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Dann sei mal froh das es mit denen nicht geklappt hat. Gib nicht auf und suche solange weiter bis Du jemaden passenden für Dich gefunden hast, der Dir helfen kann und will. Würde auch paralel nach Kliniken suchen in denen Du Dich wohlfühlen könntest. Beim Erstgespräch kann man gut die Fühler ausstrecken und sich die Räumlichkeiten ansehen.
Klinik wäre schon sehr von Vorteil für Dich. Du kommst in Kontakt mit anderen Menschen die auch Probleme haben und man redet viel miteinander. Sogar Freundschaften knüpfen wenns passt. Man hat jederzeit die Möglichkeit sich zurückzuziehen.

Dass man die Opfer stärken sollte, dies kann ich nur bestätigen.
Ich habe am eigenen Leib Mobbing in der Schule erfahren, nur nannte man das damals anders bzw. es gab gar keinen echten Begriff dafür.
Von der 5. bis zur 10. Klasse, also die gesamte Oberstufe hindurch wurde ich von den Mitschülern meiner Klasse gemobbt, verbal und leider auch manchmal körperlich, Ich kann nur sagen: Wehret den Anfängen bei so etwas! Mir hat damals leider keiner geholfen, auch hat mir niemand einen wirklich Ausweg aus der Situation gezeigt. Ich habe es einfach aus gesessen. Was heißt einfach? Das war es natürlich bei Weitem nicht. Ich war immer eine gute Schülerin gewesen, Schule machte mir Spaß, Lernen viel mir leicht. Aber ich war ein unansehnliches Kind.
Kinder meiner Klasse, vor allen Dingen die Jungen riefen hinter mir her, dass ich so hässlich sei wie die Nacht und dass ich nie einen Mann abbekommen werde. Die Mädchen klatschten dazu Beifall. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass nicht nur meine Klasse, sondern die ganze Schule gegen mich ist. Ich entwickelte eine Sozialphobie vor allen Dingen gegen pubertierende Jungen und Männer unter der ich noch heute leide. Ich hatte zwar Beziehungen und konnte zeitweise diese Angst überwinden, aber alle meine Beziehungen zu Männern gingen in die Brüche. Das lag wohl u.a. daran, dass ich mir immer Außenseiter gesucht habe, die in ihrer Kindheit ähnliche Probleme hatten wie ich.
Freunde habe ich auch sehr wenige - das wundert nicht, weil ich ja nie gelernt habe, Freundschaften aufzubauen, sondern immer nur Ablehnung erfahren habe.
Auch meine Eltern haben wenig eingegriffen, weil sie machtlos waren. In der 8. Klasse gab es einen Vorfall, der nochmal alles dramatisierte. Die Mitschüler fanden auf dem Acker den Keilriemen eines alten Treckers und verprügelten mich damit einfach mal so auf dem Nachhauseweg. Ich hatte überall Striemen und weinte natürlich fürchterlich.
Mein Vater sagte: Wenn du nochmal so ankommst, kriegst du von mir noch eine mit drauf! Wenig hilfreich.
Meine Mutter jedoch ging am nächsten Morgen in die Schule und stellt die gesamte Klasse gemeinsam mit dem Biologielehrer, den sie von früher kannte, zur Rede.
Es wurde eine Predigt von ihm, die sich gewaschen hatte - und ich war dankbar, dass mir endlich mal jemand half.
Meine Klassenlehrerin ging dann mit der Klasse in einen russischen Kinderfilm über das Thema Mobbing.
Seitdem herrschte dann zumindest ein Waffenstillstand, sprich: sie mochten mich immer noch nicht, aber ließen mich zumindest in Ruhe, sie ignorierten mich weitestgehend.
Noch heute leide ich unter den Folgen des damaligen Mobbings meiner Mitschüler: ich habe eine Sozialphobie, die sich beruflich zwar nicht unbedingt so widerspiegelt, aber im Privaten dafür sehr. Ich habe wenig Freunde und ich habe keinen Partner.
Irgendwie scheint das eine selbst erfüllende Prophezeiung gewesen zu sein dieser Spruch von denen damals. Aber ich habe ihn ja auch täglich zu hören bekommen.

Nun suche ich Leute, die Ähnliches in ihrer Kindheit erlebt haben, vielleicht auch am Arbeitsplatz. Ich möchte mich gerne mit euch austauschen. Vielleicht ist sogar auch der ein oder andere Täter hier - ich meine nicht Personen aus meiner ehemaligen Klasse - aber ich glaube, es würde mir helfen, auch mit einem solchen Täter mal in Kontakt zu treten.

Vielen Dank für Eure Zeit





Dr. Reinhard Pichler
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