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Hey,

Eine kurze Vorstellung meinerseits:
Ich bin 22 Jahre alt, Auszubildende in der Krankenpflege im Krankenhaus, ich leide unter grundlegender Angst vor Ablehnung, die sich vor allem in meiner Ausbildung niederschlägt. Mein Teufelskreis, wie man das so schön nennt, sieht ungefähr so aus: Ich versuche krampfhaft, alles richtig und perfekt zu machen, setze mich dabei selbst unter Druck und mache gerade dadurch scheinbar Fehler - Jemand - in diesem Falle generell die examinierten Pflegekräfte - äußert (sicherlich ja gut gemeinte) Kritik an mir, und ich fühle mich inkompetent, und nicht nur das, ich sehe es als Angriff gegen meine Person. Was gesagt wird: Du solltest besser dieses und jenes tun. Was ankommt: Du bist dumm, du hast es immer noch nicht kapiert, du bist nicht nur ein schlechter Schüler sondern auch ein schlechter Mensch. - Daraufhin habe ich natürlich Angst vor weiterer Kritik und versuche wiederum alles perfekt zu machen. Ihr versteht?

Meine jetzige Situation ist die, dass ich in der ersten praktischen Prüfung nicht bestanden habe und nun noch einige Monate arbeiten muss, ehe ich sie ein zweites Mal antreten kann. Seitdem ich die Prüfung vermasselt habe, bin ich bei einer Psychotherapeutin, um nicht nur die Angst vor der nächsten, sondern auch die Angst, bei meinen Mitmenschen (-kollegen) nicht anzukommen zu bearbeiten.

Auf meiner Station gibt es 3 verschiedene Pflegegruppen, für die je eine examinierte Kraft verantwortlich ist. Die Gruppen wissen von den jeweils anderen Patienten wenig bis garnichts. Nun hatte ich heute eine Situation, in der ich nicht weiß wie ich mich weiter verhalten soll..

Eine Angehörige kommt auf mich zu und erklärt, dass in dem Zimmer einer anderen Pflegegruppe, aus dem sie gerade kommt ein Patient über sein Bettgitter steigen will. Ich sehe natürlich nach, was los ist und frage ihn was er möchte. Er äußert dass er auf die Toilette muss.
Ich verlasse das Zimmer wieder, um in das recht gut gefüllte Dienstzimmer zu gehen und den zuständigen Kollegen zu informieren, da ich mich mit seinem Patienten nicht auskenne und nicht weiß, ob er überhaupt aufstehen darf/wie er aufstehen kann. Ich sage, dass der Patient auf die Toilette müsse - Als Antwort kommt in ziemlich harschem Ton (Welchen ich zumindest als solchen empfunden habe) folgendes: Ja dann tu was dagegen. - Sicherlich hätte ich jetzt etwas sagen müssen wie dass ich ja nicht weiß ob er aufstehen kann... Stattdessen sage ich dummerweise in meiner aufgekeimten Wut auf mich selbst und auf ihn folgendes: Ich habe gerade selbst genug zu tun. (Was zwar wahr, aber nicht unbedingt die diplomatischste Antwort ist, wenn man auf der Station ist auf der man seine immerhin zweite Prüfung hat)
Im Hintergrund meldet sich die Stationsleitung zu Wort: Also so geht das nicht. Wir sind ein Team das sich gegenseitig hilft, und wir haben ALLE viel zu tun.

Natürlich fühlte ich mich im Anschluss sehr peinlich berührt und habe einen ungeschickten Versuch unternommen dem Kollegen zu erklären, dass ich normalerweise ja gerne helfe, mich durch seinen Befehlston aber angegriffen gefühlt habe.
Eine echte Antwort bekam ich nicht mehr, nur ein unverständliches Gemurmel.

Jetzt sitze ich Zuhause und überlege fieberhaft, ob ich mir damit vielleicht sogar Chancen für die künftige Prüfung verbaut haben könnte, habe Schuldgefühle weil ich patzig war und Angst davor, dass man es mir in Zukunft vielleicht absichtlich schwer machen könnte, zu arbeiten, dass die Stationsleitung und der Rest des Teams nun schlecht über mich denkt.. Oder mich noch genauer darauf beobachtet, ob ich weitere Fehler mache...

Sollte ich mich nocheinmal in aller Form entschuldigen? Mache ich mir vielleicht zu viele Sorgen? Wie sollte ich mich in Zukunft allgemein verhalten oder wenn so etwas nocheinmal vorkommt? - Ich fühle mich völlig hilflos und weiß weder ein noch aus.. Könnt ihr mir vielleicht Tipps geben?

09.02.2012 16:07 • 11.02.2012 #1


8 Antworten ↓


Hey Annika
Ich denke nicht das du dich noch einmal entschuldigen musst. In gestressten Situationen wählen wir manchemal einen Umgangston welcher uns später peinlich ist. Das ist bestimmt jedem schon einmal passiert. Auch deinen Mitarbeiter/innen auf der Station wird das bewusst sein. Deshalb habe ich das Gefühl das sie damit umgehen können. Du bist ja noch in der Ausbildung, da ist es doch völlig normal das du in manchen Sitautionen noch nicht so ruhig bist wie die Mitarbeiter welche mehr Erfahrung haben.


Ich wünsche dir alles Gute

A


Angst vor Ablehnung und Bewertung in der Ausbildung

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Hallo Annika,

also so schlecht fand ich dein Verhalten gar nicht. Auf den ersten Blick meint man zwar, du seist nicht hilfsbereit gewesen. Aber eigentlich hast du dich nur gegen den arroganten Kollegen abgegrenzt. Und dass du es ihm nachher nochmal erklärt hast, finde ich prima.

Ich würde allerdings auch nochmal auf die Stationsleiterin zugehen und ihr erklären, dass du natürlich gerne hilfst, aber erstens nur dann, wenn du ausreichende Informationen hast, weil du keinem Patienten schaden möchtest, und zweitens aber nicht von Kollegen auf eine arrogante Art Arbeiten zugeschoben bekommen möchtest, die eigentlich ihre Aufgaben sind, noch dazu ohne die nötigen Informationen! Denn der Kollege war ja eigentlich derjeinige, der gerade Arbeit abgewimmelt hat, oder?

Denn die Meinung deines Kollegen über dich ist nicht allzu wichtig, aber die der Stationsleiterin hat sicher mehr Einfluss auf deine Situation.

Was Kritik angeht: Als Lehrling/Azubi ist es normal, dass einem gesagt wird, wie man etwas anders = richtig(er) macht. Denn wie soll man sonst etwas lernen? Da brauchst du dich nicht abgewertet zu fühlen. Wenn niemand dir etwas sagen würde: Wäre dir das lieber? Hättest du dann nicht das Gefühl, dass sich niemand für dich interessiert und es den anderen wurscht ist, ob du da was lernst oder nicht?

Ich finde es auch gut und wichtig, möglichst alles richtig machen zu wollen. Aber mach das nicht aus Angst vor den anderen, sondern aus dem Wunsch heraus, den Patienten zu dienen und selber ein gutes Prüfungsergebnis zu bekommen.

Ich danke euch auf jeden Fall für die ermutigenden Worte..

Nun, wenn man es so sieht, GastB, bin ich ja eigentlich auch größtenteils wegen der PATIENTEN in diesem Beruf noch tätig, sonst hätte ich vielleicht längst schon aufgehört..

Es bleibt nur einfach die Angst in der Prüfung, vielleicht auch aufgrund meines allgemeinen Unwohlseins auf der Station nocheinmal diese Art Blackout zu kriegen, die ich beim ersten Mal schon hatte. Ich wünschte ich könnte mir sicher sein dass mir soetwas nicht noch einmal passiert, dann würde mich vielleicht auch weniger kümmern was die Kollegen angeht. Denn dass ich THEORETISCH weiß, was ich tun muss, daran zweifle ich nicht...

Im Moment ist wenigstens meine Laune auch grade besser, weil ich heute die Zusage für eine Stelle nach der Ausbildung bekommen habe

Herzliche Gratulation Das ist doch schon ein grosser Schritt in Richtung glückliche Zukunft!

Zitat von annika1989:
Im Moment ist wenigstens meine Laune auch grade besser, weil ich heute die Zusage für eine Stelle nach der Ausbildung bekommen habe

Das ist schön! Herzlichen Glückwunsch!

Solltest du bei der Prüfung einen Blackout haben, würde ich einfach gleich sagen: Puuh, jetzt hab ich grad einen Blackout - sorry ... Könnten Sie mir bitte ein Stichwort geben? Oder sowas. Einfach bescheiden und ehrlich sein. Das macht meistens einen guten Eindruck und mobilisiert die Hilfsbereitschaft der Menschen. Und die meisten Prüfer sind auch Menschen.

Ich habe in dem Prüfungsfach, in dem ich die meiste Angst hatte (weil ich wusste, dass ich da am wenigsten wusste) und tatsächlich - trotz Hilfen von Professor und Assistent - keine Antwort auf eine Frage wusste, schließlich einfach einen Witz gemacht.

Der Witz bestand darin, dass ich sagte: Sie meinen doch wohl nicht xy ...., nicht wahr? Das xy war assoziativ verständlich, aber trotzdem offensichtlich falsch, das war das Witzige dran. Also falls dir die richtige Antwort ums Verr .... nicht einfällt, dann nimm etwas, das dir dazu einfällt, und frage rhetorisch, dass sie das wohl NICHT meinen.

Du kannst solche Situationen übrigens auch zu Hause vorüben. Du weißt ja z.B. noch, welche Fragen du damals nicht beantworten konntest oder was du nicht konntest, oder?

Naja es ist oft schwierig da man manche Situationen einfach nicht planen KANN.. Vor allem in der Krankenpflege - Da kann der Patient alles mögliche zwischendurch raushauen und dein ganzer Plan ist kaputt. Das heißt SCHNELL einen neuen Plan bauen. Weil wie gesagt, die THEORIE kenne ich, was man in jeder einzelnen Situation wie richtig macht. Nur, in welcher Reihenfolge man was richtig in der Gesamtsituation macht... Kannst du mir noch folgen? xD

Man MUSS bei unseren Prüfungen SPONTAN sein können. Und das ist es was mir schwerfällt, was mich in meiner Stresssituation noch hochschaukelt..

Hallo, Annika

habe mir gerade Deinen Eingangsthread durchgeslesen.
Mich packt dann sowas von die Wut, wie man als Vorgesetzter mit Azubis umgeht, die gerade am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn stehen .
Was mich am meisten schockiert ist die Tatsache, daß sie selber in einem Sozialberuf arbeiten und scheinbar tagtäglich auf die Menschen losgelassen werden, die ihnen zur Obhut überlassen werden.

Ich weiß, daß man eigentlich zu Vorgesetzten respektvoll aufschauen sollte, weil diese einen in die Materie einführen.
In Deinem Fall würde ich freundlich , aber sehr bestimmt durchblicken lassen, was Du von diesem Führungsstil hälst, welcher angewandt wird.
Viele Chefs gut sich im wahrsten Sinne daran auf, andere fertig zu machen und das muß man sich nicht alles bieten lassen.

Es gibt da so einige Methoden, anderen freundlich zu zeigen, wo die Grenzen sind !


Die schreibe ich Dir aber besser per PN !


Alles Gute und dennoch viel Spaß,

Chamälion

Hallo Chamälion,

die Methoden würden mich auch intressieren. Ich tendiere dazu, alles schwarz-weiss auszudrücken, natürlich ohne dabei beleidigend zu sein. Aber mir ist es bewusst, dass manche Leute das Gesagte trotzdem als zu hart empfinden und das muss nun wirklich nicht immer sein.

Könntest du mir vielleicht auch eine PN zum Thema schicken?

Danke im Voraus!





Dr. Reinhard Pichler
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