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Hallo, ich habe eine soziale Phobie und unter anderem das Problem das ich relativ gut mit anderen reden kann wenn ich mit ihnen alleine bin, also auch in kleineren Gruppen, aber sobald ich merke das andere Personen in der Nähe sind und die möglichkeit besteht sie könnten mithören bekomme ich kaum noch einen Satz raus. Also dabei geht es nur um Personen die ich in irgendeiner weiße kenne z.B. Kommilitonen vom Studium. Ich denke dann städig darüber nach was die Person von meinen Antworten halten könnte, bzw allgemein dem was ich sage.
Hatte gerade eben so eine Situation in der ich mich zu zweit mit jemandem unterhalten habe mit dem ich wenig zu tun habe. Ich habe ein richtig schlechtes Gefühl deswegen, weil ich in solchen Situationen bei meinem Gegenüber oft patzig oder genervt wirken kann, wenn ich auf einmal kaum mehr Antwort gebe oder fast schon Versuche das Gespräch mit kurzen Sätzen abzuwürgen.

Habt ihr das Problem auch, bzw. Kennt ihr Techniken mit denen man diese bestimmte Angst verbessern kann?

04.04.2024 16:33 • 07.04.2024 x 1 #1


7 Antworten ↓


Hi, ich bekenne mich als Mitbetroffener.
Ich bin inzwischen bereits viel selbstsicherer als noch vor 10 oder 20 Jahren.

Ein paar Szenen, wo ich auch heute noch Probleme habe:
* Smalltalk mit einer Frau, wenn andere die Gesprächsinhalte mitbekommen (ich gestehe, dass die Schwierigkeiten hier mit der optischen Attraktivität, die die Frau auf mich auswirkt, steigen)
* Gespräche, bei denen ein Machtgefälle existiert (z.B. Ich rede smalltalk mit Kollegen, Chef hört mit)

Ich werde gerne bei Gelegenheit mir ein paar Gedanken darüber machen, was mögliche Ursachen bei mir sind und welche Maßnahmen ich bereits gegen diese Art von Ängsten unternommen haben (ggf. auch, was wir noch verbessern könnten)

A


Mit einer Person vor anderen sprechen

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Fällt Dir generell das sprechen in größeren Gruppen schwer ? - oder habe ich da was falsch verstanden

Ich rede nicht so viel, aber mit den meisten Leuten und in kleinen gruppe kann ich mich einigermaßen bis gut unterhalten.
Aber größere Gruppe mehr als 5 Personen, da habe ich auch eher schnell mal Probleme.

Ich denke - so ist es zumindest bei mir - wenn mehr Personen anwesend sind um man etwas sagt, da ist ja die Wahrscheinlichkeit dass jemand mit einem Gegenargument kommt viel grösser... und dann das Gefühl haben darauf schlagfertig reagieren zu können....hemmt mich irgendwie.

Wenn nur ein Gesprächspartner ist geht das eben viel ringer.

Ich hatte zu dem Thema bereits etwas geschrieben:

soziale-angst-erroeten-redeangst-zittern-f1/wege-aus-meiner-angst-vor-kontakten-t114220-50.html

Zitat:
Beobachtung: Wenn ich in 2-er Kommunikation bin, die ich aktiv am Laufen halte und jemand drittes stößt dazu(insbesondere, jemand den ich als mächtig (eloquenter, guter job, ...) einschätze) ziehe ich mich innerlich zurück und hoffe dass die Hauptkommunikation von der dritten Person ausgeht. Ab und zu z.B. durch vorstellen der beiden Personen gegenseitig....

Mir gehen dann irgendwie Themen und Gesprächsinhalte verloren...

Bei 2er Kommunikation, wo ich eher passiv bin (jemand labert mich zu) wird mir dann unangenehm, weil ich hier dann vermeintlich nicht durchsetzen kann in den Augen dessen der hinzukommt.

Die Gefühle und Symptome ähneln dem was ich aus den schlimmen Zeiten noch kenne.

Hauptsächlich bei smalltalk, weniger, wenn es Gespräche mit Ziel sind.

Wenn es sich um vertrauliche themen handelt, switche ich in der Regel auf etwas belangloses und banales.


Vor nicht allzulanger Zeit hatte ich mir mal vorgenommen, einige meiner Verhaltensweisen und die Beweggründe auf möglichst elementare innere Kräfte zu reduzieren (depressionen-f99/komme-erst-in-die-gaenge-wenn-zu-spaet-ist-t117871-170.html#p3272741), man nennt es auch scherzhaft TÜV-Liste ( @Reconquista )

Unterm Strich würde ich sagen, dass Gründe für die Störung von Gesprächen, wenn andere dazukommen sich durch die Punkte

* Wunsch nach Anerkennung
* gute aber beschränkte intellektuelle Fähigkeiten (bewusst)
* Projektion von Gefühlen (ich nehme z.B. (teilbewusst) an, dass die dritte Person, das Gespräch besser führen könnte und mich und ggf. auch den Gesprächspartner belächelt)

Lösungsansätze:

* dritte Person ins Gespräch integrieren - in der Rolle, in der ich sie sehe - mit dem Ziel, dass alle beteilgten einen Gewinn davon haben
* Themenwechsel
* Mir eingestehen, dass ich eigentlich ein ganz guter Gesprächspartner bin und das Gespräch sinnvoll zuende führen ( dabei, ggf ( aber nicht zwingend) sogar Anerkennung von den beiden beteilgten bekomme
* Allgemein (und unabhängig von der Situation) : spielerisch meine Fähigkeiten ( Gesprächsführung, Kompetenzaneignung in bestimmten für mich interessanten Themen, Humor, ...) verbessern...

Gruß, Azure

Zitat von Azure:
Unterm Strich würde ich sagen, dass Gründe für die Störung von Gesprächen, wenn andere dazukommen sich durch die Punkte

Manchmal wünsche ich mir hier beim zweiten Durchlesen eine etwas längere Editierzeit... (häufig für peinliche Groß/Klein/Rechtschreibfehler)

Ich kann hier natürlich nur aus meiner eigenen Sicht schreiben...
Sollte wohl heißen:

Unterm Strich würde ich sagen, dass bei mir Gründe für die Störung von Gesprächen, wenn andere dazukommen sich durch die folgenden Punkte erklären lassen können

Zitat von La_h:
Ich denke dann ständig darüber nach was die Person von meinen Antworten halten könnte, bzw. allgemein dem was ich sage.

Die soziale Medienlandschaft und das damit einhergehende Objektivieren und ergo Bewerten sämtlicher Verhaltensweisen trägt m. E. stark zu diesem Phänomen bei. Insbesondere jüngere Menschen kennen oft gar keinen anderen Erlebens- und Wahrnehmungsmodus. Wir älteren Semester haben zumindest die Möglichkeit eines Vergleichs.
Beispiel: Früher war man nie scharf drauf, fotografiert zu werden. Heute können viele ohne Selfies, professionelles Shooting, Bildbearbeitung etc. sich gar kein Selbst-Bild machen. Ich nenne diese Entwicklung veröffentlichtes Wahrnehmen/Erleben.
Je nach Charakter überträgt sich diese Veröffentlichung auch auf geäußerte Inhalte, Verhaltensweisen usw. Es geht soweit, dass manche hier im Forum nahezu täglich ihre vorauseilende Rechtschaffenheit an den Tag legen - wohl um sich gut zu fühlen. Letzteres aber erst, wenn auch die Anderen ihre vermeintliche(?) Rechtschaffenheit auch mitbekommen.

Zitat von La_h:
Kennt ihr Techniken mit denen man diese bestimmte Angst verbessern kann?

Sich diese Angst einzugestehen und darüber nachzudenken finde ich schon mal prima! Eine zusätzliche Frage würde ich in diesem Zusammenhang stellen: Warum ist mir meine Wirkung auf Andere insbesondere bei Gesprächen so wichtig?
Denn Angst hat man nur vor/um etwas, das einem wichtig ist...

Zitat von moo:
Warum ist mir meine Wirkung auf Andere insbesondere bei Gesprächen so wichtig?


Ist das nicht offensichtlich ?
Wenn man nicht gut ankommt, als Langweiler gilt oder der, der ständig eine andere Meinung hat wird man doch sehr schnell abgestempelt, ausgeschlossen und noch mehr... was bis zu Mobbing führen kann.

Zitat von La_h:
Habt ihr das Problem auch,

Ich kann es auch nicht haben, wenn andere zuhören, wenn ich mit jemandem rede. Aus diesem Grund rede ich dann so leise, dass es andere nicht hören können und wenn das nicht geht, sage ich nichts Mit dem Telefonieren habe ich generell große Probleme, kann es aber gar nicht, wenn jemand zuhört. ich verziehe mich dann, wo mich keiner hört und wenn das nicht geht, geht telefoniere ich eben nicht. Aus solchen Sachen mache ich mir kein Problem. Ist halt so und gut ist.





Dr. Reinhard Pichler
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