Hi Mac,
hast du es schon mal mit einer Verhaltenstherapie versucht bzw. warst du überhaupt schon mal in einer Therapie?
Als ich vor 15 Jahren in einer stationären Therapie war, meinte eine meiner Mitpatientinnen zu mir, dass ich grimmig dreinschauen würde, weswegen sie sich manchmal gar nicht traue, mich anzusprechen.
Wenn man böse dreinblickt, wirkt man auf andere natürlich nicht anziehend, aber andererseits finde ich es nicht unbedingt sinnvoll, eine Maske aufzusetzen, um positiver auf andere zu wirken, obwohl man sich selbst schlecht fühlt.
Es gibt so viele Leute, die ernst blicken, dabei aber trotzdem nicht unsicher wirken. Mit Provokationen oder Aggressionen werden sie deswegen auch nicht konfrontiert, da sie nicht signalisieren, Opfer zu sein.
Dass du mit deinem Kater spazieren gegangen bist und dich sehen hast lassen, ist doch kein Fehler. Auch Arbeitslosigkeit ist keine Schande - wie viele der Parteien in deinem Wohnhaus sind wohl noch arbeitslos? Die Gründe dafür sind vielfältig: Es gibt wirkliche Sozialschmarotzer, die nicht arbeiten wollen; andere, die in irgendeiner Weise krank sind; und wiederum andere, die ihren Job verloren haben und/oder zu alt sind, um einen neuen zu bekommen.
Du hast die Nachbarn geschrieben. Wie viele reagierten auf deine Arbeitslosigkeit denn negativ? Und was haben sie (die Tratschtanten?) gesagt? Also, so wie du die Lage schilderst, scheinen das ja wirklich sehr unsympathische Nachbarn zu sein, die ich selbst nicht haben wollte. Und trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass dich Leute, die dich nur vom Sehen kennen, mit dem Finger auf dich zeigen und dich komisch anblicken. Dass es mittlerweile besser ist, ist auch ein Indiz dafür, dass dies alles in deiner Vorstellung passiert, weil du dich dermaßen unter Druck setzt und jeglichen Blick anderer aufgrund deiner unschönen Erfahrungen falsch interpretierst. Ich weiß noch, als ich in meiner Schulzeit extreme Probleme mit meinem Kopftick hatte und mal an einer Bushaltestelle stand und dachte, dass mich jeder anstarren würde. Auch hatte ich mal eine Nachbarin unter mir, die einen Wackelkopf hatte, was mich aber gar nicht interessierte.
Dass du denkst, andere könnten dich für einen Beobachter halten, bildest du dir auch ein. Die Leute müssen doch sehen, dass du mit deinem Kater spazieren gehst und daher ab und an stehenbleibst. Außerdem ist es ja nicht so, dass du dich direkt vor Fenster stellst und reinguckst, oder?
Was waren das denn z. B. für blöde Kommentare, die deine Nachbarn unter dir hochriefen?
Du musst lernen, selbstbewusster zu werden. Das geht nicht von heute auf morgen, sondern nur in kleinen Schritten. Dein Selbstwertgefühl ist allein schon wegen deiner Arbeitslosigkeit ganz unten, deshalb wäre es nicht schlecht, dass du dir zumindest eine Teilzeitstelle suchst, wenn du dir nicht zutraust, in Vollzeit zu arbeiten. Oder du arbeitest irgendwo ehrenamtlich, um auf diese Weise in Kontakt mit anderen zu kommen.
Fiese Leute, die hinter deinem Rücken tratschen oder gar ganz direkt ihre Abneigung zeigen, gibt es leider überall. Du kannst sie nicht ändern, sie müssen es schon selber wollen. Und du solltest dir ständig vergegenwärtigen, dass es ihre (Vor-)Urteile sind, mit denen du konfrontiert wirst - und keine unverrückbaren Fakten. Sie kennen dich gar nicht; und wenn sie dich nicht kennenlernen wollen, werden sie auch nie wissen, was für eine Person du bist. Das ist aber nicht dein Problem.
05.07.2009 09:17 •
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