ich habe mich neu angemeldet, da ich mich austauschen möchte.
Ich bin 39 Jahre alt, berufstätig, in langjähriger Beziehung lebend.
Meinen Alltag (Berufs- und Privatleben, Haushalt, Pflichten etc.) habe ich gut im Griff und ich mache auf andere Menschen auch einen stabilen Eindruck, so sagen es mir Freunde, Bekannte, Nachbarn und Arbeitskollegen. Ich bin teamkompatibel (je nach Team...TEAM bedeutet ja Toll Einer Arbeitet für Alle mit...) und generell kompromissbereit (meinte ich zumindest) und ich bin kein Mensch, der Diskussionen braucht. Ich bin kein heissblut, eher ruhig, abwartend und vernünftig. Ich bin kritikfähig (wie jeder Mensch auch, bis zu einem gewissen Punkt und solange die Kritik subjektiv bleibt und nicht unter die Gürtellinie geht) und ich gehe Leuten lieber aus dem Weg, als mich in ihren Weg zu stellen und meine Meinung durchzuboxen.
Wahrscheinlich klingt es hier danach, dass ich den Weg des geringsten Widerstandes suche und es mir lieber gemütlich mache und aussitze, aber das ist nicht ganz der Fall.
Jedoch ziehe ich mich immer mehr zurück und suche die Ruhe.
Ich habe schon immer Zeit für mich gebraucht und mir diese auch genommen. Bin alleine in den Urlaub gefahren (maximal eine Woche) und habe dies genossen. Habe diese Urlaube auch mit den Urlauben mit meinem Partner verglichen und ich empfand beide Arten des Urlaubs als schön.
Immer weniger fühle ich mich unter Menschen wohl. Die Zeit, die ich alleine sein will, die wird immer mehr.
Immer weniger ist in mir die Bereitschaft mich sozial zu verbiegen, nur um z.B
meine Ruhe zu haben oder um konstante Kontakte aufzubauen oder zu erhalten.
Vielleicht liegt es am fortschreitenden Alter, dass der Mensch immer weniger kompromissbereit wird und aus seinen Erfahrungen gelernt hat?
Ich habe in den letzten Jahren viele Menschen kennengelernt, nachdem ich über meinen Schatten gesprungen bin und mich der Freizeitstress-Kultur und dem sozialem Druck nach vielen Freunden angepasst habe.
Leider taten mir ca. 70% dieser Kontakte nicht wirklich gut.
Ich war als Kind schon so, dass mir eine gute Freundin genügt hat, dazu kam ein männlicher Klassenkamerad als weitere feste Größe und dann noch zwei bis drei festere Kontakte und so ging es je nach Wohnort in meinem weiteren Leben auch weiter. Im Erwachsenenleben kam dann der Lebenspartner dazu. Mir hat das immer gereicht.
Als Freundin bezeichne ich mich aber als sehr zuverlässig, ich kann zuhören, ich stelle Fragen, ich gehe auf den Menschen ein und ich habe auch Verständnis.
Ich bin kein Ex und Hopp-Typ und eine Freundschaft bedeutet für mich etwas kostbares und der Mensch ist auch für mich nicht beliebig einzutauschen.
Mit Mitte Zwanzig war ich in einer großen gemischten Clique und musste auch dort die Erfahrung machen, dass es immer wieder Leute gibt, die dort Unruhe und Streit reinbringen. Also habe ich mich wieder auf meinen Partner und eine (1) Freundin konzentriert.
Heute ist die Situation so, dass ich seit sechs Jahren meinen Lebenspartner habe, eine langjährige Freundschaft zu einer Freundin pflege (wir haben jede Woche mindestens einmal Kontakt, entweder persönlich oder am Telefon), zu ihrem Lebensgefährten führen mein Partner und ich ein gemeinsames freundschaftliches Verhältnis und ich habe eine sehr gute Bekannte, mit der ich mich 1-2 mal wöchentlich per Mail austausche und mich ein bis zweimal pro Monat treffe. Sie ist kein Telefontyp, was ich respektiere und nachvollziehe, denn die Hälfte meines Arbeitstages verbringe ich auch am Telefon...dazu kommen zwei bis drei lockere, aber auch langjährige Kontakte, man telefoniert gelegentlich, schickt sich gelegentlich Emails und zwei bis viermal pro Jahr trifft man sich.
Ich empfinde meine sozialen Kontakte als absolut ausreichend.
Es gibt Menschen, denen geht es bei sozialen Kontakten um die Quantität (je mehr desdo besser, um bei den Leuten (der Öffentlichkeit) als toll dazustehen), mir geht es um die Qualität des Menschen.
Damit meine ich die emotionale Intelligenz und die dazugehörigen Soft Skills.
Vor drei Jahren meinte meine langjährige Freundin, dass ich ja auch nicht viele Kontakte hätte...und da sprang ich wieder über meinen Schatten, besuchte Stammtische, Freizeittreffen, baute Pseudo-Kontakte auf in (für mich) hoher Zahl auf. Lud die Leute zu meinen Geburtstagsfeiern ein (obwohl ich lieber klein und gemütlich feiern wollte), hauptsache, da waren viele Leute da, damit man den Anderen etwas vorzeigen konnte
Alles nach dem Motto Kontakte der Kontakte willen
Inhaltlich hat mir das nicht wirklich was gebracht. Eher, dass ich mich seit einem halbem Jahr zurückgezogen habe, was die Kontakte und Aktivitäten mit Leuten, hauptsächlich neuen Leuten betrifft.
Vielleicht waren es die falschen Menschen
Wie erkennt man sie
Nun ja, lange Vorrede
Bei mir ist es so, dass ich mich sehr schnell verunsichern lasse, sehr viel grübele und mein tun gern anzweifele.
Auch lasse ich mich gern unter Druck setzen und lasse mich verbiegen, nur um meine Ruhe zu haben.
Auch wenn ich, wie oben erwähnt, meinen Alltag ganz gut im Griff habe (gehe arbeiten, habe dort Verantwortung, nehme auch keine Medikation ein) bin ich nicht dazu bereit (oder in der Lage ) , mit Menschen Konflikte zu führen.
Eher drehe ich mich um und gehe.
Danach fühle ich mich auch nicht besser und fühle mich wie ein begossener Pudel und ein kleines Doofchen .
Vor einiger Zeit kam bei mir der Gedanke, dass ich meiner Meinung nach langsam in eine soziale Phobie reinrutsche.
Lasse das Telefon klingeln, gehe auch gelegentlich nicht an die Tür, auch wenn´s der Paketbote ist. Mit den meisten Nachbarn habe ich ein sehr höfliches und auch herzliches Verhältnis in den Jahren aufgebaut, und selbst wenn die klingeln, mache ich oft nicht mehr auf...ich möchte dann halt Niemanden sehen oder sprechen.
Denke bei bestehenden Verabredungen mit meinen Frauen in letzter Zeit oft drüber nach, diese Spontan abzusagen.
Auch freundliches Geplänkel mit Nachbarn vom Haus gegenüber von Balkon zu Balkon gehe ich aus dem Weg, husche schon (auch bei schönstem Wetter) schnell wieder rein, wenn ich höre, dass die im Begriff sind, ihre Balkontür zu öffnen...bloß rein, hauptsache seine Ruhe, hauptsache kein labern des laberns willen. Noch vor einigen Jahren war es anders.
Im Bürohaus wo ich arbeite, bin ich beim Lift fahren neuerdings auch so unverschämt, dass ich den Schliessen-Knopf drücke, auch wenn Leute noch mit reinhuschen wollen in den Lift, damit ich bloss alleine in die 12. Etage fahren kann und kein Small Talk halten muss.
Was ist bei mir los?
Ist es der Beginn einer leichten Sozialen Phobie?
Bin ich nur erschöpft und reizüberflutet, was soziale Kontakte betrifft?
Ich hatte da bislang aber keine Erfahrungswerte, daher möchte ich die Meinung von Betroffenen hören.
Vielen Dank und liebe Grüße
Kriemhild
22.04.2010 14:01 • • 03.05.2010 #1