Hallo,
nein, eine Therapie habe ich nie gemacht. Ich wills mal so formulieren:
Ich hatte keine andere Wahl, als weiterzumachen. Das war ich meiner Familie schuldig. Was hätte ich auch sagen sollen ? Papa hat Angst, weiter zur Arbeit zu gehen? Du kannst mir glauben, ich habe wirklich alles in Betracht gezogen, um diese schreckliche Angst loszuwerden.
Ganz schlimm war es vor einigen Monaten. Da sollte ein Kollege von mir im Auftrag der Geschäftsleitung meine Arbeit bewerten. Und diesmal war die Anzahl der Teilnehmer bei der Schulung höher als sonst. Ich habe noch nie in meinem Leben gebetet. Aber am Abend vorher habe ich es getan und den lieben Gott gebeten, mir Kraft zu geben, so verzweifelt war ich. Am nächsten Morgen fuhren wir gemeinsam zum Kunden und während der Fahrt erzählte mein Kollege irgendwas, ich jedoch war gar nicht in der Lage, ihm zuzuhören.
Was, wenn ich versage ? Was, wenn bereits die Vorstellung des Projekts zum Desaster wird ? Job weg, Blamage, Firma blamiert.....
Als wir ankamen, saßen die Teilnehmer bereits im Schulungsraum und warteten auf uns. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Gleich muß ich beginnen, muß was sagen, muß uns und das Projekt vorstellen. Muß, muß, muß....
Dann kam mir ein rettender Gedanke. Ich änderte einfach meine Strategie. Nicht ich begann mit der Vorstellung, sondern ließ die Teilnehmer etwas über sich und Ihren Job erzählen. Wie lange und in welchem Bereich sie arbeiten, ließ sie über Schwierigkeiten im Job berichten usw.
Erstaunlich, wie leicht auf einmal alles war. Dieses fremdeln, das sich gewöhnen an fremde Menschen, war innerhalb von Minuten wie weggeblasen. Es ist so ähnlich, wie ein anderer User es hier im Forum beschrieben hat: Aufschlag und Return. ich schlage kurz auf, der Return kommt von den Teilnehmern und verschafft mir Zeit, mich auf die Leute einzustellen. Danach wird alles einfach.
Da erkannte ich, das man etwas braucht, um aus diesem Teufelskreis der Angst auszubrechen, eine Krücke sozusagen, eine Ablenkung, um sich auf das wesentliche zu konzentrieren.
Heute gehe ich völlig angstfrei zu den Schulungen: Gott sei dank. Ich habe ihn um Hilfe gebeten und er hat sie mir gewährt.
Allerdings ist es ebenso wichtig, nicht aufgeben zu wollen. Diese Maßnahme habe ich niemals in Erwägung gezogen. Ich habe mir immer wieder gesagt: Du schaffst das. Früher oder später gibt es einen Weg, diese schei. Angst zu besiegen. Man muß einfach weitermachen.
Gruß
Genda