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Hallo,
ich bin neu hier und möchte mich erst einmal vorstellen: Ich bin 41, zum zweiten Mal verheiratet und 6fache Mutter. Seit ich 28 bin leide ich an Angstattacken. Kurz zu meiner Geschichte:
Bis ich meine erste Angstattacke bekam, war ich ein sehr kontaktfreudiger und aufgeschlossener Mensch. Ich konnte gar nicht oft genug im Mittelpunkt stehen und es war mir sehr wichtig, immer genügend Beachtung zu bekommen. Ich hatte keine Probleme, vor großen Gruppen zu reden usw. und für mich war es immer ganz wichtig, zu Menschen Augenkontakt zu halten, wenn man sich unterhielt. Je mehr Rummel und Trubel um mich herum war, umso besser, ich liebte das. Bis zu dem Tag, als ich mit einigen Leuten zusammen saß und ich plötzlich Angst bekam. Furchtbare Angst. wobei ich noch nicht mal wußte, wovor. Mein Herz begann zu rasen, die Hände wurden schweißnass, in meinem Kopf dehnte sich eine unendliche Leere aus, ich bekam keinen Ton mehr über die Lippen und verließ wortlos und staksig, weil mir meine Beine kaum noch gehorchten, den Raum. Zudem zitterte ich am ganzen Körper. Es hat 20 Minuten gedauert, ehe ich mich davon erholt hatte und wieder normal war, aber von da an war alles anders. Ich konnte zunächst das Haus nicht mehr ohne bekannte Begleitung verlassen und selbst da fiel es mir schwer, überhaupt in einen Supermarkt zu gehen. Meine erste Ehe ging damals in die Brüche und ich stand mit meinen drei kleinen Kindern und meiner Angst alleine da. Es war furchtbar und einmal trank ich deshalb ein Glas Rotwein und merkte, wie mir der Alk. insofern guttat, dass ich keine Panik mehr verspürte. Unter dem Einfluß von Alk. konnte ich wieder selbstsicher und selbstbewußt auftreten wie früher. Also begann ich zu trinken - über vier Jahre lang, aber, ich zog dann selbst die Notbremse, weil ich merkte, nein, eine Lösung ist das nicht. Habe deshalb auch seit 10 Jahren keinen Alk. mehr angerührt. Meine Ängste begleiten mich dennoch nach wie vor. Ich bin jetzt in zweiter Ehe verheiratet und habe noch drei Kinder bekommen. Es gibt Phasen, in denen es mir deutlich besser geht, aber auch Phasen wo es mir ganz schlecht geht. Inzwischen hab ich mich soweit mit meinen Ängsten arrangiert, dass ich jeden Tag rausgehe und meine Pflichten erfülle (einkaufen, Kinder zum Kindergarten bringen, wieder abholen usw.) und ich fahre seit fast zwei Jahren wieder nahezu angstfrei alleine Auto, auch Autobahn. In meinen schlimmsten Zeiten gar nicht denkbar. Beim Auto hab ich es immer so gemacht, dass ich trotz Riesenangst vor Kontrollverlust einfach eingestiegen bin und gefahren bin. Am liebsten fuhr ich alleine, weil ich da laut mit mir selbst reden konnte, zusätzlich lief Radio oder CD. Ca. ein Jahr hat es gedauert, ehe ich komplett panikfrei ins Auto stieg und losgefahren bin. Jetzt ist es kein Thema mehr. Ich setze mich ins Auto und fahre los und denke nicht mehr über irgendwelche Angst darüber nach. Hier wird deutlich, ich bin durch die Angst durch und in punkto Autofahren hat sie ihren Schrecken für mich verloren. Nun kann ich aber nicht mitten unter Leuten anfangen, mit mir selbst Beruhigungsgespräche zu führen und mein Zittern bei den Panikattacken sehen sie ja dann auch und da ist eben das Problem. Ich kann diese Angst nicht durchleben, weil es allen auffällt und ich dann gerade erst recht auffalle. Ich habe die meisten Probleme damit, wenn ich das Gefühl habe, man schaut mich an. Dann kommt die Panik hoch und ich fang an, staksig zu laufen, zittere von Kopf bis Fuß, in meinem Kopf herrscht Vakuum und im Zentrum dessen steckt die Angst, die mich dann beherrscht. Blickkontakt mit anderen Menschen ist mir kaum möglich. Sobald das geschieht, geht die Panik wieder los und ich seh zu, der Situation zu entkommen. Deshalb kann ich auf keinen Elternabend gehen, kann nicht arbeiten gehen usw. Zum Friseur kann ich auch nicht gehen, denn schon alleine der Gedanke, da zu sitzen und es wird sich voll und ganz auf mich konzentriert, läßt Panik in mir aufsteigen und ich bin überzeugt, mein Kopf würde hin und her wackeln beim Haaremachen. Ich seh immer zu, dass ich Ausweichmöglichkeiten habe und nicht in Situationen komme, in denen ich mich ausgeliefert fühle. Nun ist es leider so, dass ich akut beim Zahnarzt bin. Aufgrund meiner Panik war ich Jahre nicht mehr und nun muß ich wegen schlimmen Schmerzen fast täglich dahin. Die ersten Behandlungen gingen, da war der Schmerz größer als meine Panik, aber nun sind die Schmerzen weg und nun geht die Panik wieder los. Ich habe keine Angst vorm Bohren, nicht vor Schmerzen bei der Behandlung, sondern vor den Leuten dort. Ich muß ja auf diesen Behandlungsstuhl und dann bin ich für den Zahnarzt und die Helferin bei der Behandlung der Mittelpunkt. Das heißt, sie konzentrieren sich nur auf mich und nicht auf was anderes und ich selbst muß daliegen und das ertragen und kann mich nicht aus dem Mittelpunkt entziehen. Der ZA und die Helferin sind sehr nett, sehr symphatisch und vorsichtig, aber, bei der letzten Behandlung hatte ich mitten in der Behandlung wieder eine Attacke, die mich äußerste Anstrengung kostete, nicht einfach während des Bohrens den Mund zuzumachen, aufzustehen und wegzurennen. Das ist so schrecklich. Ich will endlich wieder völlig normal im Leben stehen und nicht mehr diese Attacken haben. Ich habe noch einige Termine inklusive Zahnsanierung vor mir und weiß nicht, wie ich das schaffen soll. Es ist ja nicht nur, dass er in meinem Mund herumwerkelt, es werden dann nachher, von Angesicht zu Angesicht auch Gespräche geführt, wie wir die Sanierung machen und davor graut es mir, weil mich der Arzt dann anschaut und ich ihn auch anschauen muß. Kann ja nicht zu Boden gucken, das wäre ja fürchterlich peinlich. Wem geht es noch so und wie geht ihr damit um?

Grüße und danke
Tigern

25.07.2009 14:06 • 25.07.2009 #1





Dr. Reinhard Pichler
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