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Ich finde den Test durchschnittlich, über einige Fragen könnte man diskutieren oder sie sind ungenau.
Von den Tests die auf Frage und Antwort beruhen, halte ich nicht allzuviel, besser ist, zwischen Bildern auszuwählen.

Zitat von kritisches_Auge:
Von den Tests die auf Frage und Antwort beruhen, halte ich nicht allzuviel, besser ist, zwischen Bildern auszuwählen.
Wie soll ein Test funktionieren, bei welchem man zwischen Bilder wählen muss? Bilder enthalten zwar enorm viel Information - mehr als Worte je vermitteln könnten - aber genau das ist das Problem. Hat man beispielsweise ein Bild eines Wohnzimmers, hängt die Empfindung, ob es einladend wirkt, von vielerlei Faktoren ab, und es ist sehr subjektiv. Kleinste Details im Bild können die unterbewusste Entscheidung bedeutend ändern. Allein eine am Tisch stehende Teekanne kann viel bewirken - Teeliebhaber würden sich hingeneigt fühlen, Teeverachter würden eher ablehnend reagieren, selbst wenn das restliche Ambiente einladend ist. Noch gravierender könnte eine am Tisch stehende Wurstplatte wirken, Veganer würden das viel eher ablehnend empfinden als Mischköstler. All diese feinen Details verändern höchst individuell die subjektive Empfindung und machen eine wissenschaftliche Auswertung daher unmöglich.

Empfindungen basieren ebenso auf Erfahrungen - auf Assoziationen. Manche Menschen empfinden eine sehr unordentliche Wohnung als höchst einladend, weil sie es mit kreativer Arbeit und Leben assoziieren. Andere empfinden es als sehr uneinladend, weil sie es mit Ekel assoziieren.

A


Hochsensibilität Erfahrungen

x 3


Ich gehöre auch zu denen die Hochsensibel sind. Ich höre fliegen quasi pupsen.
Was normale Menschen nicht sehen, sehe ich.
Es nervt mich total.
Dann kommt es für mich zur Reizüberflutung.
Sehe Krümel auf Boden, wo jeder andere so drüber hin weg gehen würde.
Mit Kritik kann ich aber gut umgehen, wenn diese Berechtigt sind. Da ich auch mal austeile.
Meine Psychologin meinte das auch dies bleiben wird.
Da muss ich selbst an mir arbeiten.

Ja, gerade auf solchen subjektiven Einschätzungen beruhen solche Tests, es werden Bilder gezeigt, dann werden sie anders kombiniert und man muss wieder auswählen. Ich machte solche Tests, erinnere mich aber nicht mehr an die Namen.

Bei diesem Test hier wird deutlich auf welchen Grundpfeilern Hochsensibilität beruht , aber dann müsste noch mehr differenziert werden.

Wie hast du den kognitiven Filter aufgefaßt? Ich kann sehr gut entscheiden was im Augenblick am wichtigsten ist, auswählen, überhaupt neige ich sehr zum abstraktem Denken was ja eigentlich das genaue Gegenteil davon ist, jede Einzelheit zu bemerken.

Lara gibt ein sehr gutes Beispiel dafür, ich würde die Krümel nie bemerken.

Hochsensibilität überschneidet sich ja auch teilweise mit Asperger Autismus und schizoider Charakterstruktur, der ungenügende Reizfilter ist bei allen vorhanden.

Zitat von Zephyr:
Zur Zeit bekomme ich aber schon langsam Angst, was zurzeit mit mir los ist. Ständig müde, nicht fähig zur Konzentration, überhaupt nicht effizient und ständig das Gefühl im Kopf, vernebelt zu sein. Ich hoffe wirklich, das liegt nur am Wetter, denn wenn nicht mal Schlafen hilft, weiß ich auch nicht, was ich noch tun solle. Ich spüre immer den Drang danach, etwas tun zu müssen, ein Bedürfnis stillen zu müssen, ich weiß nur nicht wonach. Essen, trinken, dampfen, atmen, egal was, es stillt das unbekannte Bedürfnis nicht. Vielleicht braucht es eben wirklich mal frische, kühle Luft. Die kommt ja bald. Bis dahin heißt es wohl, entspannen und Geduld bewahren.


So geht es mir auch.
Es ist eine Getriebenheit, die schon morgens einsetzt. Ich habe das vermutlich schon seit frühester Kindheit.
Man fühlt sich einfach diffus bedroht, will sofort kämpfen aber das Hirn macht nicht mit.

Ich habe mal mein Morgen versucht zu schildern:

Zitat:


Montag Morgen.

Ich wache aus einem traumreichen und schweren Schlaf auf.
Den Nachhall des Traumes noch im Kopf wanke ich benommen aufs Klo.
Mechanisch fülle ich Wasser in den Wasserkocher und dreh' mir meine erste Zig..
Fernseher an.
Bla Bla auf allen Kanälen.
Fernseher auf Stumm.
Ich fühle mich Erschlagen.
Ich sitze im Schneidersitz auf der Couch,
der Kopf bewegt sich langsam richtung Tischplatte.
Ich bin Erschöpft.
Nach acht Stunden Schlaf.
Innere Unruhe kommt auf,die mich den Rest des Tages nicht verlassen wird,
tausende Gedanken und Gefühle ziehen durch mein Hirn,ich kann mich nicht auf einen
Konzentrieren.
Was muss ich tun, was will ich tun, was geht und was nicht.
Schlechtes Gewissen,...mach was!
Noch Erschöpft,schwinge ich mich aufs Rad und fahre Brötchen holen.
Das bedeutet Leben simulieren.
Wenigstens ein bisschen.

Draussen
Ein schöner Sommertag,doch noch viel zu grell.
Die Sonne blendet,ein Notarztwagen braust mit schrecklichem Gebrüll an mir vorbei,
die Sirene frisst sich ins Gehirn.
Eine alte Frau schiebt,schwer gebeugt,ihren Rollator vor sich her.
Sie blickt starr auf den Gehweg,wie in der Hoffnung auf eine Offenbarung.
Ich lese in ihren Gedanken,die von Krankheit und Einsamkeit erzählen.
An der Kita stehen zwei Frauen,Rauchend und Schwatzend.
Satzfetzen wie Hat er mich doch gefragt ob ich... wabern an mir vorbei.
Die eine hat einen Schuh in der Hand, auf ihrem T-Shirt steht Nonsense in grünen Lettern.
An der Ampel lese ich zwanghaft die Werbebotschaften und verpasse fast die Grünphase.
Etwas in mir Tritt in die Pedale,wahrscheinlich mein Autopilot.

Im Supermarkt.
Eine Fülle von Eindrücken donnert auf mich ein.
Jedes Produkt will mir gehören.
Geräusche, Bilder, Gerüche.
Aber besonders die Visuellen Eindrücke erschlagen mich.
Ich finde mich am Gemüsestand wieder,hast du noch Äpfel?
Ach ja,die Brötchen...
Vorm Brötchenstand kann ich mich nicht entscheiden.
Könnt'ja heute nur'ne Suppe essen...
Mit Nebel im Brain keine leichte Sache!
Die Dame neben mir drängelt schon,sie riecht nach Schweiss und nochwas.
Düdelüü über die Lautsprecher...
Ich schnapp mir zwei Brötchen,hole noch Milch und Käse und bin an der Kasse.
Die Kassiererin hat gelbe Fingernägel.
Soso.
Sie schaut kaum auf,während sie die Waren über den Scanner zieht.
Höre etwas von ...haben sie eine Bla Bla Karte...?
Und ich sage leise nein.
Ich höre ihr:Bitte? durch das piepsen des Scanners.
Sage nichts.
Etwas sehr Saures sammelt sich in m,einem Magen.
Umständlich fummel'ich meine Geldbörse aus der Jacke,
und bin froh, dass ich sie dabei habe,so erspare ich mir diesmal diesen heissen
Schreck,und bezahle.

Am Ausgang überfällt mich eine Dame mit russischem Akzent,einen Flyer in der Hand,
ihre Augen starr auf mich fixiert.
Breit Lächelnd stellt sie sich mir in den Weg.
Weiss schon was kommt.
Ich höre ...haben sie schon eine Bla Bla Karte...?
Ich schaue sie nur Stumm an und gehe weiter.

Das Fahrrad radelt mich in meine ruhige Nebenstrasse zurück.
Der Himmel ist Blau, und nur von kleinen Schleierwölkchen durchzogen.
Viel Grün um mich und die Luft riecht nach heissem Staub.
Ein schöner Sommertag denke ich wieder,und meine Gedanken rutschen in der Vergangenheit.
Wie so oft.
Sommer.
Jetzt an den See! denke ich.
Und ich überlege, es einfach zu tun.
Der Schweinehund ist plötzlich weg.
Jedenfalls der Dinge-die-mir-Spass machen-Schhweinehund.
Der Druck im Kopf lässt nach.
Und in diesem Augenblick geht es mir richtig gut,
bin ich Motiviert,im Flow,...bis...

Wieder Zuhause
Noch voll im Elan ist plötzlich die Luft raus.
Hinter der Wohnungstür fällt der Schwung von mir ab.
Es ist als wäre ein Schalter umgelegt.
Denn ich sehe:
Zu viele To-Do's und kein Anfang.
An den See?
Pah!
Der Schreibtisch sieht aus!Ich müsste zur Bank,Zahnarzt.
Und es drängelt in mir: Tu es!
Schuldgefühle.
Ich trinke den zweiten Kaffee.
Im TV ziehen Bilder stumm an mir vorbei.
Ich sehe Menschen,die irgendetwas in die Kamera sagen.
Schnelle Szenenwechsel.
Augenmüll.
Bilder.Bilder.Bilder.Alles will beachtet werden.
Wie in meinem Kopf.

Ich esse meine Brätchen und schaue aus dem Balkonfenster.
Die Sonne spielt mit den Blättern der Bäume,alle Grüntöne zaubernd.
Die Wärme des Tages dringt ins Zimmer und lockt mich den Tag anzunehmen.
Und ja,ich verspüre noch den Wunsch etwas aus diesem Tag zu machen.
Etwas treibt mich,ich wollte doch...
Und in mir kocht ein zielloser Drang zu handeln,denn eigentlich müsste ich ja...
Aber das Blei in meinem Kopf ist wieder da.
Die Augen auf Undendlich gestellt,Kopf im Stand-By,
lausche ich dem Rauschen meiner Gedanken.
Falle ich in die Vergangenheit.
Träume.
Mache nix.
Stand-By.

Und ich wünsche mir dann,dass mal die Welt still steht,
alle Bewegungen einfrieren,
dass ich mal ausatmen kann.

Im Schlafzimmer ist noch die Kühle der Nacht in den Wänden konserviert.
Ich stell'das Geschirr in die Küche und lege mich aufs Bett.

Ausschalten.
Den Tag,
das Licht,
die Geräusche,
Wünsche,
das Blei im Kopf,
Traurigkeit,
Schuldgefühle...

Meditationsmusik auf die Ohren und meine Atmung spüren.
Nacken wie aus Stein und Druck im Kopf.
Meine Gedanken wollen wieder aufstehen,aber ich konzentriere mich aufs Atmen.
Ich bin ein Stiller See und Gedanken ziehen lassen.
Ist das Meditation oder mein gewohntes Stand-By im Kopf?
Ich bekomme nicht mit,wie ich in den Schlaf falle,
die Erschöpfung macht das wie von selbst.
Vergessen sind 10.000 Eindrücke per Minute.

Bis ich nach zwei bis drei Stunden benommen aufwache.
Etwas Kraft getankt?
Etwas Mut,etwas Hoffnung?
Dazu war der Traum zu Bizarr.
Aber die Erschöpfung vom Nachtschlaf ist weitestgehend weg.
Wenigstens das.
Der Tag ist weiter gewandert.
Ich nicht.
Kopf sagt wieder: Mach was!
Doch ich finde die Strasse nicht.
Zuviele Nebenstrassen und Sackgassen.
Meine Hände machen was,der Autopilot macht das.
Dinge die gemacht werden wollen, so mein schlechtes Gewissen.
Und ich erledige wenigstens die Basics.
Nicht viel.Essen und etwas Aufräumen.
Es wird Abend.
Und der See ist Geschichte.
Die Liste, die an meiner Pinnwand pinnt,ist mir immer um einiges voraus.
Sieht aber schön aus, so Ordentlich.
In den Abendstunden verdichtet sich die Welt auf mein unmittelbares Umfeld,
der Wohnung.
Mehr als 100 Meter um mich herum existiert ein Draussen nicht mehr.
Die Welt steht ein bisschen still.
Ich stehe auf dem Balkon und rauche.
Ruhe.
Galgenfrist bis morgen.
Viel zu spät kämpfe ich mich in den Schlaf,voll Angst vor dem nächsten Tag.

Dienstag Morgen.
Ich wache aus einem traumreichen schweren Schlaf auf....


Es ist als ware zu viel Welt in meinem Kopf.
Ob ich nun ADS oder HSP habe, jedenfalls ist mein Stresssystem immer über normal.
Dabei habe ich bewusst keine konkreten Angstgedanken, woran ich arbeiten könnte und gut.
Daher hilft mir wohl auch keine Verhaltenstherapie.
Du siehst, es geht mir leider auch so.
Zu viele Reize, innere Impulse, die man nicht ausblenden kann.
Und ich tue mich verdammt schwer, das zu akzeptieren.
Denn in jüngerem Alter konnte ich vieles noch kompensieren.

Übrigens, meine Psychologin hat mir Schizoide Charakterstruktur bescheinigt. ADS und HSP hält sie für eine Modediagnose.
Aber für Schizoid bin ich zu Emphatisch.
Naja irgendwas von allem.
Was habt ihr für Diagnosen?

Gruss vom Robinson...

Zitat von Robinson:
Was habt ihr für Diagnosen?


Hochintelligente Einsamkeit , rein empathisch auf deinen Text reagierend, den du wunderschön geschrieben hast.

Pragmatisch: Schlafapnoe abklären lassen, und an Depression denken.

Tip: wie wäre es, einen Hund als Freund zu haben?

Zitat von kritisches_Auge:
Wie hast du den kognitiven Filter aufgefaßt? Ich kann sehr gut entscheiden was im Augenblick am wichtigsten ist, auswählen, überhaupt neige ich sehr zum abstraktem Denken was ja eigentlich das genaue Gegenteil davon ist, jede Einzelheit zu bemerken.

Nunja, es zeigt sich bei mir halt so, dass ich bevorzugt die Dinge mache, die ich gerade im Kopf habe, unabhängig davon, ob die nun wichtig sind oder nicht. Für mich ist es wichtig, während andere sagen, das könne ja warten. Zudem gibt es Sachen, die ich nicht machen kann, bevor ich nicht etwas anderes davor gemacht habe. z.B. muss zuerst der PC aufgeräumt sein, ehe ich meine Wohnung ausmisten kann. Das macht zwar keinen Sinn, aber ist halt so.

Zitat von kritisches_Auge:
Hochsensibilität überschneidet sich ja auch teilweise mit Asperger Autismus und schizoider Charakterstruktur, der ungenügende Reizfilter ist bei allen vorhanden.

Richtig. Ich würde das aber nicht als ungenügenden Reizfilter beschreiben, sondern als feinere Sinneswahrnehmung, insbesondere für Details. Es ist ja kein Mangel, sondern einfach nur eine andere Gehirneinstellung.


Zitat von Robinson:
Es ist eine Getriebenheit, die schon morgens einsetzt. Ich habe das vermutlich schon seit frühester Kindheit.
Man fühlt sich einfach diffus bedroht, will sofort kämpfen aber das Hirn macht nicht mit.

Nein, das ist es bei mir nicht. Ich fühle mich nicht getrieben oder irgendwie bedroht. Dieser Nebel im Kopf ist einfach nur eine Nachwirkung oder die direkte Folge einer Überreizung. Das Gehirn geht sozusagen in den Filtermodus, alles wird gedämpft, vernebelt, es ist wie in einem Film zu sein. Die Umwelt zieht vorbei, aber man ist nicht dabei. Das ist ein Schutzmechanismus. Wird oftmals als Overload oder gar als Meltdown bezeichnet. Wenn es schlimm kommt, kann das schon mal mehrere Tage andauern, bis ich wieder vollkommen erholt davon bin.
Jenes unbekannte Bedürfnis nach etwas kann ich aber nicht einordnen. Eventuell ein Zeichen einer inneren Unausgeglichenheit? Weiß ich nicht.

Zitat von Robinson:
Was habt ihr für Diagnosen?

Atypischer Autismus (wahrscheinlich High Functioning Autism), und wahrscheinlich HSP. Mit ersterem komme ich gut klar, an zweiterem arbeite ich noch.

Zitat von Robinson:
Übrigens, meine Psychologin hat mir Schizoide Charakterstruktur bescheinigt.

Achja, kurzes OT: bei sowas muss man genau hinschauen. Eine Differentialdiagnostik zwischen Schizoid, Schizotyp und Autismus ist sehr schwierig. Da die meisten Psychologen (zu) wenig Ahnung von Autismus haben, werden viele, besonders Asperger, schnell mal falsch diagnostiziert. Deswegen rate ich in der Sache immer zu einer Zweitmeinung. Sich eine Zweitmeinung einzuholen sollte generell öfters gemacht werden. Ich verstehe nicht, wieso das bei psychologischen Dingen scheinbar seltener gemacht wird als bei körperlichen Dingen. Zumal psychologische Dinge schwieriger zu diagnostizieren sind als körperliche. Ein gebrochenes Bein sieht man, eine gebrochene Seele nicht.

Ich habe keine Diagnose bekommen. Finde auch das nicht alles ein Namen haben muss. Ich bin halt eben so.

Ich bekam die Diagnose Posttraumatische Belastungsstörung.
Eine Diagnose ist ja nichts Statisches sondern kann sich auch ändern.
Es gibt Ähnlichkeiten mit schizoiden Menschen, aber dafür bin ich zu empathisch, früher war ich bekannt dafür fremdes Leid zu meinem eigenem zu machen, bei der Hs fehlt mein mangelnder Blick für Einzelheiten, vielleicht bin ich noch am ehesten eine Subform von Aspie.

Aspies müssen nicht immer ohne Empathie und ohne Interesse an Menschen sein, ich las einmal, dass manche Menschen gerne Kontakte aufbauen wollen, aber zu ungeschickt sein.

In einem Forum warf man mir vor, in Fettnäpfchen zu treten, vielleicht habe ich mich hier so gut eingewöhnt weil ich nicht das Gefühl habe in Fettnäpfchen zu treten, ich empfinde die Leute als sehr tolerant und großzügig.

Ich hätte einmal eine Frage an euch: viele Menschen gehen doch gerne essen und laden sich gegenseitig ein. Abgesehen von der Familie mag ich das nicht, ich habe Probleme zu essen und mich gleichzeitig zu unterhalten, kennt das jemand?

Etwas miteinander trinken zu gehen ist kein Problem.

Zitat von kritisches_Auge:
Ich hätte einmal eine Frage an euch: viele Menschen gehen doch gerne essen und laden sich gegenseitig ein. Abgesehen von der Familie mag ich das nicht, ich habe Probleme zu essen und mich gleichzeitig zu unterhalten, kennt das jemand?

Generell eher ja. Beim Essen bin ich öfters sehr stark auf das Essen konzentriert und darin außerordentlich vertieft. Familie und Freunde lernten das, bzw. lernen früher oder später, dass ich dabei sehr schweigsam sein kann und mein Umfeld nicht oder nur stark eingeschränkt wahrnehme. Im Speziellen ist es aber so, dass ich beim Essen ebenso sehr viel Reden kann, dabei jedoch das Essen fast gänzlich vergesse. Denn dann liegt mein Fokus nicht mehr beim Essen, sondern beim Reden.

Was sich beim Essen zeigt, ist auch in anderen Dingen festzustellen. Das ist sehr typisch für mich. Bin ich in eine Sache vertieft, fällt alles andere ganz oder nahezu ganz weg. Mein Wahrnehmungsfokus ist dann sehr scharf auf eine Sache gerichtet und damit auch extrem abgegrenzt zu allem Umliegenden. Es ist sozusagen das Gegenteil der völligen Reizoffenheit bzw. HS.

Das habe ich heute beim Besuch einer mir gegenüber befreundeten Familie mal wieder in der Extremform erlebt. Ich war so extrem in das Gespräch mit jemanden vertieft, dass ich alle anderen Sinnesreize komplett ausgeblendet habe. Eine andere Person versuchte mich anzusprechen, sie rief mich mit meinem Spitznamen, mit meinen Namen, sogar mit meinem Familiennamen, aber ich nahm das alles in keinster Weise wahr. Ich war sozusagen blind für alles um mich herum.

Viele Dinge funktionieren bei mir in Schwarz-Weiß-Mustern. Graustufen gibt es nur sehr wenig. Graustufen müssen mühsam erlernt werden und es ist immer eine gewisse Anstrengung, viele Graustufen zu halten und eben nicht in die für mich typischen Schwarz-Weiß-Muster zurück zu fallen. Im Allgemeinen ist es sogar unmöglich zu verhindern, dass ich früher oder später eben doch wieder in das für mich typische Muster falle. Als Autist wirst du immer Autist bleiben, egal wie gut du dich angepasst hast. Ich bin sehr gut angepasst, trotzdem erlebe ich immer wieder Phasen und Situationen, in denen ich so bin, wie noch vor 15-20 Jahren.

Aber das ist nicht schlimm, im Gegenteil. Ich schätze es sehr. Die Fähigkeit sich in eine Sache so sehr vertiefen zu können, dass die ganze Umwelt nicht mehr wahrgenommen werden kann, hilft nicht nur dabei, endlich mal Ruhe vor zu viel Reizinput zu haben, sondern durch den dabei äußerst geschärften Blick, kann ich unheimlich gut Dinge auffassen und erlernen. Im Extremfall kann ich innerhalb von 6 Wochen den selben Stoff erlernen, für welchen andere ein halbes Jahr oder länger brauchen. Das ist kein Fluch, sondern ein Segen.

Wer ein Problem damit hat, darf mich gerne meiden, mich ignorieren und muss gewiss nicht mein Freund werden. Aber jene, die damit klar kommen, wie ich eben so bin, sind herzlich eingeladen, Freunde zu sein. Und jene, die meinen, mich fertig machen zu wollen, indem sie mein Vertrauen ausnutzen, jenen kann ich nur sagen: Ich muss nur einen Schalter in mir umlegen, und jene sind für mich vergessen. Ich lernte, eiskalt zu sein, wenn es sein muss.

Zitat von kritisches_Auge:
Aspies müssen nicht immer ohne Empathie und ohne Interesse an Menschen sein, ich las einmal, dass manche Menschen gerne Kontakte aufbauen wollen, aber zu ungeschickt sein.

Vollkommen richtig. Ich bin zwar kein Aspie, aber Autist. Als solcher kann ich für mich das durchaus bestätigen. Meine Empathie ist zwar nicht immer konform, gut oder angebracht, aber ich lernte bereits ein Gespür dafür, ob das, was ich sage und als Hilfe bieten möchte, bei dem anderen ankommt oder nicht. Die Art und Weise, wie ich das erkenne, ist wohl anders, aber das Resultat ist nahezu identisch. Auch das konnte ich heute mehrfach in der Praxis erleben.
Was das mit den Kontakten aufbauen anbelangt: Jeder Mensch möchte und braucht zumindest zeitweise Kontakte. Aber Kontakte machen nur Sinn, wenn man daraus einen eigenen Nutzen erfahren kann. Als Autist in einer Nicht-Autisten Welt ist es jedoch sehr schwierig, einen Nutzen durch den Kontakt mit anderen zu erfahren. Genau das ist der wesentliche Grund dafür, warum ich nur wenige Kontakte pflegen kann und es mir sehr schwer fällt neue Kontakte zu finden. Wenn ich mehr Geben muss, als ich dafür je bekomme, funktioniert das leider nicht. Aber es ist leider so, dass ich in vielen Fällen teils extrem viel geben muss, aber nur aus meiner Perspektive viel zu wenig zurückbekomme.

Dennoch muss ich, um anerkannt zu werden, sehr viel schauspielen. Ich stecke 500 % Energieleistung in mein Umfeld und bekomme im Schnitt vielleicht 1-5 % zurück. Das ist anstrengend und ermüdend. Das ist auch keine Einbildung, hat auch nichts mit Depressionen zu tun, oder sonst was. Ich versuche es immer wieder auf's neue. Kontakte finden, die mir auch das zurückgeben können, was ich in diese investiere. Doch in den meisten Fällen ist es für mich eben nur sehr anstrengend, und ich erhalte nicht das zurück, was ich für mich brauche. Oftmals scheitert es bereits am Verständnis. Wenn es verstanden wird, scheitert es oft daran, dass es nicht nachvollzogen werden kann. Wenn es nachvollzogen werden kann, dann kann es klappen, aber auch scheitern, wenn die gemeinsame Chemie nicht stimmt. Wie auch immer, in all den Dingen wende ich enorm viel Energie auf. Mehr als ich habe und mehr als ich zurückbekommen werde.

Daher ist nicht die Frage, ob ich neue Kontakte will oder nicht, sondern es ist nur die Frage, ob es sich überhaupt lohnt, sich darum zu bemühen. Und nein, es lohnt sich für mich nicht. Es lohnt sich viel mehr, meinen eigenen Dingen nachzugehen, als den sozialen Dingen.

Hier im Forum ist es ein wenig anders, dennoch zeigt sich auch hier das typische Bild. Echte Freunde finde ich nicht. Viel Zustimmung ja, sofern ich viel an Energie investiere. Doch da mit das Schreiben im Blut liegt, ist der Energieaufwand dafür relativ gering.

Was hat das nun mit HS zu tun? Nunja, im Kern bin ich ein sehr intensiv fühlendes Wesen. Ein Wesen, welches sich sehr bewusst darüber ist, dass es nicht sonderlich kompatibel mit der existierenden Welt ist. Ich führe teils lieber ein Dasein als Steppenwolf, obwohl ich eigentlich keiner bin. Schwer zu beschreiben, es ist schwer, es nicht misszuverstehen. Letztendlich habe ich auch keine Worte dafür, um das zu sagen, was ich sagen müsste. Und selbst wenn ich sie hätte, wer würde diese verstehen? Ich bin sehr sensibel, hoch sensibel, sehr empfänglich für sehr vieles. Aber das macht mich irgendwie auch ein-sam. Nicht zu-sam-men. Denn wie gesagt, ich muss so unendlich viel Energie in die soziale Kommunikation stecken, damit sie gut gelingt, aber ich bekomme selten das zurück, was ich für mich brauche. Teils liebe ich jene Momente, in jenen nicht sprechen kann. Teils wünsche ich mir sogar jene Zeit zurück, in der ich noch in meiner eigenen Sprache sprach.

Wie auch immer. Ich weiß jetzt schon, was an Reaktionen kommen werden. Ebenso weiß ich, dass alles wie immer darauf hinaus laufen wird, wie es schon immer gewesen ist. Meine Ratio muss herrschen, die Emotio wird verteufelt und meine Hoch-Sensibilität versinkt zwischen Kopfweh und Melancholie im Schwarz und Weiß. ^^

Wäre ich zu ehrlich oder zu offen im Moment, würde ich es zudem bereuen, da ich weiß, dass ich momentan viel emotionaler und emotional-sensibler bin als später. Die eine Seite will die andere nicht haben. Nun ja, daran ändert sich auch nichts, wenn ich es beschwichtige.
Anbei bitte ich um keine Zerstückelung meines Textes. Es ist nur eine rohe Schilderung meiner Wahrnehmung, meines Erlebens und Fühlens im Rahmen einer Hochsensibilität.

PS: Sicher ist jeden Falls eines: Ich reagiere je nach Phase sehr emotional und hochsensibel auf äußere Reize. Es betrifft nicht nur physische Reize, sondern auch emotionale. Das wird Autisten oftmals komplett abgesprochen, aber das ist falsch. Das eigentliche Problem ist viel eher, dass die Reaktion halt nicht konform ist. Kein Problem des Reagierenden, sondern meiner Ansicht nach ein Problem der Gesellschaft.

Nachtrag: Mein letzter Beitrag ist mal wieder zum Teil die Folge meiner unzweifelhaft sehr hoch intensiven Emotionalität. Meist versuche ich, dies alles später zu revidieren oder schön zu reden. Warum? Weil ich es nicht wahrhaben will und nicht wahrhaben darf, dass ich halt auch so sein kann und eben so auch bin. Vielleicht noch besser gesagt: Wenn ich so bin, erhalte ich eher keinen Zuspruch, keine Anerkennung, sondern viel mehr Abneigungen und Aussagen, ala Reiße dich zusammen.

Wenn man das alles aber echt und ohne Vorurteil betrachtet, ist das sehr sicher einfach nur meine hochsensible Emotionalität, die auf der einen Seite einfach sein will, wie sie ist und denkt, und auf der anderen Seite ist es eben sehr sicher meine HS. Ich streite gerne ab, dass ich auch im Bereich der Gefühle hochsensibel bin. Weil das halt meist nur Probleme im Umgang mit Mitmenschen bedeutet. Tatsache ich jedoch, dass ich einer jener Autisten bin, der nicht nur hs bzgl. physikalischer Reize ist, sondern auch hs bzgl. psychologischer Reize. Also Gefühle. Wenn ich emotional bin, aber selbst wenn ich das nicht bin, erlebe ich Gefühle äußerst intensiv. Ich weiß halt nicht, wie ich damit richtig umgehen soll. Ich weiß ja nicht mal, ob es richtig ist, dass ich mich der Norm anpassen soll. Eigentlich will ich das nicht, aber ich muss.

Sicher ist nur, dass ich im Bereich der Gefühle schon immer sehr hoch sensibel war. Aber ich darf und kann das nicht sein. Denn wäre ich es, wäre ich nicht konform. Aber ich probiere akut aus, wie weit ich frei emotional agieren kann, ohne von außen darin eingeschränkt zu werden.

Zitat von kritisches_Auge:
Ich hätte einmal eine Frage an euch: viele Menschen gehen doch gerne essen und laden sich gegenseitig ein. Abgesehen von der Familie mag ich das nicht, ich habe Probleme zu essen und mich gleichzeitig zu unterhalten, kennt das jemand?Etwas miteinander trinken zu gehen ist kein Problem.


Mir fällt es auch schwer in Gegenwart von fremden zu essen, trinken geht bei mir auch wiederum. Mir behagt das einfach nicht und sich dabei zu unterhalten ist auch schwer. Aber irgendwie habe ich es mit der Zeit hingekriegt, das Unbehagen dann gut auszublenden.

Ich glaube meine Sensibilität dreht sich um das sich Hineinversetzen in andere Menschen und der Unfähigkeit sich abzugrenzen. Und auch um das Vorhersehen von Geschehnissen und Gedankenlesen, was oft von anderen Menschen heruntergespielt wird.
Es geht natürlich auch um meine Fantasiewelt, die sich oft für mich mit der Wirklichkeit vermischt. Auch entfachen Musik oder Düfte tiefe intensive Gefühle in mir.

Bin auch betroffen auch wenn ich die Hochsensibilität nicht als etwas beschreiben würde, worunter ich leide, ist ja keine Krankheit. Eher ein Merkmal meiner Persönlichkeit.
Am meisten macht mir das Alien-Gefühl zu schaffen, dass andere meine Gefühle nicht nachvollziehen können, mich nicht verstehen oder mir sagen ich solle mir ein dickeres Fell zulegen.
Und ich nicht einfach funktionieren kann und somit im normalen Berufsalltag starke Probleme habe, gerade auch im sozialen Umgang.
Oder es wird alles schnell zuviel.

Ich habe den Thread jetzt erst entdeckt .
Schade, dass die Beiträge hier schon älter sind, ich hoffe trotzdem, dass es ok ist, wenn ich hier schreibe .
Ich bin nämlich auch betroffen und es war ein sehr langer Weg bis ich überhaupt wusste, dass ich auch hochsensibel bin.
Ich konnte mich als Kind schon sehr gut in andere hineinversetzen, war immer schon sehr mitfühlend und sehr fantasievoll, das hat sich bis heute auch nicht geändert.
Meine Emotionen sind auch sehr stark, ich muss oft schneller weinen als andere, nehme viele Sachen schnell persönlich.
Ich bin auch sehr vorsichtig und versuche Situationen, wo es gefährlich werden könnte, immer sehr genau einzuschätzen.
Außerdem bin ich schnell überfordert, wenn ich mehrere Sachen gleichzeitig machen soll.
Und da gibt es noch einige andere Sachen.
Ich habe auch immer so Sätze zu hören bekommen wie: Stelle dich nicht so Hab ein dickes Fell Höre auf so mitfühlend zu sein usw. Leider hat es lange gedauert bis ich endlich eine Therapeutin gefunden habe, die sich damit auskennt und mich genau über alles aufgeklärt hat.
Ich kann jetzt besser verstehen, warum ich so reagiere und dass ich nichts dafür kann, man braucht sich dafür nicht zu schämen.
Leider wird man von der Gesellschaft oft noch schräg angeguckt und manche können damit leider nicht umgehen, aber ich hoffe, dass sich irgendwann was ändert und viele merken, dass sie nicht alleine damit sind .

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Dr. Reinhard Pichler
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