Hallo NoVaIrda,
Deine Ängste sind leider verbreiteter, als du es dir vorstellen kannst und Medikamente helfen auch hier nicht
die Ursachen zu verändern und somit Heilung zu erzeugen. Medikamente können akute Anfälle abdämpfen,
sodass die Angstattacke nicht völlig überdreht, aber aus der Angst selbst, kannst nur du dich selbst befreien
(natürlich kann dir ein professioneller Therapeut oder Berater dabei helfen, aber er kann es nicht für dich tun).
Tara31 hat da schon viel stimmiges und hilfreiches geschrieben und ich werde versuchen dir noch ein paar
weitere Gedankenanstöße zu geben, die dir hoffentlich bei deinem Weg aus der Angst helfen.
In den meisten Fällen stecken hinter diesen Ängsten negative und verletzende Erfahrungen in der Kindheit, wo
man den Eindruck gewonnen hat, dass man nichts kann, nicht gut genug ist, nicht in Ordnung ist und vielleicht
sogar irgendwie unerwünscht war (und es alleine deshalb schon niemanden wirklich recht machen konnte).
Irgendwann hat man dann Angst etwas falsch zu machen und deshalb abgelehnt oder vielleicht sogar bestraft
zu werden. Dies führt dann dazu, dass man möglichst gar nichts mehr macht, nur um eben nicht abgelehnt oder
bestraft zu werden (für ein empfindsames Kind sind Rügen und ständige Kritik bereits Bestrafungen).
Wenn man in dieser angstmachenden Atmosphäre lange genug gelebt hat, setzt sich in einem unbemerkt (weil
schleichend) der Eindruck fest, dass man zu dumm, zu schwach, zu unfähig ist und von niemandem anerkannt wird.
Bei einem empfindsamen Menschen erzeugt dies im Laufe der Zeit eine starke Verquältheit und einen massiven
Leidensdruck, der zunehmend angstbesetzt ist und man versucht allem auszuweichen, was diese Angst und das
seelische Leidensgefühl erneut entstehen lassen könnte. Daraus wird dann häufig eine Angst vor der Angst, die
sich immer weiter aufschaukelt. Ein übler Teufelskreis.
Wenn du das liest und (trotz deiner Angst) es gefühlsmäßig reflektierst, dann wird dir völlig klar, warum ich am
Anfang geschrieben habe, dass hier Medikamente die Ursache nicht auflösen können.
Aber es gibt Wege aus dieser Angst. Auch wenn es schwierig ist dies über ein Forum zu vermitteln, werde ich
trotzdem versuchen dir ein bisschen auf diesen Weg zu helfen.
Der erste Schritt ist: Vergesse dich selbst!
Ein wesentlicher Anteil deiner Angst ist, dass du tief in dir drin (eigentlich ist es dein mentales Selbstbild) glaubst,
dass du selbst das Problem bist (ich kann nichts, ich weiss nichts, ich bin nichts, ich mache sowieso alles nur falsch
und die anderen lehnen mich deswegen ab).
Deshalb ist es notwendig, dass du die Dinge nicht mehr aus der Denkhaltung machst: ICH muss das machen.
Mit diesem ICH meinte ich, den alten NoVaIrda, der glaubt, dass er es eh nicht schafft und die anderen dann
schlecht über ihn denken bzw. reden.
Lasse deshalb in Zukunft, bei allem was du tust, dich selbst außen vor vergesse dich selbst (dein altes Selbstbildnis).
Der 2. Schritt ist: Konzentriere dich nur auf das Tun selbst.
Seien wir uns doch mal ehrlich. Für das, was getan werden muss, ist es doch völlig egal, wer es macht - es wird einfach getan.
Leider leben wir in einer Zeit von Egomanen und einem kranken Personenkult. Die Leute versuchen sich über alles mögliche
zu definieren und sich dabei wichtig zu machen. Sehr oft spielt dann das, was jemand macht, keine große Rolle mehr, sondern
er benutzt es nur, um sich dabei zu produzieren.
Die Dinge selbst geraten dann immer mehr in den Hintergrund und die kleinen Egos immer mehr in den Vordergrund (die sich dabei
dann enorm aufblasen).
Wenn du dich aber nur auf das, was du tust konzentrierst und dich als Person dabei ausblendest (1. Schritt Selbstvergessenheit),
dann spielst du selbst und all deine Ängste und Unsicherheiten keine Rolle mehr. Du bist dann im Tun und wirst Teil von dem, was
du tust. (Selbstversändlich kann man trotzdem Ratschläge von anderen mit mehr Erfahrung annehmen und diese dann in DAS Tun -
nicht in SEIN Tun - einfließen lassen).
Der 3. Schritt ist: Betrachte das Ergebnis und wenn es gut ist, dann freue dich darüber, das etwas Gutes entstanden ist...
Mache aber nicht den Fehler, dass du dann stolz darauf bist, dass DU etwas Gutes gemacht hast, denn dann hast du gegen den
ersten Schritt Selbstvergessenheit verstoßen und tappst wieder in die Egofalle (was in deinem Fall wirklich problematisch ist, weil
dich dann sofort deine Ängst und dein extremer Selbstzweifel einholt).
Falls des Ergebnis des Tuns dann nicht gut ist, dann einfach nochmal machen. So lange, bis es gut ist - es kommt darauf an, das
es so getan wird, das das Ergebnis gut werden kann und dieses Tun braucht manchmal Übung, bis es gut getan werden kann.
Versuche diese 3 Schritte doch einfach mal bei Kleinigkeiten und spüre in dich hinein, wie befreiend es ist, die Dinge nicht mit diesem
enormen Druck auf dir zu machen und um wie viel leichter die Dinge dann plötzlich sind.
Ich hoffe dir (und vielleicht auch noch anderen Nutzern) mit diesen Ausführungen weitergeholfen zu haben und würde mich darüber
freuen, wenn du (oder andere Nutzer) die Fortschritte hier posten würdest (sonst erfahre ich wahrscheinlich nie, ob diese Ausführungen
geholfen haben).
Viele Grüße
M.E.
20.07.2017 03:24 •
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