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Hallo,

ich habe mich hier, angemeldet, da ich momentan wieder in einem Tief bin und nicht weiter weiß. Auch bin ich mir nicht sicher, in welches Forum genau mein Problem passt. So oder so ähnlich gab es bestimmt schon zig Posts, aber ich muss mir das einfach mal von der Seele schreiben.
Seit rund 0,5 Jahren bin ich in einer Verhaltenstherapie und hatte bislang das Gefühl, dass sich alles zumindest etwas besserte. Heute fühlt es sich an, als würde ich mir diese Entwicklung nur vorgaukeln.

Meine Geschichte in Kurzform:
Ich war früher ein fröhliches und aufgeschlossenes Kind, war ständig mit Freunden unterwegs und habe wenig für die Schule gemacht. In der Realschule wurde ich von einzelnen (darunter ein in Grundschulzeiten sehr guter Freund von mir) gemobbt.
In der Realschule (7. oder 8.Klasse) erkrankte ich an Leukämie, durfte nach ca 05-0,75 Jahren wieder in meine frühere Klasse, in der ich mich gut einlebte, nochmal 1 Jahr später hatte ich einen Rückfall und bekam Knochenmark gespendet. Seit dieser Zeit leide ich an einem Reizdarmsymptom zu dem keine physischen Auslöser nachgewiesen werden konnten.
Ich kam wieder in meine ehemalige Klasse zurück und machte mit ihr den Abschluss. Aufgrund der früheren Krankheit wurde ich von meinen Eltern in Wattebällchen gepackt, durfte weder aus dem Haus (außer für die Schule) noch mit auf die mir damals sehr wichtige Abschlussfahrt. Selbst der Tischtennisverein wurde mir verwehrt.
Trotz meines guten sozialen als auch leistungsbezogenen Anschlusses in der Schule bin ich in dieser Zeit immer weiter vereinsamt. Dies lag mit Sicherheit daran, dass ich außerhalb der Schule kaum Möglichkeiten zum sozialen Kontakt mit Gleichaltrigen (außerhalb des Internets) hatte als auch an meinem Reizdarmsyndrom, dass es mir später, als ich wieder durfte, schwer machte das Haus zu verlassen.
Anschließend kam ich auf ein Gymnasium und das Abitur zu machen. Auch hatte ich in der Schule wieder sehr schnell Kontakte, aber eben nur innerhalb der Schule. Außerhalb hätte ich sicher auch mit diesen Personen was unternehmen können, aber ich habe mich nicht getraut, weil ich Angst hatte negativ aufzufallen. (sowohl durch mein schüchternes und zurückhaltendes Verhalten als auch mein Darmproblem) Auch konnte ich weibliche Gleichaltrige von mir aus auch in der Schule kaum ansprechen. Wurde ich angesprochen, ging es dagegen, auch wenn ich denke, dass man mir die Unsicherheit anmerkte.
Letztendlich habe ich auch mein Abitur erfolgreich geschrieben und bin auch trotz meiner Angst mit dem Reizdarm mit zur Abschlussfahrt (immerhin 14stündige Busfahrt pro Strecke) gefahren.
Heute studiere ich an einer Berufsakademie im dritten Jahr und bin 22 Jahre. Durch das Fachgebiet sind in meinem Kurs allerdings keine Frauen, was es mir erleichtern würde, die Interaktion mit dem weiblichen Geschlecht zu üben. Denn von nichts kommt bekanntlich auch nichts. Dadurch habe ich das Gefühl, im Umgang mit Frauen eher unsicherer als sicherer zu werden.
Wie zu Abiturzeiten unternehme ich mit Bekannten aus dem Studium (fast zu allen aus Abi/Realschule habe ich kaum bis keinen Kontakt mehr, da ich wie gesagt außerhalb der Schule auch wenig mit anderen unternommen habe) kaum etwas außerhalb der BA. Das liegt wohl auch in meiner Unsicherheit im Verhalten anderen gegenüber (insbesondere Frauen) als auch an meinen RDS. Ich habe Angst Dinge falsch zu machen und damit negativ aufzufallen (auch mit meiner Sensibilität negativ aufzufallen, was nach weitläufiger Meinung ja nicht gerade männlich ist), Angst als Langweiler zu gelten, Angst, dass auffällt, dass ich ab und zu öfter auf die Toilette muss. Außerdem fehlt mir die Flexibilität vieler Bekannten. Ich kann nicht mal eben so um die Häuser ziehen (bzw. ich könnte es wahrscheinlich schon, traue mich aber nicht) oder nach einem Anruf bei mir spontan nach 15min bereit stehen zur Abfahrt in die Disco. Auch sind die dreckigen, von Besoffenen dominierten Toiletten in einer Disco ein Hindernis.

Das alles macht mit Angst und bedarf enormer Vorbereitung meinerseits. Wenn ich weiß, dass ich abends weggehe, esse ich zum Beispiel den ganzen Tag lang nichts um die Wahrscheinlichkeit, auf die Toilette zu müssen, zu senken. Auch nehme ich vorher eine Immodium-Kapsel. Auch habe ich Angst, plötzlich Fremden gegenüber zu stehen, bei denen ich nicht weiß, wie ich mich verhalten soll. Ich fühle mich dann wenn ich mal unterwegs bin wie ein Aussätziger, der da nicht rein passt. Alle anderen feiern und haben Spaß, nur ich stehe darum (bzw. versuche Spaß vorzugaukeln) und mache mir Gedanken über meine eigenen Probleme.
Im Rahmen der Verhaltenstherapie versuche ich zur Zeit öfter mal wegzugehen, um meine Ängste abzubauen. Auch achte ich auf Blickkontakt (den ich zuvor vermieden habe), da dies mein Selbstwertgefühl steigern soll. Ich denke meine Psychotherapeutin hat auch ein positives Bild von meiner Entwicklung, da ich es in den Sitzungen selbst oft positiver darstelle, als ich es selbst sehe. Ich habe das Gefühl, mich selbst ihr gegenüber zu schämen, dass ich all meine Ziele (öfter weggehen usw.) nicht auf die Reihe bekomme. Immer wieder nehme ich mir vor diese Bedenken zu sagen und bekomme es dann in den Sitzungen wieder nicht hin.
Erschweren tut mir, dass wenn ich vor habe wegzugehen, ich mich kaum traue, die entsprechenden Leute anzusprechen. Entweder haben potenzielle Kandidaten bereits ihren Freundeskreis und ich komme mir doof vor (bzw wie das fünfte Rad am Wagen) mich da einfach dranzuhängen oder die Leute haben selbst keine Lust etwas zu unternehmen. Auch habe ich Angst den Bekannten so zu zeigen, was für ein ärmliches Leben (aus ihrer Sicht) ich eigentlich führe. Ich versuche das immer so darzustellen, dass ich eigentlich viele Freunde habe und auch oft etwas unternehme.
Einige Male habe ich diese Ängste bereits ignoriert und bin einfach mit Bekannten weg oder alleine in eine Disco. Da kam ich mir dann aber wie Falschgeld vor, da ich mich wie gesagt auch nicht traue einfach Fremde anzusprechen und auch nicht so unbekümmert tanzen (innere Blockade, ich hippel dann immer vom einen aufs andere Bein und verbuche es schon als Erfolg, wenn ich den Arm mal in die Luft bekomme) kann wie viele andere.
In meinem Umfeld gelte ich, soweit ich das mitbekomme als sehr vertrauenswürdiger und gefühlvoller Mensch (ich lege auch sehr viel Wert auf Ehrlichkeit, Freundlichkeit usw.) , auch Gleichaltrige haben mir das schon positiv von sich aus bescheinigt. Wenn Bekannte Probleme haben, kommen sie oft zu mir.
Ich würde mich allerdings selbst gerne mal bei einem Freund aussprechen in der Hoffnung, dass er mich (im übertragenen Sinne) an die Hand nimmt und hilft aus diesem Sumpf von Ängsten und Problemen herauszukommen. Leider habe ich - und da bin ich bei einem weiteren Problem von mir - in niemandem dieses Vertrauen. Daher spiele ich anderen auch immer eine heile Welt vor, so dass sie nicht auf die Idee kommen, wie schlecht es mir eigentlich geht. Ich habe eigentlich immer die Angst hintergangen zu werden oder dass mir aus meinen Problemen ein Strick gedreht wird.
Auch komme ich mit meinen 22 Jahren schwer damit zurecht, immer noch keine Beziehung gehabt zu haben. Ich denke das zieht mich hauptsächlich immer wieder in diese Tiefs. Aber von nichts kommt eben auch nichts und ich denke, solange ich meine anderen Probleme nicht in den Griff bekomme, muss ich mir in die Richtung auch gar keine Hoffnungen machen.
In meine

Ich weiß selbst nicht, was ich mir nun durch diesen Topic erwarte. Es tut aber gut, sich das alles mal von der Seele zu schreiben.

VG,
Tom1

20.03.2011 12:41 • 20.03.2011 #1





Dr. Reinhard Pichler
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