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Hallo, ich weis jetzt nicht wirklich wo ich anfangen soll, da ich eher einer bin, der fast nur Beiträge liest und nicht verfasst, aber ich versuche euch mal mein Problem zu schildern..

Es geht darum, dass ich momentan unter'm ziemlichen Druck stehe, weil ich heute ein Deutsch-Referat habe sausen lassen. Ich kann das einfach nicht bewerkstelligen, dass ich da einfach hingehe und das beschissenen Referat durchziehe wie fast sonst jeder auch.
Ich habe große Panik davor und weiß mir nicht zu helfen, außer, dass ich einfach Blau mache und hoffe, dass ich ihn nicht mehr machen muss oder ihn einfach zeitlich vor mir herschiebe, um ihn ein nächstes Mal vielleicht machen zu können.
Das Problem der Redeangst besteht bei mir schon seit einiger Zeit (bin 20 Jahre alt), vor ca. 4-5 Jahren.

Da waren die französischen Referate am schlimmsten, ich habe sie förmlich gehasst und immer nach einem Weg gesucht, sie nur irgendwie zu umgehen.
Wenn ich dann einigermaßen entschlossen war diesen zu machen, habe ich mir immer gesagt, dass man den Referat ja noch den Tag danach fertigstellen kann.. (Ich glaub die Leier kennt ihr alle..)
So hat sich das dann jeden Tag verzogen, bis schließlich der letzte Tag vor dem Referat angetreten war, ich dann Panik bekam und nichts mehr auf die Reihe brachte.

Die Ironie ist ja, wenn ich mal einen Referat halte, dass ich (fast) immer so gut bin, dass ich die andern in den Schatten stelle. Manchmal komm ich auch nicht mehr aus dem Zittern bzw. Stottern raus und jedem in der Klasse fällt es auf und bekomme schlechte Punkte.
Es ist wie ein Schwarz-Weiß-Bild. Entweder ich mache es perfekt oder ich mache es gar nicht und nehme in Kauf, eine Note 01 (bei euch ne ''glatte' 6') zu bekommen, hauptsache ich muss nicht dran.

Habe heute, wie auch die letzten zwei Tage zuvor Blau gemacht und es kotzt mich so derbst an, dass ich das nur wegen dem Referat gemacht habe.
Es ist nicht so, dass ich in den Prüfungen (Tests, ka wie ihr es nennt) allgemein schlecht wäre, ich bin sogar einer der Klassenbesten (Das sollte ich auch mit 20 Jahren..).

Meine Mutter versteht das gar nicht, sie nimmt mich einfach nicht ernst und will einfach, dass ich ihr keine Probleme mache und so schnell wie möglich zur Schule gehe, damit das nicht zu Normalität wird.

Ich habe mir heute auch überlegt das erste Mal zum Psychologen zu gehen, bzw. mich von einem Hausarzt dazu verschreiben zu lassen, aber auch da bezweifele ich, dass ich ernst genommen werde und das einfach als 'Phase' abgestampft wird.

Mit verzweifelten Grüßen
Timer

10.03.2011 13:25 • 11.03.2011 #1


6 Antworten ↓

Hallo Timer,

ich bin ganz sicher, dass dieses Problem von einem Psychologen / Psychiater auf jeden Fall ernst genommen würde. Am Ende meiner Schulzeit hatte ich auch ähnliche Probleme, d.h. ich machte regelmäßig - aus meiner damaligen Sicht aus Bequemlichkeit heraus - blau, tatsächlich handelte es sich um Vermeidungsverhalten wegen Ängsten bzw. während Phasen, die schon in Richtung Depression gingen. Was ja eigentlich kein klassisches Blaumachen ist! Mein damaliger Hausarzt erkannte das auch als Krankheit an, noch bevor ich es annehmen konnte. Ich war mir zu dieser Zeit noch nicht sicher, ob ich einfach keine Lust hatte, mich also einfach zusammenreißen sollte, oder wirklich nicht konnte.

Daher kann ich Dich nur ermuntern, Dir professionelle Hilfe zu suchen. Dass Du immerhin trotzdem Referate gehalten hast und Dir Deiner Stärken bewusst bist, ist schon mal gut.

Grüße

pc

A


Alles so bedrückend

x 3


Zitat von panicchief:
Hallo Timer,

ich bin ganz sicher, dass dieses Problem von einem Psychologen / Psychiater auf jeden Fall ernst genommen würde. Am Ende meiner Schulzeit hatte ich auch ähnliche Probleme, d.h. ich machte regelmäßig - aus meiner damaligen Sicht aus Bequemlichkeit heraus - blau, tatsächlich handelte es sich um Vermeidungsverhalten wegen Ängsten bzw. während Phasen, die schon in Richtung Depression gingen. Was ja eigentlich kein klassisches Blaumachen ist! Mein damaliger Hausarzt erkannte das auch als Krankheit an, noch bevor ich es annehmen konnte. Ich war mir zu dieser Zeit noch nicht sicher, ob ich einfach keine Lust hatte, mich also einfach zusammenreißen sollte, oder wirklich nicht konnte.

Daher kann ich Dich nur ermuntern, Dir professionelle Hilfe zu suchen. Dass Du immerhin trotzdem Referate gehalten hast und Dir Deiner Stärken bewusst bist, ist schon mal gut.

Grüße

pc


Danke für deine Antwort.

Ich werd dann wohl oder übel nach einem Psychologen Ausschau halten müssen, da ich denke, dass es so nicht wirklich weiter gehen kann und mich einfach zu sehr im Leben behindert...

Nur, wie soll ich das anstellen einen Psychiater aufzusuchen?
Einfach meinen Hausarzt fragen, bzw. irgendeine Zweigstelle suchen, wo man ein Termin ausmachen kann?
Es ist nähmlich so, dass ich mir nicht sicher bin, dass mein jetziger Hausarzt mir ein Termin zu einen Psychologen ausmachen wird, da er mir einfach zu banal rüberkommt und mir höchstwahrscheinlich sagen wird, dass das ansich nicht nötig wäre.

Wäre echt befreiend, wenn ich mal alles von meiner Seele runterreden könnte, ohne schief angekuckt oder gar nicht ernst genommen zu werden, da das nicht mein einziges Problem ist...

Kann es sein, dass man sich anfangs ziemlich blöd vorkommt, wenn man das erste Mal zu einem Psychiater geht und der einem sagt, mal solle so einfach loserzählen? Stelle mir das sehr seltsam vor.

Nunja, habe mir vorgenommen morgen wieder zur Schule zu gehen, da ich sonst zu viel Stoff verpassen würde, nur werden meine Kolegen mit denen ich den Referat hätte halten müssen nicht sehr begeistert sein, da fühlt man sich gleich 'besser'..

Timer

Zitat:
Manchmal komm ich auch nicht mehr aus dem Zittern bzw. Stottern raus und jedem in der Klasse fällt es auf und bekomme schlechte Punkte.


Geht mir genauso. Obwohl ich nun schon im 3. Semester bin, wird es einfach nicht besser bei mir. Meine Stimme zittert auch ziemlich heftig beim Vortragen, bin auch schon häufig darauf angesprochen worden. Wenn ich dann die anderen Studenten beobachte, die ohne Probleme ein Referat halten können, rege ich mich tierisch auf, dass es bei mir nicht so klappt. Aber ich denke, man sollte nicht allzu sehr darauf achten, was die anderen machen, denn dadurch setzt man sich noch mehr unter Druck.

Im Moment versuche ich es mit ein paar Stimmübungen, damit ich meine Stimme etwas kräftigen kann. Ich hoffe, das es was bringt.

Ein Besuch beim Psychologen ist bestimmt nicht verkehrt. Er kann dir professionelle Hilfe geben und weiß auch wie man an die Sache ran geht.

Liebe Grüße und viel Erfolg,

die Erdbeertante

Könnte mir vielleicht einer über seine Erfahrungen mit einem Psychologen/Psychiater erzählen?

Wie fängt es an, wie stellt man sich an, über was spricht man allgemein so?
Ist schon schei., wenn man nicht wirklich eine Bezugsperson hat, derer man alles ungehemmt erzählen kann..

Mir schwirren gerade viele Fragen durch den Kopf..

Wie das bei Euch in Lux. mit Psychiatern / Psychologen und überhaupt mit Versicherungsfragen läuft, weiß ich nicht. Wenn der Hausarzt zuständig für die Überweisung ist und das nicht ernst nehmen sollte, würde ich mir einen anderen suchen.
Zitat:
Kann es sein, dass man sich anfangs ziemlich blöd vorkommt, wenn man das erste Mal zu einem Psychiater geht und der einem sagt, mal solle so einfach loserzählen? Stelle mir das sehr seltsam vor.

Bedenken hatte ich vorher auch, ich fragte mich außerdem, ob ich das überhaupt brauche, was das bewirkt und wieviel es mir letztendlich nützt. Du wirst zuerst wahrscheinlich gefragt, was der Grund für Dein Kommen ist, dann schilderst Du es eben kurz, der / die Arzt / Ärztin bzw. Psychologe / -in fragt nach und so findet man schon zu den wichtigen Themen. Ergibt sich praktisch von selbst.

Grüße

pc

Hallo Timer,

Vielleicht kann der Krisendienst oder die Telefonseelsorge deiner Stadt dir bei der Vermittlung von Plätzen helfen! Auch der Hausarzt kennt oft irgend welche Therapeuten und kann dir einen empfehlen oder überweisen.
Habt ihr keine Schulpsychologen oder Beratungslehrer? Bei uns in Bayern kann man sich an diese wenden und die vermitteln dann weiter oder beraten selbst bis man einen Therapieplatz gefunden haben. Sie sind nämlich speziell geschuld in solchen Sachen, diese Redeangst kommt bei Schülern sehr häufig vor und ist deswegen normalerweise Standard-Programm in der Ausbildung solcher spezieller Psychologen und Lehrer.

Eltern und Familie haben es oft schwer sich in ein psychisches Problem einzudenken. Das solltest du ihnen nicht gar so krumm nehmen. Sie können sich das halt einfach nicht vorstellen. Ein Therapeut versteht dein Problem und hilft dir, aber eine richtige Bezugsperson ist der auch nicht, sondern eben ein Arzt. Viele Therapeuten bieten allerdings auch Selbsthilfegruppen an, das könnte dir evtl. gut tun, da findest du Gleichgesinnte. Hier im Forum findest du auch Viele mit dem gleichen Problem, schreib doch einfach ab und an hier rein

Ansonsten muss ich deiner Mom Recht geben: Zuhause bleiben und Schwänzen ist keine Option, da würde dir auch ein Therapeut auf die Finger hauen. Idee bei der Therapie ist durch Umdenken, Umgang mit der Angst und Konfrontation immer mehr Angst abzubauen und am Ende normal mit der Situation umzugehen.

Ich hatte übrigens selbst auch während der Schule massive Angst vor Vorträgen. Im Endeffekt kam das nur daher dass ich zu hohe Erwartungen an mich selbst hatte. Was meinst du: Woher kommt's bei dir?
Ich hab keine Therapie gebraucht damals, nur ein paar Wochen intensiver Auseinandersetzung mit mir selbst. Ich hab mir z.B. klar gemacht dass Nervosität bei Referaten normal ist, oder dass ich kein perfektes Referat abliefern kann weil es Perfektionismus beim Menschen schlichtweg nicht gibt. Wenn man das anstrebt scheitert man auf alle Fälle. Vielleicht hast du auch zu hohe Erwartungen an dich selbst, gerade auch im Bezug auf Ich bin 20, ich muss das doch können!
Das baut massiven innerlichen Druck auf, und dann wehrt sich die Seele meist irgendwann mit der Angst um darauf aufmerksam zu machen.

Alles Gute!





Dr. Reinhard Pichler
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