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Ich hatte vor ca. sieben Jahren eine Phase, in der es mir für fast zwei Jahre zunehmend besser ging. Die sozialen Ängste waren damals ernsthaft eskaliert. Hab beispielsweise stundenlang komplett angezogen (Jacke, Schuhe, Rucksack) am Fenster gesessen und gewartet, bis keine Leute mehr zu sehen waren. Dann ganz schnell raus und Einkaufen. Einkaufen selbst war eine totale Tortur. Habe vorher einen Einkaufzettel gemacht, mit den Dingen präzise in der Reihenfolge, wie sie im Laden zu finden sind. Und dann Luft hohlen und wie eine Spezialeinheit: Rein - Durch - Raus; niemanden ansehen, mit niemandem sprechen, wenn ich was vergessen hatte, Pech gehabt.

Die Phase der Besserung hing meiner Meinung nach damit zusammen, dass ich es gewagt hatte, mal etwas Neues auszuprobieren und mir ein wenig Selbstdisziplin und Selbstsicherheit beizubringen. Und dass ich angefangen hatte, komplett eingefahrene Routinen mal zu ändern - anfangs nur ein ganz kleines winziges bisschen.

Ich hatte angefangen systematisch und regelmäßig AT zu machen, habe mir ein Acryl-Malset (bei Aldi zu Weihnachten) gekauft und einfach losgepinselt. Außerdem habe ich mich per Wikipedia und Fachseiten zumindest oberflächlich in psychiatrische Themen eingelesen, um meine Situation besser zu verstehen. Ich hatte mir einen Wochenplan gemacht, mit allerlei kleinen Aktivitäten (Pflicht und Hobby) und versucht mich möglichst konsequent dran zu halten.

Statt immer alles auf den Einkaufszettel zu schreiben, habe ich einfach mal das Gemüse weggelassen und mich gezwungen, 30 Sekunden beim Gemüseregal stehenzubleiben. Oder ich habe ganz bewusst Produkte vertauscht, um mich dazu zu bringen mal einen anderen Weg durch den Laden zu nehmen.

Ich versuche das gerade auch wieder. Einfach mal Routinen ändern, langsam aber stetig. Diese völlig eingefahren Routinen sind nämlich auch nichts anderes als Vermeidung.

Vielleicht hilft Euch das ja auch.

Ich kenne diese Unterscheidungen zu gut... Essen z.B. mit der engsten Familie sind kein Problem, sobald es aber eine größere Feier mit 12 Leuten ist, kann ich nicht mitessen...bei mir ist Einkaufen z.B. nur ein Problem, wenn ich Leute treffen könnte die ich kennen könnte...

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Habe ich eine soziale Phobie?

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Zitat von Infinityonfire:
Ich kenne diese Unterscheidungen zu gut... Essen z.B. mit der engsten Familie sind kein Problem, sobald es aber eine größere Feier mit 12 Leuten ist, kann ich nicht mitessen...bei mir ist Einkaufen z.B. nur ein Problem, wenn ich Leute treffen könnte die ich kennen könnte...


Essen kann ich schon mit egal wievielen Leuten, aber nichts reden. Essen kann ich immer und überall

Zitat von Schlaflose:
Essen kann ich schon mit egal wievielen Leuten, aber nichts reden. Essen kann ich immer und überall


Das kenn ich aber auch... die Angst etwas zu sagen, etwas gefragt zu werden, darauf warten, bis und ob man etwas gefragt wird





Dr. Reinhard Pichler
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