Hi Redangel,
So wie ich das verstanden habe hast du in den Fächern Angst mitzureden in denen du nicht mit den Realschülern in einer Klasse sitzt, sondern mit den Gymnasiasten, oder? Denn du meintest dort wo Rücksicht genommen wird auch euch und wo du mit den Anderen bekannten Gesichtern bist da geht es dir gut. Aber in den anderen Fächern nicht.
Warum?
Hast du Angst dass deine Antworten nicht genügen wenn die Lehrer dich im Vergleich zu Gymnasiasten sehen?
Kommst du mit den Gymnasiasten in den anderen Klassen genau so gut aus wie mit den Realschulleuten? Was ist anders bei den gemischten Klassen als dort wo du gut bist?
Übergangsklasse ist nicht einfach. Ich hab selbst mal Unterricht gehalten in einer Realschulübergangsklasse. Das Niveau an das Niveau der Gymnasiasten anzupassen ist für die Schüler nicht so einfach. Die Meisten meinten sie hätten an der Realschule nie gelernt und wären trotzdem gut gewesen, und jetzt müssten sie plötzlich etwas tun.
Wenn deine Angst vor dem Vergleich her rührt lass dir sagen:
Die Fächer in denen du schlecht bist bauen nicht unbedingt aufeinander auf.
Geschichte, Bio, Reli - da ist Auswendiglernen angesagt. Das kannst du doch bestimmt.
In den anderen Fächern, Mathe, Englisch und so, da muss man vorhandenes Wissen hervor kramen und darauf aufbauen. Und dort mitarbeiten schaffst du doch. Dabei ist das eigentlich schwerer als in den Fächern in denen du so schlecht bist.
Vielleicht hilft es dir zu wissen dass Jeder vor einem Referat nervös ist und aufgeregt ist. Sogar große Redner und Schauspieler finden es peinlich wenn sie ihren Text vergessen oder sich verhaspeln, und auch nach 50 guten Referaten ist man meistens trotzdem noch nervös. Es ist also nichts Abnormales was du empfindest - es ist, im Gegenteil, sogar sehr weit verbreitet. Jeder muss eine Lösung für die Referatangst finden. Manchen hilft es die Referate vor dem Termin Familien, Freunden, etc. pp. vorzutragen. Ich kenne Leute aus meiner Kollegstufe die haben ihre Referate teilweise vorher fünf mal schon geübt. Ich bin z.B. der Typ der spontan sein muss. Ich übe meine Referate nie ein. Ich stell mich einfach hin und improvisiere, und bin dabei immer gut. Wenn ich vorher übe verhaspele ich mich komischerweise mehr als wenn ich es sein lasse.
In der Kollegstufe gibt es viele Zweier-Referate, aber auch Einzel-Referate. Und bei Beidem wirst du bewertet, benotet, begutachtet von den Anderen. Egal ob man jetzt zu zweit oder alleine Vorne steht.
Ich hatte z.B. mehr Einzelreferate als Team-Referate in der Kollegstufe. Gruppenreferate gab's da gar nicht mehr, das verfälscht die Notengebung zu stark weil der Lehrer nie weiß wer was und wie viel für die Präsentation gemacht hat.
Mir hat gegen die Angst geholfen mir zu überlegen was ICH denke wenn einer Referat hält. Ich hab mal bewusst darauf geachtet und fest gestellt: Ich urteile eigentlich nur sehr sporadisch. Am Ende vom Referat war es entweder langweilig oder cool. Und nach zwei Stunden waren sie eh wieder vergessen. SO wichtig wie für dich das Referat auch sein mag: Für deine Mitschüler ist es das nicht. Die beschäftigen sich entweder mit deinem Vortrag oder dem Thema oder mit was Anderem. Aber nicht wirklich mit dir.
Die denken danach Das REFERAT war blöd/cool und nicht DU warst blöd/cool.
So wichtig wie dir das vorkommt ist es für die Anderen gar nicht.
Und sei beruhigt: Solange der Lehrer irgendwas hört ist er zufrieden. Die Erfahrung hab ich als Schüler wirklich oft gemacht. Ich wurde, wenn ich mal in Reli etwas gesagt hab, gelobt für meine Weitsicht. Ich hatte laut Lehrer sehr tolle Beiträge. Aber der Depp aus der ersten Reihe der IMMER was gesagt hat, egal wie blöd oder unpassend es auch war, hatte trotzdem die bessere mündliche Note. Weil er MEHR gesagt hat. Nicht weil es wirklich besser war. Wenn du die Sachen weißt - sag sie! schei. wenn du dabei rot wirst oder nicht. Das sieht eh nur der der dich gerade anguckt - und das ist der Lehrer. Die anderen Schüler schauen eh nach Vorne und nicht in deine Richtung.
Jedes Mal wenn du eine Sache weißt und sie trotzdem nicht sagst versaust du dir die Benotung vom Lehrer. Das fände ICH z.B. viel schlimmer als rote Backen zu haben auf die eh keiner achtet.
Zum Abschluss: Rotwerden ist auch kein Beinbruch. Die meisten Schüler sehen dein Gesicht im Klassenzimmer doch nicht mal. Die sehen deinen Rücken oder Hinterkopf. Ich hatte an der Uni einen Dozenten, der war immer knallrot im Gesicht beim Reden. Wir Mädels fanden was niedlich
Eventuell könnte ein Beratungslehrer oder Schulpsychologe dir helfen, die sollten normalerweise in dieser Region geschult sein. Ich denke es kann dir aber auch helfen wenn du selbst Strategien entwickelst wie dir das Reden leichter fällt. Da gibt's so vieles worauf man achten kann...
Wenn ich z.B. einen Zettel mit Notizen in der Hand halte zittert die immer. DAS find ich dann peinlich, werde rot und verhasple mich, was mich noch mehr verunsichert. Seitdem ich eine Hand einfach in die Hosentasche stecke - dadurch steht man auch aufrechter - und meine Zettel am Tisch vor mir liegen habe bei Referaten und Vorträgen zittere ich nicht mehr, es stört mich nicht mehr, und meine Vorträge sind freier und besser. Es hilft mir auch z.B. mich seitlich ans Pult zu stellen. Stehe ich dahinter komm ich mir abgeschottet und wie auf dem Präsentierteller vor.
Das sind alles Sachen die man erst mit der Zeit lernt. Aber es kann helfen sich darüber Gedanken zu machen!
Du bist in der Schule, nicht an einer Elite-Uni für freies Sprechen. Es ist normal dass du nervös bist, und die Lehrer stellen sich schon darauf ein.
In der 11ten war ich ein Nervenwrack wenn ich Referate halten musste. In der 12ten wurde es besser. In der 13ten nochmal besser. Jetzt studier ich und bügle nur noch kleine Schnitzer aus. Ich hab viele Möglichkeiten gefunden wie ich mich besser fühöe bei Vorträgen, und dadurch werden auch die Vorträge besser.
Erinnere dich immer daran: Dein Thema steht dabei im Mittelpunkt. Nicht du. Du bist bloß der Übermittler. Ist wie ein Fernseher. Beim Fernsehen guck ich auch auf den Film und nicht auf die Hülle von meinem Fernseher. Ich hoffe du verstehst was ich meine.
Vielleicht helfen dir auch folgende Seite weiter:
https://www.psychic.de/redeangst.phpDu bist nicht allein mit deiner Angst, die ist weit verbreitet und bis zu einem gewissen Grad auch ganz normal. Die Anderen machen sich vor Referaten genau so in die Hosen wie du - bloß die zeigen das nicht. Das ist, finde ich, der ganze Trick bei der Sache. Ich bin immer noch genau so nervös vor meinen Referaten wie vor 2 Jahren in der Kollegstufe. Bloß weiß ich mittlerweile wie ich es machen muss damit die Anderen es nicht merken. Und je wohler ich mich durch dieses Wissen fühle, desto besser der Vortrag, desto besser auch die Note.
Bist du eigentlich schon mal wirklich knallrot geworden?
Wenn ja: Wie haben die Anderen reagiert?
Wenn nein: Provozier es mal und sieh dir an wie sie reagieren.
Wirst sehen: Das ist den Anderen ziemlich egal.
Aufmunternde Grüße,
Bianca