Bin längst erwachsen,
Rot im Gesicht ist mein Leiden.
Ich dachte, mein Problemchen
teilen keine Anderen...
Wie ich seit kurzem feststellte, es sind sehr viele Betroffene mit den man über seine eigene Erfahrung als „rote Birne“ sprechen kann. Und im Gegensatz zum bekannten Spruch, ein Indianer kennt wohl Schmerzen, aber er leidet stillschweigend.
Ich bin 43, Französin und lebe in Berlin seit 1990, also seit fast 20 Jahre.
Da ich eine gewisse Neigung zur Perfektionismus habe, bitte ich für die Sprachfehler um Verständnis (ich habe mich bemüht).
Ich bin eine fröhliche Natur und immer zum Lachen bereit, mein Liebesleben war bis jetzt chaotisch, aber nicht langweilig, Arbeit habe ich (fast) immer gehabt (war sogar selbständig), also ich will die Jüngeren von Euch sagen: Kopf hoch, nicht verzweifeln, das Leben kann echt sehr spannend sein!
Ein Minuspunkt in meinem Leben: Ein Freundeskreis habe ich nicht, ich kenne genug Leute mit wem ich Freundschaft schließen könnte und die mich nett finden, aber irgendwie funkt es bei mir nicht. Also es ist nicht wegen dem Rotwerden, ist jedoch -denke ich- eine „Nebenwirkung“, wie Verschlossen-sein oder so.
Ich hatte eine allerbeste Freundin vor ca. 8 Jahren die mich furchtbar enttäuscht hat, seitdem habe ich meine Seele nicht mehr wirklich geöffnet. Die Narbe ist noch vorhanden.
Ich bin mit meinem aktuellen Freund seit ca. 11 Jahren zusammen, er hatte natürlich schon fast vom Anfang an gemerkt, daß ich manchmal komische knallrote Flecken bekomme, einige Mal machte er mir den Vorwurf, charakterlos zu sein, aber mit meinem rotem Kopf war es so peinlich und erniedrigend daß ich davon jedesmal flüchtete (HALLO, FEUERWEHR, bei mir brennt das Dach und die letzten Stockwerke!)
Erst vor 2 Tagen habe ich ihm von meinem Leiden sowie meinen Entdeckungen in Internet ausführlicher erzählt. Dabei kamen einige rote Flecken auf den Hals. Aber sieh da, er hat mitfühlend reagiert. Nachdem ich soviele Internet-Berichte von Mitleidenden gelesen habe, war plötzlich ein Knoten geplatzt.
Also Schritt für Schritt möchte ich den Weg machen, dagegen aktiv zu kämpfen. Der erste Schritt ist getan.
Ich leide an diese „Rot-werden-phobie“ und Schüchternheit seit ich mich erinnern kann, und habe immer noch enorme Probleme Kontakte zu knüpfen. Ich dachte aber immer dass ich die einzige auf der Welt bin, die aus dem Roten Planet Mars kommt. Wie erleichtert bin ich auf einmal, Informationen, Foren, Beiträge, Behandlungsmöglichkeiten und Make-up-Tipps zu finden... Inzwischen bin ich natürlich ein großes Mädchen und habe einigermaßen gelernt, damit zu leben. Ich werde nicht täglich knallrot wie in der früheren Schulzeit, die Lebenserfahrung bringt auch dazu, dass man Alltagssituationen besser meistert und die peinlichen Momente vermeidet (geht aber nicht immer). Aber es wartet immer im Hintergrund, lauernd auf die nächste Gelegenheit wie ein ewiges mit sich-selbst-Katz-und-Maus-Spiel. Oder so ob man ständig *beep* laufen würde, tragend ein Plakat als einzige Kleidung, wo drauf geschrieben ist: VORSICHT BRENNGEFAHR, dieses arme Wesens hält Ihre Blicke nicht aus.
Ich hatte schon mit 7-8 Jahren diese knallrote Anfälle, ich kann mich an zwei Details dieser Periode ungefähr erinnern:
1) Beim Vorlesen in der Klasse versuchte ich mein rotglühend kleines Gesicht hinter dem Buch zu verstecken.
2) Ein neuer Junge kam irgendwann in meine Klasse, blondgelockt, groß, kommunikativ, schön wie ein griechischer Gott. Als er mir eines Tages eine niedliche Liebeserklärung machte, war ich noch steifer als ein Stück Holz, die ganze Zeit habe ich meine Schuhe mit den Augen fixiert, blutrot von den Fingern bis in die Haarspitzen, man hätte auf meinem Kopf Eier kochen können, und ich brachte kein einziges Wort über die Lippen… Aber es ist keine schlechte Erinnerung mehr, ich find´s jetzt lustig. NA KLAR, weil er mich mochte, der Süsse!
Kurz danach sind wir in die Hauptstadt umgezogen und ich sah die netten JugendfreundInnen meiner Nachbarschaft nie wieder. Danach war es immer eine Qual in jeder Schule irgendwo neuzukommen.
Als ich zwischen 9 und 15 Jahren war sind wir mehrfach umgezogen und ich war in mindestens 5 verschiedene Schule u. Gymnasium, also ich war immer wieder irgendwo die Neue. Ich kann mindestens sagen: Es hat nicht zu meiner „kulturellen Integration“ beigetragen.
Ich glaube die Tiefpunkte des Grauens waren ab der Pubertät, ich gebe Euch drei Beispiele von vielen, so versteht Ihr besser wie ich wie ein Baby ohne Ahnung war, an meiner übermäßigen Emotivität schutzlos ausgeliefert. (LACHEN ist ERLAUBT):
1) Mit 13 Jahren war ich noch weniger aufgeklärt als ein 8-jähriges-Mädchen (mit meinen Eltern hatte ich irgendwie so viele Gefühlaustausch und Gespräche als ein Goldfisch mit seinem Aquarium). Als ein Mädchen mich fragte ob ich Tampons benutze, antwortete ich ehrlich „Nein, ich weiß nicht mal wo er reinkommen sollte“ - irgendwie desolat, oder? (UNGLAUBLICH daß ich sowas hier schreibe, ich habe es natürlich niiieee erzählt)
2) mit 14 Jahren kam ein besonders „pikantes“ Ereignis das die nächsten 15 Jahre meines Lebens erschwerte: Wir waren am Strand in Gabun /Afrika, auf dem Weg zu meinem Vater der schon seit einige Monate dort arbeitete, um mit ihm 2 Jahre lang die Hitze und die Moskitos genießen zu können. Meine Mutti hatte die normale NiveaCreme als Sonnenschutz mitgebracht, nun am Abend ist es mir klar geworden, daß NiveaCreme als Sonnenschutzmittel nicht geeignet ist…Ich bekam soooo einen schweren Sonnenbrand am ganzen Körper daß ich die nächsten Tage das Liegen im Bett nicht ertragen konnte und habe mich furchtbar geschämt. (Hey, ich war soooo rot daß ein Mexikaner mich mit einer überreifen Red-Chilischote verwechselt hätte!) Unfairerweise war ich die Einzige betroffen, der Rest der Familie war verschont, ob die Sonne netterweise ganz für mich gestrahlt hätte (ah ja, meine kleine Schwester war auch da, 7 Jahre jünger als ich und damals unerträglicher als eine hungrige Stichmücke). Am Körper ging der Sonnenbrand weg ohne Folgeschäden, aber ich verlor meinen „zarten Babyteint“ im Gesicht für immer, Nase, Kinn und Wangen haben ein deutlich sichtbare Verfärbung behalten, ich fühlte mich entstellt (nach und nach ist es weniger geworden, aber man sieht noch deutlich Äderchen).
3) Das Jahr des Abitur, ich war seit einem Jahr wieder in Paris, davor hatte ich ein Jahr bei einer Tante im Mitten-Frankreich gewohnt während Vati, Mutti und Schwester immer noch in Afrika waren. Mit mittlerweile 17 Jahren war ich ein elendes emotionales Wrack. Insbesondere war da ein Junge mit wem ich mich am Jahresanfang pudelwohl gefühlt hatte (Schmetterlinge im Bauch waren für mich was ganz neues), die ganze Klasse merkte daß wir Gefühle füreinander hatten, unter dem Druck der Hälften der Klasse habe ich ihn um eine Verabredung gebeten (schon bemerkenswert, wie selbstsicher ich trotz Schüchternheit in diesem Moment gehandelt habe!), aber mein Pech: der Idiot kam nicht, und noch schlimmer, er machte mich den Rest des Jahres immer wieder fertig, versuchend mich von meinen Kameradinnen zu trennen (die waren schon Mangelware), zeigend plötzlich an Ihnen Interesse, nehmend die U-Bahn mit Ihnen obwohl ich früher mit den mitgefahren war und er nicht, etc., tja er hat sein Spaß gehabt mich zu quälen, zum Glück war es das letzte Schuljahr und danach habe ich ihn nie wiedergesehen. Ich glaube der Schock sitzt in mir immer noch tief, weil ich nicht verstehen kann wie man so lieb sein kann und plötzlich so grausam. Es ist mir immer völlig unverständlich.
(Die Älteren von Euch kennen vielleicht noch eine alte Trickserie mit „Calimero“ dem Küken mit der Eischale auf dem Kopf, er fühlte sich immer ungerecht behandelt, von seinen Eltern, in der Schule etc. Calimero´s Lieblingsspruch war : „die Welt ist soooo ungerecht“). Jetzt weiß ich: DEN SPRUCH HATTE ER MIR GEKLAUT!!
Langsam Bergauf ging es als ich mit 18-19 Jahren vom Elternhaus ausgezogen bin um mit meinem ersten richtigen Freund zu wohnen. Dann habe ich peu à peu das wahre Leben kennengelernt. Auch viele schmerzhafte Erfahrungen, auch oft mit rotem Kopf durch die Gegend, manchmal so extrem rot daß viele unschuldigen Kirschen bestimmt vor Neid geplatzt haben. Aber ich war mein eigener Kapitän im Boot geworden.
Na, habe ich Euch schläfrig gemacht mit meiner Geschichte? Oder haben sich einige festgeklammert?
Keine Sorge, ich komme jetzt zum Schluss:
Ich bin froh daß es Euch gibt, es macht mir Mut. Vorgestern war es das erste Mal, daß ich deswegen geweint habe, es waren Tränen der Erleichterung. Und heute schreibe ich Witze dazu, es ist … ja… eine ganz neue Erfahrung.
Falls es Berliner unter Euch gibt, hätte ich Interesse, an einem nächsten Treffen teilzunehmen.
PS: ich habe mich gleich in mehrere Französischen und Deutschen Foren eingetragen, so begeistert ich war. Also möglicherweise könnt Ihr diesen Bericht woanders finden, ich stelle mich offiziell damit vor.
Für diejenige die Französisch lesen / verstehen, empfehle ich ein sehr nette Seite die ich ebenfalls entdeckt habe:
http://www.lestetesreds.ovh.org/index.html
Es gibt da sogar Interviews, Fernsehreportage und OP-Video. Sehr interessant.
Also bis dann.
Rot im Gesicht ist mein Leiden.
Ich dachte, mein Problemchen
teilen keine Anderen...
Wie ich seit kurzem feststellte, es sind sehr viele Betroffene mit den man über seine eigene Erfahrung als „rote Birne“ sprechen kann. Und im Gegensatz zum bekannten Spruch, ein Indianer kennt wohl Schmerzen, aber er leidet stillschweigend.
Ich bin 43, Französin und lebe in Berlin seit 1990, also seit fast 20 Jahre.
Da ich eine gewisse Neigung zur Perfektionismus habe, bitte ich für die Sprachfehler um Verständnis (ich habe mich bemüht).
Ich bin eine fröhliche Natur und immer zum Lachen bereit, mein Liebesleben war bis jetzt chaotisch, aber nicht langweilig, Arbeit habe ich (fast) immer gehabt (war sogar selbständig), also ich will die Jüngeren von Euch sagen: Kopf hoch, nicht verzweifeln, das Leben kann echt sehr spannend sein!
Ein Minuspunkt in meinem Leben: Ein Freundeskreis habe ich nicht, ich kenne genug Leute mit wem ich Freundschaft schließen könnte und die mich nett finden, aber irgendwie funkt es bei mir nicht. Also es ist nicht wegen dem Rotwerden, ist jedoch -denke ich- eine „Nebenwirkung“, wie Verschlossen-sein oder so.
Ich hatte eine allerbeste Freundin vor ca. 8 Jahren die mich furchtbar enttäuscht hat, seitdem habe ich meine Seele nicht mehr wirklich geöffnet. Die Narbe ist noch vorhanden.
Ich bin mit meinem aktuellen Freund seit ca. 11 Jahren zusammen, er hatte natürlich schon fast vom Anfang an gemerkt, daß ich manchmal komische knallrote Flecken bekomme, einige Mal machte er mir den Vorwurf, charakterlos zu sein, aber mit meinem rotem Kopf war es so peinlich und erniedrigend daß ich davon jedesmal flüchtete (HALLO, FEUERWEHR, bei mir brennt das Dach und die letzten Stockwerke!)
Erst vor 2 Tagen habe ich ihm von meinem Leiden sowie meinen Entdeckungen in Internet ausführlicher erzählt. Dabei kamen einige rote Flecken auf den Hals. Aber sieh da, er hat mitfühlend reagiert. Nachdem ich soviele Internet-Berichte von Mitleidenden gelesen habe, war plötzlich ein Knoten geplatzt.
Also Schritt für Schritt möchte ich den Weg machen, dagegen aktiv zu kämpfen. Der erste Schritt ist getan.
Ich leide an diese „Rot-werden-phobie“ und Schüchternheit seit ich mich erinnern kann, und habe immer noch enorme Probleme Kontakte zu knüpfen. Ich dachte aber immer dass ich die einzige auf der Welt bin, die aus dem Roten Planet Mars kommt. Wie erleichtert bin ich auf einmal, Informationen, Foren, Beiträge, Behandlungsmöglichkeiten und Make-up-Tipps zu finden... Inzwischen bin ich natürlich ein großes Mädchen und habe einigermaßen gelernt, damit zu leben. Ich werde nicht täglich knallrot wie in der früheren Schulzeit, die Lebenserfahrung bringt auch dazu, dass man Alltagssituationen besser meistert und die peinlichen Momente vermeidet (geht aber nicht immer). Aber es wartet immer im Hintergrund, lauernd auf die nächste Gelegenheit wie ein ewiges mit sich-selbst-Katz-und-Maus-Spiel. Oder so ob man ständig *beep* laufen würde, tragend ein Plakat als einzige Kleidung, wo drauf geschrieben ist: VORSICHT BRENNGEFAHR, dieses arme Wesens hält Ihre Blicke nicht aus.
Ich hatte schon mit 7-8 Jahren diese knallrote Anfälle, ich kann mich an zwei Details dieser Periode ungefähr erinnern:
1) Beim Vorlesen in der Klasse versuchte ich mein rotglühend kleines Gesicht hinter dem Buch zu verstecken.
2) Ein neuer Junge kam irgendwann in meine Klasse, blondgelockt, groß, kommunikativ, schön wie ein griechischer Gott. Als er mir eines Tages eine niedliche Liebeserklärung machte, war ich noch steifer als ein Stück Holz, die ganze Zeit habe ich meine Schuhe mit den Augen fixiert, blutrot von den Fingern bis in die Haarspitzen, man hätte auf meinem Kopf Eier kochen können, und ich brachte kein einziges Wort über die Lippen… Aber es ist keine schlechte Erinnerung mehr, ich find´s jetzt lustig. NA KLAR, weil er mich mochte, der Süsse!
Kurz danach sind wir in die Hauptstadt umgezogen und ich sah die netten JugendfreundInnen meiner Nachbarschaft nie wieder. Danach war es immer eine Qual in jeder Schule irgendwo neuzukommen.
Als ich zwischen 9 und 15 Jahren war sind wir mehrfach umgezogen und ich war in mindestens 5 verschiedene Schule u. Gymnasium, also ich war immer wieder irgendwo die Neue. Ich kann mindestens sagen: Es hat nicht zu meiner „kulturellen Integration“ beigetragen.
Ich glaube die Tiefpunkte des Grauens waren ab der Pubertät, ich gebe Euch drei Beispiele von vielen, so versteht Ihr besser wie ich wie ein Baby ohne Ahnung war, an meiner übermäßigen Emotivität schutzlos ausgeliefert. (LACHEN ist ERLAUBT):
1) Mit 13 Jahren war ich noch weniger aufgeklärt als ein 8-jähriges-Mädchen (mit meinen Eltern hatte ich irgendwie so viele Gefühlaustausch und Gespräche als ein Goldfisch mit seinem Aquarium). Als ein Mädchen mich fragte ob ich Tampons benutze, antwortete ich ehrlich „Nein, ich weiß nicht mal wo er reinkommen sollte“ - irgendwie desolat, oder? (UNGLAUBLICH daß ich sowas hier schreibe, ich habe es natürlich niiieee erzählt)
2) mit 14 Jahren kam ein besonders „pikantes“ Ereignis das die nächsten 15 Jahre meines Lebens erschwerte: Wir waren am Strand in Gabun /Afrika, auf dem Weg zu meinem Vater der schon seit einige Monate dort arbeitete, um mit ihm 2 Jahre lang die Hitze und die Moskitos genießen zu können. Meine Mutti hatte die normale NiveaCreme als Sonnenschutz mitgebracht, nun am Abend ist es mir klar geworden, daß NiveaCreme als Sonnenschutzmittel nicht geeignet ist…Ich bekam soooo einen schweren Sonnenbrand am ganzen Körper daß ich die nächsten Tage das Liegen im Bett nicht ertragen konnte und habe mich furchtbar geschämt. (Hey, ich war soooo rot daß ein Mexikaner mich mit einer überreifen Red-Chilischote verwechselt hätte!) Unfairerweise war ich die Einzige betroffen, der Rest der Familie war verschont, ob die Sonne netterweise ganz für mich gestrahlt hätte (ah ja, meine kleine Schwester war auch da, 7 Jahre jünger als ich und damals unerträglicher als eine hungrige Stichmücke). Am Körper ging der Sonnenbrand weg ohne Folgeschäden, aber ich verlor meinen „zarten Babyteint“ im Gesicht für immer, Nase, Kinn und Wangen haben ein deutlich sichtbare Verfärbung behalten, ich fühlte mich entstellt (nach und nach ist es weniger geworden, aber man sieht noch deutlich Äderchen).
3) Das Jahr des Abitur, ich war seit einem Jahr wieder in Paris, davor hatte ich ein Jahr bei einer Tante im Mitten-Frankreich gewohnt während Vati, Mutti und Schwester immer noch in Afrika waren. Mit mittlerweile 17 Jahren war ich ein elendes emotionales Wrack. Insbesondere war da ein Junge mit wem ich mich am Jahresanfang pudelwohl gefühlt hatte (Schmetterlinge im Bauch waren für mich was ganz neues), die ganze Klasse merkte daß wir Gefühle füreinander hatten, unter dem Druck der Hälften der Klasse habe ich ihn um eine Verabredung gebeten (schon bemerkenswert, wie selbstsicher ich trotz Schüchternheit in diesem Moment gehandelt habe!), aber mein Pech: der Idiot kam nicht, und noch schlimmer, er machte mich den Rest des Jahres immer wieder fertig, versuchend mich von meinen Kameradinnen zu trennen (die waren schon Mangelware), zeigend plötzlich an Ihnen Interesse, nehmend die U-Bahn mit Ihnen obwohl ich früher mit den mitgefahren war und er nicht, etc., tja er hat sein Spaß gehabt mich zu quälen, zum Glück war es das letzte Schuljahr und danach habe ich ihn nie wiedergesehen. Ich glaube der Schock sitzt in mir immer noch tief, weil ich nicht verstehen kann wie man so lieb sein kann und plötzlich so grausam. Es ist mir immer völlig unverständlich.
(Die Älteren von Euch kennen vielleicht noch eine alte Trickserie mit „Calimero“ dem Küken mit der Eischale auf dem Kopf, er fühlte sich immer ungerecht behandelt, von seinen Eltern, in der Schule etc. Calimero´s Lieblingsspruch war : „die Welt ist soooo ungerecht“). Jetzt weiß ich: DEN SPRUCH HATTE ER MIR GEKLAUT!!
Langsam Bergauf ging es als ich mit 18-19 Jahren vom Elternhaus ausgezogen bin um mit meinem ersten richtigen Freund zu wohnen. Dann habe ich peu à peu das wahre Leben kennengelernt. Auch viele schmerzhafte Erfahrungen, auch oft mit rotem Kopf durch die Gegend, manchmal so extrem rot daß viele unschuldigen Kirschen bestimmt vor Neid geplatzt haben. Aber ich war mein eigener Kapitän im Boot geworden.
Na, habe ich Euch schläfrig gemacht mit meiner Geschichte? Oder haben sich einige festgeklammert?
Keine Sorge, ich komme jetzt zum Schluss:
Ich bin froh daß es Euch gibt, es macht mir Mut. Vorgestern war es das erste Mal, daß ich deswegen geweint habe, es waren Tränen der Erleichterung. Und heute schreibe ich Witze dazu, es ist … ja… eine ganz neue Erfahrung.
Falls es Berliner unter Euch gibt, hätte ich Interesse, an einem nächsten Treffen teilzunehmen.
PS: ich habe mich gleich in mehrere Französischen und Deutschen Foren eingetragen, so begeistert ich war. Also möglicherweise könnt Ihr diesen Bericht woanders finden, ich stelle mich offiziell damit vor.
Für diejenige die Französisch lesen / verstehen, empfehle ich ein sehr nette Seite die ich ebenfalls entdeckt habe:
http://www.lestetesreds.ovh.org/index.html
Es gibt da sogar Interviews, Fernsehreportage und OP-Video. Sehr interessant.
Also bis dann.
01.06.2008 23:00 • • 02.06.2008 #1