Hi erstmal an Yunie und alle anderen Betroffenen,
ich (23) kann die hier genannten schwierigkeiten sehr gut nachempfinden und sehe auch viele parallelen zu meiner kindheit (zB. mobbing u.A. wegen meinem namen, angst mich in der schule zu melden etc). ich war schon immer ein eher introvertierter mensch aber wirklich zum problem wurde es fuer mich erst nach diversen enttaeuschungen durch menschen die mir nahe standen.
vor allem seit der trennung von meiner ex faellt es gehaeuft auch meinen mitmenschen auf. ich ziehe mich immer mehr zurueck, habe keine lust auf soziale aktivitaeten, bekomme ein mulmiges gefuehl wenn ich meine eigenen vier waende verlasse und achte sehr auf die reaktionen meiner mitmenschen auf meine anwesenheit (blicke, kommentare, unhoefliches verhalten etc.). wenn freunde etwas unternehmen, sage ich oft ab oder gehe fruehzeitig wieder nach hause, um einfach nur fuer mich zu sein.
selbst wenn das heute vielen leuten, unter anderem auch meinen wenigen engen freunden auffaellt, so habe ich doch grosse angst davor, meine gefuehle mit irgendjemandem zu teilen - wahrscheinlich da ich nicht als schwach angesehen werden will. lieber ist es mir einfach als 'fauler sack' angesehen zu werden, wobei ich eigentlich sehr produktiv sein kann. aber dadurch fuehlt man sich natuerlich nicht weniger einsam und isoliert.
ich denke es kommt zum teil daher, dass man einfach einen zweifel an alles und jedem entwickelt, wenn selbst die wichtigsten menschen im leben einen enttaeuschen. und natuerlich zweifelt man dann auch an sich selbst. auch meine gesellschaftskritische einstellung hat sicherlich damit zu tun dass ich nicht sehr gesellig bin. ich kann mich schon seit jahren nicht besonders mit der mehrheit (vor allem gleichaltriger) mitmenschen identifizieren.
vor etwa einem jahr habe ich mich dann entschlossen vermehrt zu reisen und auch eine weile ins ausland zu ziehen, da ich schon immer interessiert an anderen kulturen und laendern war und mich eigentlich nicht viel in meiner heimatstadt gehalten hat. irgendwo wollte ich damit auch ueber meinen eigenen schatten springen und mich einer herausforderung stellen. aber auch der 'tapetenwechsel' hat an sich nicht viel bewirkt. die wenigen menschen die ich im ausland kennengelernt habe, auch wenn sie nett und aufgeschlossen waren, konnte ich nie wirklich als freunde ansehen und ich habe mich oft dabei erwischt lieber 'zuhause' etwas interessantes zu lesen, dokus zu schauen oder einfach nur zu arbeiten (uebers internet) anstatt die spannenden sachen, die direkt vor der tuer sind, zu erkunden und zu erleben.
da ich ein mMn. sehr philantropischer mensch bin, habe ich mich dann entschlossen an hilfsprojekten in 2te/3te welt laendern teilzunehmen, wodurch ich natuerlich auch in kontakt mit aehnlich denkenden menschen (zumindest aufs 'helfen' bezogen) kam. bei solchen aktivitaeten konnte ich teilweise aufbluehen und es war ein sehr erfuellendes gefuehl mit gutherzigen menschen zusammen etwas zu bewegen. fuer mich wurden solche momente fast schon die einzigen, fuer die ich mich freute aus dem haus zu gehen. mit der zeit hat sich das dann auch auf mein soziales leben abgefaerbt und ich wurde zumindest ein wenig selbstbewusster und kontaktfreudiger.
ich habe auch heute noch viele probleme mit sozialer angst und will oft lieber alleine sein, gehe nicht gerne auf parties und sonstige soziale veranstaltungen wo es gleichaltrige hinzieht etc. aber ich merke definitiv eine besserung. durch den kontakt mit menschen die viel groessere probleme haben als ich, durch das erfuellende gefuehl zu helfen und auch dadurch dass ich mehr gleichgesinnte menschen kennengelernt habe. und dafuer muss man denke ich auch nicht extra in ein anderes land fliegen (auch wenn es erfrischend ist, in freundlichere gesellschaften reinzuschnuppern ).
es muss natuerlich auch garnicht in die richtung 'wohltaetitgkeit' gehen, aber ich denke wenn man fuer etwas eine gewisse begeisterung/freude aufbringt und das mit anderen menschen teilen kann, ist es auf jeden fall ein schritt in die richtige richtung. man merkt dadurch, dass man doch nicht ganz so alleine ist und es wird einem mehr bewusst, dass es doch sehr viele tolle und liebe menschen auf der welt gibt auch wenns schade ist dass nicht mehr so sind. dadurch reagiert man dann zB weniger kritisch auf komische blicke oder aehnliche dinge.
12.03.2014 00:03 •
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