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Hallo zusammen,

heute musste ich im Unterrricht nach vorne und etwas an das Whiteboard schreiben, das nicht so schnell getan war. Während ich die ersten Buchstaben schrieb, fing ich an zu zittern, vor allem meine Beine. Ich habe das als so extrem empfunden, dass ich glaube, dass das sicherlich jeder gesehen hat. Zum Glück musste ich mein Werk nicht noch erklären, denn das hätte ich nur schwer hinbekommen.

In diesen Momenten bin ich immer zwiegespalten. Da gibt es eben diesen Anteil, der so auf diese Situationen reagiert und ein anderer versteht die Aufregung nicht und würde gerne viel mehr von sich zeigen- würde sein Wissen gerne teilen. Dieser Anteil genießt es sogar etwas, diese Art von Aufmerksamkeit zu bekommen.

Ich war froh als ich wieder saß und die Beobachterrolle einnehmen konnte, die mir so vertraut ist. Ich denke oft, dass es schade ist, so viel für mich zu behalten, nur weil ich nicht über meinen Schatten springen kann, wobei ich hier und da viel beizutragen hätte. Ich lerne auch viel von anderen und bin dankbar dafür, deswegen empfinde ich mein Verhalten als egoistisch.

Wie kann man es wohl trainieren in solchen Situationen und ganz allgemein mehr aus sich heraus zu kommen?

Hat hier jemand Tipps oder versucht sich gerade in irgendeiner Weise an etwas?

Lieben Gruß

~Zoe~

05.06.2014 16:31 • 06.06.2014 #1


4 Antworten ↓


Ja, das ist es - die Beobachterrolle ist dir vertraut, die extrovertierte Tafelmalerin eher nicht.

Da hilft nur üben, üben, üben - Vorträge halten, hier schreien bei Referaten. Das hilft souveräner zu werden. Vielleicht wäre ein Debattier-Club etwas für dich?

Mir hat auch die Übung geholfen. Wenn ich heute vor einer Gruppe von Menschen sprechen will oder muss, dann bin ich auch immer noch aufgeregt, aber es ist eher eine Art freudige Erwartung, die mich dann packt.

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Extraversion trainieren Ist das möglich? Wenn ja, wie?

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Ja, das stimmt! Ich muss diese Rolle üben. Da ich heutzutage wieder deutlich gefestigter in meinem Inneren bin, könnte ich dem wirklich mehr Beachtung schenken. Ich bin schon in einer Gruppe, mit der ich mich regelmäßig treffe und in der sich über bestimmte Themen ausgetauscht wird. In diesem Rahmen könnte ich mich daran versuchen. Ich habe neulich schon mit meiner Therapeutin darüber gesprochen, dass ich während eines solchen Treffens für einen Moment meine Fesseln vergessen habe und aus dem Nähkästchen geplauder habe. Als mir das bewusst wurde, war es mir direkt unangenehm, aber dennoch tat es auch verdammt gut, ganz offen von der Leber weg zu sprechen.

Ich glaube, es dauert eine Weile, bis man wirklich Grenzen ziehen kann und lernt, was man wirklich nicht erzählen möchte und was man durchaus über sich preisgeben kann. Das festigt sich aber, je öfter man in Interaktion tritt und bewusst Denkstrukturen und Handlungsweisen währenddessen hinterfragt.
Finde ich gut, dass dir selbst aufgefallen ist, dass nicht nur wertvoll ist, was andere Menschen erzählen, sondern dass das , was du zu sagen hast, für sie genauso interessant ist!

Ich hab mich damit auch unglaublich schwer getan und war früher der Ansicht, es würde so wieso niemanden interessieren, was ich zu sagen habe. Irgendwann traf ich mal jemanden, der mir erzählte, dass er total gerne Journalist geworden wäre, aber dass es wohl niemanden interessieren würde, was er zu sagen hätte und so ist er Dolmetscher geworden. Keine eigenen Worte, keine eigene Sprache. Und ich dachte krass, wie kann man so verquer denken, bis mir auffiel, dass ich ja ebenfalls so dachte. Aber vom klick im Kopf bis zur Umsetzung war es ein steiniger Weg und selbst heute ertappe ich mich manchmal bei dem Gedanken: ach komm, sag es nicht, ist eh überflüssig. Aber dem gebe ich dann nicht mehr nach... Eher meine ich, wer nicht hören will, was ich sage, soll weghören.

Zitat von AJPsychic:
Finde ich gut, dass dir selbst aufgefallen ist, dass nicht nur wertvoll ist, was andere Menschen erzählen, sondern dass das , was du zu sagen hast, für sie genauso interessant ist!

Ich hab mich damit auch unglaublich schwer getan und war früher der Ansicht, es würde so wieso niemanden interessieren, was ich zu sagen habe. Irgendwann traf ich mal jemanden, der mir erzählte, dass er total gerne Journalist geworden wäre, aber dass es wohl niemanden interessieren würde, was er zu sagen hätte und so ist er Dolmetscher geworden. Keine eigenen Worte, keine eigene Sprache. Und ich dachte krass, wie kann man so verquer denken, bis mir auffiel, dass ich ja ebenfalls so dachte. Aber vom klick im Kopf bis zur Umsetzung war es ein steiniger Weg und selbst heute ertappe ich mich manchmal bei dem Gedanken: ach komm, sag es nicht, ist eh überflüssig. Aber dem gebe ich dann nicht mehr nach... Eher meine ich, wer nicht hören will, was ich sage, soll weghören.


Ich habe lange Zeit auch so gedacht, doch durch meinen vorigen Beruf, durch den ich sehr viel positives Feedback bekommen habe, hat sich diese Meinung sehr geändert und natürlich auch durch meine Beschäftigung mit gewissen philosophischen Themen. Ich habe durch diesen Beruf gelernt, dass jeder jedem so viel geben kann, durch die Einzigartigkeit seines Denkens und Fühlens- seiner Art zu sein. Für manch einen war der Austausch mit mir das Highlight des Tag. Das zu merken war einerseits schön, aber es hat mich auch unsagbar trauurig gemacht.

Es ist schon schlimm, wie sehr man sich doch mit seiner eigenen Denke selbst im Weg stehen kann. Der Dolmetscher, der eigentlich Journalist werden wollte, ist ein sehr gutes Beispiel dafür.





Dr. Reinhard Pichler
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