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Hallo zusammen

Ich würde gerne eure Erfahrungen zur Konfrontation mit euren sozialen Ängsten hören.

Eine meiner Baustellen ist das Teilnehmen an Sitzungen (beruflich). Nun befinde ich mich in der gleichen Situation wie vor über einem Jahr schon einmal. Zuerst eine Skypesitzung mit Vorgesetzten zu einem bestimmten Thema, welchem ich mein Wissen beisteuern soll und danach eine physische Sitzung mit externen hirarchisch hohen Menschen. Letztes mal hatte ich grosse Ängste, mich aber zur Skypesitzung und physischen Sitzung gezwungen, weil es nicht anders ging. Die Angst war riesig (Grund für die Anmeldung zur Therapie). Die Sitzungen selbst waren wie ein Rausch, ich hatte aber einen guten Job gemacht und war danach total erschöpft.

Nun die gleiche Situation, mit den fast gleichen Menschen. Ich hab der Skypesitzung zugesagt, weil ich dachte, das hätte ich zwischenzeitlich genug geübt. Und gestern hatte ich sie und es war alles wie vor einem Jahr. Ich war perfekt vorbereitet, es konnte eigentlich nichts schief gehen, trotzdem war mir richtig übel, mein Bauch spielte verrückt und jede Zelle meines Körpers schrieh ich will das nicht. Nun hat meine Chefin mir gesagt, dass wir noch darüber sprechen können, ob ich an der physischen Sitzung teilnehmen möchte (sie weiss von meinen Ängsten).

Ich hatte die Skypesitzung völlig unterschätzt und weiss, dass ich mich hassen werde, wenn ich zusage, weil physisch immer um einiges schlimmer ist. Ich dachte es wird mit jeder Konfrontation einfacher und dass es gut ist, sich mit seinen Ängsten zu konfrontieren. Es fühlt sich aber an, als würde ich eine Selbstverletzung vornehmen und mich mit dem nur quälen. Ich möchte meinen Job perfekt machen und ich bin auch interessiert am Thema, aber ich weiss nicht, ob ich mir diese Angstsituation erneut antun soll.

Wie ist das denn bei euch? Ist jede Konfrontation mit der Angst ein Schritt nach vorne? Lohnt es sich, sich das anzutun, und vielleicht beim 10. mal wirds besser? Es fühlt sich so an, als würde ich aufgeben und die Angst gewinnen lassen, wenn ich sage, ich mach das nicht.

Ich würde mich wirklich über eure Erfahrungen/Meinungen freuen. (:

19.09.2024 07:47 • 16.02.2025 #1


19 Antworten ↓


Ich denke Konfrontation ist nie falsch. Allerdings wird nicht jeden Konfrontation gleich positiv ablaufen, wie du ja nun auch gemerkt hast. Das gehört dazu. Lass dich davon nicht entmutigen.

A


Konfrontation mit Angst immer sinnvoll?

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Hallo Grace,

Zitat von Grace:
Ist jede Konfrontation mit der Angst ein Schritt nach vorne?

Grundsätzlich glaube ich das schon. Das ganze Leben ist jeden Tag eine Konfrontation mit unserer Angst.
Nur fühlt man das wohl normalerweise nicht.
Der Mensch wird nach meiner Überzeugung von seinen Angstgefühlen mit-gesteuert.

Zitat:
[url=/post3476146.html#p3476146]Zitat von Grace[/url]
Lohnt es sich, sich das anzutun, und vielleicht beim 10. mal wirds besser?

Ich denke schon. Mit der Zeit tritt fast immer so etwas wie eine Gewöhnung und Beruhigung in den
belastenden Situationen ein. Aber Konfrontationen kann normalerweise selten ausreichen. Das wäre zu
einfach.

Zitat von Grace:
Es fühlt sich so an, als würde ich aufgeben und die Angst gewinnen lassen, wenn ich sage, ich mach das nicht.

Da wirst Du Recht haben. Man nennt dies Vermeidungsverhalten. Lässt Du Deine Angst an wichtigen Stellen
gewinnen, kann es passieren, dass Du angstauslösende Situationen in der Zukunft dann immer häufiger
vermeidest. Dadurch kann Dein persönlicher Aktionsradius schnell kleiner werden.


Zitat von Grace:
Zuerst eine Skypesitzung mit Vorgesetzten zu einem bestimmten Thema, welchem ich mein Wissen beisteuern soll

Ist das nicht sehr positiv, wenn man auf Dein Wissen und Deine Erfahrung wert legt?
Aber Du schreibst auch. Ich möchte meinen Job perfekt machen. Liegt da ein großer Teil Deiner Angst
drin? Ist es eine Angst davor, eventuell Fehler zu machen?

Zitat von Grace:
und danach eine physische Sitzung mit externen hirarchisch hohen Menschen.

Zitat von Grace:
Die Sitzungen selbst waren wie ein Rausch, ich hatte aber einen guten Job gemacht und war danach total erschöpft.


So etwas kenne ich. Bei voller Konzentration kann es normal sein, dass Du danach erschöpft bist.
In diesem Punkt kann durchaus mit der Zeit eine Gewöhung eintreten.
Eventuell geht es nicht hauptsächlich um die Übung immer wieder in die Situation hineinzugehen.
Ich denke es kann Dir helfen, wenn Du mal versuchst Dir die Ursachen Deiner starken Ängste anzuschauen.
Ist es Dein Perfektionismus, der die Ängste so stark anwachsen lässt? Die Angst davor, eventuell
Fehler zu machen?

Zitat von Grace:
Nun die gleiche Situation, mit den fast gleichen Menschen. Ich hab der Skypesitzung zugesagt, weil ich dachte, das hätte ich zwischenzeitlich genug geübt.


Es scheint noch etwas zu fehlen. Du solltest Dir bewusst immer besser deutlich machen, dass Du
Deinen Job wirlich sehr gut machst.

Zitat von Grace:
Und gestern hatte ich sie und es war alles wie vor einem Jahr. Ich war perfekt vorbereitet, es konnte eigentlich nichts schief gehen, trotzdem war mir richtig übel, mein Bauch spielte verrückt und jede Zelle meines Körpers schrieh ich will das nicht.

Zitat von Grace:
Ich hatte die Skypesitzung völlig unterschätzt und weiss, dass ich mich hassen werde, wenn ich zusage, weil physisch immer um einiges schlimmer ist.


Dies klingt ein wenig danach, dass Du Angst davor hast, zu versagen. Dies kann nachlassen, wenn
Du Dir immer mehr bewusst machst, was Du doch wirklich alles sehr gut kannst.
Fehlt Dir jemand im privaten Bereich, der Dir diese Sicherheit geben kann?

Bestimmt hilft es Dir, wenn Du weiter an den Sitzungen teilnimmst.
Sinnvoll wird es jedoch gleichzeitig sein, versuchen zu verstehen, wie unser Denken und Handeln
von unseren Gefühlen direkt beeinflusst wird.

Viele Grüße
Bernhard

Ich bin gegen Konfrontation, wenn eine überfordernde Situation zu erwarten ist. Dies traumatisiert erneut und verstärkt die Angstsitobahn im Kopf. Man manufestiert also die falsche Verschaltung.
Konfrontationen sind dann gut, wenn sie herausfordernd aber machbar sind. Dann hat man Erfolgserlebnisse, positive Gefühle, die die negativen Erfahrung nach und nach überschreiben.

Ob ich nun gegen eine „Konfrontation“ bin oder dafür, so stellt sich doch die Frage ob ich mir das antun will nur bedingt. Im Job werde ich immer etwas finden, worauf ich keine Lust habe, oder dass mir Angst macht und da kann ich mir die Frage, ob ich mir das antun will eher nur rhetorisch stellen. Denn was ich im im Job tue oder lasse hat ja Konsequenzen.

Anders ist es, wenn ich die freie Wahl habe, ob ich mich etwas aussetzen will, wovon ich annehme, dass es mir nicht gut tut, oder das herausfordernd für mich ist.

Die Angst nicht perfekt zu sein beruht ja darauf, zu glauben irgendjemand wäre perfekt. Meiner Meinung nach ist das niemand. Somit werde ich es auch nicht sein.
Anders wäre die tatsächlich begründete Angst, man könnte sich blamieren oder irgend eine Unzulänglichkeit an den Tag legen. Da besteht natürlich ein Risiko, dass das passiert. Dementsprechend ließe sich das nur vermeiden, wenn man die Situation in der das passieren könnte, eben vermeidet. Nur damit vermeidet man ja nicht jedwede künftige Situation, in der das passieren kann und aus der man Erkenntnisse gewinnen könnte, sondern nur den Bammel davor. Ob das nützlich ist, muss man selbst herausfinden.

Daher wäre es wohl interessant zu wissen, weshalb welche Angst sich zeigt, die ein vermeiden wollen hervorruft. Oder ob man schlicht nur keine Lust auf etwas hat und eine Angst davor, zumindest rechtfertigen würde, sich dem nicht aussetzen zu wollen und als Argument für die Vermeidung taugen kann.

Zitat von Grace:
Eine meiner Baustellen ist das Teilnehmen an Sitzungen (beruflich). Nun befinde ich mich in der gleichen Situation wie vor über einem Jahr schon einmal. Zuerst eine Skypesitzung mit Vorgesetzten zu einem bestimmten Thema, welchem ich mein Wissen beisteuern soll und danach eine physische Sitzung mit externen hirarchisch hohen Menschen. Letztes mal hatte ich grosse Ängste, mich aber zur Skypesitzung und physischen Sitzung gezwungen, weil es nicht anders ging. Die Angst war riesig (Grund für die Anmeldung zur Therapie). Die Sitzungen selbst waren wie ein Rausch, ich hatte aber einen guten Job gemacht und war danach total erschöpft.

Nun die gleiche Situation, mit den fast gleichen Menschen. Ich hab der Skypesitzung zugesagt, weil ich dachte, das hätte ich zwischenzeitlich genug geübt. Und gestern hatte ich sie und es war alles wie vor einem Jahr. Ich war perfekt vorbereitet, es konnte eigentlich nichts schief gehen, trotzdem war mir richtig übel, mein Bauch spielte verrückt und jede Zelle meines Körpers schrieh ich will das nicht. Nun hat meine Chefin mir gesagt, dass wir noch darüber sprechen können, ob ich an der physischen Sitzung teilnehmen möchte (sie weiss von meinen Ängsten).

Konfrontationen bringen nur etwas, wenn sie regelmäßig in zeitlich kurzem Abstand voneinander stattfinden. Wenn du solche Sitzungen nur einmal im Jahr hast, ist das jedesmal praktisch etwas ganz Neues.

Zitat von Grace:
Ist jede Konfrontation mit der Angst ein Schritt nach vorne?

Ich glaube, Konfrontationen bringen einen nur was, wenn man dahinter steht.

In deinem Fall ist es nicht so. Alles in dir schreit, ich will das nicht.

Wenn du es machst, dann aus den falschen Gründen, weil du hoffst, dass deine Angst dadurch kleiner wird, weil du alles perfekt machen möchtest und dazu zählt kneifen nun mal nicht, weil es einen negativen Beigeschmack hat, wenn man nicht mitmacht....

Erst wenn du voll und ganz dahinter (hinter einer physischen Sitzung, ihrem Zweck, ihrem Nutzen) stehst und es schaffen/machen willst, dann wird dich die Konfrontation auch weiter bringen, dann wird die Angst bei jedem Mal kleiner werden.

So wie du es gerade beschreibst, würde ich es einschätzen, dass es eher verschlimmert, als verbessert, wenn du mitmachst.

Ich kann den anderen zustimmen, wenn diese Konfrontationen nur sehr selten statt finden, und quasi garkeine Gewöhnung stattfinden kann, macht es das natürlich schwieriger Aber es ist schon so, das es mit der Zeit immer einfacher wird je öfter wir in einer bestimmten Angstsituation sind und uns dran gewöhnen. Am besten wenn in kleinen Schritten Herausforderungen in deinem Alltag intergriert sind! Also um es kurz zu fassen: ja, beim 10. mal wird es ein wenig leichter sein so wie du geschrieben hast davon gehe ich aus

Ich finde die Frage, die als Titel gewählt wurde, ohnehin nicht einfach zu beantworten.
Zum einen werde ich ja täglich mit irgendwas konfrontiert und habe nur bedingt Einfluss darauf, bei welcher Konfrontation ich so oder so reagieren kann.

Was Angst angeht, ist ja das Gefühl als solches nun erstmal da. Hätte ich Angst vor Clowns, könnte ich mich natürlich mit dieser Angst durch konfrontieren mit Clowns vielleicht irgendwann entziehen. Aber eben nur, weil ich die Erkenntnis gewonnen hätte, ich brauche keine Angst vor Clowns haben, denn die tun mir nichts. Aber natürlich wäre es vielleicht unsinnig, aus Angst vor einem Krieg in ein Kriegsgebiet zu gehen, um mich mal mit Krieg zu konfrontieren.

Daher lässt es sich nicht pauschalisieren, ob es sinnvoll ist, sich mit Angst zu konfrontieren, um sie los zu werden. Wenn es also essenziell nötig ist, an Meetings teilzunehmen, die mein Job mit sich bringt, könnte ich also ohnehin nur wählen ob ich irgendwie etwas trainieren könnte, das mir eine aufkommende Angst erträglicher macht, oder in die Vermeidung gehen.

Dazu muss ich aber erkannt haben, was genau der Auslöser für meine Angst ist. Ist es ein Kollege, der mich nicht mag und das auch durchblicken lässt, wäre es wohl keine gute Idee, mich möglichst oft diesem Kollegen auszusetzen. Denn selbst wenn der mir keine Angst macht, bliebe ja noch die Tatsache, dass er mich nicht mag, welche nur durch dessen Umdenken geändert werden könnte und das bedeutet, nur er entscheidet wie er sich mir gegenüber verhalten will. Aber klar, ich hätte zumindest eben keine Angst davor, gegebenenfalls runter gemacht zu werden. Ob mein Ego das vertragen kann, ist dann was anderes, falls ich runter gemacht werde.

Ich kann also nur lernen, dass nicht alles was ein Gefühl von Angst in mir erzeugt, auch tatsächlich gefährlich oder schlecht oder schädlich für mich sein muss. Und das dieses Gefühl eben sein kann und darauf vertraue, dass es auch wieder verschwindet wie es gekommen ist, also quasi einfach so.

Ich denke, es ist sinnvoll, wenn man es selber will und die Angst einen stark einschränkt.

Wer Angst vorm Fliegen hat, aber eh nicht wegfliegen will, kann gut leben und sich nie der Angst stellen.

Wer allein lebt und einkaufen muß, dabei aber Angst hat, sollte sich der Angst stellen und sich der Situation aussetzen, denn einkaufen muß man sein leben lang.

Es ist also imemr abhängig davon, wie sehr es einen einschränkt und wie stark es einen selbst stört.

Vorsichtig sollte man hingegen sein, wenn dabei Dritte hineingezogen werden. Wer also starke Angst vor Autofahrten hat, sollte da nicht gleich aufs Ganze gehen, sondern sich langsam rantasten, weil man mit seinem verhalten auch Dritte gefährden kann.

Dankeschön, dass ihr euch die Zeit genommen habt, meinen Beitrag zu lesen und zu kommentieren. (:

Wirklich gute und hilfreiche Gedankenanstösse, mit denen ich mich die nächsten Tage noch intensiver beschäftigen werde. Ich werde mich wohl zuerst mit den konkreten Ängsten vor dieser konkreten Situation auseinandersetzen müssen. Und dann schauen, ob ich irgendwelche Möglichkeiten und Skills habe, die die Situation für mich machbar erscheinen lassen. Ich bin diese Situationen wohl bisher wirklich falsch angegangen, mit dem Gedanken, mich jetzt zu was zwingen zu müssen. Danke euch für das Aufzeigen der Alternativen.

Du könntest dir auch mal überlegen und ausmalen, was das Schlimmste ist, was dir passieren kann in der angstmachenden Situation.

Also die für dich größte mögliche Katastrophe und was die Folgen und Auswirkungen sind.

Wenn man sich das bewußt macht, ist es oft gar nicht so schlimm, wie anfangs gedacht.

Egal was du machst, du bringst weder dich noch andere in (Lebens)gefahr.

Du kannst wahrscheinlich auch keinen hohen Sachschaden anrichten.

Egal, was passiert, man wird dich deswegen auch nicht rauswerfen, usw.

Hallo Grace,

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Beste Grüße
Carsten

@Grace mir hat die permanente Wiederholung beim Reden geholfen. Ich versuche auch manchmal bewusst in großen Runden 30-50 Teilnehmern irgendwelche Fragen zu stellen. Einfach nur zum üben. Für einen ganzen Vortrag vor so vielen reicht es aber bei mir noch nicht leider.
Ich finde es übrigens super, dass Du dich Deiner Vorgesetzten anvertraut hast... Ich würde es manchmal am liebsten rausschreien, damit jeder weiß was mit mir los ist. Danach hätte ich wahrscheinlich gar nichts mehr :-)

Letztendlich ist das mit der Nervosität vor vielen Leuten vermutlich auch ein Stück weit normal und wenn das schlimmste eintritt und man nicht mehr weiterweiß dann hat es auch keine negativen Konsequenzen

Wir haben eine relativ hohe Führungskraft im Konzern und die hatte mal vor 200-300 Teilnehmern einschl. mir eine richtige Panikattacke beim Vortragen. Ich glaube sogar ihr ist das 2 mal passiert (wo ich dabei war)
Und es hatte keine Konsequenzen es wurde danach nicht mal groß im Kollegenkreis thematisiert! Es hat einfach keinen interessiert! Bei mir ist leider seit letzter Woche wieder Zittern beim Essen dazugekommen ABER im Gegensatz zu früher versuche ich trotzdem konsequent jeden Tag in die Kantine zu gehen... Bloss nicht vermeiden

Also ich habe im letzten Wintersemester ein Seminar geschoben, da wir ständig präsentieren mussten (es waren meistens so ca. 30-40 Studenten im Seminar). Ich bin da echt sozusagen geflohen, da ich große Angst hatte. Was hat es mir gebracht? Ich hatte danach viel mehr Angst. Eben auch in Situationen die für mich sonst nicht so schlimm waren. Jetzt habe ich das Seminar nachgeholt und bin selbstbewusster und habe nicht mehr so viel Angst. Daher finde ich es ansich schon gut und wichtig, sich zu konfrontieren aber! ohne Unterstützung sollte man es trotzdem abwägen. Ich finde auch, es kann mehr schaden, wenn man sich extrem überfordert fühlt…. Die Aufarbeitung finde ich therapeutisch daher sehr wichtig.

Bei mir nur in sehr kleinen Schritten und sehr langsam sich der Angst stellen gerade in Bezug von Menschen brauche da viel zeit

Zitat von Pauline333:
Konfrontationen sind dann gut, wenn sie herausfordernd aber machbar sind. Dann hat man Erfolgserlebnisse, positive Gefühle, die die negativen Erfahrung nach und nach überschreiben.

Das ist auch meine Ansicht und Erfahrung.

Es gibt Sachen,an die kann man sich gewöhnen aber wenn es immer wieder eine Qual ist (selbst,wenn man in der Situation gut funktioniert),ist ab einem gewissen Punkt die Vermeidung tatsächlich die bessere Wahl.
Zumal man mit seinen Kräften ja auch haushalten muss.

Kommt aus meiner Sicht auch drauf an,um welche Sache/Situation es sich handelt.

Wenn man z.B. das Haus nicht mehr verlässt,wäre das eher eine Sache,bei der es sich eher lohnt,viel Energie und Mühen einzusetzen um das schliesslich zu bewerkstelligen,weil es den eigenen Aktionsradius einfach massiv einschränkt.

@Grace Wenn Du die Möglichkeit hast,es zu vermeiden dann tu es und auch ohne schlechtes Gewissen.

In einer Klinik hat man mir mal gesagt: Man muss nicht jeden Berg mitnehmen.
Entsprechend für sich schauen,ob sich das wirklich lohnt sich zu quälen,also quasi Aufwand und Nutzen gegeneinander abwägen.
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Hey, ich kann total nachfühlen, was du da durchmachst. Hatte auch lange mit sozialen Ängsten zu kämpfen, besonders in Meetings und Präsentationen. Bei mir war's am Anfang auch die Hölle. Jedes Meeting fühlte sich an wie 'ne Folter. Aber ich hab mich irgendwie durchgequält, weil ich wusste, dass ich sonst im Job nicht weiterkomme. Was mir geholfen hat:
Kleine Schritte. Erst mal in kleineren Meetings Wortmeldungen geübt. Atemübungen direkt vorm Meeting. Klingt blöd, hat aber echt geholfen. Mit 'nem Kollegen drüber geredet. War überrascht, wie verständnisvoll die Reaktion war.
Es wurde tatsächlich mit der Zeit besser. Nicht von heute auf morgen, aber so nach dem 15. oder 20. Mal hab ich gemerkt, dass die Panik weniger wurde. Jetzt, nach etwa zwei Jahren, ist es zwar immer noch nicht mein Lieblingshobby, aber ich krieg keine Schweißausbrüche mehr. Mein Tipp: Mach weiter, aber überfordere dich nicht. Kleine Erfolge feiern und nicht zu hart zu dir selbst sein. Du packst das!

Zitat von Flame:
Es gibt Sachen,an die kann man sich gewöhnen aber wenn es immer wieder eine Qual ist (selbst,wenn man in der Situation gut funktioniert),ist ab einem gewissen Punkt die Vermeidung tatsächlich die bessere Wahl.


Vermeidung sollte möglichst die letzte Wahl sein.
Oftmals kann man die Herausforderungen in Teiletappen zerlegen oder im Schwierigkeitsgrad skalieren.

Liegt einem z.B. eine gewisse Autosttecke im Magen oder generell Autofahren, kann man erstmal versuchen, im Auto zu sitzen gut zu finden, dann mit laufenden Motor, dann eine kurze Strecke fahren, dann etwas mehr etc.

Hat man Redeangst , kann man bei Zuhörerzahl, Länge und Komplexität des Vortrages: und/oder des Rahmens (Business vs. Privat, steifer vs. Lockerer) variieren.

Am besten zerlegt man erst seine Angstsituation und rankt sie dann nach Grad der Herausforderung, fängt dann mit dem keichtesten an und arbeitet sich weiter.

Mit diesem schrittweisen Vorgehen konnte ich relativ schnell die Strecke zur Arbeit wieder allein bewältigen.

Hallo zusammen (:

Vielen Dank für das Teilen eurer Erfahrungen und Meinungen. (: ich kann nur zustimmen, dass es mir mit kleinen Schritten, Üben und zu nichts zwingen, sondern nur überwinden viel besser geht.

Das Ganze ist jetzt schon ein paar Monate her aber die Ratschläge, mich zu nichts zu zwingen, haben wahre Wunder bewirkt. Ich hatte nach diesem Beitrag entschlossen mich nicht dazu zu zwingen, an diese Sitzung zu gehen. Nach ein zwei Tagen schien die Sitzung objektiv so machbar, dass ich mich dafür angemeldet habe. Meine Chefin meinte dann, dass sie mich da doch nicht brauche und sie das doch alleine könne. Naja, da konnte ich zumindest stolz auf meine Anmeldung sein ^^

In der Zwischenzeit habe ich grosse Fortschritte in der Therapie gemacht zum Thema Zwang aber auch im Umgang mit meinen Ängsten. Wo jetzt mein Level ist, was bereits machbar ist und wo es noch kleinere Übungen davor braucht. Ich versuche deshalb vor Anlässen zu überlegen, warum ich das tun möchte, ich beschäftige mich vor Anlässen mit den Sorgen und Ängsten, die mich davon abhalten und wenn es unmöglich scheint, versuche ich eine Lösung zu finden, damit es möglich scheint und ansonsten melde ich mich ab. Das hatte vor ein paar Wochen gut geklappt, bei einem Anlass vor dem ich jedes Jahr sehr viel Angst habe. Ich habe mich entschlossen spontan zu entscheiden, ob ich am Aperitif teilnehme. Also bin ich nach dem Vortrag zuerst eine Rauchen, hab da wen angesprochen und kennen gelernt und bin dann zusammen mit ihm wieder rein und für eine Stunde dageblieben. Ein riesen Erfolg für mich und so habe ich mir vorgenommen auch an den nächsten Herausforderungen zu arbeiten (:

Ich danke euch deshalb nochmals sehr, da ich alleine nie darauf gekommen wär, dass diese Zwangseinstellung in mir so viel blockiert Ich wünsche euch viele kleine Erfolge bis zum Erreichen eures grossen Ziels

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Dr. Reinhard Pichler
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