch kaos so das ich ab und zu nicht weiß was ich noch fragen könnte.

Ich rede teilweise so einen Mist um gut dazustehen und verändere meine Ansichten und fange an mich für Dinge zu rechtfertigen um einfach gut da zu stehen. Ich bin wie auf Autopilot körperlich bin ich anwesend aber mein Kopf macht sein eigenes Ding vor Aufregung. Es nervt und als Sozialphobiker die ganze Zeit Körbe zu bekommen ist extrem schmerzhaft. Ich möchte einfach lockerer an die ganze Sache ran gehen, so sein wie ich bin, das Gedankenkarussel stoppen und alles lockerer sehen.

Ich bin jetzt seit knapp 1 Jahr in in einer Gruppentherapie aber gefühlt bringt mir das nichts, wir reden über meine Probleme aber irgendwie war es das auch, ich bekomme die Affirmationen ständig als Hausaufgaben mit und das wars.

Meine Sozial Phobie kommt von einer nicht erkannten Hochbegabung in der Kindheit. Daher denke ich sowieso schon anders als viele andere Menschen, dazu habe ich etwas von einer Hochsensibilität abbekommen. Ich kann aus diesen ganzen Sachen nichts positives gewinnen und für mich nutzen.

Es ist auch einfach schlimm weil sobald ich eine Frau kennenlerne die auch nur was kleines interessantes an sich hat, spielt mein Kopf mit mir Spielchen und meint sofort verliebt zu sein usw. Ich kann dann nicht erkennen was ich wirklich fühle oder denke.

Hat jemand Tipps für mich oder irgendwelche aufbauende Worte?
Bin im moment echt am verzweifeln.

LG

01.11.2020 12:49 • 03.11.2020 #1


11 Antworten ↓


Evtl. Ist die Gruppentherapie noch zu wenig. Oder deine Ziele sind falsch: Erhoffte Errettung durch eine Partnerschaft?

Ich persönlich bin eher für Aufarbeitung der Hintergrundsproblematik, also die Frage nach dem Warum bin ich so, was macht mir Angst. Weiss ich das, kann ich beginnen, diese Andersprägung zu überschreiben, sofern ich sie als negativ bewerte.

A


Mit Sozial Phobie Frauen kennenlernen

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Inwiefern zu wenig? Vielleicht doch noch Einzelstunden dazu nehmen? Was meine Ziele sind kann ich ehrlich gesagt nicht sagen, alles was ich so im Kopf habe kann ich nicht genau zuordnen. Ich kann nicht sagen ob ich viele Dinge tue um Anerkennung zu bekommen oder ich die wirklich zu 100% für mich mache, ich weis es alles nicht. Eine erhoffte Errettung durch eine Partnerschaft ist kein Ziel, ich möchte einfach jemanden bei mir haben wie andere Menschen auch.

Ich will ja einfach nur endlich Angstfreier durchs leben gehen, ich verpasse so viel durch meine sozialen Ängste. Meine Gedanken sind immer bei anderen Menschen aber nie bei mir selber. Immer die Gedanken habe ich zu viel gesagt - habe ich mich zum Affen gemacht - hoffentlich mag sie mich - bitte nicht rot werden - fühlt sich die Person jetzt gekränkt - usw usw. Es kotzt mich nur noch an...

Wie sind denn deine sozialen Kontakte abseits von der Partnersuche? Ich könnte mir vorstellen, dass ein bisschen mehr Übung in Sachen Kommunikation auf eher ungefährlichem Parkett ganz gut tun würde.

Ich habe einige Freunde aber unter der Woche sieht man sich kaum weil alle nach Feierabend sich um ihre eigene Familie kümmern, daher bin ich sehr oft alleine (Familie wohnt auch 2 Stunden weg). So richtig freunde freunde ist schwierig bei mir, da mich die schnell langweilen wenn sie mich z.B nicht intellektuell fordern oder bei den gleichen Hobbys schlechter sind als ich... Ich halte dann viel an Pseudofreundschaften fest.


Zitat von Zoober:
Ich will ja einfach nur endlich Angstfreier durchs leben gehen,


Einfach Angstfrei zu werden, funktioniert nicht ohne viel Denkarbeit. Angst entsteht, weil man befürchtet. Und Befürchtungen haben doch ihren Grund, einen Ursprung. Weiss ich, was ich wirklich befürchte, dieses Warum, kann ich Veränderungen vornehmen.

Angstpatienten sind nicht per se einfach nur Angsthasen. Eher das Gegenteil. Das Problem besteht in diesem Nichtwissen, wovor man sich überhaupt fürchtet, den Grund und die Unfähigkeit, sich damit auseinandersetzen zu können oder zu wollen.

Ist ein langer Weg zu sich selbst. Und nur zu sich selbst, egal, was andere denken, tun, oder für Meinungen haben. Wenn du erkennst, wer du wirklich bist, dich in deiner Gesamtheit magst, dann brauchst du keine Angst mehr zu haben, denn Angst heisst nur, es könnte etwas eintreten, das mir Schaden zufügen könnte. Ergo, eine falsche Bewertungen aus Erziehung, Erlebnissen, und und und.

Ich sags mal bissle lässig: Was hindert mich daran, den ganzen Quatsch von früher weiterhin unreflektiert zu glauben , der nichts anderes ist, als mir eine Lebensangst zu bescheren, die mich nur kaputt macht? Wird doch Zeit, mal eine andere Richtung einzuschlagen.

Hallo, es gibt mehrere Ansätze an das ganze ranzugehen. Etwas das ganz klar extrem wichtig ist und zwar unabhängig von sozialer Phobie, ist sich und seine persönlichen Wertvorstellungen zu kennen und dann auch danach zu leben, nur so kann man langfristig glücklich werden. Dass wir uns verstellen um anderen zu gefallen ist an sich nichts aussergewöhnliches und in einem gewissen Masse tun das die meisten. Aber es wird sicher dann ungesund wenn man anfängt sich selbst zu hintergehen und dem anderen etwas vorgaukelt nur um zu gefallen. Das fühlt sich nicht nur schlecht für dich selber an, die meisten anderen Menschen riechen es auch sofort, wenn jemand unehrlich ist und das schreckt ab und wirkt extrem unattraktiv. Aber ich nehme an, das ist dir sicher schon klar.

Eine Angststörung ist ja quasi nichts anderes als negativ antrainierte Gedankenmuster, die sich in den jeweiligen Situation ständig wiederholen und uns dann in der Angst gefangen halten. Ein sehr wichtiger Aspekt beim überwinden einer Angststörung ist das durchbrechen dieser Gedankenmuster.
Ich kann dir 2 einfache aber effektive Tipps mitgeben, vielleicht kannst du damit was anfangen.

1. Lerne störende Gedanken zu ignorieren, argumentiere nicht gegen sie, stemme dich nicht gegen sie, lass sie einfach ziehen und schenke ihnen keine weitere Beachtung. Dies kann man auch zuhause üben mittels Meditation, du setzt dich einfach irgendwo hin und versuchst an gar nichts zu denken. Und jedesmal wenn du merkst, dass du wieder einem Gedanken nachgehst in deinem Kopf, lässt du ihn einfach ziehen, du kannst dich dabei auch auf deinen Atem konzentrieren.
Bist du dann in einer Angstsituation, fällt es dir leichter dein negatives Kopfkino auszuschalten und dich zu entspannen.
Auch wichtig ist, dass du deine Gefühle in der Situation zulässt, also wenn du z.B. Angst verspürst, dann probiere diese nicht wegzudrängen indem du z.B. krampfhaft versuchst das ganze zu überspielen, das verstärkt das ganze nur und setzt dich unter noch mehr Stress.

2. Lenke deine Aufmerksamkeit auf dein Gegenüber.
Du hast zwar folgendes geschrieben:
Zitat von Zoober:
Meine Gedanken sind immer bei anderen Menschen aber nie bei mir selber. Immer die Gedanken habe ich zu viel gesagt - habe ich mich zum Affen gemacht - hoffentlich mag sie mich - bitte nicht rot werden - fühlt sich die Person jetzt gekränkt - usw usw.

Aber du widersprichst dir hier selber. Die meisten Gedanken die du in dieser Situation hast, sind nicht bei der anderen Person, sondern sie drehen sich alle um dich selbst, sie drehen sich alle darum, ob du in dem Moment gut dastehst oder nicht. Dadurch fällt es natürlich auch schwer eine Verbindung zu einem anderen Menschen aufzubauen wenn man sich in seinen Gedanken ständig nur mit sich selbst befasst. Also richte deine Aufmerksamkeit lieber auf die Dinge die auch wirklich wichtig sind, z.B. deinen Gesprächspartner. Schaue der anderen Person in die Augen und schenke ihr deine volle Aufmerksamkeit, sei präsent.

Also im Prinzip herrscht in deinem Kopf ein ständiges Gelaber im Sinne von bin ich gut genug?, mag mich die andere Person? etc. Diese Gedanken ziehen deine gesamte Aufmerksamkeit auf sich, so dass du zum einen in der Angst gefangen bist, und zum anderen verpasst du so alles andere um dich herum und das Leben zieht quasi an dir vorbei. Denn statt im Jetzt präsent zu sein und am Leben teilzunehmen beschäftigst du dich nur mit deinen Angstgedanken. Schöner wäre es doch deine Aufmerksamkeit auf den aktuellen Moment zu lenken und daran teilzuhaben.

Ich wünsche dir viel Erfolg und hoffe ich konnte dir etwas mitgeben.
Liebe Grüsse

Mir hat deutlich AT und Hypnose geholfen

Zitat von Acipulbiber:
Mir hat deutlich AT und Hypnose geholfen


An Hypnose habe ich tatsächlich auch die Tage gedacht. Inwiefern hat dir das geholfen? Sind deine Probleme ganz weg oder nur deutlich schwächer?

@TomTomson Danke für deine Worte. Ich weiß einfach nicht wie ich diese Angst ignorieren kann. Wenn die Angst da ist dann ist mein Körper wie auf Kollisionskurs und ich stehe neben mir und kann mich nicht mehr steuern, wie auf Autopilot. Ich werde kurzatmig die letzten Worte eines Satzes kommen nicht mehr raus weil keine Luft übrig ist usw.

Zitat von Zoober:
An Hypnose habe ich tatsächlich auch die Tage gedacht. Inwiefern hat dir das geholfen? Sind deine Probleme ganz weg oder nur deutlich schwächer?


Ängste sind schon noch da, aber überwiegend schwächer. Ich bin wesentlich ruhiger und gelassener geworden

Zitat von Zoober:
@TomTomson Danke für deine Worte. Ich weiß einfach nicht wie ich diese Angst ignorieren kann. Wenn die Angst da ist dann ist mein Körper wie auf Kollisionskurs und ich stehe neben mir und kann mich nicht mehr steuern, wie auf Autopilot. Ich werde kurzatmig die letzten Worte eines Satzes kommen nicht mehr raus weil keine Luft übrig ist usw.


Ja, weil du gerade nicht verstanden hast, was dir Tom geschrieben hat. 1. Schrieb er vom Lernen, das dauert natürlich und 2. davon, dich damit auseinanderzusetzen, dass dein Fokus auf den anderen gerichtet wird. Nicht mehr auf dich selbst. Und 3. Das ist mein Ansatz: hinter allen Symtomen steckt sehr geringes Selbstwertgefühl. Woher kommt das und warum behält man das bei?

Raus aus der Angst ist ein echter Kraftakt, und ohne Tun gelingt das nicht.

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Dr. Reinhard Pichler
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