Zitat von Snagoesdown:Ich weiß, wie absurd und bescheuert das klingen muss...
Absolut nicht!
Was du als 'normal' beschreibst ist so uneingeschränkt nicht 'normal'. Sondern die Ängste die du beschreibst sind es auch. Die meisten haben mindestens ein mulmiges Gefühl vor Beginn. Bei dir ist es nur stärker ausgeprägt, und das aus guten und nachvollziehbaren Gründen.
Dass du anerkennst dass du weder faul noch dumm bist ist sehr gut und auch ein Ansatz besser damit umgehen zu können.
Du fühlst die Befürchtungen und Ängste, du bist nicht rational zu diesen gekommen.
Die Gefühle als erlerntes Schnellschuss-System mit Handlungsimpulsen/-vorschlägen sind schnell und energiesparend - in diesem Fall aber natürlich nicht hilfreich.
Du kannst sie aber anerkennen, so wie sie sind mal annehmen, und dann aber beiseite tun und rational korrigieren - immer wieder.
Nachdem du dich einmal rational mit dem bevorstehenden auseinander gesetzt hast bringt es auch nichts sich weiter Gedanken darüber zu machen.
Immer wenn du bemerkst dass deine Gedanken und Befürchtungen darüber kreisen gilt es deine Gedanken und Fokus wohlwollend selbst zu korrigieren, und abzuwenden.
Denn sich so weiterhin damit auseinander zu setzen macht es nur schlimmer. Der Termin ist gesetzt, man weiß man wird dort hin gehen, und man weiß man wird es irgendwie schaffen. Und das reicht. Alles andere sind wilde und teils unrealistische Vermutungen und Befürchtungen.
Wenn dich die Arbeit und Arbeitszeit belastet kann es helfen dir vor Augen zu führen dass du es zeitlich begrenzen kannst - auf ein halbes oder zwei Jahre.
Dann ist es absehbar wie lange du durchhalten musst.
Und dann hättest du ja vielleicht die Möglichkeit bis dahin etwas anderes zu suchen, oder anzufragen ob du Arbeitszeit reduzieren kannst.
In jedem Fall lässt es sich besser 'durchhalten' wenn man weiß für wie lange.
Du kannst dir natürlich auch ein 'Neuorientierungsziel' setzen und sagen nach ein/zwei Jahren werde ich überprüfen wie es mir die Zeit über damit ging und ob ich etwas verändern möchte. Ein Beibehalten wäre dann auch eine Option, aber du sicherst dir zu dich damit zu beschäftigen und dich selbst und deine Bedürfnisse ernst zu nehmen.
Wir sind Produkte unserer Veranlagungen, unserer Vergangenheit und Umgebung. Auch wenn 'die Gesellschaft' dir weiß machen will dass du 'Schuld' an deiner Situation bist (was mit Nichten der Fall ist) brauchst du dich für ALG II nicht zu schämen. Schön dass du etwas verändern und tun möchtest, und dass du jetzt die Möglichkeit dazu hast!
Zitat von Snagoesdown:dass ich mit vielen Menschen (Kollegen) zutun haben werde, dass die Leute auf mich herabblicken, mich kritisieren, viel erwarten, dass ich 5-6 mal in der Woche für ca. 9 Stunden hin muss, macht mich einfach fertig.
Das sind zunächst mal alles reine negative Befürchtungen ohne Realitätsprüfung. Als solche musst du sie auch beiseite tun.
Neue Kollegen heißt neue Kontakte, neue Erfahrungen, vielleicht neue Freunde oder einfach gute Kollegen.
Statt Herabblicken vielleicht eher Kollegialität, Hilfestellung, Heranführen an die Aufgaben, Unterstützung.
Statt Kritik an deiner Person vielleicht eher Verbesserungsvorschläge, Arbeitsoptimierung. Selbst Kritik direkt an deiner Arbeit musst du nicht (unbedingt) persönlich nehmen, sondern als Optimierungsprozess deiner Rolle als Arbeiter. Keiner ist perfekt, insbesondere nicht wenn er etwas neues anfängt, in neuer Umgebung.
All diese Befürchtungen kannst du also durch positive Hoffnungen ersetzen.
Die Befürchtungen werden natürlich immer wieder hervortreten, das sind fest eingefahrene Leiterbahnen des Gehirns da ein vermeintliches Erfolgskonzept, aber immer wenn du diese bemerkst kannst du sie auf Realität prüfen und korrigieren und/oder durch Hoffnungen ersetzen und diese rational mehr Gewicht geben.
Durch das unterbrechen negativer Gedanken kannst du verhindern dass es in dem Moment schlimmer wird.
Auch wenn du das was du dir sagst nicht 'fühlst', keine innere Überzeugung dazu hast.
Und durch ständige Korrektur und Wiederholung und schließlich auch die tatsächliche Erfahrung der Situation kannst du die erlernten Muster auch umlernen.
Gruß
Jan