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Hallo Ich bin 20 Jahre alt, weiblich, noch Schülerin. Mein Problem ist, dass ich überhaupt nicht rede, außer in bestimmten Situationen wie z. B. einem Einzelgespräch mit einer vertrauten Person. Und manchmal habe ich sogar Angst. Dass ich nicht rede, ist vor allem in der Schule unangenehm, wenn mich ein Lehrer aufruft, egal wie sehr ich ihm/ihr vertraue. Schon wenn ich nur meinen Namen höre, erschrecke ich und merke, wie ich rot anlaufe. Dann werde ich nervös und würde am liebsten weglaufen. Mein Herzschlag beschleunigt sich und manchmal zittere ich. Ich hab auch immer so ein Engegefühl, das immer schlimmer wird, je länger ich dran bin. Bei Gesprächen mit mehreren Personen bin ich sehr zurückhaltend und antworte nur dann, wenn mich jemand was fragt, allerdings immer nur mit kurzen Antworten. In Einzelgesprächen kommts vor allem drauf an, ob ich der Person vertraue. Es gibt Personen, mit denen ich im Einzelgespräch fast ganz normal reden kann, aber auch welche, mit denen ich kein Wort rede. Was Präsentationen betrifft, ist es so, dass sich des schon ein wenig gebessert hat, früher gings nur, wenn ich so müde war, dass ich dabei fast eingeschlafen wär. Heute, dank der Hilfe eines Lehrers, gehts, wenn ich die Hälfte ablesen darf, sogar im wachen Zustand. Trotzdem bin ich immer noch sehr nervös und krieg Panik, wenn ich unerwartet etwas vortragen soll und dann geht gar nix. Ich hab auch schon mehrere Tage vor einer Präsentation Angst davor.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Auslöser für das alles Mobbing war. Während meiner gesamten Realschulzeit wurde ich massiv gemobbt. Ich habe deshalb Menschen gehasst und alle so gut es eben ging gemieden und stattdessen des Kontakt zu Tieren gesucht. Ich wollte mich zu der Zeit sogar umbringen, aber bin nach dieser Horrorschule zum Glück auf einer anderen Schule gelandet, wo alle voll lieb zu mir waren/sind. Nun würde ich gerne wieder mehr Kontakt zu anderen Menschen haben, aber ich traue mich nicht, mit ihnen zu reden und ich kann selbst meinen besten Freundinnen nicht voll und ganz vertrauen. Ich frage mich häufig, ob sie nur aus Mitleid mit mir befreundet sind oder weil ich ihnen helfe, wenn sie etwas in der Schule nicht verstehen.
Ich habe daher im Internet recherchiert und bin dabei auf die soziale Phobie gestoßen. Da einige der Symptome auf mich zutreffen, wollte ich nun mal in einem Forum nachfragen, was ihr dazu meint. Denkt ihr ich leide an sozialer Phobie? Zu einem Psychologen kann ich leider nicht gehen. Ich habe zu große Angst vor einem Gespräch.

02.02.2014 19:09 • 05.02.2014 #1


14 Antworten ↓


Hallo, ja , dass hört sich sehr nach einer Soziophobie an. Ich leide auch selbst darunter und kenne die Symptome all, die du hier beschreibst. Ich kann dir nur einen guten Rat geben. Auch wenn du einen Gang zum Psychologen ausschließt, wäre es doch besser, wenn du einen Psychologen/in in Erwägung ziehen würdest. Ich habe mich auch sehr lange gesträubt, aber ich habe es nicht bereut, in eine Therapie zu gehen. Wenn du dann bei einem Psychologen/in sitzt, nimmt man dir sofort deine Angst. Ich habe auch ungeheuer viel Angst vor dem ersten Gespräch gehabt, aber es war wirklich nicht schlimm. Die Angst vor dem Gespräch wurde mir schnell genommen. Bitte versuche es. Es ist ein gut gemeinter Rat von mir

liebe Grüße

Manfred

A


Habe ich wirklich eine soziale Phobie?

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Hallo Sayuri,
also ich weiß nicht ob man immer alles gleich in irgendeine Schublade stecken muß. Du bist
eben ein zurückhaltender und sensibler Mensch und das ist doch auch irgendwie sehr schön.
Es gibt so viele die immer aufschwätzen und der tollste sein wollen, da ist mir so Dein Verhalten
weit aus sympathischer. Du mußt vielleicht an Dir arbeiten, dass Du Dir keine Vorwürfe deswegen
machst, wenn Du nicht reden möchtest. Wenn Du allerdings sehr darunter leidest weil Du das
Gefühl durch Deine Ängste vieles zu verpassen könntest Du Dir ja mal ein bißchen Literatur zu
diesem Thema besorgen.
Ich wünsche Dir alles Liebe und Du bist genau richtig so wie Du bist!
Popkörnchen

Hallo Sayuri,

ich kann zu einer sozialen Phobie nicht viel sagen, ich habe keine. Aber ich habe andere Ängste und bin mittlerweile sehr froh darüber, jede Woche meine Therapie zu haben. Ich habe jetzt erst seit Januar jede Woche 35 Minuten, davor hatte ich alle zwei Wochen nur 20 Minuten. Therapie überhaupt bekomme ich seit August 2013. Seit ich sie bekomme hat sich bei mir schon so vieles zum Positiven verändert, das glaubst du gar nicht. Ich konnte gerade auch sehr schlimme Ereignisse schon verarbeiten, die für mich nun wirklich in die Ferne entrückt sind. Ich bin mittlerweile 50 und habe zuvor auch immer nur mit Büchern gearbeitet. Das hatte bei weitem nicht diesen Effekt, wie die Psychotherapie. Es muss natürlich jeder selbst für sich entscheiden, ob er eine haben will oder nicht, aber wenn du sie nicht ganz ausschließt, dann würde ich eine beantragen. Die Wartezeiten sind lang und solltest du sie dann doch nicht haben wollen, dann kannst du immer noch absagen.

Mit lieben Grüßen
Zärtlich Liebende

Erstmal vielen lieben Dank für eure Antworten.
Ich denke auch, dass ihr recht habt. Ich sollte wirklich mal zu einem Psychologen gehen und mir helfen lassen.
Allerdings gibts da noch ein Problem, das ich vergessen habe zu erwähnen, und zwar meine Familie. Ich wohne leider noch zu Hause und da ich vor habe nach diesem Schuljahr in der Nähe studieren zu gehen, wird sich das wohl leider auch nicht so schnell ändern. Jedenfalls ist meine Familie sehr intolerant und konservativ. Die sind der Meinung, dass Menschen, die nicht ihre volle Leistung zeigen oder zeigen können oder sonst irgendwie anders sind, minderwertig sind. Ich weiß, das ist einfach nur dumm aber so denken die halt. Nach außen hin wird immer die heile Welt gespielt und ich muss mitspielen, sonst gibts nen riesen Krach. In Wirklichkeit hat in meiner Familie jeder mit jedem Streit, oft wegen Banalitäten. Mit meiner Mutter komm ich überhaupt nich gut aus, mein älterer Bruder hat mich früher häufig verprügelt und mein Vater ist 2012 gestorben.
Also das wirkliche Problem ist, dass wenn ich auch nur versuche mir Hilfe zu holen und die das mitbekommen, werden die sich die ganze Zeit nur lustig über mich machen und verhindern, dass ich Hilfe bekomm. Und das alles nur, weil die denken, dass man alles aus eigener Kraft schaffen muss, sonst ist man schwach und damit minderwertig.

Also wie schon gesagt, kann ich was meine Familie angeht nicht mit Hilfe rechnen. Meine beste Freundin nimmt mich leider auch nicht ernst. Sie sagt, ich soll doch endlich einfach mal reden. Sie versteht mich wohl offensichtlich nicht. Die einzige Person, die mir also bleibt und bei der ich mir sicher bin, dass ich Hilfe bekommen würde, ist mein Lieblingslehrer. Er hat mir schon mal Hilfe angeboten, als er gesehen hat, dass ich mich geritzt hab. Er hat gesagt, ich soll zu ihm kommen, wenn ich Hilfe brauche. Aber trotzdem weiß ich nicht, ob ich wirklich zu ihm gehen soll, weil er hat echt schon genug für mich gemacht. Er hat sich sogar schon öfter mit Kollegen angelegt, damit die mir bessere mündliche Noten geben, aber des war leider eher ein Schuss nach hinten. Jetzt kucken die, dass er mir keine zu guten Noten gibt :/
Daher werde ich mich wohl oder übel heimlich nach Hilfe umsehen müssen und ob das auf lange Sicht gut geht...

Trotzdem vielen lieben Dank für eure Vorschläge

Liebe Grüße
Sayuri

Hallo Sayuri,

das tut mir sehr leid, dass du solche Riesenprobleme mit deiner Familie hast Das kann doch eigentlich nicht wahr sein. Wenn deine Familie gegen dich steht, wird es schwierig. Versuche trotzdem dir professionelle Hilfe zu besorgen. Dein Lehrer kann dir da vielleicht sogar behilflich sein. Auf jeden Fall brauchst du eine Psychotherapie. Ohne eine Solche wird es sehr schwer werden. Du kannst doch zu deinem Hausarzt gehen und dich Ihm anvertrauen. Er wird dir sicherlich helfen. Hab den Mut dazu. Aus eigener Kraft geht so etwas kaum zu bewältigen. Das finde ich eine riesen Sauerei, entschuldige bitte, aber anders kann ich das Verhalten deiner Familie ,dir gegenüber nicht beschreiben.

Liebe Grüße

Manfred

Liebe Sayuri,

bitte hole dir unbedingt Rückenstärkung bei deinem Lehrer, rede mit deinem Hausarzt und mache die Therapie auch schon deshalb, dass du lernst, anders mit deiner Familie umzugehen. Falls du schon volljährig bist, kannst du sie ja auch vor vollendete Tatsachen stellen und ihnen sagen, dass dies allein deine Entscheidung ist und sie da nichtmehr mitzureden haben. Ansonsten kannst du dir ja vorläufig mal Hilfe auf einer Beratungsstelle suchen. Dort geht es im Allgemeinen auch mit den Terminen schneller als bei einer Therapie. Sie könnten dich bestimmt deiner Familie gegenüber in deinem Recht auf Therapie unterstützen. Du hast es nämlich (Sozialgesetzbuch XIII, Kinder- und Jugendhilfegesetz). Auf dem Jugendamt könntest du deine Situation schildern und um Unterstützung für ein selbstständiges Leben bitten. Erkundige dich doch: Du hast Möglichkeiten! Du musst nur um diese wissen. Und wenn du erst weißt, welche Möglichkeiten du alles hast, dann kannst du vielleicht viel selbstbewusster eine Entscheidung treffen, weil du nicht mehr so ins Ungewisse rennen musst.

Wenn ich mir so überlege, was ich an deiner Stelle tun würde, dann würde ich als erstes einen Termin in einer psychosozialen Beratungsstelle machen. Die haben Therapeuten an der Hand und die wissen, welche Möglichkeiten es für dich gibt, Unterstützung darin zu erhalten, dein Leben außerhalb deine Familie selbstständig in die Hand zu nehmen. Ob du das nachher machst, bleibt dir ja offen.

Ich grüße dich und wünsch dir Kraft.
Zärtlich Liebende

Ich hab grad nicht alle Posts gelesen aber ich glaube es hat noch keiner erwähnt - was du hast, nennt man ((s)elektiven) Mutismus und das hat eine extrem hohe Komorbidität zur Sozialphobie. Nur in wenigen Fällen tritt Mutismus ohne Sozialphobie auf.

Hi Sayuri,

so eine Familie zu haben ist eine Strafe. Meine ist ähnlich und ich habe und hatte dieses Nicht-Reden-Können-Problem auch so. In den Zeugnissen stand immer ist zu still. Ich habe damals gar nicht verstanden, was die damit meinen, bzw. was es den Lehrern bringt, wenn ich weniger still bin.

Der Rat, eine Psychotherapie zu machen, ist einerseits gut. Andererseits sollte ein junger Mensch m.E. trotzdem wissen und bedenken:
Wer schon mal wegen der Psyche untersucht und/oder behandelt wurde (auch, wenn es rein freiwillig war),
- wird in den meisten Fällen nicht mehr verbeamtet
- bekommt in den meisten Fällen keine Berufsunfähigkeitsversicherung mehr
- muss bei privaten Versicherungen höhere Beiträge bezahlen

Das heißt, es kann sich auf die spätere berufliche bzw. finanzielle Situation schlecht bis verheerend auswirken.

Daher meine ich, man sollte es nur dann tun, wenn es wirklich ohne das nicht weitergeht.

Ich meine, in deinem Fall z.B. muss es keineswegs eine eigene charakterliche Anlage sein, dass du so still bist,
andererseits aber auch keine verfestigte Fehlentwicklung, die du nicht selber wieder abbauen kannst.

Was du brauchst, ist die Erkenntnis, dass du selbst ein liebenswerter (und intelligenter) Mensch bist, der ganz normal reden kann, sofern du reden MÖCHTEST,
und dass es die Psychokonstruktion deiner Familie (Vater, Mutter, davon abgeleitet wohl Bruder usw., wahrscheinlich auch mind. 2 Großeltern) ist, wegen der du dir angewöhnt hast, lieber den Mund zu halten.
Oder ?

Du brauchst den eigenen Beschluss, deine Umwelt nicht mit deiner Familie gleichzusetzen und dich außerhalb deiner Familie nach deiner eigenen Entscheidung zu äußern. Und du musst dir klarmachen, dass man auch dann natürlich nicht immer Recht hat und sich nicht immer durchsetzen kann. Aber schweigen ist auch keine gute Alternative, denn die zieht erst recht Aggressionen anderer an. Sie empfinden das oft als Angst oder als Abweisung, und beides mögen die Menschen nicht. Du ja sicher ebenfalls nicht, oder?

Ich bin sicher, wenn du ehrlich in dich selbst reinschaust, wirst du eine mutige, engagierte Person entdecken, die etwas zu sagen hat und auch schweigen kann, aber nicht muss.

Und lass dich nicht von klug klingenden Bezeichnungen erschrecken.

Nochmals Danke für eure Antworten
Also ich denke, ich werde erstmal meinen Lehrer mit einbeziehen. Ich werde ihn mal in den nächsten Ferien per e-mail anschreiben, weil ich trau mich net so wirklich, ihn einfach so anzusprechen. Er wird mir bestimmt helfen und er kennt sich auch ein bisschen mit Psychologie aus. Konnte da schon ein paar Sachen von ihm lernen.

Vielleicht kommt er mir auch zuvor, weil heute war er kurz davor, nochmal mit mir zu reden. Hatte heute morgen Kommunikationsprüfung in Englisch. Es ging so einigermaßen, aber war halt total nervös. Danach bin ich dann halt noch in den Unterricht gegangen, Religion. Ist zwar jetzt net grade mein Lieblingsfach, aber ich mach da die mündliche Prüfung im Mai. Jedenfalls als ich dann im Unterricht war, hab ich plötzlich angefangen zu zittern. Und des wollte einfach nicht aufhören. Hab 2 Stunden lang gezittert. Mein Lehrer hat dann versucht, mich bisschen abzulenken, aber es hat nicht wirklich geklappt. :/ Dann ist er zu mir rüber gekommen und ist die ganze Zeit bei mir geblieben. (Macht er häufiger, vor allem wenn wir nen Film ankucken, dann sitzt er auch schon mal neben mir.) Normalerweise beruhigt mich des irgendwie, aber heute leider nicht. Er sah voll so aus, als ob er sich wirklich überlegt hat, ob und was er machen soll. Ich denke echt, dass er wohl demnächst auf mich zukommen und mir helfen wird, so wie er mich angesehen hat. Und wenn nicht, dann schreibe ich ihm in den Ferien ne Mail. Vorher hab ich noch so viel Stress in der Schule, da geht gar nix. Da hab ich leider überhaupt keine Zeit, die ganzen Prüfungen kommen alle in den nächsten Wochen und Abi ist echt nicht einfach :/
Also ich schreib dann wieder, wenn es Neues gibts.
Liebe Grüße
Sayuri

ich drück dir die daumen, dass er dir wenigstens ein bisschen helfen kann. liebe grüße

Hallo Sayuri,

auch ich drück dir die Daumen und wünsche dir, das er dir wirklich helfen kann.

liebe Grüße

Manfred

Ich drück dir auch noch den großen Zeh dazu

Liebe Grüße
Zärtlich Liebende

Vielen lieben Dank

A


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Dr. Reinhard Pichler
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